Hallo Bernd-Peter,
Du hast vollkommen recht, wichtig ist eine Ausgewogenheit bei der Abstimmung, die nicht zu ungunsten von anderen Faktoren und insbesondere nicht auf Kosten eines organischen, geschlossenen Gesamteindrucks geht.
So kann ein zu starker Bass bei elektronischer Musik zwar Spass machen, bei echter Instrumentierung aber auch leicht ins Unpräzise abdriften. Oder zu viel Höhen können einen tollen Detailreichtum bieten, insgesamt ist die tonale Abstimmung von Instrumenten dann aber zu hell und S-Laute zischeln. Wenn man dann aber zu viel Höhen wegnimm, bis S-Laute selbst in kritischen Aufnahmen nicht mehr zischeln, dann wird die Tonalität von Instrumenten und Stimmen zu dunkel und wirkt leblos und dumpf.
Deswegen ist es bei der Abstimmung auch ganz wichtig, Musikmaterial, das man gut kennt, zu verwenden, quasi als innere Stimmgabel, und deren Qualität durchaus von Ultragut bis Grütze schwanken sollte. Dabei sollte man dann letztlich z.B. bei den Höhen darauf achten, dass im Hochtonbereich überproduzierte Titel zischeln MÜSSEN, sonst ist es bei normal produzierten Scheiben zu wenig.
Ich hatte zwar als Kind Klavierunterricht, aber wirklich spielen kann ich nicht, ich hatte da keinen Zugang zu, alles was ich kann ist hören. Genauer gesagt, was ich schon immer genossen habe, ist das Hören an sich. Hörspiele, Musik, Naturgeräusche. HINzuhören und zu analysieren musste ich für das Hobby aber erst lernen. Diese tonale Feinabstimmung der LS hat das Gehör nochmal ganz neu geschult, nämlich in Richtung Wahrnehmung von zu heller/richtiger/zu dunkler Klangcharakter, das war nochmal sehr spannend. Vielleicht war ja die Grundeinstellung der AGM bereits perfekt (ich vermute das, und denke, da bin ich jetzt auch wieder in etwa gelandet, vielleicht letztendlich minimal mehr Höhen und minimal mehr Bass, aber das kann ich jetzt natürlich nicht mehr vergleichen. Ich bin mir mittlerweile jedenfalls sicher, dass die Abstimmung so sehr gut war.), mir persönlich hat es aber viel gebracht, das hat mein Gehör weiter geschult. Und ist insofern ein Lerneffekt, als man lernt, auch die tonale Abstimmung anderer LS und deren kurz- und langfristige Effekte auf die eigene Wahrnehmung besser einzuschätzen. Die goldenen Mitte ist eigentlich das Beste!
Ist auf Dauer aber auch anstrengend, das dann an den LS durchzuexerzieren. Ich habe davon jetzt wirklich genug! Und Tonalität ist beileibe nicht alles,was den klanglichen Charakter von Geräten, Kabeln und Lautsprechern angeht, man kann auch hier wieder nur auf die Tonalität einen gewissen Einfluss ausüben. Tonalität ist aber nur ein Teilaspekt der Sache, und mehr als diese und eine Kanaleinpegelung auf meine unterschiedlich empfindlichen Ohren ist so nicht möglich.
Gestern ist mir diesbezüglich noch ein kleiner, naheliegender Aha-Effekt gelungen, nämlich dass die Unterschiedlichkeit bei meinen Ohren über den Frequenzgang nicht einheitlich ist, sondern natürlich frequenzabhängig, da auch leichte Hörschäden zunächst im Hochton auftreten. Daher ist nun links etwas mehr Hochton, der Rest ist eher auf mittig getrimmt (nur minimal links lauter). Jetzt passt es sehr gut.
Was als letztes noch wichtig ist, ist, dass man eine Einstellung erstmal für einige Zeit hört, dann mögliche Schwächen der Abstimmung konkret identifiziert, diese durch Neuadjustierung versucht zu beheben, und dann wieder längere Zeit (Wochen) damit hört. Dann entlarvt man auch recht schnell zunächst effektheischende, langfristig aber nervende Abstimmungen und nähert sich immer mehr dem Ideal an.
Seit gestern denke ich wieder, es passt sehr gut und es muss jetzt nichts mehr geändert werden, und werde nun wieder einige Wochen hören. Ich glaube aber, es ist gut jetzt!
Hallo Tom,
cinematic hat geschrieben:
wofür sind denn die roten Kissen/Absorber? innen an den Boxen?
Die Lautsprecherwände auf der Innenseite vibrieren wahrnehmbar bei gehobenen Lautstärken (Hand drauflegen), gerade im Bereich der 5.4 Mitteltöner, nicht so sehr beim Bass. Um verwaschene Ortung zu vermeiden durch diese ungewünschten, recht flächigen Schallquellen habe ich die Absorber angebracht, lose auf die roten Kissen gestellt. Der Effekt am Hörplatz kommt dann einem extrem ruhig gestellten Gehäuse aus Kunstharz zumindest für diese Flächen recht nahe, zumindest was die Schallabstrahlung betrifft. Ich habe die Platten mit einigen Zentimetern Anstand zur vorderen Schallfront angebracht, um nicht die sich um die Kante biegenden direkt abgestrahlten Schallwellen direkt am Lautsprecher zu absorbieren, in der Befürchtung, dann durch mangelnden frühen Diffusschall aus der Mitte ein Ortungsloch in der Mitte zu bekommen. Ganz nebenbei werden so aber die Innenflächen der Lautsprecher auch als Reflektionsflächen für späteren Diffusschall bei mittleren bis hohen Frequenzen eliminiert ("früher" generierter, von diesen Flächen reflektierter Diffusschall existiert dann nicht, der sich mit dem Direktschall später generierter Signale von den Chassis vermischt). Außerdem habe ich diese Flächen durch leichte Einwinkelung der LS von den Ohren weggedreht, was einerseits gut ist, da die Seitenwände dann noch mehr von einem weg zeigen/strahlen, der Abstrahlwinkel der sonst reflektierenden Seitenwand und der direkt strahlenden Chassis sich so aber annähert, was die Maßnahme noch mehr nötig macht.
An anderen Flächen als innen habe ich dieses Problem der Vibration nicht ausfindig machen können, die AGM-Gehäuse sind ja bestens verarbeitet und auch aus immerhin 40 mm!!! starkem MDF, innen noch durch Unterkammerung verstärkt. Trotzdem, meine persönliche Meinung ist es, dass die Regelung zwar Fehler auskorrigiert (wie z.B. von der vibrierenden LS-Wand wieder aufs Chassis übertragen, da sind Kunsthazwände immer noch besser) und Chassisklirr reduziert, aber ein schwingendes Gehäuse ist ein schwingendes Gehäuse. An dieser Stelle hatte ich das Bedürfnis, noch soweit möglich etwas dagegen tun zu müssen. Ob das zielführend oder gar notwendig ist, mag ich absolut betrachtet nicht behaupten und das soll ein jeder mal ausprobieren und für sich selbst entscheiden. Ich meinte, mir sei das so wichtig und dass meine Überlegungen Sinn machen. Schlechter anhören dadurch tut es sich dadurch meiner Meinung nach jedenfalls nicht.
Beste Grüße,
Andi