Verfasst: 08.09.2014, 18:56
Was nun folgt ist keine Antwort auf die letzten Beiträge zu diesem Thread,
sondern ein Traktat in eigener Sache – analog – is there anybody out there ?
Gestern Abend war einer dieser wenigen als denkwürdig zu Titulierenden.
Ein guter Bekannter, mit dem ich mich immer wieder treffe um einfach Musik zu hören, darüber zu diskutieren – neue Aufnahmen und Eindrücke auszutauschen – am besten bei einem guten Wein – besuchte mich gestern Abend. Es ging um die letzten Neuerungen hinsichtlich meines Streamers, aber auch meines PS.
Es sollte ein Abend werden, der so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird.
Zunächst ging es darum, wie sich der neue Firmware update des Streamers auswirkt, dazu brachte mein Bekannter einige seiner interessanten CDs mit, die neben dem Hören von „bestens beleumundeten CDs u.a. aus dem StereoPlays Autorenliste, gerippt wurden.
Interessant ist immer wieder, dass hochauflösende Formate nicht automatisch die besseren sind. Das Mastering macht den Unterschied.
Es gibt mässige Aufnahmen (Delalande Troisieme Caprice) oder La Cetra Baoqueorchestra – die wie 90% aller CDs in meiner Umgebung einfach nur gepflegte Langeweile von sich geben, weil jeder Spannungsbogen aus der Musik herausgenommen wurde oder einfach in der Aufnahme nicht eingefangen wurde.
Interessanterweise klingen diese CDs bei meinem Bekannten mit schottischem Edel Player, französischen Vollverstärker und britischen Boxen alle wohl zwar weniger aufgeräumt aber dafür energischer / lebendiger.
Nur, wenn es dann gut wird – teilweise bei CDs von Stockfisch oder eine Aufnahme von Correlli (Flötenkonzerte) oder Diana Krall – live in Paris– dann wird bei mir diese Proportion sehr deutlich in Form von erkennbarem Spielwitz und dynamischen Schattierungen.
Von gut zu aussergewöhnlich ist es dann doch noch mal ein grosser Schritt – und hier zeigt sich auch ob eine Anlage diesen Unterschied proportional rüberreicht – denn bei den allermeisten wird es dann dünn und der Unterschied zwischen sehr gut und aussergewöhnlich ist nicht mehr wirklich erkennbar
Aussergewöhnlich ist bspw. Nils Lofgreens Acoustic Live. Eine der ganz wenigen CDs (und meine besten hochauflösenden Files sind was Druck, Schnelligkeit und Verve angeht, nicht besser, allenfalls gleichwertig) die meinen VV und die Boxen ansatzweise etwas fordern.
Da kann man auch mal 40 Minuten zuhören und hat seinen Spass und mein Bekannter zollte Respekt vor diesem Album.
Nur, wir wollen den Masstab zurecht rücken. Alles bisher beschriebene ist "eitel Tand" ein blasser Abgesang, Musik im digitalen Käfig oder wenn mal alles passt, wie bei Nils, dann ein Gehege, in dem die Musik sich entfalten darf.
Raus durfte keine Musik, die Interpreten waren immer an der digitalen Leine. Das echte Tier kam nie zum Vorschein, allenfalls eine Idee was hätte sein und werden können.
Das änderte sich erst beim Auflegen einer sehr guten analogen Platte – bspw. Temptation - Album 1990 (Aufnahme von 1973 original Motown)
Es ist die Öffnung aller bisher geschlossenen Türen, aggressiv, transparent, Dynamik die das Wort auch verdient, ein Bass mit Biss und Druck, nicht weil es laut ist, sondern zeitlich kohärent den Zuhörer erreicht. Die Musik geht durch Mark und Bein, sie zeigt Ihre Krallen und man weis sofort, was sie will.
Ich nahm diese Platte, um die Neuerungen am Laufwerk zu demonstrieren und diese waren eindeutig erkennbar (es ist jetzt uninteressant, welche Änderung das konkret ist. Die Änderung umzusetzen geht schnell vonstatten und jeder der es wüsste würde uns umgehend in in die Klapse stecken lassen) .
Es ging weiter mit Albinoni – auf einer Archiv Aufnahme – wiederum alles offen, transparent, mit Körper, Textur – Greifbarkeit, nichts ist zu spüren von dieser Anämie, die allen digitalen Träger eigen ist (mal mehr mal weniger)
Und dann zieht er die Urgewalt aus seinem Fundus – Gidon Kremer spielt Bach Solo Violine – Wir sind gefangen, berauscht, entrückt.
Was Kremer hier spielt ist nicht mehr über eine ganze Seite ertragbar – wir brechen nach 10 Minuten ab, es wird zuviel – der Geigenbogen geht direkt auf den Hörnerv und trifft ohne Umwege in das emotionale Zentrum – es gibt kein Entkommen vor so viel Intensität.
Die Änderung am PS zeigt dann deutlich, was sich auch hier von einem sehr guten PS zu einem aussergewöhnlichen tut – die Aufnahme ist nicht mehr Medium, hier steht Kremer, direkt vor einem, bringt das zur Geltung was Glenn Gould in den Klavierwerken vollbringt – nur auf so unmittelbare Art, dass wir dieser Intensität auf Dauer nicht gewachsen sind.
Wir spielen um uns wieder zu fangen, Albinoni, die zweite Seite, Barock at its best –
Seit 35 Jahre sperren wir Musik in digitale Käfig, in kleine, große oder Gehege, mal mit mehr, mal mit weniger Freiraum, aber es ist nicht mehr wirklich spannend, wir erleben keine echte Abenteuer, alles ist gebändigt, angeleint.
Eine Platte von Philips von 1981 zeigt, was Musik bedeuten kann, wenn Sie freigelassen wird, wenn sie darf für was sie gemacht wurde. Den Menschen zu einem besseren zu machen.
funky
sondern ein Traktat in eigener Sache – analog – is there anybody out there ?
Gestern Abend war einer dieser wenigen als denkwürdig zu Titulierenden.
Ein guter Bekannter, mit dem ich mich immer wieder treffe um einfach Musik zu hören, darüber zu diskutieren – neue Aufnahmen und Eindrücke auszutauschen – am besten bei einem guten Wein – besuchte mich gestern Abend. Es ging um die letzten Neuerungen hinsichtlich meines Streamers, aber auch meines PS.
Es sollte ein Abend werden, der so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird.
Zunächst ging es darum, wie sich der neue Firmware update des Streamers auswirkt, dazu brachte mein Bekannter einige seiner interessanten CDs mit, die neben dem Hören von „bestens beleumundeten CDs u.a. aus dem StereoPlays Autorenliste, gerippt wurden.
Interessant ist immer wieder, dass hochauflösende Formate nicht automatisch die besseren sind. Das Mastering macht den Unterschied.
Es gibt mässige Aufnahmen (Delalande Troisieme Caprice) oder La Cetra Baoqueorchestra – die wie 90% aller CDs in meiner Umgebung einfach nur gepflegte Langeweile von sich geben, weil jeder Spannungsbogen aus der Musik herausgenommen wurde oder einfach in der Aufnahme nicht eingefangen wurde.
Interessanterweise klingen diese CDs bei meinem Bekannten mit schottischem Edel Player, französischen Vollverstärker und britischen Boxen alle wohl zwar weniger aufgeräumt aber dafür energischer / lebendiger.
Nur, wenn es dann gut wird – teilweise bei CDs von Stockfisch oder eine Aufnahme von Correlli (Flötenkonzerte) oder Diana Krall – live in Paris– dann wird bei mir diese Proportion sehr deutlich in Form von erkennbarem Spielwitz und dynamischen Schattierungen.
Von gut zu aussergewöhnlich ist es dann doch noch mal ein grosser Schritt – und hier zeigt sich auch ob eine Anlage diesen Unterschied proportional rüberreicht – denn bei den allermeisten wird es dann dünn und der Unterschied zwischen sehr gut und aussergewöhnlich ist nicht mehr wirklich erkennbar
Aussergewöhnlich ist bspw. Nils Lofgreens Acoustic Live. Eine der ganz wenigen CDs (und meine besten hochauflösenden Files sind was Druck, Schnelligkeit und Verve angeht, nicht besser, allenfalls gleichwertig) die meinen VV und die Boxen ansatzweise etwas fordern.
Da kann man auch mal 40 Minuten zuhören und hat seinen Spass und mein Bekannter zollte Respekt vor diesem Album.
Nur, wir wollen den Masstab zurecht rücken. Alles bisher beschriebene ist "eitel Tand" ein blasser Abgesang, Musik im digitalen Käfig oder wenn mal alles passt, wie bei Nils, dann ein Gehege, in dem die Musik sich entfalten darf.
Raus durfte keine Musik, die Interpreten waren immer an der digitalen Leine. Das echte Tier kam nie zum Vorschein, allenfalls eine Idee was hätte sein und werden können.
Das änderte sich erst beim Auflegen einer sehr guten analogen Platte – bspw. Temptation - Album 1990 (Aufnahme von 1973 original Motown)
Es ist die Öffnung aller bisher geschlossenen Türen, aggressiv, transparent, Dynamik die das Wort auch verdient, ein Bass mit Biss und Druck, nicht weil es laut ist, sondern zeitlich kohärent den Zuhörer erreicht. Die Musik geht durch Mark und Bein, sie zeigt Ihre Krallen und man weis sofort, was sie will.
Ich nahm diese Platte, um die Neuerungen am Laufwerk zu demonstrieren und diese waren eindeutig erkennbar (es ist jetzt uninteressant, welche Änderung das konkret ist. Die Änderung umzusetzen geht schnell vonstatten und jeder der es wüsste würde uns umgehend in in die Klapse stecken lassen) .
Es ging weiter mit Albinoni – auf einer Archiv Aufnahme – wiederum alles offen, transparent, mit Körper, Textur – Greifbarkeit, nichts ist zu spüren von dieser Anämie, die allen digitalen Träger eigen ist (mal mehr mal weniger)
Und dann zieht er die Urgewalt aus seinem Fundus – Gidon Kremer spielt Bach Solo Violine – Wir sind gefangen, berauscht, entrückt.
Was Kremer hier spielt ist nicht mehr über eine ganze Seite ertragbar – wir brechen nach 10 Minuten ab, es wird zuviel – der Geigenbogen geht direkt auf den Hörnerv und trifft ohne Umwege in das emotionale Zentrum – es gibt kein Entkommen vor so viel Intensität.
Die Änderung am PS zeigt dann deutlich, was sich auch hier von einem sehr guten PS zu einem aussergewöhnlichen tut – die Aufnahme ist nicht mehr Medium, hier steht Kremer, direkt vor einem, bringt das zur Geltung was Glenn Gould in den Klavierwerken vollbringt – nur auf so unmittelbare Art, dass wir dieser Intensität auf Dauer nicht gewachsen sind.
Wir spielen um uns wieder zu fangen, Albinoni, die zweite Seite, Barock at its best –
Seit 35 Jahre sperren wir Musik in digitale Käfig, in kleine, große oder Gehege, mal mit mehr, mal mit weniger Freiraum, aber es ist nicht mehr wirklich spannend, wir erleben keine echte Abenteuer, alles ist gebändigt, angeleint.
Eine Platte von Philips von 1981 zeigt, was Musik bedeuten kann, wenn Sie freigelassen wird, wenn sie darf für was sie gemacht wurde. Den Menschen zu einem besseren zu machen.
funky