Spikes und oder Dämpfer?

Uwe
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Beitrag von Uwe »

Hallo Hans-Martin,
vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
Da ich nächsten Monat umziehe werde ich nicht mehr viel ändern.
In unserer neuen Wohnung werden die Boxen auf Fliesen stehen.
Der Untergrund ist Fußbodenheizung und schwimmender Estrich.
Ich werde mal Spikes ausprobieren.
Dazu habe ich noch eine Frage. Ist es sinnvoll unter die Spikes Scheiben zu legen?
Oder sollen die Spikes direkt auf die Fliesen?
Ich habe aber immer noch das Gefühl das der Bewohner unter mir dann die Musik hören kann.
Oder doch nur Filz?
Grüße Uwe
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Uwe,

Scheiben unter Spikes werden i.d.R. wohl nur verwendet, um Kratzer durch die Spikes zu verhindern.
M.E. sind die Scheiben aber kontraproduktiv.
Ich hatte bei mir das Problem, dass der Parkettboden (auf Holzbalkendecke) durch die Box stark angeregt wird.
Daher habe ich die Boxen mit Spikes auf eine Schieferplatte gestellt.
Die Schieferplatte liegt auf Kuststoff - Füßchen.
Das hat den Körperschall fühlbar und hörbar verringert.
Bei Kompaktboxen hatte ich mal Kuststoffscheiben mit eingelassenen Metalkugeln,
die zur Hälfte herausschauten. Das hat sehr gut funktioniert.
Die wurden aber ausgetauscht, das je Box ein 3er Set benutzt werden musste,
das war mir einfach zu wackelig.
Alle anderen Lösungen waren dann zwar klanglich schlechter, aber standfester.
Es macht also sicher Sinn, je nach Standort ud Materialmix ein bißchen zu probieren.
Für Fliesen kommen so ggf. Spikes mit "runder" Spitze in Frage.
Evtl. hast Du einen guten Händler, der Dir ggf. mal etwas leihen kann.

Grüße Jürgen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Uwe
Für die Entkopplung vom Boden reichen 3 (oder 4, dann aber zur Kippelfreiheit justierbare) Distanzstücke, die den Flächenkontakt der Bodenpartie der Box mit dem Estrich verhindern. Damit wird der Körperschalleintrag stark minimiert und die Wohnung darunter bleibt geschont.
Den Luftschall kann man aber damit nicht verhindern, bei Raumhöhen von 2,50m liegt man mit der vertikalen Resonanz bei 70Hz, die in Musik noch häufig vorkommt (Basstrommel).

Diese Aufgabe können alle Gegenstände übernehmen, die unter der Last noch für hinreichend Distanz sorgen, und die Box vibriert im Kanten- und Eckbereich erfahrungsgemäß am wenigsten, auf den Flächen am stärksten. Eine Messung der Flächenvibration findet man bei den Testberichten von http://www.stereophile.com, als Ausdruck mehr oder weniger gelungener Gehäusestabilität. Dennoch bleibt die Einkopplung des Rückstoßes vom Tieftönerantrieb, er dominiert gegenüber den erheblich leichteren Hoch- und Mitteltöner-Membranen und man kann ihn überall auf das Gehäuse wirkend messen. Lässt man diese Vibration auf den Füßen zu, verschmieren Details der Hochtöner durch diese Überlagerung, der Hochtonpegel verliert an Prägnanz und Deutlichkeit.
Ginge es nur um die Schonung der Mitbewohner des Hauses, wäre es alles sehr einfach, aber man möchte ja diese guten Eigenschaften nicht mit klanglichen Nachteilen erkaufen.

Aus diesem Grund sind Gummis rund... und werden gegen Verscheren zusätzlich mit Metall oder Kunststoffringen versteift, damit sie sich bei horizontalen Kräften fester verhalten, aber auch bei den vertikalen Schwingungen nicht in die Breite nachgeben.

Seitlich arbeitende Tieftöner, manchmal auch auf gegenüberliegenden Seiten, halten die Rückwirkungen auf Mittelton und Hochton gering oder heben sich auf, deshalb gelten meine Betrachtungen ausschließlich für konventionelle Boxen mit nur einer Schallwand. Ist der Hochtonbereich entkoppelt, schwimmend gelagert, darf der Rest etwas vibrieren. Roksan Darius war die erste Box dieser Art, die den Hochtöner in 4 Federn aufhängte, Naim hat früher fast alle Hochtöner auf Blattfedern gelagert, auch Mission hatte eine Serie mit Federhalterung, und Audio Physics klemmt den HT zur Entkopplung in einen Filzring.
Boxen mit hart angschraubtem Hochtöner zeigen die Aufstellung auf Teppichboden, Filz, nachgiebigen Gummifüßen deutlich mit matschigen Höhen. Da würde ich Spikes nehmen, sie zerkratzen allerdings den Fliesenboden, wenn man keine Plättchen unterlegt. Münzen haben einen geprägten Rand, der Verrutschen verhindert. Die zweckentfremdete Benutzung von Zahlungsmitteln ist aber gesetzlich verboten...
Bei allen Vibrationen bleibt die Frage, wo sie bleiben, wie sie abklingen, an welcher Stelle sie in Wärme umgesetzt werden. MMn leiten Spikes die Kräfte aus dem Antrieb unmittelbar ab, sodass Vibrationen sich nicht groß aufbauen können. Aber es gibt messtechnische Überraschungen, vergleicht man den ruhigen Boden, die Schwingungen am oberen Ende des Spikes, Schwingungen am Boxenständer und der darauf stehenden Box. Beim Ständer kann man den Sensor besser anbringen als bei einer Box auf Spikes, so habe ich leider keine Erkenntnisse über diesen Fall. Mittel-Hochton auf stabile Ständer mit Spikes, Bassgehäuse auf Federfüßen könnte die beste Lösung für den nachbarschaftlichen Hausfrieden sein.
Während ich noch so am Schreiben bin, hat Jürgen ähnliche Erfahrungen geschildert, Hutmuttern hatte ich schon erwähnt - und vor vielen Jahren veröffentlichte STEREO(?) eine Bezugsquelle für Aluminiumhutmuttern.
Grüße Hans-Martin
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