Hallo Freunde,
uli.brueggemann hat geschrieben:Also Gert, ran an die Arbeit
ok. Von Ralf bekam ich zwei Logsweeps, einmal vom internen Laufwerk seines Audia Flight CD-Players abgespielt, einmal vom Sonos am externen Wandlereingang des Audia Flight.
Die Messung direkt an den digitalen Ausgängen der Quellen hat nicht funktioniert, weil Ralf ein Problem mit dem Digitaleingang seiner externen Soundkarte hatte.
Also habe ich die Signale am Analogausgang des Audia Flight Wandlers verglichen. Die Files lagen als Stereo-wavs vor, aber Acourate will einen Monofile (wie z. B. mit einem Messmikro aufgenommen). Also erst mal die Methode selbst überprüft und den originalen Logsweep wie weiter oben beschrieben erstellt. Ihn habe ich in einen Monofile gewandelt, indem ich ihn in audacity geladen, die beiden Stereokanäle getrennt und beide hintereinander in einen Monofile kopiert habe. Das hat gut funktioniert, und ebenso habe ich die beiden Messfiles behandelt. Dabei konnte man zunächst sehen, dass kein gezieltes Übersprechen zwischen den Kanälen für irgendeine gefühlte Bühnenverbreiterung o. ä. gemacht wird, was schon mal gut ist. Mit der Inversen gefaltet, die bei der Erzeugung des LogSweeps ebenfalls erstellt wird, erhält man die Übertragungsfunktionen. Zunächst die Amplitude:
Man sieht, dass die Frequenzgänge gut sind, kein Sounding über Frequenzgangmanipulation an irgend einer Stelle. Die grüne Linie verdeckt die braune und stellt den FG des Originals dar. Der Frequenzgangknick unter 20Hz kommt daher, dass der Logsweep erst bei 10Hz beginnt und langsam eingeblendet wird, um einen Signalsprung zu vermeiden. Die beiden Quellen (die restlichen vier Linien, die alle übereinander liegen) spielen gleich laut und haben den gleichen minimalen Höhenabfall nach oben hin (Analogfilter des DAC). Insgesamt ist der Pegel ca. 6dB unter Vollaussteuerung, was lediglich davon abhängt, wie weit Ralf den Pegelregler am Analogeingang der SK aufgedreht hatte bei der Messung. Anmerkung für Acourate-Kenner: Man muss alle Files mit der gleichen Verstärkungseinstellung falten, also Häkchen bei "freeze norm. gain" setzen. Schauen wir uns das bei -6dB einmal unter der Lupe an:
Nun sieht man die Kanalungleichheit links-rechts, wobei man nicht weiß, welchen Beitrag die Soundkarte und welchen der DAC liefert. Die Kanalgleichheit ist aber als sehr gut zu bezeichnen (das sind nur ungefähr 0,05dB Abweichung!). Das ist ebenfalls gleich für beide Quellen.
Schauen wir mal nach dem Klirr, zunächst das Original, was zeigt, wo bei dem verwendeten Logsweep die Messgrenze liegt:
Wollte man hier ein niedrigeres Niveau erreichen, müsste man tiefer beginnen mit dem Logsweep, dafür langsamer einblenden, den Logsweep länger machen und die Diracs weglassen. Aber das so erreichte Niveau bei <105dB ab 20Hz reicht völlig aus. Nun die beiden Quellen, oben Sonos, unten CD:
Das ist genau gleich für beide Quellen und zeigt eben das Eigenklirrverhalten des DAC. Das Klirrniveau liegt zwischen -90 und -100dB (gut).
Warum um Himmels Willen hört dann Ralf und mit ihm gleich noch ein paar Freaks einen Unterschied zwischen CD und Netzwerk? Das Folgende könnte der Grund sein:
Das sind die Sprungantworten. Links und rechts ist gleich, deshalb zeige ich nur den linken Kanal. Rot ist das Original. Die leichte Schräge des Verlaufs vor und nach dem Sprung kommt von der unteren Grenzfrequenz. Braun über den Sonos. Das sieht exzellent aus. Die messtechnisch bedingt geringere Amplitude ist wie vorher im FG auch hier zu sehen, und das Analogfilter des DAC verschleift die Kante oben etwas. Über den CD-Player sieht die Sprungantwort (in blass-türkis) aber gänzlich anders aus. Es sind heftige Einschwingvorgänge zu sehen. Über den Grund lässt sich spekulieren. Ich versuche mal drei verschiedene Interpretationen:
1. Es könnte im DAC ein unterschiedlicher Digitalfilteralgorithmus für interne und externe Quellen zum Einsatz kommen.
2. Es könnten sich wie von Hans-Martin schon vermutet Probleme des CD-Players über die Länge des Logsweep wiederspiegeln. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass beim Auslesen von der CD die Daten erst mal in einen Puffer wandern und dessen Nachladung von einem präzisen Quarz gesteuert wird - deshalb halte ich das für wenig wahrscheinlich.
3. Die digitale Signalverarbeitung des Laufwerks bewirkt bereits die sichtbare Impulsunsauberkeit.
Interessant ist nun, dass die offensichtlich unsauberere Impulsverarbeitung als wärmer und angenehmer empfunden wird. Ist das vielleicht auch ein bisschen Gewohnheit? Die braune Sprungantwort könnte vielleicht als schonungsloser empfunden werden, ist aber dem Original näher.
Viele Grüße
Gert