Hallo Winfried,
jetzt dachte ich, wir wären hier doch schon ein beträchtliches Stückchen weiter in der Diskussion! Sorry, der Vorschlag des Analogforums zeigt deutlich, dass zumindest dort noch gar nicht verstanden wurde, was den Unterschied ausmacht. Es sind nicht die Bits! Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, also der Netzwerkplayer was taugt, sein Dateninhalt bitidentisch zur CD gerippt ist und der CD-Player keine Schwerarbeit bzgl. Fehlerkorrektur leisten muss, dann ist die Differenz Null. Das ist klar! Das Experiment können wir uns sparen. Sonst stimmt irgendwo was nicht. Der Hund liegt wo ganz anders begraben, da haben wir doch lange diskutiert und experimentiert - Stichwort Takt. Es kommt darauf an, mit welcher Taktgenauigkeit die Bits zum Wandler kommen. Zum einen, wie genau der Takt, die Bitclock, aus dem Datensignal rekonstruiert werden kann, aber auch zum anderen, wie die Zeitungenauigkeit der Datenflanken auf den Wandler durchschlägt.
Also nochmal ausführlich, da dieser Sachverhalt doch noch nicht so richtig in den Köpfen angekommen zu sein scheint: Da gab's doch die Diskussion zwischen Ralf Koschnicke und mir, weshalb Ralf Unterschiede zwischen verschiedenen Digitalquellen hört (Rechner, Netzwerkplayer, CD-Laufwerke, was auch immer), obwohl er einen zentralen Takt im Studio hat
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! Immer den gleichen sauberen Taktgenerator, der alles steuert. Woher soll jetzt noch ein Unterschied kommen? Bis dahin war die Jitterdiskussion doch immer dahin gehend, dass man eben den Takt aus den Daten möglichst gut rekonstruieren muss, und der Fisch ist geputzt. Das ist offensichtlich nicht so! Das ist nur die halbe Miete. Ein DA-Wandler, der (jetzt mal idealisierend angenommen) einen ideal reinen Takt zur Verfügung hat, wird aus diesem Takt die Zeitpunkte der Wandlung festlegen. Das spielt sich aber alles mit einigen MHz ab, so ein typischer Systemtakt für einen DAC, der möglichst sauber sein sollte, ist 24,576MHz. Das ist HF, Kurzwelle. Das strahlt alles munter in alle Richtungen ab, sonst würde kein Radio funktionieren. Und empfängt genauso munter aus allen Richtungen. Es findet ein Übersprechen zwischen den verschiedenen Takten statt, die da existieren. Es gibt die Daten selbst, die in einem Rhythmus zwischen Null und Eins wechseln, die LR-Clock (wann ist links, wann rechts), die Bitclock (wann gilt das Datum) und den Systemtakt, der ein Mehrfaches der Bitclock ist, weil der DAC bzw. sein meist eingebautes Digitalfilter ein mehrfaches Oversampling macht. Hätte ich also einen ideal sauberen Systemtakt generiert und daraus eine ideal saubere Bit- und LR-Clock abgeleitet, bliebe immer noch das originale Datensignal, dessen Flanken nicht ideal zeitgenau sind. Jetzt kommt sicher gleich das Argument, ja, da nimmt man doch einen FIFO (Ringspeicher, in den reingeschoben und dann wieder ausgelesen wird). Erstens ist das entgegen der landläufigen Meinung nur selten anzutreffen in DACs (in meinem schon) und zweitens hilft das noch nicht wirklich. Denn die "schmutzigen" Daten vor dem FIFO strahlen genauso ihre wackelnde HF in Richtung DAC-Chip wie ohne FIFO. Was bei Ralf geholfen hat: Den Datenstrom selbst neu takten, extern. Mit dem Big Ben. Plötzlich war Ruhe, jede Digitalquelle klang gleich. Und das deckte sich mit Ulis Erfahrung, dass der Billigplayer mit Digitalausgang von der Supermarktkasse plötzlich nicht mehr unterscheidbar war von einem CD-Laufwerk für 10.000 Euro, wenn nur der Big Ben vor dem Wandler war. Und der Erfahrung von Franz. Und auch der Teac-Netzwerkplayer, der seine Sache prinzipbedingt schon besser als all die CD-Laufwerke macht, profitiert noch erheblich von einer Reinigung des Datenstroms, wie Sigi eindrücklich berichtet hat.
Ein Netzwerkplayer hat es offensichtlich leichter, taktsauber Daten zu liefern als ein CD-Laufwerk. Eine Festplatte ist erheblich besser organisiert (Sektoren etc.) als so eine Audio-CD, da zittert halt ein Datenstrom raus. Wenn jetzt wieder einer FIFO sagt
![Razz :P](./images/smilies/icon_razz.gif)
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Aber auch ein Big Ben oder wie die Neutakter mit hochpräzisem Taktgenerator alle heißen mögen, filtert Taktungenauigkeiten eben nur und elimiert sie nicht vollständig. Schon aufgrund des Übersprechens, das auch bei einem externen mit Blechmantel geschirmten Gerät von Eingang zu Ausgang stattfindet, auch wenn dies in weit geringerem Maße durchschlägt als innerhalb einer Blechbüchse.
Und auf dem Weg von Neutakter zu DAC schleicht sich wieder ein Jitter ein - der dateninduzierte S/PDIF-typische Jitter, dessen Mechanismus ich ja schon mal ausführlich erklärt habe. Also wirkt sich genau dort ein möglichst dispersionsarmes Kabel mit möglichst hoher Grenzfrequenz positiv aus - auch an dieser Erfahrung durften wir ja bei Sigi oder Jürgen et al. teilhaben.
Also, kurz zusammen gefasst, spart Euch die Zeit für das vorgeschlagene Experiment. Hätte es doch das trügerische Ergebnis, Differenz des Dateninhalts Null, also Klangdifferenz Null.
Viele Grüße
Gert