Pure Maria Callas (24 Bit Remaster)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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quaternione
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Pure Maria Callas (24 Bit Remaster)

Beitrag von quaternione »

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Ich höre mir gerade dieses Album an. Bei Warner ist man recht stolz auf dieses Remaster (siehe auch Bericht in der Zeit). Die Aufnahmen klingen in der Tat recht sauber. Jetzt muß ich dazu sagen, dass ich bisher keine Aufnahme von ihr hatte und somit nicht mit früheren Ausgaben vergleichen kann.

Volkmar
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Volkmar
Ihre Solopartien höre ich am liebsten von einem Lautsprecher, da ist die Stimme am authentischsten.
Als man die große Diva zu Grabe trug, war ich 24. Sie hat praktisch alle großen Partien der Opernwelt gesungen und mit Leben gefüllt. Es gibt zwangläufig eine Fülle von Aufnahmen.
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Die CD Maria Callas - La Divina hat eine brauchbare Anzahl an übereinstimmenden Aufnahmen, die meisten wurden allerdings 1987/89 remastered.
Da bietet sich ein Vergleich an, ob hier aus den alten Aufnahmen Dank besserer AD-Wandler etwas neues entstand, oder ob die Suppe nur noch einmal aufgewärmt wurde, und das nachdem die alten Bänder der 1950er Jahre im Brillanzbereich schon spürbar nachgelassen haben.
Ich halte die Fortschritte der A/D-Wandlertechnologie seit Mitte der 1980er Jahre für weniger bedeutend als die Magnetisierungsverluste weiterer 30 Jahre Lagerzeit alter Bänder.
Ob das konstante Bandrauschen mehr stört als der Abstand in der räumlichen Projektion des Orchesters hinter der Stimme kann nur der Hörvergleich zeigen. Rest per PN...
Grüße Hans-Martin

P.S. ich sehe gerade, Volkmar, du kannst wohl Gedanken lesen, während ich noch am Schreiben bin..
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quaternione
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Beitrag von quaternione »

Warner schreibt, dass bei diesem Remaster das erste Mal die alten Masterbänder herausgeholt wurden für die Digitalisierung. Das macht natürlich einen großen Unterschied.
V.
:mrgreen:
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

im aktuellen Fonoforum (10/2014) gibt es einen Bericht zu dieser Edition. Da es darin heißt, letztlich müsse ein jeder für sich eine Entscheidung treffen, machen wir doch einen kleinen Vergleich zwischen Äpfeln (verschiedene Sorten) und Birne.

Die Kandidaten stellen sich vor, mit technischen Anmerkungen:
1. Vissi d'arte aus Tosca 1953

Qobuz-DL 24/96: DR 10
LP digitalisiert 24/96: DR 10
LP ist hier die Neuausgabe, also identisches Ausgangsmaterial wie der DL.
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail ... um/5827472

2. Mario - Mario/Ah quegli occhi (Duett Tosca - Mario aus dem 1. Akt), ebenfalls die 1953er Aufnahme

LP aus den 70er Jahren: L'art de Maria Callas: DR 10
http://www.discogs.com/Maria-Callas-Lar ... se/5243860
Quobuz-DL 24/96, auf 2 Tracks verteilt: DR 12 und DR 11

Der alten LP muss man zugute halten, dass auf der Seite fast 28 Min. Musik sind, die neue hat nur knapp 22. Da lässt sich in Sachen Dynamik im Falle der alten weniger reinschneiden.

Eine CD fand sich leider nicht im Bestand.

Wie hört sich das nun an? (Qobuz-DL vs. digitalisierte LPs in 24/96)

Nun haben wir natürlich bei solchen Spielchen mit dem Pegelwildwuchs im häuslichen Umfeld zu kämpfen. Und punktuelle Betrachtungen/Stichproben sind ja auch nicht über jeden Zweifel erhaben.

Zunächst fällt beim Auftritt der Callas und ihrem Rufen nach Mario auf, dass sie beim DL von hinten nach vorne tritt, bei der LP aber aus dem Raum heraus hervortritt. Das kann natürlich dem "analogen Dreck" geschuldet sein. Dann hat der Rezensent im FF offenbar recht, wenn er der Neuauflage einen quasi geschärften Blick, sozusagen mit geputzter Brille attestiert. Die renovierte Sixtinische Kapelle lässt grüßen - der eine mag sie so, der andere lieber alt mit Patina.

Vissi d'arte kommt als DL sehr sauber, aber die LP punktet mit größerer Natürlichkeit und Homogenität. Aber da sind wir wieder bei Geschmacksfragen und Abstimmungen von Tonabnehmer etc. pp.
Und wenn man sich in den DL eingehört hat - weglaufen muss man nicht...

Wie sagte doch das FF so schön: Ein jeder muss für sich die Entscheidung treffen. Aber vielleicht gibt dieser kleine Beitrag einige Anhaltspunkte. Ich für meinen Teil gehe mal wieder auf die Suche nach einer LP-Ausgabe der Gesamteinspielung. Bislang wurde die immer wieder auf die lange Bank geschoben. ;)

Gruß

Jochen
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quaternione
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Beitrag von quaternione »

Vinyl soll noch im Oktober als limitierte Ausgabe kommen...
Volkmar
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Vittorio
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Beitrag von Vittorio »

Hallo zusammen,

die Aufnahme habe ich mir vor kurzem auch besorgt und kann Euch mitteilen, dass der Remaster kaum Platz zur Kritik bietet. Für mich, als puren Digitalhörer gibt es so wie so keine Alternativen ...

Wenn es weiteren Interessenten helfen soll, so sehen die DR-Werte und die Herkunft der Aufnahmen:

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Analyzed: Maria Callas, Coro Cetra, Orchestra Sinfonica della Rai & Gabriele Santini / Pure - Maria Callas (1)
Maria Callas, Coro del Teatro alla Scala di Milano, Orchestra del Teatro alla Scala di Milano & Tullio Serafin / Pure - Maria Callas (2)
Maria Callas, Jean Laforge, Choeurs Rene Duclos, Orchestre de l'Opéra National de Paris & Georges Prêtre / Pure - Maria Callas (3)
Maria Callas, Nadine Sautereau, Jane Berbié, Orchestre de l'Opéra National de Paris & Georges Prêtre / Pure - Maria Callas (4)
Maria Callas, Orchestra del Teatro alla Scala di Milano & Antonino Votto / Pure - Maria Callas (5)
Maria Callas, Orchestra del Teatro alla Scala di Milano & Herbert von Karajan / Pure - Maria Callas (6-7)
Maria Callas, Orchestra Del Teatro Alla Scala, Milano & Victor de Sabata / Pure - Maria Callas (8)
Maria Callas, Orchestra Sinfonica della Rai & Gabriele Santini / Pure - Maria Callas (9)
Maria Callas, Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire & Nicola Rescigno / Pure - Maria Callas (10)
Maria Callas, Orchestre National de la Radiodiffusion Française & Georges Prêtre / Pure - Maria Callas (11-12)
Maria Callas, Philharmonia Orchestra & Alceo Galliera / Pure - Maria Callas (13)
Maria Callas, Philharmonia Orchestra & Tullio Serafin / Pure - Maria Callas (14-17)
Maria Callas, Renzo Casellato, Bernard Ladysz, Roberto Benaglio, Philharmonia Chorus, Philharmonia Orchestra & Tullio Serafin / Pure - Maria Callas (18)
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DR Peak RMS Duration Track
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DR9 -1.99 dB -15.96 dB 4:03 06-La Traviata, Act 1: "Sempre libera" (Violetta, Alfredo)
DR9 -1.99 dB -16.92 dB 5:40 02-Norma, Act 1: "Casta diva" (Norma, Chorus)
DR13 -0.97 dB -19.46 dB 4:29 01-Carmen, Act 1: "L'amour est un oiseau rebelle" (Carmen, Chorus) [Habanera]
DR12 -0.20 dB -17.72 dB 4:28 18-Carmen, Act 2: "Les tringles des sistres tintaient" (Camen, Frasquita, Mercédès)
DR10 -1.63 dB -18.16 dB 3:26 10-La Bohème, Act 3: "Donde lieta uscì al tuo grido d'amore" (Mimì)
DR8 -3.87 dB -17.22 dB 4:47 08-Madama Butterfly, Act 2: "Un bel di vedremo" (Butterfly)
DR9 -2.13 dB -17.97 dB 4:08 13-Il Trovatore, Act 4: "D'amor sull'ali rosee" (Leonora)
DR11 -0.32 dB -15.82 dB 3:19 07-Tosca, Act 2: "Vissi d'arte" (Tosca)
DR8 -4.54 dB -18.27 dB 3:07 05-La Traviata, Act 1: "Ah fors'e lui" (Violetta)
DR11 -4.44 dB -22.30 dB 4:50 14-Otello, Act 4: "Ave Maria" (Desdemona)
DR11 -4.74 dB -20.92 dB 4:29 16-Orphée et Eurydice, Act 4: "J'ai perdu mon Eurydice" (Orfeo)
DR12 -2.01 dB -21.29 dB 5:24 17-Samson et Dalila, Act 2: "Mon coeur s'ouvre à ta voix" (Dalila)
DR12 -1.64 dB -20.82 dB 6:24 15-Il Barbiere di Siviglia, Act 1: "Una voce poco fa" (Rosina)
DR11 -2.89 dB -18.96 dB 2:38 03-Gianni Schicchi, Act 1: "O mio babbino caro" (Lauretta)
DR9 -1.49 dB -16.43 dB 4:55 04-La Wally, Act 1: "Ebben?...Ne andrò lontana" (Wally)
DR10 -0.67 dB -16.40 dB 4:56 09-Andrea Chénier, Act 3: "La mamma morta" (Maddalena)
DR12 -1.97 dB -20.13 dB 3:50 11-Adriana Lecouvreur, Act 1: "Ecco: respiro appena...Io son l'umile ancella" (Adriana Lecouvreur)
DR12 -1.79 dB -19.08 dB 3:02 12-Lucia di Lammermoor, Act 3: "Il dolce suono ... Ardon gli incensi" (Lucia, Raimondo, Normanno, Chorus)
--------------------------------------------------------------------------------

Number of tracks: 18
Official DR value: DR10

Samplerate: 96000 Hz
Channels: 2
Bits per sample: 24
Bitrate: 1324 kbps
Codec: FLAC
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Besten Gruß
Vittorio
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo zusammen,
die Bezugsquelle wäre noch nett.
Beste Grüße,
Andi
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hier die DR-Werte von La Divina und den überlappenden beiden Tracks
DR Peak RMS Duration Track
--------------------------------------------------------------------------------
DR10 -2.20 dB -19.45 dB 5:37 05- - 05 - Norma - 'Casta Diva'(1989 - Remaster)
DR12 -2.35 dB -20.87 dB 5:17 06- - 06 - Samson et Dalila - 'Mon coeur s'ouvre a ta voix'(1987 Digital Remaster)
Grüße Hans-Martin
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Vittorio
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Beitrag von Vittorio »

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quaternione
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Beitrag von quaternione »

Bei Qobuz noch ein paar Euro günstiger..
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Beim Vergleich der Versionen sollte man als erstes einen einwandfreien Pegelausgleich schaffen. Sonst bewertet man die lautere Variante womöglich für besser. Ich habe hier bis 5dB Differenz festgestellt, die neuen Überspielungen sind da nicht zimperlich...
Nach exaktem Pegelausgleich habe ich mich echt schwer getan, überhaupt Unterschiede zwischen dem frühreren und dem letzten Remaster nebst 24 Bit Bearbeitung gehörmäßg festzumachen.

Wunderdinge darf man nicht erwarten - wenn die Aufnahmen von 1961 rauschen, ist das eben so. Da hatte Ray Dolby seine Rauschverminderungssystem ja auch noch nicht entwickelt.
Carmen, Act 1: "L'amour est un oiseau rebelle" (Carmen, Chorus) [Habanera] fängt mit hörbarem Rauschen schon an

Höre ich Orphée et Eurydice, Act 4: "J'ai perdu mon Eurydice!" ist es ja ganz nett. Wenn ich nun die Aufnahme invertiere, kommen mir spontan die Tränen. Das schafft das 24-Bit Remaster in der gelieferten Originalversion nicht, aber die Polaritäts-korrierte Version meines CD-Rips, wo das Remaster schon 15 Jahre zurückliegt. Das Invertieren des inversen Materials zeigt klar auf, dass es andere Dinge gibt, als 24 Bit Genauigkeit bei der Umsetzung von Bandmaterial, welches gerade die 60dB-Rauschabstand-Hürde nimmt.

Wenn gute Leute Bandmaterial mit den gegebenen Möglichkeiten ihrer Zeit digitalisieren, wird der Frequenzgang so weitgehend beibehalten, dass diese Ebene keinen Ansatzpunkt für positive Unterschiede liefert, außer, dass das Band in der Zwischenzeit vielleicht gelitten hat, die Höhen absackten, die Auflösung zurückging, die Rauigkeit zunahm. Also, dass die spätere Übertragung schlechter klingt!

Und wenn ich hier noch einmal wiederhole, dass ich die Callas am liebsten in Mono von einem Lautsprecher wiedergegeben höre, hat das gute Gründe.

Immer wieder muss ich feststellen, dass das zeitgemäße Medium, also das Medium, welches zur Hochzeit der Künstler den Markt beherrschte, das beste zu sein scheint, um die künstlerische Leistung am besten nachzuempfinden, sich von den ausgelösten Emotionen leiten zu lassen.
Caruso von Schellack, Callas von LP (oder von Mono-Single!), Netrebko von CD...
Daran grenzt, dass man Medien am besten in dem Land der Erstveröffentlichung kauft, weil dort ggf. die bestmögliche Authentizität gewahrt wurde.
Den besten Beleg dafür findet man bei der WB/Vertigo Brothers in Arms im Vergleich zur teuren XRCD.
Dieser Vergleich ist sehr heilsam, danach ist man nicht mehr bereit, einen Zusammenhang zwischen Preis und Qualität herzustellen, ohne einen eigenen skeptischen Hörvergleich zu unternehmen.

Wenn mir also bei "J'ai perdu mon Eurydice!" die Tränen kommen, nachdem ich selbst die Polaritätskorrektur vorgenommen habe, dann an erster Stelle, weil mich die Darbietung der Callas berührt.
Erst an zweiter Stelle, weil die Wut hochkommt, dass die Tonmeister mal wieder einen besten Beweis ihrer Inkompetenz abgeliefert haben, und ihr Endprodukt offenbar darauf zielt, dem Musikhörer jene Authenzitität vorzuenthalten, die das Wesen der Musik ausmacht, die den Funken überspringen lässt.

Ich brauche keine Musik, die mich nicht erreicht.
Und die Leute, die das verhindern, können mir gestohlen bleiben, vornehm ausgedrückt!

Wer gebrauchte CDs der ersten Generation kauft, ist mMn oft noch am besten bedient, wenn Vinyl nicht zur Diskussion steht. Im Bereich klassischer Musik ist allerdings seit der Mono-Ära das invertierte Signal fest etabliert, also bitte prüfen, ob man durch Korrektur (digitale Invertierung oder Umpolen beider Lautsprecher, bei Aktiv-LS mit XLR-Inverter) einen nennenswerten Vorteil wahrnehmen kann!

Das musste ja wieder so enden!
Aber bitte, wer hat denn damit angefangen?!*
Grüße Hans-Martin


*als ich geboren wurde, waren die Aufnahmen schon nachweislich in der Polarität vergeigt.
Vergeigt passt gut, denn Aufstrich und Abstrich klingen auch unterschiedlich, wie jeder Geiger weiß
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