Silbersand Streamer

Christian Kramer
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Beitrag von Christian Kramer »

Rossi hat geschrieben:Mensch, was soll denn dieses ganzes Gerede über Display zu klein, Display nicht lesbar, Display hin oder her?
Ich sehe das so, wenn es durch irgendein Grund die Fernbedienung (Smartphone oder Tablet) versagt, z.B. Verbindungsabbrüche oder Akku leer, wird man dieses Display zu schätzen wissen.

Grüße Christian
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Rossi
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Beitrag von Rossi »

Jo, genauso schaut's aus. Ist doch kein Nachteil, wenn jetzt da ein Display ist. Und wem's nicht gefällt oder wen's stört, kann das Teil einfach ausstellen, wie hier zu lesen war. Persönlich würde mir zum schwarzen Display eine schwarze Alufront besser gefallen, aber das sollte das kleinste Problem sein.

Gruß,
Stefan
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Raal
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Beitrag von Raal »

Das Display reicht eigentlich von der Größe. Nur nimmt das Cover einfach zuviel Platz ein. Man sollte eher daran arbeiten was man wie anzeigt. Alles eine Software Geschichte. :cheers:

Viele Grüsse
Andreas
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Rudergänger
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Beitrag von Rudergänger »

Warum hat sich Silbersand für den Wandlerchip Wolfson WM8741 entschieden?

Gert hatte bei dem G-ADS-DAC Umbau anschaulich erklärt, warum wegen der integrierten - mit OP realisierten - I/V-Wandlung gerade dieser Chip klanglich nicht die beste Wahl ist. Wäre bei einem so sorgsam entwickelten Streamer der Spitzenklasse nicht eine angemessen ausgeführte I/V-Wandlung vorzusehen?

Interessant fände ich noch ein paar Informationen bzgl. der analogen Ausgangsstufe z.B. diskreter Aufbau oder OP, Art und Umfang der Gegenkopplung, Verwendung von Übertragern oder Koppelkondensatoren und wie bei dem Gerät die Masseführung gelöst wird.

Gruß

Rainer
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MorkVomOrk
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Beitrag von MorkVomOrk »

Hallo Leute,

kein internes WLAN finde ich konsequent, über die notwendigkeit eines displays kann man streiten, für status meldungen und als inbetriebnahme display ist es ausreichend.

Für mich wäre die 5.1 bzw. 7.1 funktion wie beim OPPO wichtig, ein durchgängiges bedienkonzept: eher sonos als kinsky und die integration in ein vorhandenes multiroom system.

Nice to have wäre eine knx schnittstelle.

Insgesamt bin ich neugierig und freue mich auf das Gerät

Gruss aus Hamburg
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Rainer,

zu Deinen Fragen hat uns Hr. Müller ausführliche Antworten zukommen lassen.
Rudergänger hat geschrieben:Warum hat sich Silbersand für den Wandlerchip Wolfson WM8741 entschieden?

Gert hatte bei dem G-ADS-DAC Umbau anschaulich erklärt, warum wegen der integrierten - mit OP realisierten - I/V-Wandlung gerade dieser Chip klanglich nicht die beste Wahl ist. Wäre bei einem so sorgsam entwickelten Streamer der Spitzenklasse nicht eine angemessen ausgeführte I/V-Wandlung vorzusehen?
Vermutlich beziehst Du Dich dabei insbesondere auf diesen Beitrag von Gert.
Silbersand hat geschrieben:Natürlich haben wir uns auch gefragt, welcher Wandler in so einen Streamer kommen soll. Diese Frage war bereits in der Konzeptphase zu untersuchen, da wir auch den Streamer „deduktiv“, also in der Richtung von der Idee zu den Einzelfragen entwickelt haben, einfach weil ein Gesamtwerk mehr ist als die Ansammlung von Teilaspekten.

Ein paar der Gedanken zur Wandlerfrage:

Zur Wahl standen der PCM1792 (entspricht PCM1794 aber mit I²C Interface) von Burr Brown und der WM8741 von Wolfson. Diese sind vom internen Aufbau unterschiedlich, in den theoretischen Leistungswerten aber sehr ähnlich. Die PCM Dokumentation führt leicht bessere Dynamikwerte auf (+/- ein paar dB im Bereich von insgesamt 130dB).

Dazu haben wir nicht nur die einschlägige Literatur gelesen, sondern auch die von den Herstellern bereitgestellten Evaluations-Boards getestet. Das liefert eine belastbare Aussage darüber, ob die angegebenen Leistungsdaten in realen Schaltungen erreichbar sind, und wie sich externe Faktoren auf die gewünschte Performance auswirken (Stromversorgung, Filter, Jitter,...). Bei diesen Boards war es auch möglich, kleinere Änderungen an den Schaltungen vorzunehmen. (Die I²S Audio Daten und die Clock wurden dabei von einer Labor-Version des Silbersand Streamers bereitgestellt.)

Die meisten Messergebnisse der beiden Evaluations-Boards liegen so nahe beieinander, dass die Unterschiede der Messungenauigkeit zuzuordnen sind (und die Messgenauigkeit des verwendeten Prism dscope ist sehr hoch). Bei der Jitter-Immunität hatte der Wolfson leichte Vorteile, beim Rauschabstand der PCM - die Werte hier schwankten aber im Bereich einiger dB und der PCM Aufbau war auch allgemein etwas empfindlicher als der von Wolfson. Der PCM erzeugte erkennbar mehr HF Störungen, die aber oberhalb des Audio Bandes lagen. Durch kleinere Änderungen an der I/V Stufe (aus der einschlägigen OPV Literatur) und am Tiefpass Filter konnten diese aber stark vermindert werden.

Der Aufbau mit den Evaluations-Boards hatte den weiteren Vorteil, dass wir selbst kleine Änderungen immer sofort im Hörtest verifizieren (manchmal auch falsifizieren) konnten. Wir haben wieder einmal viel gelernt.

Die Schnittstelle zu den nachfolgenden Stufen ist bei diesen beiden Wandlern unterschiedlich konzipiert:

Der Burr Brown hat einen DAC mit Stromausgang. Dieser muss mit einer sehr niedrigen Impedanz belastet werden, da er nur eine geringe Spannungscompliance aufweist - die Linearität leidet bereits bei z.B. 100 mV Ausgangsspannung. Damit scheiden alle Vorschläge, die den DAC nicht mit einem invertierenden Verstärker verbinden, für uns grundsätzlich aus (z.B. FET in Gateschaltung) - hier leidet die Linearität. Aussagen, dass OPV keine hohen Quellimpedanzen sehen wollen, sind schlicht falsch. Zum Impedanzverhalten und Rauschen in OPV-Schaltungen hat Dr. Lutz bei der Entwicklung der Z-Weiche alles Grundlegende gesagt. Es kommt ausschließlich auf das Impedanzniveau der Schaltung an, auf das hin der OPV ausgewählt werden muss. Nicht umsonst wurde dort das Impedanzniveau auf den OPV abgestimmt.

Ein Transformator zur Impedanzanpassung ist grundsätzlich in Ordnung. Als bei Tonabnehmern die MC-Systeme (sehr kleine Spannungen, sehr niedrige Impedanz und keine HF-Anteile) aufkamen, haben Trafos gegenüber aktiven Lösungen klanglich und messtechnisch sehr gut abgeschnitten. Ein Stromausgang ist jedoch hochohmig, sieht bei Hochfrequenz aber keinen Übertrager mehr, sondern nur noch eine Induktivität und versucht, einen eingeprägten Strom dort „durchzutreiben“. Da kann es Induktionsspitzen geben, die bis in den Digitalteil zurückschlagen.

Bei der aktiven Lösung können Intermodulationen auftreten, wenn der (invertierende) Eingang des OPV mit hochfrequenten Signalen beaufschlagt wird, denen er mit seiner Slew-Rate nicht folgen kann. Dann übersteuert der OPV intern, was zu beliebig unschönen nicht-harmonischen Mischprodukten führt. Das ist jedoch dann schlicht falsche Schaltungsauslegung.

Zum Wolfson: Die benutzen nach aufwändiger digitaler Filterung und einem hohen internen Oversampling einen Sigma-Delta Modulator, um das Digitalwort in einen seriellen Bitstrom zu wandeln. Dieser wird via MUX auf den 1-Bit DAC gegeben. Dieser DAC ist vermutlich sehr niederohmig aufgebaut- im einfachsten Fall schaltet man zwischen einer positiven und einer negativen analogen Referenzspannung um oder im unsymmetrischen Fall zwischen Analogmasse und der analogen Referenzspannung. Der Sigma-Delta Modulator mit dem DAC erzeugt bei Digitalwort Null eine symmetrische hochfrequente Rechteckspannung mit der halben internen Oversampling-Frequenz. Deshalb muss anschließend sorgfältig gefiltert werden. Zudem muss die Analogbandbreite so begrenzt werden, dass keine Aliasing-Signale, die es nach dem Digitalfilter durchaus noch gibt, am Ausgang auftreten. Auch die Rauschbandbreite muss möglichst gering gehalten werden, um die Signal-Rauschabstände nicht zu verschlechtern.
Kurz: Dieser DAC hat einen Spannungsausgang, dessen Signale niederohmig weiterverarbeitet werden müssen um das SNR zu bewahren. Der Ausgang des DAC ist also nicht ein OPV sondern vermutlich der Summationspunkt zweier FET-Schalter oder Bipolar-Schalter.
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Silbersand hat geschrieben:Die genaue Schaltung kennen nur die Entwickler des ICs, das sind aber meist sehr kompetente Fachleute. Der WM8741 ist aber keineswegs ein PCM1792 mit falsch beschalteten OPVs, sondern ein hochkarätiger Wandler mit Spannungsausgang, was sich auch mit unseren Messungen und Hörtests deckt. Andere Ergebnisse haben möglicherweise nicht direkt etwas mit dem Wandler-IC zu tun.



Rudergänger hat geschrieben:Interessant fände ich noch ein paar Informationen bzgl. der analogen Ausgangsstufe z.B. diskreter Aufbau oder OP, Art und Umfang der Gegenkopplung, Verwendung von Übertragern oder Koppelkondensatoren und wie bei dem Gerät die Masseführung gelöst wird.
Silbersand hat geschrieben:Fragen wie Masseführung und Stromversorgung (was bei OPVs das gleiche Thema ist) haben wir nicht weiter ausgebreitet, sondern als Selbstverständlichkeit einfach subsummiert unter der Anmerkung „ ... Design nach den klassischen Regeln der audiophilen Technik“. Dafür hatten wir z.B bereits für die Z-Weiche einlötbare Stromschienen stanzen lassen und hier haben wir zusätzlich das DAC-Board vierlagig mit einer eigenen Groundplane ausgeführt.

Zur DC-Entkopplung setzen wir Kondensatoren ein. Diese gibt es für jede Anwendung in sehr guten Ausführungen und da DC vom NF-Signal sehr weit entfernt ist, können sie so dimensioniert werden, dass es keine Beeinträchtigung des Signals ergibt.

Die Fragen nach diskret oder integriert und Gegenkopplung sind so grundlegend, dass eine detaillierte Abhandlung den Rahmen hier sprengen würde. Da sie aber wichtig sind und oft verwirrend dargestellt werden, trotzdem ein paar Anmerkungen:

Man kann diskret oder integriert gute oder schlechte Schaltungen bauen. Vorteil der Diskreten ist, dass man da sehr sorgfältig, sensibel und liebevoll bauen kann. Vorteil der Integrierten ist, dass die direkt in Silizium Eigenschaften erzeugen können, die diskret nicht gehen. Wenn nun die Integriert-Designer audiophile Technik ernst nehmen und Ihre Kompetenz voll einsetzen, dann erzielen sie Spitzenergebnisse. Und zum Glück gibt es das.

Kritik an negative feedback (das ist auch Gegenkopplung und Regelung) kennen wir seit vielen Jahren zum Thema Lautsprecher. Dabei ist Gegenkopplung keine Schaltungstechnik, sondern ein universelles Prinzip in unserer gesamten Umwelt. Von Planetenbewegungen über den aufrechten Gang bis zu Frequenzweichen beruht alles auf Gegenkopplung. Die Alternative positive Rückkopplung klingt zwar sprachlich gut, ist aber nichts anderes als der unberechenbare chaotische Zustand. Wenn man Schaltungen „ohne Gegenkopplung“ genauer anschaut, findet man, dass dort die Gegenkopplung lediglich anders verteilt, aber sehr wohl vorhanden ist. Der ernsthafte Teil dieser Diskussion bezieht sich meist nicht auf Gegenkopplung an sich, sondern nur auf die jeweilige technische Umsetzung, vor allem in Bezug auf Transientenverzerrungen oder HF-Effekte. Das sind aber dann genau die Zustände, in denen die Gegenkopplung durch Nebeneffekte in Mitkopplung umschlägt. Da sollte man lieber diese Nebeneffekte betrachten und nicht das Prinzip Gegenkopplung in Frage stellen.

Wir setzen Ausgangstreiber mit Gegenkopplung ein. Diese machen keine Verstärkung, sollen also ein Übertragungsverhalten haben wie ein Stück Draht. Und weil das so einfach ist, kann man das aussagekräftig messen und hören. Auch an dieser Stelle freuen wir uns, dass Messen und Hören korrelieren und fänden es unbefriedigend, zur Erklärung seltsamer Messergebnisse den Klang als „deus ex machina“ einsetzen zu müssen. Natürlich zählt nur das klangliche Ergebnis und es kann Widersprüche geben zwischen Klang und Messungen. Wir sehen das aber nur als Ansporn, nach den Hintergründen zu suchen weil wir glauben, dass nur so eine zielgerichtete Weiterentwicklung möglich ist, ohne in suggestive, rhetorische oder gar kommerzielle Fallen zu geraten.
Beste Grüße
Harald
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Rudergänger
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Beitrag von Rudergänger »

Hallo Harald (und Herr Müller),

vielen Dank für die ausführlichen und sehr tiefgehenden Antworten. Das macht deutlich wie detailverliebt und kompetent alle Aspekte des Streamers behandelt werden. Im Übrigen ging es mir bei der analogen Ausgangsstufe nicht um pro und contra verschiedener technischer Konzepte oder deren Umsetzung sondern schlicht um die konkrete Ausführung. Offensichtlich entsteht hier ein erstklassiges Gerät, für dessen Fortentwicklung ich alles Gutes wünsche und interessiert verfolgen werde.

Liebe Grüße

Rainer
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Harald,

wurde auch der mögliche Einsatz von "Current Conveyor, CCII oder III" am Spannungsausgang des Wolfson (gerade im Hinblick auf optimale Lautstärkeregelung) in Betracht gezogen bzw. geprüft und getestet?

Nette Grüße

Bernd Peter
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Liebe Streamerfreunde,

einige Eurer Fragen rund um das Thema Bedienkonzept sind noch nicht beantwortet. Klar hätte man uns mit kurzen Antworten schnell versorgen können. Wir haben aber hier die Gelegenheit, Einsichten in die Entwicklungsarbeit zu bekommen, die weit über die Fragen zu einzelnen Features hinausgehen.

Das Entwicklerteam dieses Streamers fasst ein solches Digitalgerät als Einheit auf, bei der sie Hard- und Software zusammen betrachten. Zur Hardware des Streamer haben wir schon eingies lesen können. Will man aber eine Fragestellung wie das Thema Lautstärkeregelung grundsätzlich verstehen (die ja Hard- und Softwarethemen gleichermaßen betreffen), hilft es, auch die Software-Architektur näher zu verstehen.

Herr Müller hat uns hierzu folgende grundlegende Beschreibung zukommen lassen. Einzelen Fragen zum Bedienkonzept werden - hierauf aufbauend - in einem späteren Beitrag beschrieben.

Bevor ich den Text zietiere, möchte ich noch zwei Abkürzungen erläutern. Mit FPGA (= Field Programmable Gate Array) wird eine Technik bezeichnet, bei der zeitliche Prozeduren der Digitaltechnik in einen integrierten Schaltkreis programmiert werden können. VHDL (= Very High Speed Integrated Circuit Hardware Description Language) bezeichnet eine Hardwareprogrammiersprache, die bei dieser Programmierung im Silbersand-Streamer zum Einsatz kommt.
Silbersand hat geschrieben: Beim Entwurf des Silbersand Streamers wurde besonderen Wert darauf gelegt, die komplette Software und Hardware im Audio Datenpfad unter eigener Kontrolle zu haben. Dazu wurde auch auf bestehende hochqualitative Open-Source Software zurückgegriffen, die von uns an die Anforderungen des Streamers angepasst wurde. Die nötigen Schnittstellen zwischen den Software Modulen, die Schnittstellen zur Hardware sowie die Schaltung des FPGA (in VHDL „programmiert“) wurden von uns komplett selbst entworfen und implementiert. Dabei sind Software und Hardware (FPGA) Funktionalität so aufeinander abgestimmt, dass auch bei zukünftigen Formaten und Anwendungen immer genügend Reserven vorhanden sind.

Dem FPGA kommt dabei besondere Bedeutung zu, da es den Übergang von der „lose“ getakteten Rechnerwelt (Software) zur „exakt“ getakteten digitalen Audio-Welt (reine Hardware) realisiert. Die Software auf der CPU erhält dafür einen virtuellen Takt vom FPGA (Flusskontrolle). So ist garantiert, dass der interne Pufferspeicher des FPGA immer ausreichend gefüllt ist. Vor dem Speichern überprüft das FPGA die Audio-Daten bzgl. Kanalzuordnung und Bitfehlern. Dies garantiert eine jederzeit fehlerfreie und zeitlich korrekte Übertragung der Daten zum DAC. Sollte es trotzdem, aus irgendwelchen Gründen, einmal zu Unterbrechungen oder Datenfehlern zwischen CPU und FPGA kommen, werden diese nicht toleriert oder ausgebessert, sondern die aktuelle Wiedergabe wird sofort gestoppt.

Besonders wichtig ist uns die sogenannte Bittransparenz des kompletten Systems. Die Anforderung hier ist, dass Audio Daten genau so am DAC Chip ankommen, wie sie vom Speichermedium gelesen werden. Es darf dabei, auch wenn der komplette Pfad inklusive Convolver durchlaufen wird, keinerlei Bitabweichung oder Laufzeitdifferenz durch Signalmanipulationen oder Rechenungenauigkeiten geben (der Convolver rechnet bei diesem Test mit einem Dirac-Puls als Filter). Ein von uns implementierter Schaltkreis im FPGA erlaubt es, diesen Test jederzeit am „fertigen“ Gerät durchzuführen und somit nach Software-Updates oder bei „Verhaltensauffälligkeiten“ des Systems den kompletten Datenpfades testen zu können (es werden dazu Audio-Dateien mit speziellen Prüfmustern in den vom Streamer unterstützten Formaten verwendet und somit wird auch die Bit-Transparenz der Formate mit überprüft).

Der Streamer verwendet bewusst kein UPnP/DLNA für den Dateizugriff oder die Steuerung (Gründe sind u.a. die oft unzureichende Stabilität und mangelnde Netzwerksicherheit durch Plug&Play, die wir an dieser Stelle nicht weiter ausführen wollen).

Er setzt auf der Remote-Client Seite auf eine Vielzahl freier oder kommerziell verfügbarer Clients. Für den Zugriff auf die Audio Daten werden Standard-Methoden wie Windows Netzwerk Laufwerke (Shares), Netzwerk File Systeme (NFS) oder USB Medien verwendet. Dies hat den Vorteil, dass auf die Audio-Medien sowohl virtuell über Tags, als auch rein dateibasiert zugegriffen werden kann.

Da keine Netzwerk Plug&Play Funktionen verwendet werden (USB Medien werden aber automatisch eingebunden), müssen bei der Installation des Streamers einige wenige Einstellungen durch den Benutzer vorgenommen werden (Netzwerkadresse konfigurieren, Einbinden der Netzwerk-Speichermedien). Diese Einstellungen stehen danach bei jedem Gerätestart direkt zur Verfügung so dass Streamer und NAS bzw. Streamer und Remote-Client sich nicht erst wieder „finden“ müssen.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die Software Module des Streamers und die dazwischen verwendeten Protokolle.

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Silbersand hat geschrieben:
  • Betriebssystem: Embedded Linux auf X86 Basis Open-Source
  • Datenquellen: Als Quelle für Audio-Daten werden normale Medien-Dateien oder http basierte Streams (Web-Radio) verwendet. Die Dateien können von Netzwerk-Laufwerken oder lokal angeschlossenen USB Speichermedien gelesen werden.
  • Player Software: Der Music Player Daemon (MPD) in einer optimierten Version realisiert die zentrale Verarbeitung von Audio-Medien. Open-Source: http://www.musicpd.org
  • Remote Clients: Alle MPD Clients (Android, iPhone/PaD/PoD, Windows, Linux, sonstige) http://mpd.wikia.com/wiki/Clients
  • Web-GUI: Über die Web-GUI wird der Streamer konfiguriert. Es sind hier unter anderem folgende Funktionen implementiert: manuelle Steuerung der Relais (Line Out, 12V Ferneinschaltung, LCD, …), Polaritätsumkehr, Konfiguration der internen Filter der Wolfson DACs, Lautstärkeoffsets je Kanal, Einstellung von Startmodus und Startlautstärke, Maximallautstärke, Auswahl und Konfiguration der Convolving Filter, Netzwerkkonfiguration und Updates, Konfiguration der Datenquellen.
  • FIR: Programm als zentrale Schnittstelle zwischen PC-Software und FPGA-Hardware für die Audio Daten. Funktionen: Prüfung der Datenintegrität, Pufferung, Datenformatierung und optional Datenmanipulation, Flusskontrolle.
  • „ctrld“: Programm für die zentrale Kontrolle des Streamers. Steuert und überwacht das DAC Board und die Wandler mittels I²C Protokoll. Empfängt Kommandos vom „streamer“ und vom MPD.
  • „vold“: Programm, das vom FPGA die Signale des Drehgebers empfängt und dem MPD dann die neue Lautstärke mitteilt. Der MPD wiederum sendet den neuen Wert über den „ctrld“ an die DAC-Hardware.
  • TCP-Sockets: Linux Netzwerkfunktion: Stellen Netzwerkverbindungen über TCP/IP bereit, die zur geräteinternen Kommunikation der Module untereinander oder zur Kommunikation mit externen Clients oder Speichermedien und Streaming-Quellen verwendet werden.
  • RAW-Sockets: Linux Netzwerkfunktion: Greifen direkt auf die Ethernet Schicht zu und erlauben es, eigene Protokolle effizient und hardwarenah zu implementieren. Der Streamer verwendet RAW-Sockets zum Transport der Audio Daten vom PC Board zum FPGA und für Steuerbefehle.
  • I²C: Sehr weit verbreitetes Protokoll zum Austausch kleiner Datenmengen über zwei Leitungen (Daten und Bit-Clock). Der Streamer verwendet dieses Protokoll zur Konfiguration der DA-Wandler (Filter, Abtastrate, Lautstärke), zur Konfiguration der Clock und z.B. für die Relais-Ansteuerung.
  • I²S: Standard-Protokoll zur Übertragung von Audio-Daten zu AD/DA-Wandlern über 3 Leitungen (Daten, Bit-Clock und Word-Clock). Wird in ähnlicher Form von fast allen Herstellern verwendet. Der Streamer verwendet diese Schnittstelle zwischen FPGA und den DACs, wobei das Protokoll vom FPGA je nach Betriebsmodus automatisch angepasst wird (im 8FS Modus wird z.B. eine weitere Datenleitung verwendet).
Die Softwarearchitektur des Streamers erlaubt es, Audio Daten „on-the-fly“ zu bearbeiten.
Die Bearbeitung mittels Impulsen (Filter) erfolgt durch den „brutefir“ Convolver. wobei die zur Abtastrate passenden Filter automatisch ausgewählt werden. Die „Acourate“ Namenskonvention der Filter kann sowohl für Linear Phase als auch für Minimum Phase Filter verwendet werden (Umschaltung zwischen Filterbänken sowie zwischen LP und MP erfolgt über Web-GUI).

In der Mehrkanal-Version können die gefilterten Audio-Daten optional auf beliebige Ausgabekanäle (maximal 8 ) gelegt werden.

Der Streamer verwendet im normalen PCM Betriebsmodus das interne Upsampling und die internen Filter der Wolfson Wandler. Werden Audio-Daten mit einer Abtastrate von 352 oder 384 KHz wiedergegeben, schaltet der Streamer automatisch in den sogenannten 8FS PCM Modus in dem die internen Filter deaktiviert sind. Audio-Dateien können so mit beliebiger Software offline auf 352 oder 384 KHz upgesampled und dann über den Streamer wiedergegeben werden.

Der 8FS Betriebsmodus wird bei der DSD Wiedergabe immer verwendet, da die 1 Bit DSD Daten in 24 Bit PCM mit 352 KHz gewandelt werden und dann durch einen digitalen Tiefpassfilter laufen, bevor sie in höchster Qualität an den DA Wandler gesendet werden.

Die Software und die FPGA Firmware des Streamers können über das Web-Interface jederzeit auf den neuesten Stand gebracht werden. Über den gleichen Mechanismus können auch neue Funktionen nachgerüstet werden.
Beste Grüße
Harald
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veloplex
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Beitrag von veloplex »

Hallo Harald und Silbersand,

und vielen Dank für diese relative "Offenherzigkeit". Wenn ich "Mehrkanalfähigkeit" lese denke ich nicht nur an Heimkino, sondern auch an die Möglichkeit, die Frequenzweiche der Stereolautsprecher über den Streamer zu realisieren. Is das eine Möglichkeit, an die Silbersand denkt?

Gruß Christoph
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Lieber Harald,

besten Dank für die Übermittlung der vielen interessanten Details zum Silbersand-Streamer! :cheers:

Bei diesem Gerät handelt es sich nicht bloß um "wieder mal einen Streamer", sondern hierin sind ein

- Audio-PC incl. Akurate-Convolver-Software
- ein davon GALVANISCH getrennter, mehrkanalfähiger DSD-DAC und
- ein diskret aufgebauter, mehrkanalfähiger Vorverstärker

vereinigt.

Der Streamer ist also der vierte im Bunde der (noch bezahlbaren :wink: ) Mehrkanal-Streamer
- 3er_Combi Mytek Digital Stereo192-DSD DAC
- Oppo 103/105 und
- ExaSound e28 DAC

Da freue ich mich schon auf einen Hörtest... natürlich in Surround und mit meinen vielen ganz hervorragend, vor allem gleich in DSD, aufgenommenen Konzerten. :D

Beim Durchlesen der hochinteressanten Softwarearchitektur fiel mir dieser
FIR: Programm als zentrale Schnittstelle zwischen PC-Software und FPGA-Hardware für die Audio Daten. Funktionen: Prüfung der Datenintegrität, Pufferung, Datenformatierung und optional Datenmanipulation, Flusskontrolle.
Absatz auf.

Nach meinem Verständnis handelt es sich bei
- FIR: Um Brutefir als Online-Convolver,
- die Funktion " Prüfung der Datenintegrität, Pufferung, Datenformatierung und optional Datenmanipulation, Flusskontrolle" wird eher vom Modul "streamer" erbracht.

Bitte um Prüfung bei den Entwicklern, ob das so richtig ist.

Besten Dank und Gruß

Sigi
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Lieber Sigi,
Kienberg hat geschrieben:Beim Durchlesen der hochinteressanten Softwarearchitektur fiel mir dieser
FIR: Programm als zentrale Schnittstelle zwischen PC-Software und FPGA-Hardware für die Audio Daten. Funktionen: Prüfung der Datenintegrität, Pufferung, Datenformatierung und optional Datenmanipulation, Flusskontrolle.
Absatz auf.

Nach meinem Verständnis handelt es sich bei
- FIR: Um Brutefir als Online-Convolver,
- die Funktion " Prüfung der Datenintegrität, Pufferung, Datenformatierung und optional Datenmanipulation, Flusskontrolle" wird eher vom Modul "streamer" erbracht.

Bitte um Prüfung bei den Entwicklern, ob das so richtig ist.
Danke Dir für den Hinweis. Da ist mir ein Fehler bei der Übertragung des Textes passiert, sorry. Korrekt musste es heißen:
Silbersand hat geschrieben:
  • FIR: Brutefir als Online-Convolver.
    Open-Source: http://www.ludd.luth.se/~torger/brutefir.html
  • „streamer“: Programm als zentrale Schnittstelle zwischen PC-Software und FPGA-Hardware für die Audio Daten.
    Funktionen: Prüfung der Datenintegrität, Pufferung, Datenformatierung und optional Datenmanipulation, Flusskontrolle.
Beste Grüße
Harald
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Marc,
MorkVomOrk hat geschrieben:Für mich wäre die 5.1 bzw. 7.1 funktion wie beim OPPO wichtig, ein durchgängiges bedienkonzept: eher sonos als kinsky und die integration in ein vorhandenes multiroom system.
Silbersand hat geschrieben:Die Steuerung des Streamers über das Netzwerk ist über das offene MPD Protokoll aktuell schon auf einfache Weise möglich (z.B. openHAB: http://code.google.com/p/openhab/wiki/MpdBinding oder http://mpd.wikia.com/wiki/Hacks). Dadurch ist das System einfach an bestehende Home-Automation Systeme anzupassen.

Wie früher schon erwähnt, haben wir eine leistungsfähige Plattform entwickelt, die noch viel Reserve für Erweiterungen hat. Für Home-Automation und Multiroom soll z.B. die Wiedergabe mehrerer Streamer synchronisiert werden können. Weiterhin ist geplant, dass der Streamer Audiodaten (in CD Qualität) per Multicast ins LAN senden kann. Das verwendete Protokoll wird veröffentlicht bzw. es wir ein offener Standard verwendet. Diese Daten könnten dann von einfachen und kompakten Clients (Raspberry etc.) empfangen und wiedergegeben werden.

Und wenn wir gerade bei Zukunfts-Musik sind, hier noch Erweiterungen, die wir konkret planen:
  • Upsampling: Für den 8FS Modus soll ein internes online-Upsampling mit einer breiten Auswahl an verschiedenen Filtertypen implementiert werden.
  • Auswerten von Tags: Die Funktion erlaubt es, bestimmte Tags der Audio Dateien an Wiedergabeeinstellungen des Streamers zu binden (ähnlich Replay-Gain). Ein Beispiel wäre, das Verwenden eines speziellen Tags für die Kennzeichnung der absoluten Polarität der Aufnahme. Der Streamer könnte dieses Tag dann auswerten und die Polarität bei der Wiedergabe automatisch korrigieren.
  • Sounding Module: Durch das „streamer“ Programm kann eine weitere Bearbeitung der Audio-Daten erfolgen. Hier werden in Zukunft „Sounding Funktionen“ angeboten, mit denen man z.B. Oberwellen (Klirr) oder Phasenrauschen (Jitter) künstlich hinzufügen und sonstige Effekte nachstellen und somit vergleichen kann. Das ist dann so eine Art privater „Klang-Zauberkasten“, mit dem man beliebte Klänge nachbauen kann. Zum Beispiel Röhren-, Trafo- oder Jitterintermodulationsklang. Wir denken dabei nicht daran, solche Effekte im Sinn von Schönfärberei zu nutzen, sondern eher daran, diese Klangzaubereien zu entzaubern, zumindest, sie kennenzulernen, um die saubere neutrale Wiedergabe besser einordnen zu können.



Hallo Christoph,
veloplex hat geschrieben:Wenn ich "Mehrkanalfähigkeit" lese denke ich nicht nur an Heimkino, sondern auch an die Möglichkeit, die Frequenzweiche der Stereolautsprecher über den Streamer zu realisieren. Is das eine Möglichkeit, an die Silbersand denkt?
Silbersand hat geschrieben:Mit der Mehrkanalfähigkeit und dem Convolver wäre es tatsächlich möglich, den Streamer als Weiche zu benutzen: Die acht Kanäle ergäben eine Vierwegeweiche in Stereo, eine Digitalweiche mit guten Wandlern.

Die Speichermedien sind (überwiegend) digital, der Schall ist aber analog. Irgendwo dazwischen muss man also den D/A-Schritt machen. Technisch geht das bei Aktivlautsprechern an jeder Stelle, vom Eingang bis zum Endstufenausgang. Jede Stelle hat Vor- und Nachteile, die Frage ist nur, was das beste Gesamtkonzept ergibt. Da es hier um Streamer geht, nur ganz kurz: Wir setzen auf analoge Lautsprecher und bündeln die digitale Kompetenz im Streamer. Dieser wir dann in Zukunft nicht nur Abspieler für Files sein, sondern eng mit dem Lautsprecher zusammenarbeiten.
Beste Grüße
Harald
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seemann
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Beitrag von seemann »

Hallo Leute!

Lange nichts mehr über den Streamer gehört, gibt es Neuigkeiten?

Interessierte Grüße,
Volker
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dirkhajo
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Beitrag von dirkhajo »

Hallo zusammen,

frage ich mich auch, weil der Ansatz sehr vielversprechend aussieht! Aber vermutlich wurde die Komplexität eines solchen Projekts, um es zur Serienreife zu bringen, schlichtweg unterschätzt!

Viele Grüße
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