Hallo Ralph,
Ralph Berres hat geschrieben:
Übrigens ist der BM Hochtöner ( und auch Superhochtöner ) kapazitiv abgetastet. ( Es wird der Verschiebestrom gemessen, und nicht die Spannung ). Dadurch wird dann wie bei BM und bei Silbersand schon immer üblich die Geschwindigkeit gegengekoppelt, wie bei den Tief und Mitteltönern auch, und nicht wie schon öfters behauptet die Auslenkung.
vielen Dank an Dich für Deine Erläuterungen zur kapazitiven Gegenkopplung, wie sie in einigen B&M Modellen realisiert ist. Doch selbst dann, wenn effektiv die Membrangeschwindigkeit gemessen und zur Gegenkopplung herangezogen wird, so müsste es sich doch bei dieser Art der Abtastung um einen Mittelwert der Geschwindigkeit für die Gesamtmembran handeln, oder liege ich da falsch ?
Im Falle einer relativ ausgeprägten Eigenmode der Membran - insbesondere mit einer geraden Anzahl an gegenphasig schwingenden Teilflächen - kann sich diese mittlere Membrangeschwindigkeit (man erfasst ja nicht den Betragsmittelwert der Membrangeschwindigkeit) innerhalb eines relativ schmalen Frequenzbands zu einem ausgeprägten Minimum hin bewegen. Ebenso sind erhebliche Phasendrehungen zu erwarten: Ich denke diese sind es vor allem, welche eine Regelung dann erschweren oder unmöglich machen können.
Der grundsätzliche Messwert "mittlere Membrangeschwindigkeit" ließe durchaus - für den Fall, daß die Membran sich noch unterhalb ihrer Koinzidenzfrequenz befindet, hier könnte der "Knackpunkt" liegen - einen Schluss auf den resultierenden Schalldruck zu, den letzlich würde man die "Raumgeschwindgkeit" bestimmen ("verdrängtes Luftvolumen pro Zeit"), welche dem Schalldruck proportional ist.
Oberhalb der Koinzidenzfrequenz einer Membran gleichen sich "Überdruck" und "Unterdruck" über gegenphasig schwingenden Membranzonen jedoch nicht mehr aus, da die Biegewellen auf der Membran sich oberhalb der Koinzidenz
schneller als Luftschall ausbreiten: Dann beginnen die Eigenmoden eine neue Form der Schallabstrahlung, welche sich u.a. in einem "verzipfelten" Rundstrahlverhalten äußert.
Eigenmoden niedriger Ordnung auf einer Membran, welche oberhalb der Koinzidenzfrequenz betrieben wird, sind die größte Katastrophe, die man sich für das Übertragungsverhalten einer Membran vorstellen kann:
- die Eigenmoden führen dann zu ausgeprägten Minima und Maxima im Frequenzgang, weil sie eine geringe Überlappung aufweisen (die nächste Mode ist im Frequenzbereich "weit weg").
- bei Hartmaterialien geringer Eigendämpfung ist die Resonanzgüte der Eigenmoden erwartbarerweise hoch (scharfe Resonanzen)
- das Rundstrahlverhalten einer in diesem Modus betriebenen Membran wird sehr "chaotisch".
Diesen Betriebszustand aus "Eigenmoden niedriger Ordnung" und sich gleichzeitig "im Frequenzbereich der Koinzidenz" zu befinden, riskiert man gerade bei extrem leichten und biegesteifen Membranen mit geringer Eigendämpfung, wenn man sich nicht aus dem Frequenzbereich der Partialschwingungen heraushält.
Wie die Verhältnisse bei den konkret genannten B&M Hochtönern waren oder sind, kann ich nicht beurteilen. Mir ist jedoch bekannt, daß z.B. etliche Hochtonkalotten (z.B. in 25mm Durchmesser) aus imprägnierter Seide existieren, die ein sehr gutes Übertragungsverhalten haben, was sich auch in hochaufgelösten Zerfallsspektren messtechnisch wiederspiegelt.
(Anmerkung: Die Erwähnung hochwertiger Gewebekalotten bedeutet nicht, daß ich selbst für alle Zwecke Kalottenhochtöner präferieren würde.)
Ein solches Gewebematerial - u.a. mit hoher Koinzidenzfrequenz, vorzugsweise außerhalb(!) des Hörbereiches - verhält sich hinsichtlich der Schallabstrahlung selbst dann noch relativ gutmütig, wenn Eigenmoden auftreten, denn es bestehen
- geringere Resonanzgüten der Moden
- keine Koinzidenz im Bereich der Eigenmoden niedriger Ordnung
Mir stellt sich hier die grundsätzliche Frage, ob es z.B. sinnvoll ist, wenn die Sonderanforderung "leitfähige Membran" - für die Konstruktion einer kapazitiven Regelung - hier die Wahl des Membranmaterials bestimmen sollte.
Evt. wäre eine Gewebemembran mit einem leitfähigen Überzug oder einer leitfähigen Tränkung hier eine Alternative, um akustischen und regelungstechnischen Anforderungen gleichsam gerecht zu werden.
Ansonsten bleibt natürlich der beschrittene Weg, nämlich "noch mehr Wege" einzusetzen. Was wiederum die Frage aufwirft: Wird ein LS (allein) durch "mehr Wege" am Ende besser ? Auch wenn der Einsatz mehrerer Wege unumstritten notwendig ist ...
Denn schließlich stellt jede Übernahmefrequenz eine potentielle Diskontinuität im Bündelungsmaß dar (hier gilt es, auch die Abstrahlung in der Vertikalen zu berücksichtigen).
Zumal ich hier u.a. zur alten "BM 20" bereits Fragen bezüglich der Anordnung der Hochtöner aufgeworfen habe, die mir bisher noch niemand schlüssig - der Tenor war dort oft "wird schon nicht so schlimm sein" - beantworten konnte:
"Anordnung der Hochtöner in alter BM20"
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=16&t=5533
Laut Aussage eines Teilnehmers im genannten Thread ist auch die "BM18" durch eine vergleichbar "eigenwillige" Anordnung von Mitteltöner, Hochtöner und Superhochtöner gekennzeichnet.
Aber wer weiß, vielleicht erfahre ich dazu ja noch etwas akustisch Interessantes, das mir bisher entgangen war.
Viele Grüße aus Reinheim
Oliver