Aus der Diskussion wird klar, wie wenig die klanglich hörbaren Phänomene auf ihre wirklichen Ursachen hin erforscht sind. Offenbar kann nicht alles erklärt weren, was tatsächlich zu hören ist - gerade an der Schnittstelle zwischen digitalen und analogen Signalformen.
Dennoch möchte ich von meiner Seite eine Erklärung zu dem Phänomen von Franz abgeben, und ich hoffe, Ihr könnt dem folgen, auch wenn es etwas länger ist (dafür habe ich versucht, es etwas zu strukturieren
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Unterschied zwischen normalen Daten und Audiodaten
Beginnen möchte ich mit dem oft gehörten Argument, wonach digitales Signal gleich digitales Signal sei - egal ob normale Datenpakete oder Audiosignal.
Das Audiosignal stellt eine Besonderheit dar, weshalb der Vergleich zu der normalen Datenübertragung via USB nicht greift: Das Audiosignal besteht nämlich aus einem
digitalen Anteil (in welchem die eigentlichen Musiksignale enthalten sind) und einem
analogen Signalanteil, nämlich einer Rechteckschwingung mit einer Frequenz, die der Samplefrequenz entspricht. Hier ist die Information enthalten, wie sich der Wandler gegenüber der digitalen Information zu verhalten hat. Bei SPDIF-Format sind digitaler und analoger Anteil ineinander verwoben. Die analoge Clock-Information des Sampletaktes ist damit sehr viel fehleranfälliger für Störungen. Werden durch minderwertige USB-Kabel oder andere Störeinflüsse die Flanken der Rechteckkurve verschliffen, kann es zu zeitlichen Fehlinterpretationen des Wandlers kommen und bestimmte Bits kommen in eine anderes Zeitfenster, werden also in ihrer Aussage falsch interpretiert. Die Folge sind Phasenverschiebungen, genannt Jitter.
Das ist normalerweise erst dann ein Problem, wenn die digitalen Signale in ein analoges Signal gewandelt werden. Solange es digital bleibt, zählt das, was für die normale Übertragung von Daten gilt: Es gibt lediglich Reduktionen der Übertragungsgeschwindigkeit oder im schlimmsten Fall ein Abbruch der Übertragung. In jedem Falle geht kein Bit der Originalinformation verloren, und wenn ein Datenübertragungsvorgang (sei es beim Kopieren oder beim Rippen) als erfolgreich abgeschlossen gemeldet wird, kann man sich darauf verlassen, dass dies bitgenau passiert ist.
Auswirkungen von USB- und CPU-Aktivität auf Jitter
Wenn nun wie im Setup von Franz, der Software-Player sich die digitalen Daten von einer externen USB-Platte über das USB-Kabel zur Verarbeitung holt, dann können durch ein minderwertiges USB-Kabel zwar keine Informationen auf der Datenbit-Ebene verloren gehen, aber es könnte zu einem häufigen Informationsaustausch zwischen den beiden USB-Schnittstellen kommen, wenn die Datenübertragung immer wieder neu angefordert werden muss, weil Datenpakete nicht oder unlesbar ankommen. Diese Aktivität könnte durchaus in die Playersoftware einstreuen.
Kleiner Ausflug zu cmp²
Es wurde bereits auf den Cicsmemory-Player hingewiesen. Der Autor dieses Players hat festgestellt, dass jegliche Aktivität an den USB-Schnittstellen wie auch jede zusätzliche CPU-Aktivität ein Audiosignal verjittern kann, welches den Rechner/Abspieler verlässt. Warum dies so ist, lässt sich nicht bis ins allerletzte Detail erklären, aber es ist ein wahrnehmbares Phänomen, dem das Konzept des Cicsmemory-Player Rechnung trägt. Ich betreibe übrigens aus genau diesem Grund nur noch seinen cmp²-Player mit extrem abgespecktem Betriebssystem, was um Längen besser als das an sich schon recht gute Foobar klingt.
Das Phänomen von Franz
Genau hier sehe ich den Zusammenhang zu dem von Franz gehörten Phänomen: das bessere Kabel bedeutet weniger überflüssige USB- und CPU-Aktivität durch immer wieder neu und wiederholt gesendete Datenpakete - inklusive der darüber stattfindenden Kommunikation; das wiederum führt zu einer geringeren Verjitterung des augegeben Audiosignals. Das Phänomen von Franz ist meines Erachtens also kein vom allgemeinen Jitterthema abgetrenntes, wie weiter oben angemerkt wurde
Warum kein Jitter beim Rippen/Kopieren
Es erklärt übrigens auch, weshalb beim Rippen oder Kopieren mit minderwertigem Kabel kein Jitter auf der Festplatte gespeichert werden kann, wie weiter oben spekuliert wurde. Das System kann soviel CPU für einen schwierigen Datentransfer beanspruchen, wie sie braucht,
solange das Signal nicht gleichzeitig für die Audioausgabe gewandelt werden muss. Das bessere USB-Kabel bringt in Bezug auf die Audioqualität nur dann etwas, wenn es im Realtime-Datenstrom der Audioausgabe und -wandlung eingebunden ist. Beim bloßen Rippen oder Kopieren von Audiodaten bringt das bessere Kabel hingegen "nur" eine bessere Datenübertragungsrate/-geschwindigkeit. Bitgenau wird die Kopie / das Rippen in jedem Fall mit beiden Kabeln, denn das hat für das System die höchste Priorität.
Einsatz vom Big Ben
Und weiter: Warum trotz BigBen ein Unterschied hörbar ist, vermag ich nur zu spekulieren. Tatsache ist, dass auch ich seinerzeit mit BigBen einen Unterschied (wenn auch marginal) hören konnte zwischen Foobar und cmp². Offenbar siebt der BigBen nicht alles aus, was ihm vor den Chip kommt.
Ich hoffe, man konnte meinen Ausführungen folgen.
Grüße
Fujak