Hallo Forenten,
bevor ich zu den Alben komme, die ich heute höre, möchte ich kurz über zwei Live-Konzerte berichten. Überhaupt ist es für mich bei vielen meiner Alben ein wichtiger Aspekt, dass ich darauf mitspielende Musiker und Musikerinnen schon live sehen und hören konnte.
So hatte ich kürzlich die Gelegenheit, zwei der bekanntesten Jazz-Clubs in New York zu besuchen. An einem Abend konnte ich im Blue Note mal wieder Stanley Clarke hören, der einige junge Begleitmusiker dabei hatte. Die Musik und der Sound waren gut. Das Drumherum hat mir aber weniger gefallen. Der Club ist enorm durchorganisiert und man hat das Gefühl, dass die Musik nur Beiwerk ist, um möglichst zügig in beengten Räumen vielen Leuten Essen und Trinken zu verkaufen. Bevor die Musik begann, wurde darum gebeten, sich nicht so laut zu unterhalten; es wurde aber fleißig weiter bedient, und an der Bar wurden lautstark Eis zerkleinert und Cocktails gemixt. Noch während der Musik wurden die Rechnungen verteilt und kassiert, denn nach Ende der Musik müssen die Leute schnell gehen, damit man den zweiten Set vorbereiten kann (für den man, wie in den USA üblich, ein weiteres Ticket benötigt).
Da hat mir die Atmosphäre am nächsten Abend mehr zugesagt. Mit etwas Glück war ich an ein Ticket für die späte Vorstellung von John Zorn in Village Vanguard gekommen, den ich schon lange nicht mehr live gesehen hatte (hier mit Marc Ribot, Trevor Dunn und Tyshawn Sorey, er ist dort die ganze Woche mit verschiedenen Formationen zu hören gewesen). An diesem Ort geht es wirklich um das musikalische Ereignis. Schon früh stehen Leute draußen Schlange, um gute Plätze zu ergattern, und auch drinnen zeigt die Atmosphäre gleich, dass die Leute zum Musik hören gekommen sind. Entsprechend gut war die Stimmung im voll besetzten Club, die Lautstärke war nicht zu hoch und der Sound war auch dort sehr gut (die Musik natürlich auch).
Passend dazu habe ich heute ein Set aus der Sammlung
gehört. Das sind 6 Sets, die im Blue Note aufgenommen wurden, und die für mich musikalisch und aufnahmetechnisch zu den schönsten Alben des Trios Keith Jarrett/
Gary Peacock/Jack DeJohnette gehört. (Dieses Trio durfte ich auch einmal live erleben.)
Dann habe ich eine legendäre Aufnahme aus dem Village Vanguard gehört
die ich als Remaster im 96/24 Format habe. Bill Evans spielt vor und rechts von meinem rechten Lautsprecher, gegenüber auf der linken Seite der Kontrabass von Scott LaFaro und das Schlagzeug von Paul Motian links von der Mitte, eine ganze Menge Geräusch des Publikums dazwischen. (Die Aufnahme ist älter als ich, von denen habe ich nur Paul Motian viel später in verschiedenen Gruppen live gehört.)
Zum Schluss dann noch ein etwas ungewöhnlicheres aber auch unbedingt empfehlenswertes Album
auf dem eine Gruppe um John Zorn auf 26(!) Stücken eine atemberaubende und abwechslungsreiche Mischung von Free Jazz, Country, Blues, Rock, usw. abliefert. Nichts für eine "ruhige Stunde".
Viele Grüße,
Frank