Fujak hat geschrieben:Wenn ich (und viele andere) vom anzustrebenden "analogen" Klang spreche, dann meine ich nur einen einzigen Parameter des analogen Klangs: nämlich die Abwesenheit von klanglichen Artefakte durch Jitter und seinen klanglichen Auswirkungen. Alle anderen Parameter des analogen Klanges wie wir ihn von Plattenspielern und Bandmaschinen kennen (Rauschen, Kanalübersprechen, komprimierter Dynamikumfang, Verzerrungen, Bandsättigung, Rumpeln etc.) strebe ich hingegen keinesfalls an und freue mich, all dies durch die digitale Musikwiedergabe hinter mir gelassen zu haben - ganz zu schweigen von vielen anderen Möglichkeiten digital basierter Wiedergabe.
Hallo Fujak,
Ich habe die in diesem Thread ja schon in einem Nebensatz zugestimmt (der Beitrag wurde dann in den FLOW-Tread verschoben), aber ganz ohne Haken und Ösen geht es wohl doch nicht in der Digitaltechnik.
Denn Auswirkungen von Jitter (Modulation in der Zeitebene) und Auswirkungen von Flutter (ob beim Plattenspieler oder Tonband), sind auch eine Frequenzmodulation mit Modulationsrauschspektrum.
So hat auch schlechte Digitalübertragung Rauschen in der menschlichen Wahrnehmung.
Kanalübersprechen gibt es zwar nicht, aber es kann bei der Analogtechnik ja auch vorteilhaft sein (siehe Flow), wenn nicht das Durchblubbern der Bässe von der Gegenrichtung bei 1/4 Spur 19cm/sec gemeint ist, welches ein Produkt der Sparsamkeit am falschen Ende ist.
Denke ich an viele Aufnahmen, die rein digital produziert sind, aber voll ins Clipping geahren, als würden die 90dB beim CD-Format nicht ausreichen, wünsche ich mir den weicheren Begrenzungseinsatz der Analogbandaufzeichnung zurück. Nicht gemeint sind die Verzerrungen eines übersteuerten Kombikopfes, der deutlich frühere Limits setzt als ein spezialisierter Aufnahmekopf an demselben Band.
Und schließlich ist die große Übertragungsbandbreite der Digitaltechnik im Bassbereich bis Gleichspannung Fluch und Segen zugleich, wenn ich bei einer Klassikaufnahme ein tieffrequentes Donnern oder Grummeln höre, sei es die vorbeifahrende U-Bahn, deren Körperschallübertragung durch den Boden erstaunliche Strecken zurücklegen kann (s.a. Kommunikation der Elefanten mit den Füßen), oder die Nebengeräusche der Klimaanlagen. Ich habe sogar eine CD, auf der offenbar die aufsteigende Körperwärme des Publikums im Konzertsaal die beiden Bändchenmikrofone bei ihren leicht unterschiedlichen Resonanzfrequenzen angeregt hat. 2,3 und 2,7Hz am selben Ort aufgenommen (Blumlein Anordnung, geneigt) lassen keine andere Schlussfolgerung zu.
Mein Digitalverstärker überträgt derlei Frequenzen uneingeschränkt und die Tieftöner lenken sichtbar entsprechend aus, mit eigenen Nebengeräuschen.
Es ist nicht alles Gold, was digital glänzt. Und oft ist es mal wieder der Mensch, dessen Unvermögen im sachlich richtigen Einsatz der Technik bis hin zum gewollten Missbrauch als künstlerische Note an zentraler Stelle im Studio / in der Aufnahmekette die Aufnahme mehr oder weniger an die Wand fährt. So brutal wie in der Digitaltechnik ist es mir in der Analog-Ära nicht aufgefallen.
Grüße Hans-Martin