ich möchte hier gerne die erste der drei DVDs besprechen, die mich vom Forum zu Weihnachten erreichten. Ein Live-Mitschnitt aus der Thomas-Kirche in Leipzig:
Bevor ich vom Dargebotenen schwärme, eine kleine technische Anmerkung zum Sound:
Zunächst hatte ich die Tonspur "DTS" ausgewählt. Nach kurzer Eingewöhnung in den Klang und die Freude über die drei Burschen dachte ich - das klingt doch irgendwie lahm. Die kenne ich doch von SACD oder per mod-Sonos ganz anders. Irgendwie waren alle Impulse flach geschliffen. Wechsel auf "Dolby Digital". Ziemlich genau der gleiche Eindruck. Wechsel auf 2Kanal PCM. Ach du meine Güte, ging da die Sonne auf! Das Becken des Schlagzeugs funkelte, die Kontrabass-Saiten schwirrten und vor allem: Der Steinway war jetzt endlich ein Modell D mit 2,74m! Ebenfalls erstaunlich fand ich, dass der Raum, die Kirche nämlich, jetzt zu spüren war. Also, wenn Multikanal, dann unkomprimiert von BluRay - das komprimierte DD oder DTS ist einfach eine antiquierte Krankheit.
So, nachdem der Sound richtig rüber kam, war das wirklich beeindruckend, die Knaben mal "live" zu sehen. Ich habe ja so ziemlich alles, was es vom Trio auf CD gibt, auf meiner NAS liegen, und so Manches von Jacques Loussier nehme ich gerne als Test, wenn ein Lautsprecher zeigen soll, was er kann. Das grandiose Kontrabass-Solo der Pastorale in c-moll zum Beispiel. Kommt gleich als drittes Stück auf der DVD. Der Kontrabassist ist mit Abstand der Jüngste der drei. Das Solo spielt er völlig anders live - aber wie! Sagenhaft virtuos und zugleich einfühlsam.
Was auch erwähnenswert ist: Jacques Loussier am Flügel verzieht ja keine Miene. Wer wie ich die Freude hatte, Großmeister Alfred Brendel aus nächster Nähe in diversen Konzerten zu erleben, kennt das Gegenteil. Loussier wirkt fast apathisch (Mund zu möchte man ihm manchmal zurufen
), manchmal jedoch zuckt ein angedeutetes Lächeln in Richtung eines der beiden Kollegen, wenn der eine ganz besonders gelungene Passage hingekriegt hat. Aber egal wie virtuos die Finger des nicht mehr ganz jungen Pianisten über die Tasten fliegen - das Gesicht scheint gar nicht dazu zu gehören. Das wirkt schon cool. Der Schlagzeuger ist geschätzt im ähnlichen Alter - aber lässt hin und wieder richtig die Sau raus. Bemerkenswert vor allem die Behandlung der unzähligen vor ihm aufgebauten Becken - ein wahres Festmahl für meine stromgeregelten AMTs. Und der Mann am Kontrabass - er ist der Sinnlichste der drei. Man sieht seinen weich geschwungenen vollen Lippen an, wie sie den Gesang zu seinem mächtigen Instrument formen. Wie er arbeitet und leidet, sich freut und in die Musik abtaucht. Dabei haben seine Finger eine unglaubliche Virtuosität!Freunde, es war mir gestern abend ein ganz besonderes Vergnügen, die Stücke, die ich ausnahmslos alle als Studioaufnahme besitze und kenne, in dieser Live-Einspielung mit Bild zu sehen und zu hören. An die Spender ein ganz herzliches Dankeschön!
Viele Grüße
Gert
