Der Beethoven-Zyklus des 21. Jahrhunderts!

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Uwe_1
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Beitrag von Uwe_1 »

Hallo,

den Bericht über Thielemann und die Aufnahme der 9. gab es letztes Wochenende nochmal auf ZDFTheather. Das Gepräch zwischen Kaiser und Thielemann war ganz informativ.

Die Bilder vom stocksteif dastehenden und recht ungelenk wirkendem Thielemann macht überhaupt keine Lust auf das optisch wiedergegenbene einer Blue Ray.

Das akustisch in der Sendung dargebotene der Aufnahme scheint ganz gut ... ob's die Einspielung des 21. Jahrhunderts ist, kann ich aufgrund der Sendung nicht beurteilen.

Aber es existiert bereits eine klanglich und interpretatorisch überragende SACD Einspielung der Beethoven Sinfonien. Und zwar unter der Leitung von Paavo Järvi mit der Dt. Kammerphilharmonie Bremen. Hier ist für mich erkennbar wie jemand das wirklich Allerletzte aus einem Orchester herausholt ... ob das bei Thielemann und den Wienern der Fall ist, muß jeder mit seinen zwei Ohren selber entscheiden.
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Freunde,

unterm Weihnachtsbaum lag bei uns diese Kompletteinspielung auf BluRay. Wir haben uns bis jetzt an zwei Abenden die erste und zweite Sinfonie angehört - eine Sinfonie an einem Abend mit Werkeinführung dauert knapp zwei Stunden, gerade eine typische Konzertlänge also.

Die BluRays sind exzellent aufgenommen - nicht nur das Bild, auch der Ton ist erste Sahne. Die Werkeinführungen sind sehr erhellend - es ist, wie wenn man eine Vorlesungsreihe über Beethovens Sinfonien besucht. In der Werkeinführung werden auch die Schlüsselstellen mit Einspielungen anderer Dirigenten bzw. Orchester verglichen - das ist ganz klasse gemacht! Was habe ich mir früher für eine Mühe gegeben mit Musikabenden im Freundeskreis, bei denen ich in mühevoller Kleinarbeit vorher verschiedene Interpretationen digital auf PCM-Videoband (kennt das noch jemand?) zusammengeschnitten habe - und hier kriegt man das einfach so serviert! Bernstein, Karajan, Furtwängler etc. mit Kommentaren von Kaiser und Thielemann versehen. Man bekommt einen sehr guten Einblick sowohl in die Struktur der Werke wie in die Intention des Dirigenten. Kai, das ist ein Muss für Dich!

Bis jetzt haben wir ja erst zwei Sinfonien gehört - aber Thielemann und die Wiener spielen hier ganz vorzüglich miteinander!

Viele Grüße
Gert
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Fortepianus hat geschrieben:Kai, das ist ein Muss für Dich!
Ja doch, ich mach ja schon.

Dazu dann auch gleich eine Frage:
Kann dieses Teil hier Philips BDP5100 auch DVDs abspielen oder können das alle Bluray-Spieler?

Danke für den nochmaligen Anstoß.

Gruß,
Kai
zatopek
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Beitrag von zatopek »

Hallo Kai,
aston456 hat geschrieben:Dazu dann auch gleich eine Frage:
Kann dieses Teil hier Philips BDP5100 auch DVDs abspielen oder können das alle Bluray-Spieler?
Meines Wissens können alle BDP auch DVD abspielen.

Der Philips kann es auf jeden Fall, guckst du hier
http://www.philips.de/c/blu-ray-dvd/500 ... ifications

VG, Bernd
Uwe_1
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Beitrag von Uwe_1 »

Die Kameraführung bei Karajan halte ich für in höchstem Maße bedenklich! Hier wurde versucht, den Dirigenten als "Gott- gleiches Wesen" emporzuheben. Tja der Karajan war halt der Selbstdarsteller par Excellence. Aber die im TV eingespielten Karajan Szenen zeigten, daß man auch übertreiben kann.

(Anmerkung: Leider hatte die Deutsche Grammophon jemanden (Ferenc Fricsay) der um Klassen besser war, und leider zu früh verstoren ist, zugunsten von Karajan als dem "Superduper Selbstdarsteller" fallen und ein wenig in Vergessenheit gelassen.)

Die Furtwängler Aufzeichnung aus den Kriegsjahren ist auch optisch sehr aussagekräftig. Hier hantiert der Dirigent umher wie ein Samurai oder Ninja im Kampfe. Ein tolles Zeitdokument.
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

N´abend Junx,

im Rahmen meines samstäglichen Alleinseins höre ich mal wieder, was auch sonst, Lvb (zusammen mit ein paar Maxlrainer) und ich komme mal wieder zu dem Ergebnis, daß für mich der in jeder Hinsicht beste Zyklus von Günter Wand und dem NDR Sinfonieorchester ist:

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Sämtliche Sinfonien 1-9, Günter Wand
Günter Wand hat gezeigt, wie es geht. Zusammen mit dem NDR Sinfonieorchester spielte er im hohen Alter in den 80er Jahren sämtliche Beethoven Sinfonien ein. Die Aufnahmequalität der vorliegenden, ansprechend gestalteten Box kann durchweg als tadellos und brillant bezeichnet werden.
Gerade die 6., 3. Satz zeigt, wer es kann oder nicht.

Vom Tempo, der Stimmigkeit und der Qualität der Aufnahme her ungeschlagen - ein echter Hidden Champion!
Thielemann ist dagegen kalter Kaffee oder um beim Weißbier zu bleiben, Schöfferhofer.

Gruß,
Kai
Amati
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Beitrag von Amati »

Aber bei Wands Neunter trübt der Chor die Stimmung...

Irgendwas ist ja immer :mrgreen:

Mein Zyklus ist Paavo Järvis
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cantusfirmus
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Beitrag von cantusfirmus »

@Amati: Herzlichen Dank für den Hinweis, sonst hätte ich es noch gepostet.

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist nicht nur wegen der Umsetzung und der Spielfreude, sondern auch ihres gesamten Konzeptes wegen (Proberäume in einer Schule, Unterricht für Interessierte, Schulkonzerte, etc.) ganz gewiss ein Ensemble des 21. Jahrhunderts.

Die Beethoven Einspielung mit Järvi gibt ihnen recht.

Ein tolles Ensemble.

EInen schönen Sonntag wünscht

Horst
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Amati
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Beitrag von Amati »

Da ich selbst in Bremen wohne, ist mir das natürlich aus erster Hand bekannt und wir sind als Inhaber eines Abos regelmäßige Gäste im Bremer Konzerthaus "Glocke" und demzufolge auch der Kammerphilharmonie sehr verbunden. Eines der wenigen Dinge, denen sich Bremen mit Fug und Recht rühmen kann.
Die DVDs lohnen sich im übrigen sehr, auch weil ein "making of" speziell auf das Projekt mit der GSO (Gesamtschule Ost) eingeht. Ein absolutes Highlight ist aber die Einspielung der 9 Symphonien in der Bonner Beethovenhalle 2010 in nur 4 Tagen mit der 9. als krönendem Abschluss.

ich habe in meinem Fundus davon sowohl die SACDs (Studioaufnahme)als auch die DVDs (Konzertmitschnitt aus Bonn) sowie natürlich eine vom Maestro signierte Vinylbox, die sich eines eigenen Masterings erfreuen durfte.

Peter

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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Haitink rules!

Freunde,
nun bin ich endlich dazu gekommen, in meine Neuerwerbung in Sachen LvB hineinzuhören (CD Spur) und bin absolut begeistert.
In jeder Hinsicht überraschend, was der Meister am Stock mit dem LSO da hingelegt hat.
Wirklich viele neue Aspekte und Akzente, die ich so noch nicht von CD gehört habe.
Dabei ist die Aufnahmequalität überragend.
Obwohl es eine Live-Einspielung sei, hört man leider nichts vom Publikum, was ich sehr schade finde.

Ein absolutes Muss für jeden Beethoven Fan.

Gruß,
Kai
Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Kai,

sorry - ich bin ein wenig altertümlich und kann mich leider mit der Aufnahmetechnik nicht wirklich anfreunden. Ich habe mir gerade die 5. aus dem Zyklus angehört (habe ich als 24/48er Download). Und dann hinterher in den Stapel der Neuankömmlinge gegriffen und eine alte Einspielung derselben Symphonie herausgeholt: Kempes Aufnahme mit den Münchnern aus analogen Zeiten.
Diese Aufnahme präsentiert in meinen Ohren ein wesentlich natürlicheres Raumgefühl: Vor mir sehe ich ein Orchester mit seinen verschiedenen Gruppen, der Raum spannt sich breit und auch tief vor mir auf, zwischen den Gruppen ist Luft und es wird entspannt musiziert. (BTW: Vielleicht hat man seinerzeit den Bürgerbräukeller auch zum gepflegten Tuning genutzt. ;) )
Bei Haitink ist vermutlich - wie das heute halt üblich ist - mit vielen Mikros gearbeitet worden und dann wurde kräftig am Mischpult gewerkelt und die einzelnen Orchestergruppen bei Bedarf mehr oder minder mit dem Hauptscheinwerfer "angestrahlt"; die Pauken und die tiefen Streicher bekommen eine Sonderration und alles wirkt verglichen mit Kempe relativ künstlich.
Nun gut, wir haben Live gegen Studio. Aber bei Haitink vermute ich wirklich, dass die Mikros relativ dicht vor den Pulten standen ( vermutlich deswegen auch kein Publikumsgeräusch), den Ton direkt abnahmen und dann später der "Raum" hinzugemischt wurde.

Falls ich mich irre, nehme ich alles zurück. ;)

Gruß

Jochen
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Jochen,

im Großen und Ganzen gebe ich Dir völlig Recht.
Ich habe gestern abend gedacht, daß die räumliche Darstellung des Orchesters etwas komprimiert rüberkommt, weil z.B. die Becken und die Piccolo sehr prägnant und im Vordergrund spielen.
Von der gefühlten Größe her habe ich gemeint, daß es ein Kammerorchester sein könnte.

Das, auch bei Wand, symphonische Gefühl stellt sich nicht wirklich ein, da der Raum, durch die Abmischung nehme ich an, ziemlich klein daherkommt.
Das Becken und Piccolo auch in realiter nicht so rüberkommen werden, scheint klar zu sein.
Interessant wäre es dennoch, den Saal mal live zu hören.
Schade, denn die Qualität der Aufnahme ist wirklich exzellent.

Woher hast Du denn eigentlich den 24/48 Download?

Gruß,
Kai
Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Kai,

hinter diesem link gibt's ein Video zur Aufnahme einer Sibelius-Symphonie. Da ist sehr schön die Mikrophonaufstellung zu sehen: Vor den Pulten je ein Mikro, zusätzlich noch ein paar "im ersten Stock":
http://www.eclassical.com/conductors/va ... s-2-5.html
Ich vermute, dass das bei Haitink ähnlich aussah, vielleicht ein wenig dezenter im Konzertsaal.

Den Download habe ich daher:
http://www.bowers-wilkins.de/Society_of ... ound/Music

Gruß

Jochen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

aston456 hat geschrieben:Ich habe gestern abend gedacht, daß die räumliche Darstellung des Orchesters etwas komprimiert rüberkommt, weil z.B. die Becken und die Piccolo sehr prägnant und im Vordergrund spielen.
Von der gefühlten Größe her habe ich gemeint, daß es ein Kammerorchester sein könnte.
Hallo Kai
Als mir damals die 3. Symphonie (Wand/NDR im roten Cover) über den Weg lief, habe ich fasziniert hingehört, die Raumtiefe war beeindruckend, die Breite nicht. Ich habe einige Einspielungen, die von sehr nah aufgenommen sind und breit auseinanderfallend viel Räumlichkeit vermitteln, dafür aber die Instrumente diffus und unscharf wiedergeben. Dagegen war diese Aufnahme exzellent und fortan mein Maßstab.
Das, auch bei Wand, symphonische Gefühl stellt sich nicht wirklich ein, da der Raum, durch die Abmischung nehme ich an, ziemlich klein daherkommt.
Das Becken und Piccolo auch in realiter nicht so rüberkommen werden, scheint klar zu sein.
Interessant wäre es dennoch, den Saal mal live zu hören.
Schade, denn die Qualität der Aufnahme ist wirklich exzellent.
Diese Wand Aufnahmen sind wie alle meine RCAs (und Harmonia Mundi) invertiert, gerade die Höhen profitieren von der Korrektur.
Auch die Schubert Aufnahmen von 1995 (Live, Berliner Philharmoniker) haben die phänomenale räumliche Tiefe, die in der 5 Jahre später wiederholten Aufnahme mit gleichem Team am selben Ort nicht ganz so gut rüberkommt.
Ich gebe zu, ich stehe nicht auf flach und breit, sondern halte eine gute Breiten- und Tiefenstaffelung mit guter Fokussierung der Musiker für wichtiger als irgendeine zufällig erzeugte Räumlichkeit drumrum.
Ich habe diese Aufnahmen auf meine Weise überarbeitet, Rest nur per PN.
Grüße Hans-Martin
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Hans-Martin,

ja, es ist sehr schade, daß die Einspielung von Haitink so manipuliert aufgenommen wurde, denn von der Sache her ist sie wirklich erfrischend.
Aber es stört schon etwas, wenn die Becken vor dem Orchester stehen oder zumindest mittendrin.

Gleichwohl bleibt es eine anhörenswerte Interpretation und alles habe ich ja noch nicht gehört.

Gruß,
Kai
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