in der letzten Zeit habe ich eine Reihe von Streamern gehört und für mich miteinander verglichen. Es haben sich große Unterschiede ergeben, wenn die Lautsprecher dies darstellen können. Es hat sich bei mir daher die Meinung entwickelt, dass eigentlich jeder, der auf der Suche nach "seinem" Streamer ist, Vergleiche durchführen sollte an seiner Kette. Hört selbst hin und hört vor allem auf Eure eigenen Ohren! Dazu ein Beispiel: Ich konnte an meinen BM8en substanzielle Unterschiede zwischen dem G-Sneaky und dem Oppo 103 zwar wahrnehmen, aber die Unterschiede waren erstaunlich gering. Völlig anders sieht das bei einem Vergleich dieser Streamer an den AGM 5.4 aus. Was ich sagen will: um einen ehrlichen Vergleich kommt keiner herum, der eine adäquate Zusammenstellung mit angemessenem Preis/Leistungsverhältnis erreichen will.
Mir ist klar, dass das völlig trivial klingt. Die Problematik ist halt, dass es besser klingen muss, wenn man weiß, dass es besser klingen soll und dass es dann halt auch besser klingt, wenn man nur genau genug hinhört. Wir hatten die Diskussion um derartige psychologische Effekte immer wieder.
Aber wenn man genau hinhört - mit "interesselosem Wohlgefallen" und möglichst unabhängig vom Preis und allem was man über die jeweiligen Geräte weiß - hört man substanzielle Unterschiede zwischen den Streamern. Daher habe ich mich entschlossen, ein Verfahren vorzustellen, mit dem man solche Unterschiede charakterisierbar machen kann. Ein sehr pragmatisches Verfahren, das jeder für sich anpassen kann entsprechend der eigenen Hör-Präferenzen.
Vorbemerkungen
Der Unterschied zwischen Streamern ist umso besser zu hören, je besser der weitere Teil der Abhörkette ist. Es nützt nichts, zu wissen, Streamer X habe im Test besser abgeschnitten als Streamer Y. Die Frage ist doch, wie man für eine gegebene Abhörkette den Streamer findet, der einem am meisten Hörfreude bereitet bei einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Bei diesem Streamertest geht also nicht um allgemeingültige Aussagen, etwa, welcher Streamer der bessere oder gar der beste sei.
Ziel ist vielmehr, ein Verfahren zu skizzieren, wie jeder an seiner Hörkette, für seine Hörpräferenzen (incl. Ohren) und für seinen Musikgeschmack seinen optimalen Zuspieler identifizieren kann. Das geht offenbar nur durch echten Hörvergleich – nicht durch Hören-Sagen. Ein solcher Hörvergleich sollte unter Bedingungen stattfinden, die man selbst bestimmen und kontrollieren kann und man sollte sich dabei insbesondere möglichst frei machen von (Vor-)urteilen. Wenn wir wissen, was wir hören sollen, neigen wir dazu, dies auch zu hören. Gerade bei Vorführungen kann man das beobachten. Den kritischen Abstand erreicht man nicht so gut, wenn man sich fragt „höre ich das, was er gerade gesagt hat?“ sondern viel leichter, wenn man versucht, alles zu ignorieren, was man über ein Gerät weiß und selbst genau hinhört. Die Ohren werden einem „sagen“ ob der Streamer einem gefällt oder nicht. Schließlich dient die Hörkette dem Hörgenuss und nicht umgekehrt (wie das vielleicht der eine oder andere Händler sehen möchte).
Das im folgenden beschriebene Verfahren soll vor allem praktikabel sein. Ich habe es daher für meine Belange ausgearbeitet und bringe eine Reihe von konkreten Tests. Das sind jedoch nur Beispiele an meiner Hörkette. Das Verfahren kann und soll daher ausdrücklich nach Bedarf und Belieben angepasst werden. Das betrifft naturgemäß die Abhörkette, den Referenz-Streamer, die Testkandidaten, ggf. auch die Testkriterien und vor allem die Hörbeispiele (Musikgeschmack).
Grundsätze
- Ziel ist ein systematisches, leicht praktizierbares Verfahren zum Hörvergleich von Streamern innerhalb einer Hörumgebung.
- Vergleiche sind immer relativ. Deshalb wurden zwei Streamer (Referenz-Streamer) unterschiedlicher Qualität gewählt, gegen die alle anderen Streamer verglichen werden. Die Referenz-Streamer sollten permanent verfügbar sein, so dass auch zu einem späteren Zeitpunkt ein neuer Streamer-Test möglich ist.
- Der Vergleich wird immer mit denselben Hörbeispielen durchgeführt. Die Hörbeispiele selbst sind so gewählt, dass die jeweilige Streamer-Eigenschaft möglichst gut herausgehört werden kann.
- Der Höreindruck eines Streamers ist stark von der jeweiligen Abhörkette abhängig. Ergebnisse, die an einer Hörkette gewonnen wurden, können daher nur sehr bedingt auf eine andere Hörkette übertragen werden. Das gilt in ganz besonderer Weise für die verwendeten Lautsprecher. Hinzu kommt: jeder, der das Verfahren anwendet, wird andere Referenz-Streamer wählen und andere Hörbeispiele.
- Beethoven, Sturmsonate, 2. Satz, Pollini, 1988
- Berlioz, Symphonie Fantastique, 5. Satz Hexensabbat, Munch, 1962, High Definition Tape Transfer, 24Bit, 192 kHz
- Ramirez, Misa Criola, Mercedes Sosa, 1. Satz Kyrie, 1999
- Barb Jungr, Sara, Linnrecords, The Super Audio Collection, Vol 5, 2010, 24Bit, 192 kHz
- Bach, Kantate BWV 106 Gottes Zeit, Gustav Leonhardt, ca. 1980
- Domnerus, Jazz at the Pawnshop, Lady Be Good, 1976, 24 Bit, 88 kHz
- Dynamikspitzen – Sturmsonate: Wie sauber kommen die Anschläge? Entsteht ein Eindruck von Klirr- oder Rauschfahnen (negativ)?
- Detailauflösung – Hexensabbat: Wie gut ist der Orchesterklang differenziert? Wie viele Violinen und Bratschen scheinen das Tremolo im ersten Takt zu spielen? Wieviele Celli und Kontrabässe das Thema?
- Raumabbildung – Hexensabbat: Wo ist das Orchester verortet? Wie breit und wie tief ist die Bühne?
- Lokalisation – Hexensabbat: Wie gut lassen sich einzelne Instrumente lokalisieren? Bsp: Röhrenglocken
- Körperhaftigkeit – Hexensabbat; Misa Criola: Wie körperhaft erscheinen die Röhrenglocken? Eher zweidimensional (schlecht) oder dreidimensional (gut)? Mit welchen Ausmaßen erscheit die große Trommel in der Misa Criola?
- S-Laute, Reinheit – Sara: Wie sauber werden die gesungenen S-Laute übertragen? Erscheint ein Zischen (negativ)?
- S-Laute, Differenzierung – Gottes Zeit: S-Laute, Differenzierung
- Natürlichkeit - Lady be Good: Wie gut passen die Geräusche im Hintergrund zum Klanggeschehen? Werden sie als störend empfunden (negativ) oder unterstreichen sie den atmosphärischen Gesamteindruck (positiv)?
Dann habe ich notiert, ob der Streamer vergleichsweise neutral klingt oder nicht. Ich habe diese Eigenschaft aber nicht in meine Wertung aufgenommen, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass sich die Streamer hinsichtlich Neutralität nur minimal unterscheiden und man sich an die jeweilige "Farbtemperatur" schnell gewöhnt hat.
Schliesslich habe ich ein Fazit festgehalten, das ich weiter unten angebe.
Verglichene Streamer
Alle Streamer wurden an meiner Haupt-Höranlage verglichen. Kette: NAS Synology DS 213+ mit Medienserver, Streamer (s.u.), AGM 5.4 Lautsprecher über XLR an den Referenz-Streamer angeschlossen. Durch diesen symmetrisch (sofern möglich) hindurchgeschleift das Signal des jeweils verglichenen Streamers.
Der Pegel-Abgleich ist immer ein wichtiges Thema. Ich habe ein Behringer ECM 8000 Mess-Mikro am Hörplatz positioniert und mit dem Fireface ein Rosa Rauschen gemessen, das ich über den jeweiligen Streamer abgespielt habe. Den Pegel habe ich über DIGICheck (ein Programm, das mit den Firefrace-Treibern mitgeliefert wird) überwacht und unter der Funktion "Bit Statistics & Noise" den A-Weighting RMS [dba +3] den Pegel gewichtet ermittelt. Ich war immer dann zufrieden, wenn der so gemittelte Pegel des Referenz-Streamers +- 0,2 dB demjenigen des jeweiligen Probanten entsprochen hat.
Ich habe mich dabei auch mit der Frage beschäftigt, ob ein direkter Anschluss an die AGM 5.4 für einen der Streamer zu besseren Ergebnissen führen könnte. Das habe ich stichprobenhaft getestet. Keiner der Streamer hat besser geklungen im direkten Anschluss. Entweder gab es gar keinen Unterschied oder es wurde beim Direktanschluss tendenziell leicht schlechter, vermutlich wegen des Erdungskonzepts (Hintergrund: Der Referenz-Streamer erdet immer, auch wenn ausgeschaltet ist und das Signal durchschleift.)
- G-ADS/1 DAC (Referenz-Streamer)
- Fireface UC (Foobar auf Windows 7 Rechner, RME Asio, Fireface UC via USB; zweiter Referenz-Streamer)
- G-Sneaky über Neutrik-Adapter RCA auf XLR
- Lumin
- Oppo 103 über Neutrik-Adapter RCA auf XLR
- Oppo 105
- G-ADS/1 DAC: Streamer stellte sich bislang als Referenz in allen Kategorien heraus. Präzise Klavieranschläge ohne Rauschfahnen. Hervorragende Differenzierung des Orchesterklangs. Bühne differenziert in Breite, Höhe und Tiefe. Instrumente lassen sich sauber verorten. Körperhafte Glocken und Trommel. Präzise S-Laute. „Gottes Zeit“ dargestellt als Gottess'Zeit. Geräusche verbleiben im Hintergrund und unterstreichen den atmosphärischen Gesamteindruck. Der Streamer lässt sich über längere Zeit mit – im Vergleichsfeld - größten Genuss hören. Tonal sehr neutral.
- Fireface UC: Ein sehr guter „Streamer“ (Kombi aus Foobar via USB mit Fireface UC). Saubere Dynamik auch recht gut bei lauten Passagen. S-Laute ordentlich wenngleich mit leichtem Zischen. Räumliche Aufösung und Lokalisierung recht gut, wenngleich „verwaschen“ im Vergleich zum Referenz-Streamer. Was diese Konfiguration im Vergleich schlecht aussehen lässt, liegt am metallisch anmutenden Klang, der auf die Dauer nervt.
- G-Sneaky: Klavieranschläge kommen sehr präzise und sind so gut wie nicht belegt. Gutes Auflösungsvermögen, das zum Referenzstreamer zwar deutlich abfällt, aber das auch bei dynamischen Attacken auf seinem hohen Niveau bleibt. Sehr saubere S-Laute und sehr gute s-z-Differenzierung. Insgesamt sehr homogener Gesamteindruck des Klangbildes, so dass es sehr angenehm ist, lange mit diesem Streamer zu hören.
- Lumin: Optisch und vor allem haptisch ein bemerkenswerter Streamer. Klavieranschläge ein wenig belegt, die Dynamik bei lauten Passagen erscheint wenig befriedigend (läuft schnell zu). Damit ist es auch nicht so angenehm, mit dem Streamer laut zu hören. Die Instrumente im Hörvergleich haben nur eine vage Körperhaftigkeit. S-Laute für sich genommen sauber. Die s-z-Differenzierung jedoch fällt gegenüber dem Referenz-Streamer erstaunlich weit ab. Geräusche bei Lady be good sind eher störend, als atmosphärisch. Insgesamt kein sehr homogenes Klangbild, so dass der Streamer auf Dauer eher anstrengt.
- Oppo 105: Hohes Auflösungsvermögen. Saubere S-Laute und s-z-Differenzierung. Gute Räumlichkeit und sehr gute Lokalisation. Bei der Dynamik fehlt es – bsondes bei lauten Stellen – an Spritzigkeit, das sonst sehr differenzierte Klangbild läuft zu. Tonal erscheint der Streamer leicht zu dunkel. Es ist sehr angenehm mit ihm länger zu hören.
Zwischen den Streamern hat sich an der o.g. Abhörkette ein substanzieller Unterschied ergeben, der auch nach mehrmaligem Hören mit z.T. wochenlangen Pausen bestätigt hat. Übersicht in den einzelnen Kategorien in Punkten jeweils von +3 (Referenz) bis -3 beliebig vergeben. Die Skala ist damit in keinster Weise "absolut" zu verstehn. Die Unterschiede ergeben sich durch Vergleich der Streamer relativ zueinander. Stichproben haben das bestätigt. Bitte die folgende "Benotung" in diesem Sinne zu lesen.
Fazit:
- Der G-ADS/1 DAC hat sich als Referenz-Streamer in allen Kategorien behauptet im Vergleich zu den anderen getesteten Streamern.
- Fireface UC (mit Player foobar und angebunden via USB) ist sehr neutral und besitzt gute Werte; sein metallischer Klang lässt ihn bei der Natürlichkeit abfallen.
- Der G-Seneaky hat eine große Natürlichkeit und Durchhörbarkeit. Bei der Detailauflösung fällt er im Vergleich zum Referenzstreamer zurück, beibt aber auf seinem höhen Auflösungsniveau auch bei Dynamik-Attacken.
- Der Lumin enttäuscht bei der Differenzierung der S-Laute, bei der Körperhaftigkeit sowie bei der Detailauflösung. Dafür hat er eine gute Raumabbildung.
- Der Oppo 103 kann sich in diesem Feld nicht gut behaupten. Hier muss der Test mit veränderter Gesamtlautstärke wiederholt werden.
- Der Oppo 105 besitzt eine beeindruckende Detailauflösung, die leicht in die Knie geht, bei Dynamik-Attacken. In allen Disziplinen gut bis sehr gut. Sehr angenehm zu hören vom G-Sneaky wird er nur leicht geschlagen.
Beste Grüße
Harald