Ralf Koschnicke hat geschrieben:@Jürgen: Ja, Du hast eigentlich recht. Ich werde aber auch nichts mehr liefern, außer:
@Sven: Sorry, Du verstehst überhaupt gar nicht um was es geht. Das ist fundamentale Physik und die Übertragung akustischer bzw. elektrischer Schwingungen gehorcht nach heutigem Stand der Wissenschaft diesen Gesetzen. Die digitale Aufzeichnung findet nicht in einem Paralleluniversum statt. Bitte beschäftige Dich mit Küpfermüller!!! Die Impulsbreite eines M150 lässt sich mit 44,1kHz nicht abbilden, auch nicht bei 64Bit. Die Bandbreite von 22,05kHz ermöglicht keine Impulse von 7µs zeitlicher Ausdehnung. Bei Tiefpassfilterung im AD werden die breiter und streuen die Energie über einen weiteren zeitlichen Bereich. Eine alternative, anschauliche Herleitung ohne Küpfermüller: 22500 Schwingungen pro Sekunde ergibt etwa 45µs pro Schwingung. Eine Halbwelle ist 22,5µs lang. Das ist die absolute Untergrenze.
Grüße
Ralf
Hallo Ralf!
Ich zitere jetzt mal aus einem Interview zwischen Fritz Frey und Dr.Helmut Jahne der Entwickler des Stagetec Truematch AD. Da wird nicht nur geschnackt sondern er beweist mit den klanglichen Eigenschaften dieses würde durchaus sagen "Ausnahmewandlers" auch praktisch was geht- weil wir hier auch so für die tägliche Praxis sind:
Fritz Fey: Die Basis der Überlegungen bezieht sich ja nicht nur auf die obere Grenzfrequenz,
sondern auf die Genauigkeit der Abtastung oder die Anzahl der Abtastproben von komplexen Wellenformen. Was sagt der Wissenschaftler und Entwickler dazu?
Helmut Jahne: Diese Annahme ist ein Irrglaube. Es gibt eine ganz klare Regel: Frequenzen, die kleiner als die halbe Abtastfrequenz sind, kann ich hundertprozentig ohne jegliche Abstriche rekonstruieren, mit beliebiger Präzision und Phasengenauigkeit. Auch wenn es einem optisch schwerfällt, das zu glauben – wenn ich ein Blatt Papier nehme und ein paar Kreuzchen darauf male und mich frage, wie wohl das Signal aussehen mag, dass diese Kreuzchen trifft, kommt das Rekonstruktionsfilter ins Spiel. Man darf nicht glauben, dass dieses Filter die Kreuzchen optisch miteinander verbindet und es trifft daher auch nicht zu, dass mehr Abtastpunkte ein ‚schöneres‘ oder genaueres Signal ergeben. Die Frage kann daher nur sein, ob
Frequenzen höher als die halbe Abtastrate vorliegen oder nicht. Wenn dem so ist,
muss ich logischerweise eine höhere Abtastfrequenz wählen. Alle die behaupten, sie könnten da etwas hören, hören nichts, was mit den übertragenen Frequenzen zu tun hat. Da bin ich vollkommen sicher. Die
andere Überlegung – und da steckt dann doch das Körnchen Wahrheit in der Diskussion – ist, dass Digitaltechnik auch quantisiert ist. Digitaltechnik quantisiert nicht die Zeit, auch wenn es viele Leute gibt, die das behaupten. Ich kann mit einer konstanten Abtastung mein Signal beliebig fein rekonstruieren. Wenn ich bei 44.1 kHz Abtastrate nur alle 22 Mikrosekunden einen Abtastwert nehme, kann ich trotzdem auf eine Nanosekunde genau zwei Signale zueinander versetzt abbilden und die kommen auch mit einer Nanosekunde Versatz wieder aus dem digitalen System heraus. Ich habe mein Audiomesssystem bei einem Wandlerabgleich einmal missbraucht, weil ich auf der Suche nach einem Phasenfehler zwischen zwei Kanälen war. Dieser Phasenfehler lang bei 0.07 Grad bei 20 kHz. Das haben wir dann zurückgerechnet und landeten bei 10 Nanosekunden. Diese 10 Nanosekunden haben wir mit dem Audiomesssystem bei 48 kHz Abtastrate gemessen. Mit anderen Worten, die zeitliche Auflösung ist völlig außen vor, wenn ich nur die Amplitude genau abbilden kann. Das Einzige, was nämlich quantisiert wird, ist die Amplitude. Wenn ich meine
hohen Frequenzen ganz fein aufgelöst bekomme, dann kann ich auch meine Kurve durchlegen und
erhalte auch ganz präzise die zeitliche Relation dieser Kurve. Wenn ich eine schlechte Auflösung habe,
also beispielsweise ein 16 Bit Signal, dann bringt der Wechsel auf eine höhere Abtastrate tatsächlich etwas, da bei 16 Bit eine grobe Quantisierung vorliegt. Liegt ein Wert dazwischen, kann ich meinen rekonstruierten Kurvenzug präziser durchlegen. Wenn mir jemand erzählt, dass 192 kHz wie analog klingt, dann glaube ich ihm, aber dann hatte er es mit einem Signal zu tun, das grob quantisiert war. Wenn es mir aber gelingt, eine extrem feine Quantisierung zu realisieren, was mit unserem Wandler intern mit 32 Bit Auflösung möglich ist,
dann bringt eine höhere Abtastrate keine Vorteile. Pro Verdopplung der Abtastfrequenz bekomme ich einen Abtastwert mehr, also genauso viel wie ein Bit mehr. Das heißt, wenn ich von 16 auf 17 Bit erhöhe, hat das
den gleichen Vorteil, als wenn ich von 44.1 auf 88.2 kHz gehe. Es ist also wesentlich effizienter, die Bitauflösung hochzutreiben. Wenn ich nur genügend Dynamik zur Verfügung habe, bekomme ich auch eine sehr präzise Ortung. Diese kann ich aber auch mit weniger Bits und ganz, ganz viel Abtastung erreichen.
Günter Pauler: Ich möchte gerne mal ein Thema ansprechen, was mich längere Zeit beschäftigte, nämlich die Tatsache, dass ich aus heiterem Himmel mit ‚seltsamen‘ Geräuschen auf meinem Wandlerset zu kämpfen hatte. Zunächst hatte ich nach Netzstörungen gesucht, bis ich dann dahinter kam, dass die
Phantomspeisung eine Ursache sein könnte. Nach meinem Wissensstand gibt es bestimmte Regeln, wie die Phantomspeisung auszulegen ist, doch scheint es genauso gewiss zu sein, dass sich die wenigsten Mikrofonhersteller daran halten. Ich kam zu der
Erkenntnis, dass die Stagetec-Variante eine sehr genaue Auslegung der Norm ist, die mancher Mikrofone aber eben nicht.
Helmut Jahne: Dazu würde ich gerne einiges
erzählen. Der vierkanalige Mikrofonvorverstärker, den wir 1997 bauten, hatte technische Parameter, die man mit einem klassischen Vorverstärker gar nicht erreichen kann. Genau diese Parameter wurden durch
das Einschalten der Phantomspeisung ‚zur Sau gemacht‘. Die Phantomspeisung erfordert zwei Widerstände, die so viele Nachteile in die Schaltung brachten, dass ich dar-
über wirklich genervt war. Vorher war dies den Anwendern gar nicht so bewusst, da die erhältlichen Mikrofonvorverstärker in der Mehrzahl auch nicht so toll waren. In einer solchen Situation fängt man natürlich an, darüber nachzudenken, was man tun kann. Die Norm schreibt nicht zwingend diese Widerstände vor, sondern die Norm sagt, dass ein bestimmtes Stromspannungsverhalten gewährleistet sein muss. Bei meinen Versuchen, eine gute technische Lösung mit anderen Mitteln zu finden, die die guten Eigenschaftenmeines Gerätes nicht kaputt machen, fand ich einen Weg, der bei den uns
zu Testzwecken zur Verfügung stehenden Mikrofonen auch funktionierte. Ich hatte mir
allerdings nicht träumen lassen, dass beinahe jeder Mikrofonhersteller irgendwelche geheimnisvollen
Kunstgriffe anwendet, die auch nicht dokumentiert sind. Nicht ohne Grund und Eigennutz bin ich in die Mikrofonnormungssitzung der AES gegangen, in der ich auch heute noch mitmische. Inzwischen bin ich
dort auch sehr bekannt als der einzige Mischpulthersteller, der sich für die Phantomspeisung interessiert. Ich habe dort auch vieles lernen müssen – zum Beispiel über Mikrofone, die wahlweise 12 Volt und 48 Volt Speisung haben. Diese Mikrofone schalten nämlich um, und zwar dergestalt, dass sie
bei 48 Volt eine kleine Stromaufnahme haben und bei 12 Volt eine höhere. Es gehört nicht viel elektrotechnisches Wissen dazu, festzustellen, dass wenn ich bei kleiner Spannung viel und bei
großer Spannung wenig Strom ziehe, ein negativer Innenwiderstand entsteht.
Wenn ich einen negativen Innenwiderstand an einen Regler anschließe, entsteht ein Schwingkreis. Man kann dagegen etwas tun, denn wenn die Regelfrequenz der Spannungsumschaltung
am Mikrofon eine andere als die meines Spannungsreglers ist, funktioniert
alles wunderbar. Für besagte Vierkanalkarte gibt es mittlerweile drei oder
vier Revisionen, die sich durch veränderte Regelzeitkonstanten unterscheiden, immer dann, wenn uns wieder eine Störung mit einem bislang nicht in Erscheinung getretenen Mikrofon zur Kenntnis gebracht wurde. Es liegt nicht daran, dass wir nicht in der Lage wären eine Phantomspeisung zu bauen, sondern daran, dass ich versucht habe, das, was die Norm zulässt, auch auszureizen. Diese Norm wurde von Mikrofonherstellern ‚erfunden‘, nach dem Prinzip, dass die Gegenseite genormt wird, aber was das Mikrofon macht, nirgends beschrieben ist. Inzwischen habe ich mit der XMIC+ Karte dem Spuk durch den Einsatz zweier immerhin selektierter Widerstände ein Ende gemacht. Um anderen Herstellern zukünftig solche Erfahrungen zu ersparen, werden höchstwarscheinlich die nächsten IEC- und AES-Normen diese Widerstände zwingend vorschreiben.
Grüße Sven