Thomas (Linn Akubarik Aktiv)

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soundsgood
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Registriert: 28.01.2015, 12:23

Thomas (Linn Akubarik Aktiv)

Beitrag von soundsgood »

Hallo, nun heißt es erstmal sich vorstellen bzw. erzählen wie man zum aktiven Hören kam.

Die erste Berührung und gleichzeitig Faszination mit Aktivboxen hatte ich im Alter von ca. 14 Jahren und das war ca. 1974. In dieser Zeit stellte Philips eine der ersten Aktivboxen vor. Mein Vater hatte nach damaligen Maßstäben eine traditionelle High-End Anlage mit 3-Wege Boxen, Tonband, Plattenspieler, Vorverstärker und Verstärker (alles von Philips) so wurde ich affin und mein Interesse an Stereo hören begann.

Philips stellte eben diese besagten Boxen her, die ich beim Händler hörte ... klein und kompakt waren sie - in der Presse wurde geschrieben dass bei diesem neuen Konzept der Ton quasi vor der Box entstand - aber ich fand sie klangen einfach nur gut. Und das Konzept überzeugte mich ... warum lange Wege, wenn alles an einem Ort sein kann und der Verstärker genau für diese Lautsprecher (Treiber) entwickelt wurde.

Während meiner Lehre reichte mein Geld noch nicht soweit, deswegen war mein erstes System etwas zusammen gewürfelt ... Braun Receiver, Sony Plattenspieler mit Ortophon MM System und ein Akai CC Recorder. Während des Studiums ist dann daraus ein Thrones TD 147, ein Cyrrus Verstärker und Mission Boxen geworden. Aber geschielt habe ich immer auf die Aktivlösungen um B&M herum, nur war leider das Geld nicht da.

Irgend wann began die CD-Zeit und meine Plattensammlung stagnierte, dann kamen die Kinder und die Anlage wurde gegen etwas familienfreundliches eingetauscht und der Plattenspieler wanderte auf dem Boden. Bei mir war es dann B&0 - aktiv, schönes Design, einfach zu bedienen. Über die Orgelpfeifen, Beo Lab1, Beo Lab 9 und Beo Lab 5 habe ich alles mit gemacht. Die waren wiederum gekoppelt mit diversen BeoSound und BeoVision ... Ehrlich, die BeoLab 5 waren/sind keine schlechten aktive Boxen. Digitaler Eingang, Raum Anpassung und hörten sich wirklich gut an.

Dann wurden die Kinder immer größer und auf dem Boden stand mein alter Thrones und lagerten ca. 500 Platten ... Also runter damit. Zunächst habe ich den Thrones wieder herrichten lassen und über einen Lehmann BlackCube mit meiner B&O Anlage verbunden. Das war mein Start und der Wahnsinn begann. ;-)

Aus dem BlackCube ist ein Linn Akurate DSM geworden, aus dem Thorens ein LP12 und meine Boxen sind Linn Akubariks Aktiv. Warum Linn ... der Linn LP 12 war schon immer mein Traum Player zu meiner Studienzeit - aber nicht bezahlbar - als ich wieder einstieg gab es ihn immer noch und immer noch war es Referenzgerät, dabei schlicht und ohne Schnörkel - und der Klang immer noch super!!!

Da ich Informatik studierte und ich immer Apple Geräte hatte (seit 1979) fand ich die Gedanken bzw. die Konsequenz mit der Linn zum Streaming-Konzept überwechselte einfach nur faszinierend. Und als ich die ersten Studiomaster Stücke hörte wusste ich, das musst du zu Hause haben.

In diesen Wochen fällt die Entscheidung für meine nächste Stufe - Linn Exakt. Immer wenn ich ein Exakt System hörte war ich fasziniert von dem Klang. Der Akurate DSM wird auf jeden Fall gegen ein Exakt Klimax DSM getauscht. Aber Exakt Akubarik oder Exakt Klimax 350 das ist noch meine Frage ... da bin ich noch am Schwanken.

Da hier im Forum einiges geschrieben steht und es auch einige Linn Exakt Hörer gibt wurde es Zeit nach vielen passiven Lesen auch mal aktiv zu werden ... und vielleicht mal das eine oder andere zu fragen. Und das was meine Geschichte ...

Thomas aus Hamburg
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beltane
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Beitrag von beltane »

Hallo Thomas,

herzlich Willkommen und viel Spass hier im Forum.

Das Kinn Exakt System habe ich erst einmal auf der High End 2014 gehört. Da konnte es mich nicht so recht überzeugen. Es war für mich kein Unterschied mit/ohne Korrektur wahrnehmbar, zusätzlich überzeugte mich das Klangbild insgesamt nicht.

Da aber die Bedingungen auf der Messe suboptimal sind (schlechter Raum, überlastetes Gehör, schlechte Sitzposition) fände ich es spannend, das System noch einmal unter optimalen Bedingungen zu hören.

Hast Du Dir auch andere Aktivsysteme angehört? Bei der Preisregion kämen ja auch als Raumkorrektur Trinov und als Lautsprecher hochwertige Systeme von AGM, B&M, Silbersand etc. in Frage.

Was mich persönlich am Linn System stört, ist die Art der Ermittlung der Filter für die Raumkorrektur. Sie basiert ja auf den einzugebenden Daten der Raumgeometrie und nicht auf tatsächlichen Messungen. Da frage ich mich, wie genau und gut die Raumkorrektur sein kann.

Spitze finde ich dagegen die mit dem System verbundene Korrektur spezieller Chassisparameter, Optimierung der Laufzeiten etc.

Viele Grüße

Frank
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Hans-Martin
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Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Thomas,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!

Franks Eindruck vom Linn Exakt möchte ich mit meinen Beobachtungen etwas ergänzen. Die Klangfarbe oder tonale Balance ist für mein Ohr hell, klar, offen, differenziert. Für Pop und Jazz ist das im Zeitgeist gut, für den Hörer klassischer Musik klingt es aber nicht wie die Musik, wie ich sie aus dem Theater oder Konzertsaal kenne. Da Linn weltweit die einzige Firma zu sein scheint, die von der Aufnahme bis zum Lautsprecher einschließlich Raumanpassung alles aus einer Hand produziert, wundert mich das. Da kann man die Schuld keinem anderen mehr zuweisen.

Die räumliche Abbildung ist recht gut, mit einem großen Maß an nach vorn heraus projizierten Klang. Das kann man einerseits mit der Klarheit und Höhenakzentuierung erklären, die mehr Nähe zum Hörer vemittelt. Da bei den meisten Aufnahmen Laufzeitunterschiede im Grundton fehlen, vermittelt der Bereich oberhalb 1500Hz die wesentliche Ortungsinformation in der Breite. Die räumliche Tiefe und vorne/hinten Unterscheidung geschieht mit der Anfangszeitlücke, dem zeitlichen Abstand zwischen Direktschall und Nachhall. Mein Eindruck vom Linn Exakt System ist hier sehr gut, ich habe kein Rauschen an den Lautsprechern hören können und die Reinheit der Wiedergabe unterstützt die Projektion in Richtung Hörer. Ich meine, nur ein blitzsauberes System kann sehr weit nach vorne projizieren, und diese Tendenz habe ich beim Exakt vorgefunden.

In einem wesentlichen Punkt bin ich aber sehr hin- und hergerissen. Die Art und Weise, wie Linn den Benutzer mit einbezieht, das System einzustellen ist für quaderförmige Räume sehr benutzerfreundlich. Anhand der Raumabmessungen und der Hörplatz- wie Boxenkoordinaten wird eine Simulation auf dem Linn-eigenen Rechner durchgeführt und eine abgestimmte Systemprogrammierung für das häusliche Exakt-System zurückgesandt. Das ist sehr einfach in der Handhabung, aber eine Krux für jemand, der einen verwinkelten Raum hat, der vom üblichen Quader abweicht. Auch werden Fenster und Türen auf der Achse der einzelnen Lautsprecher (vor und hinter der Box) nicht abgefragt, folglich nicht berücksichtigt. Jeder, der mit Messmikrofon seinen Lautsprecher/Raum erfasst hat, wird Unsymmetrien in der Akustik deutlich im Messschrieb erkannt haben. Da sind oft mehr als 3dB Unterschied drin.

Ganz so Exakt, wie der Name suggeriert, kann das System nach meinem Eindruck nicht arbeiten, deshalb denke ich, steht eine Softwareerweiterung an, die dem Hörer ermöglicht, je eine Messung mit einem Linn-Zubehör-Mikrofon (eng toleriert mit einer Linn bekannten Kalibrierung) am Sitzplatz und an der den Boxen gegenüberliegenden Wand zu erfassen und Linn zusätzlich zu übermitteln. Das gäbe einerseits die Möglichkeit, Kanalungleichheiten auszugleichen, und auch auf unregelmäßig geformte Räume werden besser korrigierbar, speziell, wenn die Berechnung versagt oder wesentliche Werte der Gegebenheiten nicht abgefragt werden.

Das Linn Exakt System ist eindrucksvoll für den Laien, auch wegen der Einfachheit in der Anwendung. Für den langjährigen Benutzer von Raumkorrektursystemen entsteht aber der Eindruck, dass der Umweg von Raumabmessungen über Resonanzfrequenzen hin zur Korrektur ein Zeugnis mangelnder Auseinandersetzung bzw. praktischer Erfahrung mit Raumkorrektur ablegt. Deshalb bin ich mir sicher, dass auch Linn zu diesem System eine Nachbesserung liefern wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, denn den Abstand, den andere Anbieter momentan noch haben, wird Linn aufholen wollen - oder müssen. Denn es sind mir schon mehrere Benutzer bekannt, bei denen das System nicht auf Anhieb befriedigende (oder die versprochene) oder gar überragende Leistung lieferte. Eine Forums-Suche zeigt schon mehr als einen Mitforenten diesbezüglich auf. In einem symmetrischen rechteckigen Raum hätte ich keine Bedenken, wenn hinreichend Seitenabstand möglich ist (auf das Rundstrahlverhalten der Boxen eingehend), und man die helle Interpretation der Aufnahme schätzt.

Zu Franks Messe-Eindruck vom Linn Exakt muss man berücksichtigen, dass der Hörplatz im Raum genauso von Raummoden abhängig ist wie der Stellplatz der Boxen. Eine Verbesserung ist zwar generell möglich, aber die Variation mit dem Sitzplatz ist unausweichlich. Ich habe auf Messen oft beobachtet, dass die mittlere Stuhlreihe weniger besetzt wird als die äußeren Stühle, von denen man den Raum auch schneller verlassen kann, ohne sich an anderen vorbeizuzwängen. Wenn man von der Tür aus die Raumlänge abschätzt (oder in einem vergleichbaren Raum die Länge einmal abgehen konnte) und sich etwa 1/3 in den Raum hineinbewegt, dann den Platz auf der Stereomitte wählt, bekommt man einen zuverlässigeren Eindruck - alles andere kann man dagegen vergessen. So wundere ich mich, dass die Messebesucher sich oft so völlig anders setzen, als sie es zuhause täten.

Und aus der Praxis kann ich meinen Eindruck hinzufügen, dass auch wenn ein Korrektursystem nichts daran ändert, dass die Raummoden auf der Zeitebene und geometrisch bestehen bleiben, Korrektur dennoch erheblich helfen kann.

Mein persönliches Fazit lautet: Für den hohen Preis bekommt man eine in jeder Beziehung sauber gefertigte Exakt-Hardware aus Prozessor und Lautsprecher und eine Software, die nicht im Niveau mithält. Das merkt man aber erst, wenn das System in den heimischen Wänden sein Potenzial nicht voll entfaltet, weil eben nur eine Simulation die Basis der Korrektur ist. Diesen Grundgedanken nenne ich eine Schnapsidee, denn sie geht immer vom Schuhkarton-ähnlichen Musterraum aus. Exakt ist das nicht, wird aber so benannt.

Grüße Hans-Martin

P.S.
Der Name Acourate ist ja auch schon lange vergeben.
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Funky
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Beiträge: 598
Registriert: 30.01.2012, 19:26

Beitrag von Funky »

Hallo Hans-Martin,

das Thema Raumkorrektur ist nicht so einfach. Auch nicht mit den vermeintlichen Micros und den Einmessungen wie es bpsw. Genelec mit seinen LS anbietet.

Ich hatte vor dem Upgrade auf Exakt eine normale A350 und ich hatte selbst beim Ausblenden ab 60 Hz immer noch einige Raummodenprobleme . Also holte ich mir einen professionellen Raumakustiker mit seinem Equipment. Er analysierte Nachhallzeit, Reflexionseigenschaften, Raummoden, Sprachverständlichkeit, Lautsprecherchassis - Phasen und Frequenzverlauf und gab konkrete Hilfestellung wie man die Problemstellungen in den Griff bekommen kann.

Zunächst einmal, gegen die Nachhallzeit, Reflexionen von der Decke und den Seitenwänden nutzt ein Raummodenkorrekturprogramm nichts. Es kann also nie per Software alles kompensiert werden, was an Raumakustikproblemen vorhanden ist. Wenn ,dann nur die Raumanregungen / Moden und minimal noch die Reflexionen von Boden oder Decke.

Ein Vergleich zwischen den gemessenen und den von Linn Config errrechneten Werten zeigt eine verblüffende Übereinstimmung - (bis 80 Hz,) . Es gab auch eine Vergleich, was man mit einem System wie dem von Genelec erreichen kann und einer vollständigen Messsung - auch dort gibt es grosse Unterschiede. Denn die Raummoden wurden mit einem bis 16 Hz linear verlaufenden Basswürfel in 6 verschiedenen Raumpunkten ermittelt - mit speziel Mikrophonen die auch unter 50 Hz absolut linear verlaufen.

Die gesamte Messung nahm ca. 4 Stunden in Anspruch. Danach wusste ich was zu tun ist (neben dem, ganze Wände einzureissen, da ich einen fast quadratischen Raum habe)

Danach hatte ich dann passive Bassabsorber in den Ecken und Basotec zur Reflexionsunterdrückung eingesetzt.

Mein Raum ist wie gesagt an sich fast quadratisch, insofern stimmt deine Aussage, dass sich Linns Config einfach tut mit standardräumen. Allerdings ist Ausprobieren auch hier notwendig, da Linn die Beschaffenheit der Wände aktuell nicht berücksichtigt (kommt im nächsten Release) und auch meine Absorber natuerlich nicht kennt.

In Stereoplay wird die aktuelle Genelec vorgestellt, und eine interessante Aussage ist - "es wird einige Tage dauern bis man die optimale Raummodenkorrektur mittels der mitgelieferten Microphone und den Testläufen hinbekommt "- das ist also hier genauso wie bei Linn. Man ist ein beiden Fällen einige zeit beschäftigt.

Nun, was bringt aber nun die konkrete Raummoden und Lautsprecher Stellkorrektur - da ich das gleiche system aktiv und nun exaktiert habe kann ich nur sagen - sehr viel !

Neben der Korrektur der Laufzeitunterschiede von Chassis , der Phasenlinearität und der Ausschaltung von Kabelklang ist Exakt eine andere Liga als die an sich schon gute rein analog aktive LS 350.

Es ist auch Optimierungspotential vorhanden gerade hinsichtlich von nicht Standardräumen und der Beschaffenheit der Wände etc. Aber Messmikrophone machen es nicht einfacher sondern komplizierter oder man holt sich einen Profi - was bei einem gewissen Anlagenbetrag immer noch das Beste ist.

Ein normaler Linn Händler wird dies sicher nicht leisten können. Und auch bei Systemen die Micros und Software mitliefern ist man am Anfang häufig zu Anfang überfordert.

Insofern bleibt immer ein Gap - aber dies bleibt eben auch bei Systemen wie der Genelec

Linn kann oder wird später vielleicht auch noch auf Microphon Unterstützung zurückgreifen, aber aktuell versuchen sie es mit einer reinen Simulation und ich muss sagen, dass das zu 85 % passt. Insofern ist die Einfachheit als Zielvorgabe erfüllt und für Nichtstandardräume hilft halt nur der Profi.

Soweit mein Input hierzu

Funky
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