Moin Gert,
Elektromobilität klingt für mich immer ein wenig nach Elektro-Fahrstuhl, also umgangssprachlich Elektro-Rollstuhl (der umgangssprachliche Fahrstuhl heißt entsprechend Aufzug). Du lachst? Wir werden alle nicht jünger! Wo Du gerade in der Umbauplanung steckst und ich gerade beim Thema bin: vergiss nicht, an Barrierefreiheit zu denken. Jetzt bist Du in einen Alter, in dem Du solche Umbauten noch hinbekommst. Wenn es erst mal soweit ist, ist es zu spät, damit anzufangen; dann muss es fertig sein. Heim ist keine ernsthafte Option, alleine schon wegen der Lautsprecher. Aber auch unabhängig davon: wer will schon ins Heim, wenn's auch anders geht?
Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass Du der legitime Nachfolger von Guido J. Wasser sein könntest. Ich bin ja nicht nur bekennender Drehstrom-Fan, sondern überhaupt bekennender Wasser-Fan. Also Guido J. Wasser, nicht Wasser. Was nicht heißt, dass ich meine Körperpflege vernachlässigen würde oder in der Gefahr stünde, zu wenig zu trinken: nein, kein Grund zur Besorgnis; es geht hier nur schlicht nicht darum. Nachfolger insofern, als er seine Aktivitäten inzwischen mehr auf sein Hobby, das Armbrustschießen (die Lautsprecherentwicklung ist sein Beruf), verlegt hat und dort Schwingungsmessungen -- Laufschwingungsmessungen lese ich im Internet -- durchführt und wohl zu einem eigenen Messstandard entwickelt hat; Nachfolger aber vor allen Dingen, weil es bei Dir auf die gleichen Lösungen hinaus zu laufen scheint wie bei ihm.
Neben der Strombegrenzungs-Zwischendrossel verwendet er sowohl den Heißleiter,
Guido J. Wasser hat geschrieben:Soft-Start
Beim Drehstrom-Netzteil ist's nicht so kritisch, aber in der 220-Volt-Ausführung brennen ohne besondere Maßnahmen bei jedem zweiten Einschalten die Haussicherungen durch. Die Magnetisierungsenergie für Trafos und Spulen sowie der Strom zum Laden der Elkos ist so hoch, daß im Einschaltmoment Stromspitzen bis 150 Ampere auftreten können .Da fliegt dann jede Haushaltssicherung raus.
Also muß der Einschaltstrom drastisch begrenzt werden. Die gebäuchlichste Variante ist, primärseitig einen Widerstand in Reihe zum Netztrafo zu schalten. Dieser begrenzt den Strom im Einschaltmoment und bis die Elkos geladen sind. Anschließend wird er mit kräftigen Relaiskontakten überbrückt. Gebrächlich für 220 Volt sind rund 100 Ohm. Da fließt im Einschlatmoment ein Spitzenstrom von 3 Ampere, so daß der Widerstand für einige Millisekunden bis zu 900 Watt in Wärme umsetzen muß. Sekundenbruchteile später reduziert sich der Strom schon drastisch. Nach 2-3 Sekuden, wenn das Netzteil geladen ist und nur noch die Ruheleistung der Verstärker aufbringen muß, fallen über dem Vorwiderstand rund 50 Volt ab, so daß seine mittlere Belastung bei 30 Watt liegt. Wird er durch das Relais kurzgeschlossen, muß der Trafo nochmal einen 70-Volt-Impuls (bei 311 V Scheitelwert) verkraften. Der dabei auftetende Stromimpuls ist meist zu wenig energiereich, um die Sicherung auszulösen, und das Netzteil ist jetzt betriebsbereit. Die ganze Geschichte funktioniert allerdings nur, wenn die Lautsprecher noch nicht an die Verstärker geschaltet sind und diese nicht belasten. Arbeiten während der Einschaltphanse die Verstärker schon, ist die Verlustleistung am Vorwiderstand wesentlich höher und am Netztrafo liegt weit weniger Spannung an. Beim Überbrücken des Vorwiderstandes knallt's zuerst in den Lautsprechern, und dann löst der höhere Strom doch noch die Sicherung aus.
Eleganter ist ein Soft-Start mit vorgeschaltetem Heißleiter, wie er z.B. von Valvo für Staubsauger oder ähnliche Induktiv-Verbraucher konzipiert wurde.
Die Kennlinie des Heißleiters ist so bemessen, daß er einen Kaltwiderstand von rund 150 Ohm aufweist und die maximale Einschalstromspitze in meinem Netzteil unter 2 Ampere hält. Während sich das Netzteil auflädt und hochohmiger wird, heizt sich der Heißleiter auf und wird niederohmiger.
(Guido J. Wasser, Das Super-Netzteil, Elektor Plus 4, 1986, Seite 77 ff)
als auch das Überbrückungsrelais.
Guido J. Wasser hat geschrieben:In 2-3 Sekunden fällt praktisch keine Spannung mehr an diesem NTC-Widerstand (Negativ Temperatur Coeffizient) ab, und dicke Relaiskontakte überbrücken diese „Strombremse“. Sobald das Netzteil stabil arbeitet, werden die Verstärkerausgänge überprüft und dann erst die Lautsrpecher mit vier parallelen Kontakten mit den Leistungsverstärkern verbunden. So bleiben Einschaltgeräusche trotz riesiger Verstärker- und Netzteilleistungen praktisch unhörbar.
(Guido J. Wasser, Das Super-Netzteil, Elektor Plus 4, 1986, Seite 77 ff)
Fast schon unheimlich finde ich, dass Ihr Euch sogar in der Wortwahl trefft, wenn Ihr von Bremse oder Strombremse sprecht. Aber so schnell ängstigt mich nichts.
Und -- last but not least -- teilt er Deine Auffassung,
Fortepianus hat geschrieben:Aber in Aktivlautsprechern finde ich es schlicht unpassend, wenn sie nur gnädig an einem Drehstromanschluss spielen möchten.
wobei er Dir die Idee voraus hat, für den Betrieb an normalen Wechselstrom-Anschlüssen einen Adapter zu fertigen, was Deine dessen unbeschadet weiterhin zutreffende Aussage etwas relativiert.
Guido J. Wasser hat geschrieben:Manchmal wär man doch froh, das „Wasserwerk“ auch an normalen Steckdosen betreiben zu können. Dies ist gut möglich. Dazu müssen nur die Anschlüsse 1, 2 und 3 parallel geschaltet werden. Dieser Anschluss wird dann auf einen Stift der Schuko-Steckdose gelegt, der gemeinsame Nulleiter MP wie üblich auf den anderen. So läuft das Netzteil ganz konventionell, nur die maximale Verstärkerleistung ist reduziert.
(Guido J. Wasser, Das Super-Netzteil, Elektor Plus 4, 1986, Seite 77 ff)
Und, Hand aufs Herz, wer will denn die Boxen zur Gartenparty raus oder zur Hochzeit des Kindes in die Kirche schleppen?
Fortepianus hat geschrieben:Mal davon abgesehen, dass der Schreiner Dir den Vogel zeigen wird bei dem Teil
, für meinen Geschmack zu tief (wer soll das im übrigen tragen?)
("wie ich zum aktiven hören kam", Peter (Canton CA 10, CA 20, Cabasse Albatros M2), 03.04.2011, 20:08)
Sprich, erwächst -- realistisch betrachtet -- überhaupt die Gefahr, dass die Drehstom-Box ihr Drehstrom-Heim je verlassen würde? Trotzdem würde ich mir diese Adapter unbedingt in den Keller legen (Du Dir entsprechend in die Garage, aber Du kommst ja gar nicht erst in die Verlegenheit, auch nur darüber nachzudenken). Dessen ungeachtet will ich Euch Guido J. Wassers Ausführungen zu diesem Thema nicht vorenthalten.
Guido J. Wasser hat geschrieben:Drehstrom
Dicke Netzteile für Verstärker haben noch ein weiters Problem. Die Leelaufgleichspannung darf auch bei Netzüberspannung die maximale Spannungsfestigkeit der Transistoren nicht erreichen.
Wird das Netzteil jetzt belastet, sinkt durch seinen Innenwiderstand die Gleichspannung ab.
Es ist verflixt: Wenn der Verstärker eine hohe Vesorgungsspannung braucht, um viel Spannung an den Lautsprecher zu liefern (P = U²/I), stellt ihm das Netzteil wenig zur Verfügung; wenn die Versorgungsspannung unwesentlich ist, bei kleinen Leistungen, steigt die Netzteilspannung wieder. Eigentlich müßte sich das Netzteil genau umgekehrt verhalten, aber der erforderliche negative Innenwiderstand ist nur mit riesigem Aufwand zu simulieren. Es reicht jedoch, wenn die Spannung bei voller Belastung nur wenig absinkt. Kurzzeitig läßt sich dies mit großen Sieb-Cs (nie Lade-C!) machen; langfristing jedoch nur über einen sehr großen Transformator. Dann wird's wieder groß und teuer.
Das ist der übliche Weg, aber es geht auch unkonventionell: Was macht der Elektriker mit anderen großen Stromverbrauchern, damit nicht dauernd die Sicherung herausfliegt?
Drehstrom!
Das ist auch aus weiteren Gründen hier die Lösung. Ein Drehstromnetzteil arbeitet an drei Phasen statt an einer. Nach der Gleichrichtung wird also nicht alle 10 ms Strom nachgteschoben, sondern mit der dreifachen Geschwindigkeit im 3,3-ms-Takt. Dadurch kann sich der Lade-Elko dreimal weniger tief entladen. Die Restbrummhöhe ist dreimal geringer. Die Brummleistung beträgt also nur noch 10% vom normalen 220-Volt-Einphasen-Netz. Klingt spektakulär, daß die Elkos jetzt kleiner sein können, aber mein Netzteil ist original schon so gut, daß eine weitere Brummverbesserung nur noch bei extremen Dynamiksprüngen (Ladezeit) zu ahnen ist.
Wichtiger beim schnellen Nachladen ist die geringe Spannungsdifferenz zwischen Vollast und Leerlauf. Schon geringe Spannungsunterschiede sind für den Verstärker wichtig. Da die Spannung quadratisch in die Leistung eingeht, wird die maximale Ausgangsleistung der Verstärker deutlich erhöhrt.
Bei Drehstrom liegt die Versorgungsspannung generell höher, was sich positiv auf die maximal mögliche Ausgangsleistung der angeschlossenen FET-Endverstärker auswirkt. Dies sowohl bei Dauer- als auch bei Impulsbetrieb.
Wer also eine kompromißarme Stromversorgung für starke Leistungsverstärker sucht, für den ist ein Drehstromnetzteil ideal.
Der Elektriker wird sich zwar wundern, weshalb er ins Wohnzimmer zwei Drehstromanschlüsse legen soll; die Kosten jedoch sind gering im Vergleich zur ganzen Aktivbox.
(Guido J. Wasser, Das Super-Netzteil, Elektor Plus 4, 1986, Seite 77 ff)
Herzliche Grüße
PETER