Hallo zusammen,
ich hatte mich in den vergangenen Tagen in anderer Sache mit Andreas ("Raal) über PN ausgetauscht. Dabei fragte er mich nach einem Feedback zur neuen Sonus Stella Natura, wie sie beim Forumstreffen vor einer Woche zu hören war. Nachdem ich ihm meinen Eindruck (ebenfalls per PN) mitteilte, bat er mich, diesen auch hier im Thread zu veröffentlichen, um konstruktive Anregungen für die weitere Entwicklung zu bekommen.
Das zum Hintergrund und auch zum Sinn meiner nachfolgenden Berichterstattung.
Setup und Hörbedingungen:
Quelle: Gert ->
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 717#p57717
Die Stella Natura stand im gleichen Hörraum an gleicher Stelle wie die AGM 5.4 (diese war für die Dauer der Vorführung nach hinten bzw. an die Seite geräumt worden). Auch die Stella Natura wurde vom Flaggschiff der gertifizierten Linns, dem G-DAC gefüttert, zum Teil mit Stücken, die Cay-Uwe aussuchte und die aus seiner Sicht geeignet waren, bestimmte klangliche Besonderheiten der Stella hörbar werden zu lassen, sowie einige Stücke der Playlist,von Gert und mir. So ergab sich eine zwar nicht zeitlich unmittelbare aber doch hinreichende Vergleichbarkeit.
Um meine nachfolgenden Klangeindrücke in ihrer Subjektivität besser einordnen zu können, möchte ich vorausschicken, dass ich ein großer Fan des direkten und präzisen Klangcharakters bin, wie sie auf dem Forumstreffen die AGM 5.4 aus meiner Sicht perfekt präsentierte. Aber auch aktive Lautsprecher der Firmen Silbersand, B&M, Adam Audio (ART-Schallwandler), KSDigital und andere gehören für mich dazu.
Ferner gehört zur Einordnung meiner Klangeindrücke die Tatsache dazu, dass die Frequenzweiche der Stella Natura, laut den Ausführungen von Cay-Uwe, nach unten hin noch nicht angepasst war und daher nur bis etwa 40Hz ging. Das hörte man z.B auch im Stück "Misa Criolla", bei dem die Grundfrequenz der angeschlagenen Felltrommel bei 30Hz liegt und demnach nicht zur Entfaltung kommen konnte - gleiches gilt für die Bachsche Toccata in d-moll, deren Subcontra C mit etwa 16Hz außerhalb der Darstellungsmöglichkeiten liegt. Insofern lässt der tiefere Bassbereich noch keine abschließende Einschätzung zu.
Ich habe mich an mehreren Positionen im Raum aufgehalten, so wie ich es auch bei der AGM 5.4 immer wieder gemacht habe. Eine gewisse Erschwernis bestand darin, dass die Manger-Wandler-Einheit nach unten geneigt war, sodass ich mich nur unzureichend "auf Achse bringen" konnte, indem ich mich bückte. Ich habe diese erschwerenden Faktoren in meiner nachfolgende Schilderung berücksichtigt.
Bei der Klangbeschreibung lege ich auch hier mein übliches Raster zugrunde, bei dem ich die Klangqualität in folgende Parameter aufschlüssele:
- Tonale Balance
- Detailauflösung
- Räumliche Abbildung
- Impulsverhalten
Tonale Balance:
Was mir vor allem auffiel, war eine unangenehme Betonung im Mittenbereich, was der Stimmen-Wiedergabe einen leicht blechernen und belegten Charakter gab, der bei Frauenstimmen stärker, bei Männerstimmen weniger starkins Gewicht fiel. Nach unten zum Grundtonbereich wurde es harmonischer. In den Höhen fehlte ein Stück Präsenz, obwohl der Hörraum aufgrund vieler schallharter Flächen bereits zur akustisch helleren Kategorie gehört.
In diesen klanglichen Eindruck passt auch das Musikstück "Keith don't go" (Nils Lofgren). Obwohl mir dieses Stück musikalisch durchaus zusagt, höre ich es selten wegen seiner "audiophilen Überzüchtung" (insbesondere im Präsenzbereich). Auf der Stella Natura klang das Stück tonal absolut richtig - und richtig angenehm natürlich. Endlich mal mit ausgewogenem Mittenbereich und ohne übertriebene Höhen.
Der Bassbereich hatte Schub und vermittelte bis zu seiner Abstimmungsgrenze durchaus ein Fundament.
Detailauflösung:
Ob es an den fehlenden dB im Präsenzbereich liegt oder an etwas anderem: Die Stella Natura verschluckte im Hochton-Mitten-Bereich viele Details (z.B. Anblasgeräusche der Orgelpfeifen bei der Toccata in d-moll, das "Schmatzen" der Lippen beim Luftholen von Sängerinnen (Misa Criolla, Sarah), die sonst immer (d.h. bei mir zuhause auf der Anlage wie auch mit der AGM 5.4) hörbar sind. Beim Musikstück "Sarah" verschluckte die Stella einiges am stimmlichen Charakter von Barb Jungr - vor allem der leicht rauhe, kehlige Timbre, den ich für ein wesentliches "Markenzeichen" ihrer Stimme halte. Alles wirkte verhangen. Auch hier war für mich die einzig positive Ausnahme "Keith Don't Go" von Nils Lofgren.
Räumliche Abbildung:
Die räumliche Darstellung war in meinen Ohren flach im Sinne von zweidimensionaler Links-Rechts-Stereophonie; im Gegensatz zur AGM 5.4 hörte ich z.B. nicht mehr die Ausdehnung des Kirchenraumes bei der Orgel (Toccata d-moll). Die Tiefenstaffelung war nur zu erahnen. Bei den Stimmen fiel mir auf, dass sie eine größere Ausdehnung hatten als sie real sind. Das Piano bei Sara hatte keine klare Position.
Impuls-Verhalten:
Auch in dieser Disziplin konnte mich der Lautsprecher nicht überzeugen. Alles klang wie weichgespült, distanziert, wenig emotional involvierend. Die Ausnahme auch hier wieder war das Stück "Keith Don't Go". Lediglich im Bassbereich war eine gewisse Schubkraft und Direktheit zu vernehmen, der allerdings in meinen Ohren die nötige Präzision fehlte.
Abschließende Betrachtungen:
Je weniger Elemente ein Musikstück beinhaltet, desto angenehmer ist die Stella zu hören. Je komplexer die Musik gestaltet ist, desto mehr verliert man den akustischen Überblick über Melodie-Verläufe, Rhythmik etc. Es wird auf die Dauer anstrengend, damit (komplexere) Musik zu hören.
Ich habe auf der letzten HighEnd in München einen Manger-Wandler gehört. Er hatte mich in seiner unspektakulär natürlichen Darstellung viel mehr überzeugt - einer der wenigen LS, bei denen ich damals gerne länger gehört habe, auch wenn der Bassbereich konstruktionsbedingt zu kurz kam. Insofern bin ich ein wenig ratlos, worin die Vorzüge der Sonus Stella Natura liegen - dies umso mehr, als Cay-Uwe ja versicherte, dass er die Abstimmung mit Messungen fundiert hat und sich zufrieden über den Klang (insbesondere in Verbindung mit dem Hörraum) äußerte.
Wenn ich mich als Halb-Laie nun auf dünnes Eis wage und mich mit möglichen Ursachen befasse, so bleibe ich besonders an einem Aspekt hängen: Cay-Uwe berichtete bei der Vorführung, wie wichtig es ihm ist, ein möglichst harmonisches Phasenverhalten über einen möglichst weiten Bereich im Frequenzgang zu erreichen. Aus diesem Grund habe er auch eine Frequenzweiche konstruiert, die eine sehr geringe Flankensteilheit aufweist, nämlich 6dB/Oktave. Es ist ja allgemein bekannt, dass eine größere Steilheit immer mit einer größeren Unruhe im Phasenverhalten erkauft wird. Insofern für mich nachvollziehbar.
Doch, wenn ich mir das grafisch verdeutliche, kann ich erkennen, dass der Tieftöner zwangsläufig in einem sehr weiten Überlappungsbereich mit dem Manger-Wandler zusammen läuft. Das könnte über einen ebenso großen Frequenzbereich die Klangcharakteristik des Manger-Wandlers entsprechend der Filtersteilheit verwässern. Die konstruktionsbedingten Vorzüge des Biegewellen-Wandlers gegenüber einem herkömmlichen Schwingspulen-Membran-Systems würde also über einen größeren Frequenzbereich dynamisch zunehmend neutralisiert.
Ich weiß - und so habe ich es auch bei der Vorführung von Daniela Manger in München erlebt - dass ein Fullrange-LS mit einem Manger-Wandler immer auf ein konventionelles Chassis im Bass-Bereich zurückgreifen muss.
Dabei wäre es m.E. wünschenswert, den Manger-Wandler über den gesamten Bereich laufen zu lassen, in welchem er seine Vorzüge ausspielen kann, ohne dass in diesem Frequenzband ein konventionelles Schwingspulen-Membran-System hineinfunkt. Und zugleich ist die Forderung nach einem harmonischen Phasengang wegen der damit verbundenen besseren räumlichen Abbildungsgenauigkeit ebenso sinnvoll.
Insofern würde man beides aus meiner Sicht nur dann unter einen Hut bringen können, wenn man eine hochwertige interne DSP-FIR-Entzerrung/Weiche einsetzt, die steilflankiges Ankoppeln mit zugleich harmonischem Phasengang ermöglicht. So könnte der Manger-Wandler sein ganzes Potenzial ausspielen bei gleichzeitig phasenharmonisch sauber ankoppelndem Bass-Treiber, der dem Lautsprecher dann auch ein überzeugendes Fundament verleiht. Das wäre meine Anregung für die Sonus Stella Natura.
Lieber Cay-Uwe, Du wirst hier sicher mitlesen. Auch wenn mein Bericht wenig positives an der Stella Natura erkennen lässt, so hoffe ich, dass Du ihn so verstehst, wie er von mir gemeint ist, nämlich als ein konstruktives Feedback. Ich stehe Dir wie auch Andreas gerne für weitere Detail-Fragen meiner Höreindrücke zur Verfügung. Ich hoffe auch, dass es noch mehr Rückmeldungen geben möge, sodass sich vielleicht dadurch auch ein stimmigeres Gesamtbild ergibt und damit mehr Anhaltspunkte für Optimierungsmöglichkeiten gibt.
In diesem Sinne audiophile Grüße
Fujak