Hallo zusammen,
im kürzlich zu Ende gegangenen Urlaub habe ich zwar auf jegliche Foren- und Moderationsaktivität verzichtet, nicht allerdings darauf, mich weiter mit der Optimierung meines Audio-PC zu beschäftigen.
Vor allem stand für mich noch eine Frage ungeklärt im Raum: Nachdem ich meinen PC mit diversen Bios- und OS-Einstellungen sowie einigen Hardware-Modifikationen für JPlay optimiert hatte, interessierte mich die Frage, wie sich diese Modifikationen auf cMP² auswirken.
Ich habe diese Frage zum Anlass genommen, etwas zu tun, was ich schon länger vorhatte, nämlich einen komplett neuen, für Audio-Wiedergabe optimierten PC aufzubauen. Eine ausführliche Beschreibung zu diesem Thema findet sich im nachfolgenden Posting.
In diesem Posting soll es nur um den Vergleich cMP² und JPLay auf meinem neuen Audio-PC gehen. Das Ergebnis gleich vorweg genommen: cMP² klingt nun bei mir besser als JPlay. Da der Klang eines Audio-PC entscheidend von der Player-Software abhängt, zugleich aber auch von deren Zusammenspiel mit Hardware, Bios und OS und deren Modifikationen, sollte mein Ergebnis nicht als allgemeingültige Aussage betrachtet werden.
Wenn ich von klanglich qualitativen Unterschieden spreche, dann beziehe ich das stets auf folgende Parameter:
- Räumliche Abbildung (breite, luftige Bühne mit Tiefenstaffelung, bei gleichzeitig präziser Lokalisation von klar umgrenzten Instrumenten/Stimmen)
- Detailauflösung (Feintransienten, Rauminformation, präzise Sibyllanten-Darstellung ohne Verzischeln, Lispeln oder Schärfe, konturierte und schlackenlose Basswiedergabe)
- Tonale Balance
- Timing, musikalischer Fluss, Lebendigkeit, Natürlichkeit
Bei den Parametern 1 und 2 hat JPlay in Verbindung mit der Xtream-Engine und im Hibernate-Modus die Nase vorne gegenüber cMP². JPlay klingt etwas luftiger, sauberer - aber nicht unbedingt anstrengungsloser.
Denn was gegenüber cMP² unangenehm auffällt, ist eine gewisse Sterilität im Klang. Parameter 3 klingt bei cMP² ausgewogener, natürlicher. Der Klang ist wärmer, d.h. die Bass-Wiedergabe ist kräftiger, tiefer und zugleich straff und impulsiv, während sich dies bei JPlay dünner anhört; die Mitten hören sich bei cMP² farbiger, informationsreicher an, gerade bei helleren Frauenstimmen, Blasinstrumenten und Violinen kommt eine emotionale Wärme ins Spiel, die JPlay nicht vermitteln kann.
Ich kann diesen Eindruck bei JPlay ein wenig abmildern, indem ich die RAM-Latenzen erhöhe, aber dies geht zu Lasten der räumlichen Auflösung, und das Klangbild hört sich verwaschener an. Eine andere Korrekturmöglichkeit besteht darin, statt der schön räumlich abbildenden Xtream-Engine die River-Engine einzusetzen. Dann klingt es zwar tonal runder, doch verschwindet dann der gegenüber cMP² bestehende Vorteil von Parameter 1 und 2.
Gänzlich dem cMP² unterlegen ist JPlay in allen klanglichen Parametern, wenn es ohne Hibernate-Modus oder gar in Verbindung mit Foobar oder JRiver als Benutzer-Oberfläche (GUI) eingesetzt wird.
Interessehalber probierte ich cMP² einmal mit vorgefalteten Files aus (Offline-Convolving), anstatt sie mit dem VST-Convolver während des Abspielens zu falten. Ergebnis: Nun holt cMP² auch in Bezug auf die Parameter 1 und 2 gegenüber JPlay auf und ist dort klanglich ebenbürtig. Die eingebaute VST-Schnittstelle bringt offenbar doch eine gewisse Unsauberkeit ins Spiel. Insofern stimmt aus meiner Sicht die Konzeption der JPlay-Entwickler, auf eine VST-/DSP-Schnittstelle komplett zu verzichten, um kompromisslose Audioqualität zu erreichen.
Woher die Sterilität bei JPlay genau kommt, und was genau hier cMP² besser macht, vermag ich leider nicht herauszufinden. Eine naheliegenden Begründung, es könnte am Resampler von cMP² liegen, scheidet deshalb aus, weil ich auch mit deaktiviertem Resampler getestet habe (man muss dazu in Cplay nur die gleiche Samplingfrequenz einstellen, wie der Musikfile aufweist).
Um den Vergleich beider Systeme transparenter zu machen, liste ich im folgenden die Einstellungen auf:
cMP²:
cMP-Settings:
RAM-Load: No
Suspend svchost: No
Suspend lsass: No
Optimize: Real Time
Diagnostics: No
cplay-Settings SSE4:
Driver: Kernel-Streaming Driver Asio4All (hier sind alle Latenzen auf den geringsten Wert eingestellt)
Left/Right: Kernel Streaming 1/2 (Hiface 1)
Output: 192.0 kHz
Buffer: Tiny
Resampler SRC @ 145dB
AWE: Yes (Gruppenrichtlinien entsprechend erteilt)
VST: Convolver activated @ 192.0 kHz / bypass
JPlay 4.3:
Audio-Interface: Hiface Kernel Streaming
Buffer: Direct Link
Engine: Xtream
Hibernate: Fullscale
Show track info: off
Memory: 500MB / 1GB / 2GB
Bitstream Size: 24bit / native
Throttle Mode: on
Shell: Total Commander (Deaktivierung der Explorer-Shell mittels Registry-Eintrag)
Die Parameter hinter dem Schrägstrich stellen jeweils Varianten dar, de ich ebenfalls ausprobiert hatte.
Auf beiden Playern wurden mit Acourate-Filtern korrigierte Files abgespielt, bzw. in cMP² während des Abspielens gefaltet, sodass in beiden Fällen, Einflüsse des Raumes und der nachgeschalteten Abspielkette auf den Hörplatz bezogen korrigiert wurden.
Einfluss der Betriebssysteme:
Ich habe für diesen Vergleichstest 3 verschiedene Partitionen auf der gleichen Platte eingerichtet:
- Partition: cMP² auf WinXP (SP2) und Minlogon (stark abgespecktes WinXP). JPlay läuft grundsätzlich nicht auf WinXP
- Partition: JPlay / cMP² auf Win7 (64bit)
- Partition: JPlay / cMP² auf Win8 (64bit) Built 8400
Auf allen 3 Partitionen habe ich die in meinem nachfolgenden Beitrag beschriebenen Bios- und OS-Optimierungen vorgenommen.
Am besten hat Partition 3 (Win 8 ) sowohl in Bezug auf JPlay als auch cMP² abgeschnitten, dicht gefolgt von Partition 2 (Win 7), und deutlich schlechter Partition 1 (Win XP).
Dabei ist allerdings noch zu bemerken, dass die Partition 1 mit WinXP (SP2) und Minlogon auf meinem System nicht in der Lage ist, unterbrechungsfrei SRC 192kHZ@145dB mit kleinstem Buffer ("tiny") zu meistern. Hier muss ich auf SRC 192kHZ@121dB oder auf eine geringere Samplingfrequenz gehen, oder einen größeren Buffer zuteilen, was gewisse klangliche Nachteile bringt. Das Win8 wie auch das Win 7 System nutzt hier offenbar die CPU besser aus. Beide schaffen klaglos die bestmögliche Einstellung. Win8 klingt aber gegenüber Win7 nochmal besser - alles bezogen auf die o.g. 4 klanglichen Parameter.
Da es sich bei dem Win 8 um eine sogenannte Evaluationskopie handelt, sollte dies nur als eine vorläufige Aussage über die "audiophilen Qualitäten" dieses OS gewertet werden, auch wenn so gut wie alle Funktionen bereits implementiert sind. Wie die endgültige Version klingt, muss dann jedoch ein erneuter Vergleich zeigen.
Klar ist dabei jedenfalls geworden, dass cMP² und JPlay in gleicher Weise klanglich auf die unterschiedlichen Betriebssysteme reagieren.
Persönliches Fazit:
Aufgrund der auf meinem System insgesamt besseren Klangqualität bei gleichzeitig umfangreicherem Bedienkomfort ist nun cMP² die von mir eindeutig bevorzugte Audio-Lösung - zumindest vorerst. Denn es ist davon auszugehen, dass kommende Versionen von JPlay die weitere Optimierung der klanglichen Parameter aber auch des Bedienkomforts vorantreiben werden. Dies kann man bereits am klanglichen Unterschied zwischen Version 4.2 und der kürzlich erschienen Version 4.3 feststellen.
Bei cMP² hingegen deutet leider einiges daraufhin, dass man Weiterentwicklungen nicht selbstverständlich erwarten kann. Die letzen Updates sind 2 Jahre her (Oktober 2010). Auf meine Anfrage per E-mail hat sich der Entwickler dazu nicht äußern wollen.
Grüße
Fujak
P.S.: Im nun folgenden Beitrag geht es um die näheren Details der Konfiguration meines Audio-PC.