Liebe Surround-Freunde,
in den letzten Wochen war ich intensiv mit meiner Zweitkette beschäftigt und darüber will ich berichten.
Ausgangslage: In unserem Wohnzimmer stand bislang die selbst gemachte Musik im Vordergrund und die feinen A-Boxen bekamen selten etwas zu tun. Besonders schade war es um den G-Sneaky als Zuspieler, den ich als Streamer nach wie vor sehr gern habe, weil er sehr musikalisch und packend aufspielt. Was den Fernseh- und videogenuss betrifft, hatten wir einen älteren Röhrenfernseher und lediglich einen DVD Player.
Nun hat sich Sohnemann, nachdem er in seiner Lego-Welt schon wesentlich weiter war, als ich in Realtiät vermutlich je kommen werde, meiner Frau und mir in den Ohren gelegen. Der alte Röhrenfernseher wäre ja peinlich, wenn Besuch käme. Und Blu-rays könnten wir im Wohnzimmer auch nicht abspielen. Gut im Hörraum, ginge das schon, aber da hätte er nicht immer Zugang und es wäre auch nur Platz für zwei Personen. Im Übrigen wäre sowieso an
4k zu denken und vom Ton her wäre
22.2 angesagt. Ich musste beides erst einmal nachsehen, aber Sohnemann hatte ordentlich recherchiert. Hinweise, dass es für solche Qualitäten keine für Consumer finanzierbare "Filme" geben würde, wurden seinerseits geflissentlich ignoriert. Es sei eine Frage der Zeit und ständig gebe es Fortschritte. Man müsse halt mal anfangen. Wenigstens ein Blu-ray Player und ein Flachbildschirm müsse es schon sein u.s.w. u.s.f.
Weitere Einzelheiten erspare ich Euch. Sohnemann hat sich durchgesetzt. Nein, nicht mit 4k und erst recht nicht mit 22.2. Aber immerhin haben wir jetzt eine 5.0 Kette im Wohnzimmer für Kino und auch eine deutlich verbesserte Stereo-Abspielmöglichkeit.
Zielsetzung:
- Blu-Ray Player mit guten Ausgangsstufen, so dass 5.0 möglich ist. Andererseits nicht übertreiben, es ist die Zweitkette. Die Wahl fiel auf den Oppo BDP-103.
- Wenn Surround, dann ist ein Center notwendig.
- Verbesserte Haupt-Lautsprecher für den Stereo-Betrieb mit dem G-Sneaky und als Frontlautsprecher für den Oppo.
Der Aufbau sieht nun wie folgt aus:
und optisch stellt sich das so dar:
Hautplautsprecher Backes und Müller BM 8.
Einmal mit dem Thema angefangen, wollte ich dem G-Sneaky adäquate Lautsprecher an die Seite stellen. Da nicht nur der Oppo als Zuspieler gesetzt war sonder auch der G-Sneaky für Stereo-Betrieb auch seinen Eingang braucht, fiel die Wahl auf BM8 V-Fet mit zwei separaten Eingängen. Wie sehr ich die BM 6 und BM 8 mag, habe ich ja schon des Öfteren geschrieben. Bei meinem Lautsprechervergleich (
LS Nr. 15) haben die BM 8 mit dem für mich besten Preis-/Leistungsverhältnis abgeschnitten. Und ich konnte mich mit meinen BM 6 sehr leicht davon überzeugen, dass diese Lautsprecher im Wohnzimmer "funktionieren".
Nun hatte ich Glück, dass Ralph Gottlob genau ein solches Pärchen letzter Generation BM8 verkauft hat. Sogar noch in der seltenen schmalen Ausführung. Ralph hat diese Lautsprecher mit viel Liebe (anders kann ich es nicht ausdrücken) hergerichtet, sie technisch auf den Originalzustand gebracht und er hat sie auch noch in Weiß Hochglanz-lackieren lassen. Da wurden wir uns sehr schnell einig und nachdem wir den Preis festgelegt hatten, hat er mir feinste NF-Kabel (abgewinkelte Neutrik-Stecker XLR vierpol auf Neutrik Cinch) sowie Kaltgerätekabel mit dazu gegeben. So bedient zu werden macht einfach Spaß!
Das Wohnzimmer ist akustisch recht ungünstig. Passive Raumakustik-Maßnahmen habe ich aber - aus unterschiedlichen Gründen - geplant. Und doch spielen die BM 8 doch sehr gut auf. Komplexer Orchesterklang wird sehr fein differenziert. Im Vergleich zu meinen BM 6 macht sich bei den BM 8 die veränderte Chassis-Anordnung bezahlt: die BM 8 spielen räumlich deutlich genauer auf. Die "weißen Damen" machen ihre Sache also sehr gut. Eine kleine Optimierung haben die BM 8en noch vor sich: sie sind für meinen Geschmack etwas zu höhenbetont. Das macht sie zwar ganz besonders brilliant, aber ich bevorzuge den konstanteren Frequenzgang. Geschmackssache eben - und einstellbar.
Zwei ABACUS C-Boxen als Center.
Die Idee hierzu habe ich von
Gert. Ich habe das durch zwei C-Boxen realisiert, eine oberhalb und eine unterhalb des Bildschirms. Das Center-Signal des Oppo jage ich zuvor durch einen einfachen Cinch Y-Adapter. Ursprünglich hatte ich die Idee, den Ausgang mit Linetreibern zu unterstützen. Es zeigte sich aber, dass das beim Oppo 103 nicht zu einer für mich hörbaren Verbesserung geführt hat.
Mit dieser Center-Konstruktion kommt die Phantom-Quelle aus der Bildschirmmitte. Nun ganz unlokalisierbar sind die C-Boxen selbst nicht, also ist es eher ein vertikal verlaufender Schlitz als ein echter Punkt aus dem das Center-Signal zu kommen scheint. Aber für die Sprachverständlichkeit und Ortbarkeit beim Kinobetrieb ist das hervorragend und wesentlich genauer lokalisierbar als beim Stereo-Downmix.
Ich hatte versucht, mir mit Hilfe von theoretischen Überlegungen klar zu machen, warum diese Konstruktion so gut funktioniert. Das ist mir noch nicht "abschließend" gelungen. Vielleicht diskutieren wir das mal ein einem gesonderten Thread. Jedenfalls: Eine "horizontale" Phantommitte bei Stereo Links-Rechts "funktioniert" nicht so gut, wie diese Art der "vertikalen" Phantommitte zwischen oben und unten. Nun gut, wir haben nur zwei Ohren und die sind halt links und rechts - aber das ist sicher nur ein Teil der Erklärung.
Surround ist eine gute Verwendung für die A-Boxen
Ursprünglich hatte ich geplant, die A-Boxen 10 zu verkaufen. Dann fragte Herbert Z, mit dem ich meine Pläne per PN diskutiert habe, ob ich die A-Boxen nicht als Surround LS verwenden will. Das hatte ich vom Raum her ursprünglich ausgeschlossen, weil es mir nicht möglich ist, die üblichen 100-120° für die die Surround-LS einzuhalten. Sie stehen jetzt eher auf 80°. Die Kutsche beim Anfang von Sherlock Holmes (mit Robert Downey Jr.) kommt nicht direkt von hinten sondern kommt von links und macht eine Kurve im Wohnzimmer. Nicht ideal, aber besser als ohne Surround-LS. Und ich kann die A-Boxen behalten - und habe damit eine feine, gut portable Kette für alle Fälle.
Fazit
Mit diesem Konzept hat der G-Sneaky in unserem Wohnzimmer einen adäquaten Spielpartner. Kino ist Klasse. Surround ist möglich, wenn auch - aus räumlichen Gründen - nicht ideal. Aber auch herausfordernd gute Musik Blu Rays lassen sich genießen. Besonders schwierig ist hier das Karajan-Gedenkkonzert mit Anne-Sofie Mutter. Ihre Stradivari ist ein harter Center-Test. Das machen die C-Boxen erstaunlich gut.
Danke!
Über dieses Projekt habe ich in den letzten Wochen viele Tipps per PN und auch telefonisch bekommen. Alleine wäre ich sicher nicht so weit gekommen. Ich möchte mich dafür herzlich bedanken: bei Gert vor allem für die Idee mit dem Center, bei Michael für die Beratung bezüglich der BM 8en, bei Herbert Z für den Tipp, die A-Boxen als Surround-LS einzusetzten. Vor allem aber danke ich Ralph Gottlob für die liebevoll hergerichteten BM 8en und die tolle Beratung und Betreuung.