im folgenden beschreibe ich die Höreindrücke aus dem Test eines Playback Designs MPS-3
4. Hörergebnisse, Teil 1
Vor dem Einstieg in die von mir gehörten und im folgenden beschriebenen Höreindrücke und Bewertungen der allgemeine "Disclaimer" für die Beschreibung von Höreindrücken:
- Es handelt sich um subjektive Aussagen, die meine Hörerfahrung und Musikpräferenzen wiederspiegeln
- Die dokumentierten Aussagen zur Klangqualität des MPS-3 sind natürlich immer aus Sicht meiner Anlage und meines Hörraumes zu sehen
D.h. andere Menschen können zu einer anderen Beurteilung kommen. Jeder Vorführer hat sicher schon die Erfahrung gemacht, selbst mit der besten Anlage und einer hervorragenden Aufnahme kann man einen Zuhörer nicht beeindrucken, wenn man Musik anspielt, die der Interessent nicht mag und nicht hören will.
Es handelt sich dabei um ein Blechbläserquintett, das in folgender Aufstellung spielt und aufgenommen wurde:
Anmerkungen zum Bild (Quelle: canadianbrass.com): Konzert in Schweinfurt am 24/25 August 2013; Charles Daellenbach an der Tuba ist immer noch als Chef der Truppe mit dabei
Rechts und links vorne außen, die zwei Trompeten, in der Mitte etwas hinten die Tuba, rechts daneben, etwas weiter vorne die Posaune und links daneben das Horn. Dieses Horn begleitet sehr oft nur unauffällig und wird gern überhört bzw. von den anderen, lauteren Bläsern verdeckt. So auch bei vielen Stellen bei dieser Aufnahme. Ganz anders hier mit dem MPS-3: Das Horn ist auch in den Passagen, wo es nur unspektakulär begleitet, deutlich hörbar, man hat den Eindruck, der Spieler sitzt 5 Meter vor einem im Zimmer. So habe ich das noch bei keinem CD-Player oder DAC hören können. Ich muss zugeben, so hätte ich das nie und nimmer erwartet, wie der MPS-3 das darstellt, ich bin begeistert! Der Klang der Posaune kommt sehr authentisch aus den Lautsprechern, Anblastechnik, Tonmodulation und Bewegungen des Posaunisten kann man beim Hören gut erkennen. Die beiden Trompeten erklingen, auch wenn sie ihr Spiel forcieren, ohne jegliche „digitale“ Aggression, wie sie leider bei vielen anderen DACs bei dieser Aufnahme an manchen Stellen zu Hören ist. Mit dem MPS-3 kann man auch richtig „aufdrehen“, ohne das man „angeschrien“ wird.
Schon jetzt muss ich zugeben, so gut habe ich diese Aufnahme noch nie gehört!
4.1 DSD64
Weiter geht’s zu einer DSD-Aufnahme der Symphonie Fantastique von Berlioz, die ich vor über 10 Jahren Live im Wiener Musikverein hören durfte. Wir haben uns den 4.Satz vorgenommen, den Hexensabbat, in dem Berlioz ein musikalisches Feuerwerk zündet und aufzeigt, was er in seinem Lehrbuch zur Komposition vermitteln wollte. Schon zu Beginn (Stelle 1 im folgenden Bild) ist das Vibrato der dreifach geteilten ersten und zweiten Violinen sehr viel deutlicher wie auf der CD-Spur rauszuhören.
Dies ist eine der Eigenschaften, die DSD auszeichnen: Die maximale Auflösung erfolgt hier bei kleinen Pegel (siehe Zitat von Ed Meitner):
Schaltet man auf den Mytek um hört man dies auch zwar deutlich, allerdings haben die Geigen, selbst hier im pp, nicht den Schmelz wie ich der Playback reproduziert. Im weiteren Verlauf dieses Satzes kann man sehr schön erkennen, der MPS-3 der MPS-3 ist der erste DAC den ich kenne, der die Streicher, bei gut aufgenommenen DSD-Material, so darstellt, wie ich es aus Oper und Konzertsaal kenne. Gerade die hervorragende Reproduktion der Violinen des Playback konnte ich auch bei den anderen DSD-Aufnahmen , die wir uns anhörten, feststellen. …was habe ich mich all die Jahre darüber geärgert, dass auf meinen kostbaren Aufnahmen die Geigen, meist schon ab Forte, nicht so klingen wie beim „Ding an sich“, der Liveaufführung in guten Sälen und Opernhäuser. Hier setzt sich der Playback sehr deutlich vom Mytek ab, das sind keine Nuancen, das kann ich in jeden Blindtests leicht nachvollziehen ... vorausgesetzt, der Rest der Kette spielt auf sehr gutem Niveau.Ed Meitner hat geschrieben:You have, in fact, a situation that is very akin to what we hear. We mostly hear velocity changes. Now velocity changes are at maximum at zero crossing of the sine wave. So this is where you have to be so careful. And if you look all through the high-end audio industry, it’s class A, class A, class A. And you know the old solid state zero crossing distortion amplifiers and stuff like that never worked.
An der Stelle 2 (Koordinate in der Partitur: 65, Takt 20) werden Rögrenglocken eingesetzt. Gergiev hat diese ins hinter linke Eck des Musikvereinssaals verbannt, denn obwohl sie xx gespielt werden, sollen sie „wie aus der ferne“ klingen. Das führt dazu, dass bei den meisten DAC’s diese nicht mehr exakt gehört werden. Nicht so beim Playback. Hier hört man deutlich wie der Schlagwerker die Glocken in Schwingung versetzt und auch ihre unterschiedlich Stimmung (eine auf C, die andere auf G) kommt bestens zu Gehör. An Stelle 3 (66, Takt 7) beginnt das "Dies Irae", das zwei Tuben mächtig anstimmen.
Der Pauker setzt an der Stelle 4 (69, Takt 12) Schwammschlägel ein ( im Konzert versuche ich dann immer einen Blick auf den Musiker zu erhaschen und nachzuschauen, wie er‘s anstellt), um das folgende Crescendo bis zum doppelten Forte, Stelle 5 ( 70 Takt 1) zu begleiten (siehe folgendes Bild):
Hier ist eine weitere interessante Eigenschaft des Playback zu hören: Die Dynamikentwicklung, die ja auch die Steigerung der Lautstärke innerhalb einer Note beinhaltet, wird hier sehr fein in vielen Stufen reproduziert, eine Feindynamik also, die ich so ebenfalls von keinem DAC vorher gehört habe. Beim Mytek sind die „Stufen“ gröber, er differenziert im Crescendo nicht so fein.
An Stelle 6 (83 Takt 1) beginnen die Violinen und Bratschen „col legno“ d.h. die Saiten werden mit dem Holz des Bogens gestrichen, zu spielen. Auf dem Playback konnte ich den Beginn, durch den Stimmführer der ersten Geigen, so gut hören, wie ich das bei keinem anderen Gerät bisher vernommen habe, ja, wie ich meinte, das geht nur Live und auch nur wenn mann ganz nah am Konzertmeister sitzt. Auch der Einsatz der anderen Geiger und Bratscher beim „col legno“ habe ich so noch nie in einer Reproduktion gehört. Man hat förmlich den Eindruck, die Streicher sitzen hier vor einem im Zimmer, man kann fast hören, wie viele Musiker sich da beteiligen. Also, weil's so beeindruckend ist, mit JRemote am iPad „zurückblättern“ ...
... und nochmals ab 83 Takt 1 reinhören, wirklich beeindruckend, wie meine Anlage dieses „col legno“ da in mein Hörzimmer transportiert ... hätte ich so nie und nimmer erwartet. Das sind dann die Momente, wo man ein Gerät eigentlich nicht mehr hergeben will, eine Klangqualität die süchtig macht.
Als nächstes eine Aufnahme der zweiten Symphonie von Tschaikowsky. Die Aufnahmen erfolgte im April 20111 im DZZ Studio 5 in Moskau, Tonmeister war Roger de Schot.Wir hörten den 4. Satz, Finale – Moderato assai-Allegro vivo. Dieser Satz fordert durch seine Dynamiksprünge, nicht nur bei den Schlagwerkern und dem schweren Blech, jede Anlage voll und ganz heraus. Beim Crescendo an Stelle 1 im nachfolgenden Bild (Koordinate in der Partitur: P, Takte 17 - 23)
kann man sehr gut verfolgen, wie die Violinen, von 16tel Note zu 16tel Note, Druck aufbauen, der dann in Takt 23 in einem dreifachen Forte des Gesamtorchesters kulminiert. Mit dem MPS-3 war ich in der Lage, diese Stelle in Live-Lautstärke zu reproduzieren (ich habe mal nachgemessen, die Spitze ging bis 98 dBC!) und dabei feinste Details der Instrumentierung raus zu hören. Via Mytek hörte man in diesem Crescendo weniger Stufen, es hörte sich fast nach Legato an, die Lautstärke, ohne angebrüllt zu werden, musste 6 dB zurückgenommen werden.
Nachdem ich das hörte, wurde mir schnell klar, viele DACs/Streamer, die ich kenne, schränkten wohl die Dynamik etwas ein, DSD-Material mit dem Playback gewandelt, ist erstaunlich gut in der Lage, Dynamikspitzen authentisch zu reproduzieren. Ein Aspekt übrigens, warum ich bereits Anfang der 90er Jahre endgültig von Vinyl auf CD umgestiegen bin, einem solchen Forteschlag kann, auch heute noch, kein Schneidstichel, keine Nadel folgen, kann diese „Originaldynamik“ also keineswegs darstellen bzw. hörbar machen.
Im Takt 39 läßt Tschaikowsky das Tam-tam in doppelten Forte erklingen (Stelle 2 im Bild). Dieses klingt bis zum nachfolgenden Presto aus, wobei einem dieser abschwellende Klang während dieser Zeit fast „entgegenfliegt“ (Bruckner z.B. schuf einen ähnlichen Effekt in seiner 7. Symphonie mit dem Becken). Dieses Abschwellen des Tam-tam-Schlages habe ich noch mit keinem DAC so authentisch gehört, wie hier mit dem Playback. Pentatone classics hat übrigens alle Symphonien von Tschaikowsky mit dem Russischen National Orchester und Maestro Pletnev am Pult eingespielt. Sie gehören dzt zu meiner Referenz dieses Komponisten.
Als Nächstes wieder eine Aufnahme aus dem Wiener Musikverein (er ist und bleibt der beste Konzertsaal der Welt ... und nicht nur ich als Mitglied des Musikvereins sehe das so ) und diese hervorragende Aufnahme verwende ich seit Jahren zum Testen von Audio-Komponenten.
Es ist schon ein Erlebnis, wie der einleitende, doppelte Forteschlag im Tutti von Sarasate's Zigeunerweisen (Bild rechts neben dem Cover) und der anschließende Einsatz der Solovioline im Forte, über die Playback erklingen ! Diese Stelle habe ich bisher mit der La Rosita PI, allerdings „nur“ als 16/44-CD-File, DSD kann die PI ja nicht abspielen, als am besten reproduziert in Erinnerung. Der Klang des DSD-Files über die MPS-3 ist besser: Hier ist sie wieder, die wunderschöne Reproduktion der Geigen, es fehlt jegliche Schärfe, auch die anderen beteiligten Instrumente, wie das Fagott sind sehr deutlich und mit ihren charakteristischen Klangfarben zu erkennen. Eine kurze Gegenprobe mit dem Mytek zeigte auch hier, dessen Klangbild ist aggressiver, man muss den Lautstärkeregler zurücknehmen.
Die beiden SACD-Aufnahmen der Neujahrskonzerte 2002 und 2005 hören sich recht unterschiedlich an. Die DG hat im 2005er Konzert z.B. den Applaus des Publikums so aufgenommen/gemastert, dass man die Leute auch rechts links und hinter einem deutlich vernimmt, bei der Philipsaufnahme kommt der fast nur von vorne. Auch lässt Maazel zum ersten Mal die zweiten Geigen links, hinter den Primgeigen spielen. Beim MPS-3 kann man die Unterschiede in den beiden Aufnahmen auch in Stereo noch besser detektieren als beim Mytek in Stereo. Das kann man natürlich auch als Nachteil sehen, die Manipulationen der Toningenieure werden über den Playback noch deutlicher durchgereicht.
Das folgende Bild zeigt nicht nur ich bin begeistert, was wir mit dem Playback zu hören bekommen, dem Hagen geht es ähnlich. Er will das iPad gar nicht mehr hergeben ... noch ein Track, noch ein Track.
Nach kurzer Pause zum Abendessen geht’s mit den folgenden SACDs weiter:
Maria Callas bringt der MPS-3 in der Carmen aus 1964, letzes Jahr von Esoteric sehr gut remastert, in all ihrer wunderscjhönen, packenden Klangfülle zu Gehör. Da fehlt das oft zu vernehmende „digitale“ Vibrato, auch wenn sie in der Höhe forciert, bleibt die Ausdruckskraft und Farbigkeit der „La Divina“ bestehen, da wird nichts eingeebnet oder leicht „verschmiert“. Die begleitenden Chöre werden bestens auf die Bühne projiziert, man kann die Bewegungen und den Dialog der einzelnen Stimmgruppen sehr gut verfolgen. Auch das Orchester kommt erstaunlich transparent rüber. Man hört aber auch an einigen Stellen die Grenzen so alter Aufnahmen gut heraus, da ist der Playback ehrlicher als so mancher „Schönfärber“ aus dem „Glaskolbenlager“.
Auf eine Aufnahme war ich besonders neugierig: Wie klingt der Bösendorfer Imperial von Jaques Loussier über den Playback ? Ich habe diese drei „älteren Herren“ vor einigen Jahren bei uns um die Ecke, in Burghausen, Live gehört und war sehr beeinduckt, was die immer noch, nach all den aktiven Jahren, so drauf haben. Auch habe ich mich gefragt, wieso nicht viel mehr Pianisten auf dem wunderschönen Bösendorfer Imperial spielen. Ich mach's kurz: Der MPS-3 reproduziert das Loussier-Trio besser wie all die DACs die ich mir bisher anhörte! Wie hier der typische „Frequenzkeller“ des Flügels zu hören war, ist schon ein Erlebnis. Zusammen mit Schlagzeug und Bass kam, selbst in Stereo, durchaus volle Live-Atmosphäre auf.
Ähnlich war es auch beim Bigband-Sound der Cincinnati Pops und „I’ve got you under my skin“. Die Solostellen vom Tenorsax zu Beginn, dann die Trompeten, die Posaunen und das Altsax, fetzten so los, das man durchaus auf Surround verzichten kann ... naja, vielleicht doch nicht, aber Playback in Surround ... ja wenn's das gibt, ist man angekommen, besser geht's nicht.
Als letzes Beispiel zu DSD 64 haben wir noch Igor Tchetuev, einen jungen russischen Pianisten zugehört, wie er die Sonate Nr. 5, Opus10 von Ludwig van Beethoven auf einem Fazioli vorträgt. Die Aufnahmetechnik des kleinen Labels CAROMITIS wird von Pentatone gestellt, hier bediente auch wieder Roger de Schot die Regler der Aufnahmeapparatur. Ich habe selten eine so schlackenfreie, wunderschön reproduzierte Klaviersonate gehört. Da „scheppern“ keine ungedämpften Saiten mit, wie so oft, selbst bei Telarc-Aufnahmen störe ich mich daran immer wieder, der Fazioli wird so zu Gehör gebracht, als ob man 5 Meter entfernt sitzt und zuhört. Sicher über den Mytek klingt diese tolle Aufnahme auch sehr, sehr gut, aber der MPS-3 kanns einfach nochmals besser ... und durchaus auch lauter.
Weiter geht's am Sonntag mit dem 2.Teil unseres Hörtests, bis dahin,
schönes Wochenende und Gruß
Sigi