heute überrasche ich Euch mal mit einer ernsten Frage. Seit ich Mitte der 80er Jahre die Beiträge des von mir immer mal wieder zitierten Guido J. Wasser gelesen habe, interessiert mich die Frage, ob er wohl Recht hat oder nicht. Seine These lässt sich in der Richtung lesen, dass er der einzige sei, der dem Thema Relais die erforderliche Aufmerksamkeit widmet und -- natürlich -- dass er mit allem, was er schreibt, richtig liegt. Als geborener Skeptiker frage ich mich: ist das so?
Angereichert wird das ganze mit einem Messschrieb, den ich hier als Foto nachreiche. Ich glaube, man kann das auf dem Foto hinreichend gut erkennen. Ich hoffe wiederum auf urheberrechtliche Unbedenklichkeit.Guido J. Wasser hat geschrieben:
Relais – der Schwachpunkt
Die Lautsprecherrelais sind wichtiger als mancher Elektroniker wahrhaben will. Meist heißt’s: „Dicke Kontakte – möglichst ein KFZ-Relais – für hohe Ströme, und gegen Oxydation vergolden.“ Sieht toll aus und geht auch am Anfang.
Nach einigen Monaten ist der Dämpfungsfaktor des Verstärkers von 100 nur noch 5 oder noch schlechter. Die Verzerrungen haben die Promillegrenze weit überschritten und erreichen bei hohen Frequenzen schon mal 1 bis 2 Prozente (Bild 5).
Beim ersten Schalten unter Last hat der winzige Lichtbogen die hauchdünne Goldschicht weggebrannt. Schaltet man weiterhin bei Strömen von einigen mA bis Ampere, oxydiert zwar der Kontakt, brennt sich jedoch immer wieder frei bis er ganz ausfällt.
Normalerweise fließen jedoch höchst selten sehr hohe Ströme, weit mehr sind nur weniger Elektronen beteiligt. Beispiel: Ein Paukenschlag mir voller Verstärkerleistung erreicht den Scheitelwert von 65 Volt. An der Mimimalimpedanz von 6 Ohm fließen dann rund 11 Ampere. Also wird ein kräftiger Kontakt mit geringem Innenwiderstand verlangt. Ist dieser hoch, z.B. durch Abbrand etwa 1 Ohm, fallen an diesem Kontakt rund 85 Watt Verlustleistung an; er wird heiß, hochohmiger, und die Oxydation nimmt weiter zu. Kontakte mit Innenwiderständen im Miliohmbereich bei Strömen um 10 Ampere sind heute einfach zu bauen und bleiben auch kalt. Sie bleiben allerdings nur sauber, weil der hohe Strom sie dauernd freibrennt.
Bei mittleren Lautstärken um 80 dB fließen allerdings nur noch einige hundert Milliampere; bei leisen Stellen sinkt der Strom auf einige Mikroampere. Dafür wären vergoldete Kontakte ideal, die bei hohen Strömen leider sofort wegbrennen.
Hier hilft nur die Devise der Genießer: „Das Eine tun, ohne das Andere zu lassen!“
Mein Relais ist ein vierfaches S-Relais von SDS. Die Kontakte sind mehrschichtig aufgebaut, und ich schalte alle vier parallel. Da immer einer zuerst anzieht, brennt nur er sich frei unter Last. Die anderen drei verändern sich nicht und leiten mittlere und niedrige Ströme. Im Betrieb, wenn alle Schalter geschlossen sind, wird der Strom auf die vier Kontakte verteilt und stiftet kein Unheil.
Einige tausend Schaltungen mit und ohne Last haben meine Relais schon hinter sich, und Nachmessungen zeigen immer noch die selben guten Daten wie im Neuzustand. Ich habe diese Problemlöser vor Jahren von einem amerikanischen High-End-Hersteller erhalten, seit kurzem sind sie von SDS-München lieferbar.
Quelle: Guido J. Wasser, Wasserwerk, Elektor-Plus 4, 1986, Seite 56 ff
Ich bin gespannt.
Herzliche Grüße
PETER