G-Mischer

Gerts Modifikationen
Fortepianus
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Wie Fortepianus zum aktiven Hören kam

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Freunde der gepflegten Analogaufnahme,

lange nichts von mir gehört hier, satte 12 Tage. Sollte ich etwa stillschweigend Haralds Analogmischer zum Wertstoffhof getragen haben in der Hoffnung, dass die Geschichte in Vergessenheit gerät? Mitnichten.

Ich wollte doch
nihil.sine.causa hat geschrieben: 28.02.2025, 11:09
Fortepianus hat geschrieben: 27.02.2025, 20:56 Harald will ja Akkuversorgungen machen, und ich habe mich aus dem Fenster gelehnt, dass ich dafür noch Supercap-Schaltungen reinkriege auf dem verbleibenden Plätzchen links vom Schaltnetzteil. Das wird dann die Kür. Akkus profitieren nochmal enorm von Supercaps dahinter, haben Harald und ich in der Vergangenheit schon wiederholt festgestellt.
Klasse! Die Akku-Versorgung mit den SuperCaps unter Vermeidung einer Verbindung zur Schutzerde vor Ort liefert eine feine Räumlichkeit und Finesse in den Details.
Supercaps für den Akkubetrieb reinmachen. Da drin hat's nun aber nicht mehr viel Platz, das ist ein 19" Einschub mit einer Höheneinheit, da hat's 40mm Höhe. Abzüglich Befestigungsbolzen mit 7mm und Platinendicke von 1,5mm. Die Supercaps haben 31mm Höhe, bleibt noch ein komfortabler halber Millimeter übrig :-). Ach ja, Kühlkörper für die Stromquellen-Mosfets. Ich finde welche, die passen. Und dann die nanokristallinen Superdrosseln von Würth - mal schnell nachgemessen, ok, auch noch ein halber Millimeter.

Höhe ist aber nur eine der drei Dimensionen. Ich begreife, dass das verdammt knapp wird auf dem kleinen übrigen Plätzchen neben dem Schaltnetzteil. Ich fange da gar nicht erst an, irgendwas auf Lochraster zu basteln, sondern entwerfe eine saubere Platine.

Bevor man damit anfängt, sollte man aber die Schaltung fertig haben. Die 2x 12-15V, die die Akkus liefern, sind klar, das geht so ähnlich wie beim Linn-Linearnetzteil mit den SCaps. Die 48V sind schon eher ein Problem. Mit Supercaps wird man bei 48V nicht fertig, wenn man die in Reihe schaltet, und mit jedem weiteren C erhöht sich der Innenwiderstand. Ich werfe mein Simulationstool an und überlege, wie ich so eine Mischung aus Gyrator, Cap-Multiplier und Spannungsbegrenzer hinkriege - denn die Akkus können voll geladen über 55V liefern (15x3,7V), kurz vor Entladeschluss dann 48V (15x3,2V). Auch wenn so manches Mikro da vielleicht nicht meckern würde, will ich aber die Spannung zwischen 47 und 49V halten, das vertragen sie alle.

Manch ein Tag ging dahin, bis das Layout zur Fertigung durfte.

So und heute zum Frühstück brachte UPS die Platine, flugs bestückt, getestet und abgeglichen auf die richtigen Ladeströme:

F_P1090363.JPG

Man sieht die 12 blauen Supercaps mit jeweils 10F Kapazität, links unten davor einen Komparator, der erst nach Erreichen von 13V das schwarze Relais ganz links frei- und unter 11,5V wieder abschaltet, mittig zwei Kühlkörper mit den Stromquellen und rechts die dicken Drosseln mit ihren Filter-Cs für die drei Spannungen. Der restliche Kleinkram kümmert sich noch um die Filterung der Phantomspannung. Eingebaut ins verbliebene Plätzchen:

F_P1090373.JPG

nihil.sine.causa hat geschrieben: 28.02.2025, 11:09 WOW das sind super gute Nachrichten. Ich habe daraufhin gleich beschlossen, das Material für die zusätzlichen acht Kanäle zu bestellen. Das sind vor allem weitere Mikrofone, Mikrofonkabel (die mache ich immer in 8m, 12m und 16m Länge), Kabeltrommeln sowie eine Transportkiste für eine M15A, damit ich im Hochdachkombi alles stapeln kann. Wenn ich nicht zweimal fahren will zum Aufnahmeort und sowohl die 16 Digitalkanäle als auch parallel die neuen 8 Analogkanäle ausnutzen möchte, brauche ich noch einen Anhänger. Aber egal, wenn ich daran denke, dass ich damit nicht nur sehr gute Digitalaufnahmen sondern auch noch Analogaufnahmen auf super hohem technischen Niveau machen kann, soll es daran nicht scheitern, oder?
Hoffentlich lohnt sich die Investition :P . Der nun folgende Hörtest wird's zeigen. Ach so ja, Akkus habe ich keine. Ich habe aber einen Adapter gelötet und versorge die Supercaps mit meinem Linn G-LNT, das ja passend zweimal saubere 13,8V liefert und genau für den Zweck der SCap-Versorgung ausgelegt ist. Die dritte Spannung sind zwar nicht die gewünschten 48V, sondern nur 6,5V, aber das ist egal, denn die Phantomspannung braucht man nur für Mikrofone und die nutze ich beim Test eh nicht.

Viele Grüße
Gert
Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo zusammen,

gestern also der Hörtest. Zunächst habe ich eine Aufnahme von Harald gewählt, bei der es um die gleiche Einspielung ging, einmal direkt zwei Mikrofone in AB in den Acousence 8-Kanal-AD, einmal über der APB-Mischer zwei AB-Mikrofone. Da ist keine andere Abmischung möglich, einfach direkt zwei Kanäle, einmal mit dem MicIn des Acousence, einmal mit dem MicIn des APB in den LineIn des Acousence. Alle vier Kanäle gleichzeitig aufgenommen. Damit habe ich einen guten Vergleich vorher-nachher:

A Direkte Digitalaufnahme vom Acousence direkt bei mir über den VV abgespielt
B Digitalaufnahme über APB vor dem Acousence direkt bei mir abgespielt
C Direkte Digitalaufnahme bei mir über den APB in der Tapeschleife abgespielt

Einmal also hängt der APB vorher im Signalzweig (B), einmal nachher (C) und einmal gar nicht (A).

Bisher ging bei mir der Vergleich A-B eindeutig zugunsten von A aus, bei Harald übrigens ebenso. Der Unterschied ist deutlich, B ist verwaschener, hat unsauberere Transienten und keine so gute Ortbarkeit. Das sind NICHT die beiden Files, die Harald damals hochgeladen hatte - bei denen hatten wir ja dann festgestellt, dass bei der Abmischung von den fünf Mikrofonen digital und analog Unterschiede vorliegen:
nihil.sine.causa hat geschrieben: 24.02.2025, 18:00 Offenbar ist nicht klar geworden, was ich wie gemischt habe. Ich stelle es nochmals kurz summarisch dar:

2 x 3 Mikrofone für MS und 2 x 2 Mikrofone für AB = 2 x 5 Mikrofone = 10 Mikrofone sind es in Summe.

„Digital“: Die 5 Mikrofone wurden mit 5 Kanälen des MicVV-ADC verbunden. Die Mischung erfolgte anschließend auf digitalem Weg mit Harrison Mixbus 10.

„Analog-Mischer“: Die (anderen) 5 Mikrofone wurden mit 5 Kanälen des Analog-Mischers verbunden, wobei gleich auch seine die MicVV-Funktionalität verwendet und damit mitgetestet wurde. Die Mischung erfolgte entsprechend direkt am Analog-Mischer. Der Stereo-Downmix am Mischer-Ausgang wurde dann mit dem MicVV-ADC (Line-Eingang) digitalisiert.
Diesmal also geht es nur um die 2x2 Mikrofone für AB, ohne dass unterschiedliche Mischungen vorliegen können - es wird nämlich gar nichts gemischt.

Geht es mit rechten Dingen zu, müsste vor dem Umbau des Mischers A vs. B genauso ausgehen wie A vs. C. Das habe ich damals geprüft:
Fortepianus hat geschrieben: 25.02.2025, 14:40 Fazit: Es ist egal, ob der Mischer bei Harald vor der Aufnahme oder bei mir bei der Wiedergabe eingeschleift wird, der Unterschied ist der gleiche.
Ok, jetzt also erneut A vs. C mit umgebautem Analogmischer und Supercap-Versorgung. Ich mache das mehrmals, denn ich bin zunächst unsicher, ob ich überhaupt die Tapeschleife gehört habe bei C. C klingt so ziemlich gleich wie A. Das ist nur ganz minimal schlechter bei C. Ich will's wissen und stecke bei C den ABP raus aus der Tapeschleife, stecke also die jeweils zwei XLR-Kabel pro Kanal direkt zusammen, anstelle über den APB zu gehen. Das ist genau dieser minimale Unterschied, den ich auch mit dem ABP in der Schleife gehört habe. Der G-Mischer ist also so ziemlich transparent - das ist das bestmögliche Ergebnis.
Schorsch hat geschrieben: 26.02.2025, 23:23 Ich bin mir sicher, nach Deinem Tuning behält das Piano auch nach dem Passieren des Mischers die Attacke in den Anschlägen und klingt nicht mehr so tendenziell gemütlich und leicht verwaschen wie aktuell. 8)
Mit der Gemütlichkeit und Waschküche ist es jetzt vorbei :cheers: .

Übrigens ist es allerdings eine ziemliche Herausforderung, den APB auf exakt gleichen Pegel einzustellen wie den direkten Pfad. Steht der Lautstärkeregler am VV auf 63 (meine bevorzugte Stellung) und schicke ich einen vollausgesteuerten 1kHz-Sinus digital in den DAC, habe ich am VV-Ausgang 677mV auf beiden Kanälen. Das mit den kleinen Analogpotis am APB einzustellen, ist echt eine Geduldsprobe:

F_P1090376.JPG

Wie man sieht, geht das aber schon, das eine mV links ist geschenkt. Der VV ist dabei auf Eingang "Test", was die Testschleife ist. Der APB zeigt jetzt an den Ausgängen rote Pegel an - das habe ich aber zuvor genau auf dem Labortisch vermessen. Geht die Anzeige-LED an den Eingängen von grün auf rot, kommt tatsächlich bald danach das Clipping. Anders bei den Ausgängen, da ist die Pegelanzeige eben auf Studionormpegel eingerichtet, kann aber viel mehr verzerrungsfrei hinten rausliefern. Die rote Pegelanzeige ist hier also bedeutungslos - allerdings wird bei Musik der rote Bereich auch nur sehr selten erreicht, denn hier im Pegelabgleich verwende ich ja tatsächlich einen digital vollausgesteuerten Sinus.

Ich habe dann heute den Test mehrfach wiederholt, und zwar nicht mit dem Teststück von Harald, das eben schön den Vergleich zum originalen Mischer zeigt, sondern einfach mit meinen üblichen Teststücken:

F_Testliste.jpg

Hier höre ich Unterschiede zwischen verschiedenen Setups noch viel deutlicher. Und es zeigt sich: Der Mischer ist klanglich quasi transparent.

Viele Grüße
Gert
Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Lieber Gert,
Fortepianus hat geschrieben: 12.03.2025, 14:46 Hier höre ich Unterschiede zwischen verschiedenen Setups noch viel deutlicher. Und es zeigt sich: Der Mischer ist klanglich quasi transparent.
Das ist klasse, mehr als "quasi transparent" geht nicht. :cheers:
So kann Harald damit analoge Aufnahmen ausgezeichnet abmischen, vielleicht wird sogar die Stromversogrung mittels Akku obsolet.

Viele Grüße

Georg
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