Bach - Sonaten und Partiten für Violine solo

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Guenni
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Bach - Sonaten und Partiten für Violine solo

Beitrag von Guenni »

Momentan durchforste ich ja wie bei jeder Neuanschaffung meine Plattensammlung (ist natürlich bei mir eher eine CD Sammlung).

Von jeher haben mich diese Werke fasziniert; weil ich mir damals so gar nicht vorstellen konnte, dass mich ein einziges Instrument so in den Bann ziehen würde können wie mein geliebtes Klavier. Nun, die reine Stimmung ist für ein Gehör schon stilbildend, und so bin ich dann natürlich immer mal wieder zu den Instrumenten übergegangen, die "saubere", nicht temperierte Töne von sich geben. Aber immer mehr oder weniger im Konzertmodus.

Seit ich Bachs Werk kenne - das ist nun schon mindestens 25 Jahre der Fall - packen mich diese Werke immer wieder aufs NEUE. Nie wird einem so richtig langweilig und tonal ist eben auch mehr als nur Abwechslung geboten. Mein persönlicher Liebling ist immer noch Milsteins Aufnahme aus den 60ern. Oder wie sagte einer seiner Meisterschüler mal (Zuckermann) bei Heifetz gehe ich aus dem Konzert und denke was für ein großer Virtuose doch Heifetz ist und bei Milstein gehe ich hinaus und denke was für ein großer Komponist dieser Bach war. Das Arpeggieren klingt halt so magisch - als wären in der Tat nicht ein virtuoser Geiger sondern zwei Geiger im Zwiegespräch miteinander unterwegs.

Was sind eure Lieblingsaufnahmen dieser Werke? Ferras .. Grumieux etc. - sagt mir mal eure Vorschläge.

Denn eigentlich interessiert mich jede neue Anregung diese Werke betreffend - so wie bei den Goldberg Variationen.
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B. Albert
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Beitrag von B. Albert »

Hallo und guten Abend,

also ich habe Aufnahmen von folgenden Interpreten:

Arthur Grimeaux (1961)
Christian Teztlaff (1993)
Gidon Kremer (1980)
Itzhak Perlman (1988)
Johanna Martzy (1955)
Nathan Milstein (1975)
Viktoria Mullova (2007)
ausserdem Transkriptionen für die Gitarre von Kazuhito Yamashita (2004) und Frank Bungarten (1988 und 2001)

Am besten gefallen mir immer noch Nathan Milstein und Viktoria Mullova. Solo Violine ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Sie kann oft sehr nervig klingen - finde ich. Bei Milstein und Mullova ist das überhaupt nicht der Fall. Das sind sehr klangschöne Interpretationen, nicht zu harsch, sondern recht einfühlsam. Kremer ist mir zu impulsiv. Perlam habe ich auch noch als recht gute Interpertation in Erinnerung, es ist aber schon lange her, dass ich die Aufnahme gehört habe.

Die Gitarren-Transkriptionen sind auch absolut empfehlenswert.

Auf meiner Wunschliste stehen noch die Aufnahmen von Julia Fischer und die Wiederveröffentlichung der Einspielung von Yehudi Menuhin aus den 50iger Jahren.

VG Bernd
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achim-aktiv
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Beitrag von achim-aktiv »

Hallo

mir gefallen die Pikaisen LPs auf ETERNA

Gruß
Achim
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Guenni
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Beitrag von Guenni »

stimmt da gibt es interessante CDs auf Melodya Label mit Pikaisen.
Das sind eventuell die von dir angesprochenen Eternea LPs
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Günther,

mit der Frage nach diesen Stücken triffst Du bei mir ins Schwarze. Vor ziemlich genau 29 Jahren habe ich eine Aufnahme davon von Henryk Szeryng gehört und das hat mein Bach-Verständnis sehr stark geprägt. Ich habe diese Aufnahme wiedergefunden, muss Euch aber von dieser CD

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abraten. Sie rumpelt und knistert. Offenbar eine schlechte Übertragung von schwarzer Platte. Ich hatte hier schon einmal darüber berichtet unter dem Thema wie bessere Lautsprecher können einem ein lieb gewordenes Stück madig machen können.

Auch ein Hochpass-Filter (mit Hilfe von Ulis Acourate) konnte hier nicht weiterhelfen, denn gegen das Knistern half es nicht.

Dann aber habe ich diese CD entdeckt:

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Musikalisch ist das leider nicht mehr meine alte Aufnahme (offenbar in Stereo 1967 eingespielt, während meine "alte" Lieblingsaufnahme Mono ist und aus 1965 zu stammen scheint). Aber technisch besser und daher halt ein Kompromiss. Sollte jemand von Euch die 1965er Aufnahme in guter Qualität gefunden haben, sage bitte Bescheid...

Was mir bei Henryk Szeryng ganz besonders gut gefällt, ist seine breite Bogenführung und seine unprätentiöse trockene Spielart. Das Klangbild wird sehr dicht und unvermittelt. Wer das anstrebt, was später "historische Auffürhungspraxis" genannt wurde, wird diese Art wie Szeryng das spielt nicht mögen, mir aber gefällt es. Besonders schön sind die Fugen.

Fuge für Violine solo funktioniert so, dass die verschiedenen Stimmen gleichzeitig auf verschiedenen Saiten gespielt werden mit arpeggiertem Strich.

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Bei Szeryng habe ich den Eindruck, dass er das ganz besonders plastisch herausarbeitet, so dass die Stimmen unabhängig voneinander "leben" obwohl sie jeweils breit angestrichen werden. Leider gelingt ihm gerade das bei der 1967er Aufnahme nicht mehr so gut.

Nach diesem Für und Wider, eine Aufnahme die von Euch erwähnt wurde: Julia Fischer, 2004.

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Ich verwende diese Aufnahme bei meinen Standard-Teststücken (auch wenn das der Bach eigentlich nicht verdient hat und Fr. Fischer auch nicht). Technisch ist sie m.E. also gut. Auch musikalisch gefällt sie mir. Sie hat mehr Leichtigkeit als der gute alt Szerynk und ist violintechnisch ganz hervorragend gespielt. Die Stimmführung in den von mir so geliebten Fugen ist auch sehr gut gelungen. Alles in Allem wäre das meine Empfehlung.

Beste Grüße
Harald

P.S. Ich muss sagen, dass ich viele der von Euch genannten Einspielungen nicht kenne. Danke für die Tipps. Den Milstein werde ich mir jedenfalls mal anhören.
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Rabl
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Beitrag von Rabl »

Hallo Günther,

ich liebe Bach und habe die Sonaten für Solo Violine gerade wieder neu entdeckt. Höre gerade die relativ neue Aufnahme von Isabelle Faust in HD.

Klangbeschreibungen fallen mir immer schwer, aber ich habe Aufnahmen des Stücks von Grumiaux und Mintz und beide fallen dahinter zurück, wie ich finde. Technisch ist sie auf jeden Fall hervorragend.

Viele Grüße,
Rainer
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Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Ich habe Perlman. Spannend, weil er auf zwei verschiedenen Instrumenten spielt, einer Guarneri und einer Stradivari. Sehr unterschiedlich: Die Guarneri ist unglaublich klar und sauber, die Stradivari hat einen sinnlich-romantischen Ton. Beides hat etwas für sich. :D

Beste Grüße
Holger
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Guenni
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Beitrag von Guenni »

Ganz ehrlich - so ganz kann ich mich nie auch vom persönlichen Bild eines menschlichen Charakters lösen wenn es darum geht ein Gesamt-Kunstwerk zu beurteilen.
Natürlich ist das falsch und ich widerlege mich selbst oft genug, wenn ich herausragende Karajan Aufnahmen mein eigen nenne und diese hoch schätze. Der olle Falstaff zum Beispiel oder natürlich sein Rosenkavalier.
Wobei eine Aufnahme mit Lisa della Casa als Marschallin mir fast lieber ist - und hätte Walter Legge nicht seine Schwarzkopf (Ehefrau) damals durchgedrückt - so hätte Karajan wohl auch ihr den Vorzug gegeben für die gelungene Emi Aufnahme. Komischerweise hat man Furtwängler sehr hart für seine Rolle im 3. Reich angegangen, einen Karajan mit seiner aus dem Jahre 33 (8. April 1933) und 35 stammenden Doppelmitgliedschaft nie großartig angefeindet. Aber das steht jetzt mal auf einem anderen Blatt.
Wie gesagt diese Gedanken drängen sich dann in den Vordergrund wenn es gleichwertige Interpretationen aus meiner Sicht von anderen Interpreten gibt die man alternativ heranziehen kann.
Karajan aus den frühen Jahren 50er und 60er kann man häufig nicht negieren weil er einfach spitze war.

Aber ich schweife ab.
Weshalb ich das hier so ein wenig erwähne ist, dass Frau Fischer - so schön Sie auch anzusehen sein mag und so wunderbar Sie auch spielt, sich einer gewissen Hybris nicht entziehen kann. Die in etlichen Interviews geäußerte Meinung , dass der Mensch erst mit dem Abitur anfängt hat Sie in meiner Wertschätzung trotz Ihrer offensichtlichen musikalischen Meriten nicht auf die erste Wahl dieser Einspielung katapultiert (PS ich habe Chemie studiert und kann sowas trotz akademischer Ausbildung nicht unterstreichen). Ich glaube das eine vernünftige humanistische Grundhaltung irgendwie zu einem Musiker dazu gehören sollte.
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Truesound
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Beitrag von Truesound »

Hallo Guenni!

Furtwängler war zur Zeit des Dritten Reiches der Erste Dirigent Deutschlands....er war kein Nazi und bis auf einzelne Ausnahmen niemand der Berliner Philharmoniker....Er hat es sogar geschafft/durchsetzten können das während der Zeiten des Dritten Reiches auch "Halbjuden" im Orchester verbleiben konnten........

Grüße Truesound
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Franz
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Beitrag von Franz »

Ich glaube das eine vernünftige humanistische Grundhaltung irgendwie zu einem Musiker dazu gehören sollte.
Unbedingtes "ja", wobei ich mir das von jedem Menschen wünsche.

Gruß
Franz
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Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Guenni hat geschrieben:Ganz ehrlich - so ganz kann ich mich nie auch vom persönlichen Bild eines menschlichen Charakters lösen wenn es darum geht ein Gesamt-Kunstwerk zu beurteilen.

Wie gesagt diese Gedanken drängen sich dann in den Vordergrund wenn es gleichwertige Interpretationen aus meiner Sicht von anderen Interpreten gibt die man alternativ heranziehen kann.
Hallo Guenni,

nichts für ungut, aber das finde ich etwas problematisch. Ein ziemlich bekannter Soziologe, selber jüdischen Glaubens, sagte mal: Was kann ich dafür, daß ich Wagners Musik so liebe, wenn Wagner ein ziemlich ekelhafter Antisemit und menschliches Arschloch war? Ich trenne da strikt Werk, Interpretation und den Komponisten bzw. Interpreten. Denn wo kommen wir da sonst hin? Ich habe mal erlebt, als ich in einem Vortrag auf Arnold Gehlen (den Anthropolgen) zur sprechen kam, mir dann gesagt wurde, ich hätte doch lieber über Helmuth Plessner reden sollen, der sei ja schließlich kein Faschist gewesen. So geht das nicht. Das läuft dann auf Bücherverbrennungen und Leseverbote hinaus (da fällt einem nahezu zwangsläufig der "Index" der katholischen Kirche ein!) - so etwas lehne ich ab, egal aus welchen Motiven. Gehlens politische Einstellung finde ich auch nicht akzeptabel, aber das hat rein gar nichts damit zu tun, was er über das Verhältnis von Sprache und Leibbewegung ausführt, was nun mal sehr spannend ist. Und was mache ich dann mit Elly Ney? Ist das etwa ein "nationalsozialistischer" Beethoven? Das ist natürlich eine absurde Betrachtung. Oder Willem Mengelberg, dem Mahler-Freund, der leider später ein Nazi wurde? Darf man den deshalb nicht mehr anhören? Er war nun mal ein genialer Musiker. Und Interpretationen sind individuell und in diesem Sinne unersetzlich und unvergleichlich. Vergleichbares zu Mengelberg, Elly Ney oder Wagner gibt es einfach nicht. Da sollte man sich doch bitte mit der Musik bzw. der Interpretation auseinandersetzen. Alles andere ist mit Eduard Hanslick gesprochen "außermusikalisch" und gehört nicht zur "Sache". Unabhängig davon kann man - darf man und soll man - mit der Person ins Gericht gehen.

Beste Grüße
Holger
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Guenni
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Beitrag von Guenni »

ich behaupte ja nicht, dass sich das den Werken anhören lässt. Und da wo ich keine Alternative habe und das Produkt überzeugt kann - ja muss ich dann eben auch diese Platten kaufen.
Das mit Furtwängler erwähnte ich - weil ich um diese Thematik sehr genau bescheid weiss (hat persönliche Gründe) und ihm da eigentlich übelst mitgespielt wurde was seinen "Persil-Schein" angeht.
Karajan der ob es nun karierristische Gründe (obwohl April 33 ist schon heftigst früh oder?) waren oder doch Überzeugung hatte sonderbarer Weise nie so schwer dafür kämpfen müssen wieder auftreten zu können.

Zu Wagner gibt es keine Alternative weil einzigartig. Obwohl ich durch die Umstände seiner Person schon recht spät zu seiner Musik fand.
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Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Guenni hat geschrieben:ich behaupte ja nicht, dass sich das den Werken anhören lässt. Und da wo ich keine Alternative habe und das Produkt überzeugt kann - ja muss ich dann eben auch diese Platten kaufen.
Das mit Furtwängler erwähnte ich - weil ich um diese Thematik sehr genau bescheid weiss (hat persönliche Gründe) und ihm da eigentlich übelst mitgespielt wurde was seinen "Persil-Schein" angeht.
Karajan der ob es nun karierristische Gründe (obwohl April 33 ist schon heftigst früh oder?) waren oder doch Überzeugung hatte sonderbarer Weise nie so schwer dafür kämpfen müssen wieder auftreten zu können.

Zu Wagner gibt es keine Alternative weil einzigartig. Obwohl ich durch die Umstände seiner Person schon recht spät zu seiner Musik fand.
Hallo Guenni,

wie gesagt, ich habe kein Problem damit: Jeder Mensch ist eine autonome moralische Person und kann natürlich meinen, daß er Kunst und Moral nicht trennen möchte. Nur in der Praxis wirds meiner Meinung nach schwierig. Was ist z.B. mit Cyprien Katsaris? Der ist Mitglied der Scientology-Kirche, die ist für mich eine moralisch höchst fragwürdige, kriminelle Organisation. Soll ich also deshalb Katsaris als Interpreten ausmustern und nicht mehr Ernst nehmen? Das geht natürlich nicht. Die Furtwängler-Geschichte kenne ich - darüber gab es mal vor längerer Zeit eine ausführliche Dokumentation bei Arte glaube ich. Er war wirklich sehr mutig, hatte aber auch das Glück, daß die Frau von Albert Speer eine glühende Verehrerin der Berliner Philharmoniker war.

Beste Grüße
Holger
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Interessantes (offtopic) Thema, an dem sich sehr gut die Problematik, "gewusst richtig" und "gefühlt falsch" zusammenzubringen erkennen lässt.

Ich persönlich habe mich bewusst dafür entschieden, gerade bei so emotionalen Sachen wie Film und Musik meinem Bauch genauso viel Recht einzuräumen wie meinem Kopf. Will sagen: Wenn mir ein Interpret, Schauspieler, Komponist, Regisseur etc..., kurzum ein "Schaffender", aus irgendeinem Grund persönlich "unsympathisch" ist, sei es aus für mich fragwürdigen Äußerungen in Interviews, prätentiösem Gehabe bei Liveauftritten, justiziablem Verhalten im Privatleben, einer euphemistisch ausgedrückt selbst gewählten Mitläuferrolle im Dritten Reich oder oder oder..... gönne ich mir den Luxus, das davon objektiv betrachtet selbstverständlich völlig unabhängige Schaffenswerk dieser Person ebenfalls negativer zu betrachten als ich es bei einem mir sympathischen Menschen täte.

Das Ganze ist natürlich vollkommen willkürlich, quasi grob nach der Formel: je ansprechender das Werk ist, desto fragwürdiger darf die Person sein. :D

Ernsthaft: Ich möchte mich im Privatleben nicht dazu zwingen, alles und jeden objektiv und losgelöst betrachten zu müssen. Ich will mir meine (auch negativen) Gefühle gönnen, gerade bei Musik. Und wenn mir das Verhalten eines Künstlers aus irgendeinem Grund missfällt und ich nicht mehr in der Lage bin, sein Werk ohne Gedanken daran zu genießen, ist das trotz aller Inkonsequenz und moralischer Fragwürdigkeit meinerseits okay und ich suche einen Weg, damit umzugehen und im schlimmsten Fall nach Alternativen.....

:cheers:

Zurück zum Thema: Mir gefällt die Aufnahme von Milstein sehr gut.

Thomas
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Guenni
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Beitrag von Guenni »

so ist es wohl Thomas.
auch wenn ich bewusst das gerne trennen können würde - es drängt sich unterbewußt mit hinein.

Natürlich werde ich die Highlights Interpretatorischen Schaffens nicht negieren weil eine Person privat und im zwischenmenschlichen Verhalten gewisse Defizite hat (und das natürlich nur subjektiv nach meiner Meinung).

Wenn ich aber eine vernünftige Alternative habe (Paul Badura Skoda bei den Klavier-Transkriptionen der Beethoven Symphonienen z.B.) dann habe ich gemerkt, dass ich unterbewußt wohl doch zu dem anderen Interpreten tendiere.

Ich erwähnte das auch nur im Nebensatz, weil Frau Julia Fischer hier besonders hervorgehoben wurde.
Ich kenne und verehre Ihre Aufnahme der Bach Sonaten und Partiten solo auch; aber repertoiremäßig habe ich Sie nicht in meine Sammlung aufgenommen. Da frage ich mich doch - warum?
Klanglich (Pentatone) und geigentechnisch hat Sie extrem viel zu bieten.

(folgende Sätze beziehen sich jetzt nicht auf Julia Fischer - sollen aber meine Bauchentscheidung die ich hie und da treffe erläutern).
Es mag falsch sein - aber bei mir bleibt ein Zweifel sitzen ob ein Interpret der Atheist ist - einen Bach je erfassen wird können; oder ob er eben nur rein mechanisch (technisch) die Partitur sicher erfasst.
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