Moin Jürgen,
moin Forenten,
sehr interessant, was Du, Jürgen, zu Manger zu berichten weißt. Ich finde den Wandler interessant, obwohl oder weil ich ihn noch nicht gehört habe. Alles, was ich von Dir lese, lässt mich mehr und mehr vermuten, dass es "obwohl" und nicht "weil" heißen muss: der Wandler scheint tatsächlich zu halten, was er verspricht.
Zu den Verstärkern kann ich aus ganz anderer Perspektive etwas sagen: ich habe den Stax Lambda Pro und den Lambda Pro Signature. Als Aktiv-Hörer selbstverständlich nicht mit den Übertragern für Lautsprecher-Ausgänge, sondern mit den dazugehörigen Vorverstärkern. SRM-1 Mk2 und SRM-T1, wobei das T für Tube steht. Also einmal mit Transistoren -- für den Lambda Pro -- und einmal mir Röhren -- für den Lambda Pro Signature --, so dass ich einen vergleichenden Eindruck gewinnen konnte. Die Unterschiede waren denkbar gering. Beide Kombinationen haben mich sehr zufrieden gestellt. Ich glaube -- glaube, mehr ist es nicht --, ich neige mehr zum Transistor, weil mir die Röhre tendenziell zu weich klang. Keine Ahnung, ob der SRM-T1 Übertrager hat, aber der Transistor wirkte auf mich ehrlicher. Geschmacksfragen: was mir ehrlicher erscheint, findet ein anderer spitz oder aggressiv. Was jener musikalisch oder warm nennt, finde ich weich und matt.
Du wolltest aber wissen, was geregelte Bässe sind. Diese Regelung geht übrigens in allen Frequenzbereichen, solange man steife Membranen hat. Ausgerechnet beim Manger also würde sie -- systembedingt -- nicht funktionieren. Dass sie -- systembedingt -- auch gar nicht erforderlich ist, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt: das ist ja gerade der Witz am Manger-Wandler.
Zurück zu den Bässen. "geregelt" heißt, kurz gesagt, dass die Membran beobachtet wird, sprich, dass aufgenommen wird, was die Menbran aus dem Eingangssignal macht (technisch gesehen wird die Beschleunigung, die Geschwindigkeit oder der Ort der Membran über die Zeit gemessen. Mit einem Mikrofon auf der Membran oder einem anderen Sensor oder -- man soll's kaum glauben, aber das ist auch eine Möglichkeit -- ohne eigenen Sensor aufgrund der Ströme und Spannungen, die in die Schwingspule hinein und auch wieder aus ihr heraus [ja, ja, solche Ströme gibt es!] fließen). Diese Membranbewegung wird dann mit dem Eingangssignal verglichen und wenn sich herausstellt, dass die Membran Unsinn treibt, wird ein Korrektursignal errechnet, dass dem Eingangssignal hinzuaddiert wird und damit die Membran in die richtigen Bahnen zwingt.
Damit das ganz klar ist: Elektronik ist um Größenordnungen schneller als Mechanik, so dass diese gesamte Regelung derart blitzschnell vonstatten geht, dass die Membran noch während des Schwingens korrigiert wird, also fast -- leider nur fast, aber immerhin doch fast -- im Entstehen des Fehlers. Grob gesagt wird dem Fehler begegnet, bevor er Ausmaße angenommen haben kann, die -- hörbaren -- Schaden anrichten könnte.
Eine solche Regelung führt zu hörbar besseren Ergebnissen, wenn sie gut gemacht ist. Oder umgekehrt ermöglicht sie sichtbar kleinere Lautsprecherboxen, da auch die Basswiedergabe positiv beeinflusst wird, einschließlich Erweiterung des Frequenzbereiches zu tiefen Tönen hin. In erster Linie aber wird die Impulswiedergabe spürbar verbessert. Die einfache physikalische Gesetzmäßigkeit, dass für bestimmte Pegel bestimmter Frequenzen bestimmte Luftverschiebungen erforderlich sind, bleiben natürlich bestehen: wenn der Bassbereich nach unten erweitert wird, geht dies nur mit fallenden Pegeln. Der Vorteil besteht darin, dass es überhaupt geht. Also gegenüber einem ungeregelten System, dass darüber hinaus noch mit vielen anderen Beschränkungen zu kämpfen hat, namentlich den Thiele-Small-Parametern.
Es liegt auf der Hand, dass solche Regelungen nur in aktiven Systemen wirklich fundiert eingebaut werden können, da in passiven Lösungen die Abstimmung mit der dann immer noch zu wählenden Endstufe für einen Laien eine kaum darstellbare Herausforderung sein dürften. So hat sich die Regelung auch nur in aktiven Lösungen fest etabliert. Ebenso liegt nahe, dass derartige Regelungen nur in geschlossenen Systemen ihre Vorteile voll ausspielen können. Wenn man mehr Schalldruck wünscht, führt mehr Membranfläche oder/und -hub zu besseren Ergebnissen als der Versuch, über Reflexöffnungen derartiges zu erreichen.
Näheres hierzu findest Du hier im zweiten Kasten unter "Aktivlautsprecher" die Rubrik "Aktives Wissen",
http://aktives-hoeren.de/viewforum.php? ... 0b545c2a36 in der eine ganze Reihe von Aufsätzen zur Regelung und Sensoren zu finden sind. Auch gibt es an anderen Orten hier im Forum einige Gesprächsstränge, die sich mit dem Thema befasst haben, wie zum Beispiel dieser
http://aktives-hoeren.de/viewtopic.php? ... 0b545c2a36 hier, aber da kann man sich auch schnell drin verlieren.
Es leuchtet ein, dass diese Impulsverbesserungen gerade im Zusammemspiel mit Manger-Wandlern besonders interessant sein dürften. Daher finde ich die Medea so konsequent, da sie -- anders als die Manger-Systeme -- über die Ergänzung mit Basssystemen und aktiven Aufteilung des Frequenzspektrums hinaus die Bässe zusätzlich noch geregelt ausführt. Umgekehrt finde ich es etwas schade, dass Manger sich auf die Ergänzung und Aktivierung beschränkt. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum das so ist. Andererseits eröffnet es ein Betätigungsfeld, das echtes Neuland wäre. Nein, kein Neuland, aber seit dem Abtreten der Medea vakant ist: die Kombination der Manger-Wandler mit geregelten Basssystemen.
Herzliche Grüße
PETER