Callas auf Society of Sound

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Siriuslux
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Callas auf Society of Sound

Beitrag von Siriuslux »

Hallo zusammen,

ich habe gerade gelesen, dass ein ganzer Stall voll Aufnahmen mit Maria Callas auf Society of Sound verfügbar ist.

Ich kenne die Carmen Aufnahme noch aus meiner Jugend, diese lohnt wirklich. Welche Empfehlungen haben meine lieben Mitforenten denn noch so?

Gruss, Jörg
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Jörg,

vermutlich meinst Du die hier bei B&W verfürgbaren Studio-Aufnahmen. Im Text dort ist von einem exklusiven Vertriebsweg die Rede.

Andererseits haben wir diesen Thread über neue Remaster von Callas Aufnahmen aus dem Hause Warner Classics. Ich habe dieser Tage bei qobuz.com gesehen, dass dort viele Aufnahmen auch in 24Bit 96kHz verfügbar sind, insbes. auch Warner Aufnahmen.

Nun meine Frage: handelt es sich bei B&W und Warner um unterschiedliche Master? Und falls ja, gibt es Empfehlungen?

Beste Grüße
Harald
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Harald
In dem Interview werden Bänder von 1965 gezeigt, es wird von den Schwierigkeiten der zerfallenden Magnetschicht gesprochen (die Weichmacher sind raus), es ist praktisch die letzte Gelegenheit das Material zu digitalisieren. Man tut es mit den bestmöglichen Mitteln der Zeit. Und man entfernt sich von Rauschen der vor-Dolby-Ära und dem tieffrequenten Grollen der in 100m Entfernung vorbeifahrenden Züge - vermutlich mit gezielt eingesetzter Dynamikkompression. Die in dem Video im Hintergrund sichtbaren Hüllkurven sprechen Bände.
Man schwärmt von den erweiterten Frequenzbändern der 96/192kHz Abtastraten bei 24Bit und verschweigt, dass das historische Material allein schon wegen der damals gewählten Mikrofone oberhalb 17kHz praktisch nichts mehr liefert, die Lagerung der Bänder tat ein Übriges dazu. Ich habe zwar nur die CDs der 90er Jahre, aber da zeigt die Spektralanalyse 7kHz unter dem 20Hz Level, und 14kHz sind nochmal 30dB niedriger, also schon bedeutungslos. Was auch immer bei 20Hz passiert, es kommt weder von der Stimme noch vom Orchester, wo nur Konzertflügel, Kontrafagott und Orgel tiefere Frequenzen liefern. Also argumentiere ist, dass es sich wohl um Störungen handeln muss, deren Level den Maßstab setzt, an dem sich der Höhenabfall messen lässt. Und da ist dann bei 7kHz Schicht.
Die große EMI ging pleite, 90% der Musiker ließen sich nicht gewinnbringend vermarkten, zu den großen Gewinnbringern zählten hingegen die Beatles, man liest bei Wikipedia, dass damit die Entwicklung des Tumographen ermöglicht wurde. Da sehe ich es als konsequent an, wenn man die Callas noch einmal wiederbelebt und vermarktet. Das hat man mit den Beatles kürzlich auch getan. Das ist legitim, eine Reminiszenz der großen Künstlerin.
Es ist aber zu erwarten, dass die invertierte Polarität der alten Aufnahmen auch bei den HiRes Remaster genauso fehlerhaft beibehalten bleibt, und dass es bei den alten Aufnahmen tonal nicht viel zu retten lässt - es gehört viel Mut dazu, in den Mittellagen den Equalizer einzusetzen, um die Verfärbung wegzunehmen, die den Eindruck erweckt, MC hätte eine Pellkartoffel im Mund (die konkrete Nennung der Aufnahme bleibe ich momentan schuldig, muss ich wieder suchen).
Es ist zu erwarten, dass das alte Vinyl, sofern schonend behandelt, ein besseren Eindruck hinterlässt als das neueste Remaster. Da muss ich mal zig Boxen mit Konzert für Millionen durchsehen, ob sich die Callas mit bekannten Aufnahmen finden lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Platten noch jungfräulich sind, ist vorhanden, solche Zusammenstellungen kann man doch eigentlich nicht ertragen :mrgreen: und sie waren ein beliebtes Geschenk, auch wegen der abgeführten Spende an die Aktion Sorgenkind, neben dem günstigen Preis.
Mein Tip an alle, die die alten CDs gerippt haben: einfach mit Equalizer unter 40Hz alles wegfiltern, dann fällt es schwer, den Unterschied zum 2014-Remaster herauszuhören. Da spreche ich aber nicht von Erwartung, sondern habe es konkret gemacht und verglichen.
Alte Aufnahmen muss man im Kontext ihrer Zeit bewerten. Als audiophil kann man sie im heutigen Sinne oft nicht bezeichnen, da ändert auch das Schlagwort HighResolution nichts dran.
Grüße Hans-Martin
P.S. Die Mikrofonaufstellung bei einer Aufnahme zeigt:
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Harald,

Ich glaube nicht, dass unterschiedliche Ausgaben bei B&W und qobuz vorliegen. Es wäre ziemlich unwahrscheinlich, dass zwei unterschiedliche Studios von einem Lizenzinhaber die Bänder zur Bearbeitung erhielten.

Und ob die Neuauflage etwas für dich taugt? Die Preise sind nicht exorbitant, so dass ein Testkauf nicht allzu schmerzt. Ich habe mir die 53er Tosca besorgt - und beschlossen, mir die alten LP-Ausgaben zu gönnen. Und diesen Vorsatz in die Tat umgesetzt, aber noch nicht hineingehört. Alt ist dabei übrigens relativ. Die EMI hatte hatte ja schon für LP ein digital aufbereitetes Remaster erstellt. Wäre also vielleicht interessant auch da die rein analogen Ausgaben mit diesen späteren Wiederauflagen zu vergleichen. Never ending story ...

Gruß

Jochen
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