Hallo Jochen,
danke für diesen Hinweis mit dem Problem, das Dein Freund hat. Du hast mich damit auf die richtige Fährte gebracht. Auf USB wollte ich allerdings nicht so gerne verzichten, denn alle anderen, mir bekannten Lösungen wären doch deutlich aufwändiger, wie z.B. ein stand alone Recorder wie der
Tascam DA-3000 für Stereo.
Hallo zusammen,
das Problem mit dem Datenverlust ist nun gelöst. Der Datenverlust kam innerhalb meines PCs zustande durch die Verwendung von WaveLab als Aufnahme-SW. Ich konnte nun mehrere Dateien völlig verlustfrei = bitidentisch übertragen zwischen dem Linn-Streamer und meinem PC bei Verwendung von RME DIGICheck als Aufnahme-SW. Das funktioniert auch bei einer Samplingrate von 192 kHz.
Dennoch, die Übung hat mir gezeigt, dass SPDIF bzw. AES in keinster Weise sicher ist. Wenn ich es mit mir bekannten Transaktionsverfahren vergleiche, erinnert es mich an
UDP. Will sagen, es ist ein Datenprotokoll, das
- verbindungslos ist, denn die verbundenen Partner machen sich nicht individuell bekannt,
- nicht-zuverlässig ist
- ungesichert und ungeschützt ist.
Also ein einmal gesendetes Paket
kann ankommen, muss aber nicht. „Fire & forget“ nennt man solche Transaktionsverfahren in der Informatik – ganz im Gegensatz zu
„Two-Phase-Commit“ Protokollen, die einen korrekten Datentransfer
garantieren. Würden wir uns beim Aufbau von Computer-Kommunikation in der Informatik auf „Fire & Forget“ verlassen, wären wir ziemlich eingeschränkt in unseren Möglichkeiten. Und so etwas wie Finanztransaktionen oder die Steuerung komplexer Anlagen würden wir sicher nicht Maschinen überlassen wollen, mit denen zu kommunizieren es immer eine Komponente von Russischem Roulette gäbe. Ich drücke das mal so drastisch aus, weil es mich einfach auch ärgert, dass wir uns auf derart unsichere Kommunikationswege verlassen – innerhalb der digitalen Welt – wohlgemerkt.
Leider ist es nun aber so, dass die üblichen Stand-alone Analog-Digital-Koverter eben solche SPDIF bzw. AES Datenströme produzieren und ich gebe mich aus praktischen Gründen vorerst geschlagen. Audio over IP Protokolle wie Dante (s. z.B. die
Focusrite RedNet Serie) sind sicherer, bedeuten aber einen erheblich höheren Aufwand. Solange ich meine Kette so kontrolliere, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit von bit-identischer Übertragung ausgehen kann, akzeptiere ich SPDIF / AES. Nur nochmals, das ist kein Weg, der per se sicher wäre.
Auswahl eines Mikrofon-Vorverstärkers
Ich wollte für mich herausfinden, welche Mikrofon-VV eine bessere Qualität besitzen als die im Fireface UC verbauten. Folgende Geräte habe ich gestestet:
Dieser Vergleich ist wie das Hornberger Schießen ausgegangen. Die Unterschiede zwischen den beiden RME Produkten waren für mich de facto nicht wahrnehmbar. Das Lake People klang einen Tick angenehmer aber ein substanzieller Unterschied war das erstaunlicherweise nicht.
Parallel habe ich mir die Daten der verschiedensten Mikrofon-Vorverstärker angesehen. Ich wollte einen VV, der eine möglichst geringe Ausgangsimpedanz aufweist. Sonst habe ich wohl möglich Folgeaufwände bei der Kabelbeschaffung. Die meisten Hersteller geben die Ausgangs-Impedanz gar nicht an. Und wenn sie sie angeben, ist sie erstaunlich häufig um oder sogar über 100 Ohm.
Und dann begegnete mir – als Gebraucht-Angebot – einer der Traum-Mic-VV, den ich mir neu wohl nicht hätte leisten wollen: der
Millennia HV-3C.
Freundlicherweise wurde mir ein einwöchiges Rückgaberecht eingeräumt und so habe ihn kurzerhand gekauft. Mit dem Millennia nun klangen alle getesteten Mikrofone deutlich besser. Die Klavieranschläge kommen wesentlich sauberer und sehr viel realistischer. Vor allem ist genügend Reserve bei Dynamik-Attacken und der Bass suppt nicht so schnell zu. Im direkten Vergleich deklassiert der Millennia die o.g. Mikrofon-Vorverstärker. Und daher behalte ich ihn.
Auswahl eines Analog-Digital-Wandlers
Hierzu habe ich ebenfalls viel Recherche betrieben. Die am besten beleumundeten ADCs (von Weiß, Lavry, Prism Sound, DAD etc.) liegen so in der 7-8000 € Klasse für zwei Kanäle. Das wollte ich nicht ausgeben. Ebenfalls immer als sehr gut beschrieben und mit einem Straßenpreis von gut 1000 € geradezu ein Schnäppchen ist der
Mytek Digital Stereo 192 ADC.
Ich habe ihn daher gekauft und verglichen mit dem Fireface UC. Zuerst habe ich Dateien mit dem G-ADS/1 DAC abgespielt und mit beiden ADCs aufgezeichnet. Die Unterschiede waren – zum Ohrenbrechen – erstaunlich gering. Also vielleicht doch einfach beim Fireface bleiben?
Dann habe ich gedacht – sei schlau und nimm immer wieder das gleiche Referenz-Stück auf. Also:
- Original abspielen
- Aufnahme 1. Generation normalisieren und abspielen
- Aufnahme 2. Generation normalisieren und abspielen
- …
- Aufnahme 8. Generation normalsieren
Das mit beiden Wandlern. Dann habe ich von beiden die 8te Generation in die Playlist geladen, mich gemütlich hingesetzt und war in Erwartung großer Unterschiede. Aber auch da musste ich genau hinhören, um Unterschiede wahrzunehmen. Eine klangliche Verfärbung z.B. hätte sich immer weiter verstärkt von Generation zu Generation. Aber beide ADCs sind offenbar sehr neutral. Und im Vergleich zum Original zeigte sich auch, dass der Linn-Streamer hier keine Verfärbung oder andere Verfremdungen erzeugt hat. Auch scheint es nach ein paar Generationen nicht mehr wirklich schlechter zu werden. Das Ergebnis war unklar und ich wollte den Mytek schon zurückschicken, denn das war den zusätzlichen Aufwand nicht wert.
Dann aber dachte ich, mach' zum Abschluss mal eine Klavieraufnahme mit den beiden ADCs. Und das war eine Offenbarung. Der Mytek liefert ein sehr viel kohärenteres Klangbild. Räumlich klarer und die Musik ist fließender, besser durchhörbar – analoger wie immer wieder gesagt wird. Das Fireface dagegen liefert ein „fahriges“ Ergebnis. Vermeintlich brillant aber nicht so fokussiert und weniger genau. Die 8 Generationen haben es nicht gebracht, aber die direkte Mikrofon-Aufnahme. Der Mytek bleibt also.
Fazit: Meine AD-Kette
Nach diesen Tests sieht meine AD-Kette (bis zur nächsten Änderung) wie folgt aus:
- 2 Mikrofone: Brauner Phantom Classic
- 2 kanaliger Mikrofon-VV: Millennia HV3C – symmetrischer Analogausgang
- 2 kanaliger Analog-Digital-Konverter: Mytek Digital Stereo 192 ADC – SPDIF Ausgang sowie Worldclock-Ausgang
- Interface wie z.B. das Fireface UC mit USB-Ausgang
- Bit-Sicheres Aufnahmeprogramm wie z.B. DIGICheck
Die Beschränkung auf zwei Kanäle macht die Kette klein aber fein. Mit dem Interface besteht aber jederzeit die Möglichkeit der stufenweisen Erweiterung. Bis zu zwei weitere Mikrofone könnten direkt an dem Fireface angeschlossen werden oder weitere Mikrofon-Vorverstärker ließen sich zwischenschalten. So kann die Kette wachsen, für den Fall, dass meine Anforderungen sich verändern.
Mit dem sehr guten ADC (und der verlustfreien digitalen Übertragung bis zur Festplatte – uff) habe ich nun auch sehr gute Möglichkeiten, (Stereo-)Analogquellen zu digitalisieren und mit WaveLab adäquat nachzubearbeiten.
Viele Grüße
Harald