Lieber Harald,
nihil.sine.causa hat geschrieben: 26.02.2025, 19:09
Hallo lieber Gert,
beeindruckend, welches Tempo du vorlegst und dass du jetzt auch das Netzteil ordentlich verbesserst. Auch ist wieder einmal sehr interessant zu lesen, worin die Klangbremsen bestehen bei einem solchen Gerät. Ich bin schon sehr gespannt, wie der Mischer am Ende klingen wird.
danke für den Zuspruch. Inzwischen bin ich noch ein gutes Stück weiter, kommt gleich.
Lieber Georg,
auch an Dich danke fürs Teilhaben.
Schorsch hat geschrieben: 26.02.2025, 23:23
Die MicVV sind dann wohl ganz in Ordnung. Wenn ich es richtig verstanden habe, lässt Du die INA163 drin.
Ja, so ist der Plan.
Schorsch hat geschrieben: 26.02.2025, 23:23
Ich bin mir sicher, nach Deinem Tuning behält das Piano auch nach dem Passieren des Mischers die Attacke in den Anschlägen und klingt nicht mehr so tendenziell gemütlich und leicht verwaschen wie aktuell.
Es ist gut, dass ich mit den Aufnahmen von Harald einen Vergleich des Standes vorher immer parat habe.
Schorsch hat geschrieben: 26.02.2025, 23:23
Viel Spaß weiterhin!
Den habe ich! So ein Mischer für die Analogaufnahmen ist mal was anderes.
Also, ich habe nach der bereits beschriebenen Aufarbeitung der Ausgangsstufen und der Mischerstufe mit den anderen Kondensatoren und den besseren (viel besseren!) OPs noch einiges gemacht.
Zunächst habe ich mich nochmal um das Netzteil gekümmert, das drinbleiben soll, um das Gerät entweder mit Akkus oder vom Netz versorgen zu können.
Ich habe mich dann erinnert, dass ich vor vielen Jahren mal im Analog-Netzteil der Linn G-DACs so eine pfiffige Schaltung verwendet habe, die eine enorm hohe Induktivität simuliert, eine sog. Gyratorschaltung. Die frisst zwar ungefähr 1V, aber das ist egal. Die besseren OPs sind eh rail-to-rail (gehen also in der Aussteuerbarkeit bis zur Versorgungsgrenze), während die originalen so ca. 2V drunterbleiben. Ob ich also mit 15V oder mit 14V oder mit 13V oder auch mit 12V versorge, das läuft alles. Die einfache kleine Schaltung habe ich dreimal für die drei Spannungen (+-15V und 48V) auf einer kleinen Lochrasterplatine aufgebaut (unten drauf sind noch einige SMD-Bauteile):
Dann auf der Netzteilplatine integriert:
Das macht jetzt schon messtechnisch was her, die HF aus den Schaltreglern ist fast komplett weg und der hässliche Sägezahn sowieso.
Dann habe ich mir die Eingangsschaltungen mit den Line- und Mic-VV genauer angeschaut.
Hier sieht man, wie die Augangsstufe (links) und die vier Doppel-Mono-Eingangsstufen gesteckt sind, Kanal 7+8 ist hier ausgesteckt. Idee dahinter: Ich mache erstmal nur Kanal 7+8, dann kann ich mit den unfrisierten Kanälen 1-6 vergleichen. So, nun schauen wir uns die Platine mal genauer an:
Auf dem 15pol. Steckverbinder halb links sitzt die ewig lange Mischerplatine, die alle Signale sammelt, zu den Mischern führt und an die Ausgangsstufen abgibt. Die Stecker rechts gehen zu den Pegelreglern und den Schaltern. Rechts unten der INA163, der als erster symmetrischer Vorverstärker dient, gut ist und bleiben darf. Mit dem Oszi habe ich das Signal mal ein bisschen verfolgt und festgestellt, dass der LF412 direkt links daneben gar nicht an der Signalführung beteiligt ist, ich vermute irgendwas mit der LED. Statt dessen geht das Signal vom INA163 direkt zu U3 weiter links - das ist ein LM358a. Der liegt voll im Signalweg, und zwar immer! Das ist die Klangbremse schlechthin. Das ist ein OP aus den Anfangsjahren der integrierten Schaltungen von 1976. Das ist ein derart lahmer Gaul, das kommt klanglich gleich nach dem Urvater aller OPs µA741. Eieiei. Von da geht's zum LM833 (U4 oberhalb des INAs), dem Lineverstärker. Viel besser als der 358, aber so richtig audiophil ist der OP auch nicht gerade. Also, ich mach da gar nicht lang rum und ersetzte auf der Doppel-Mono-Platine einfach alle 6 OPs. Hier sieht man, wie ich sowohl auf dem Mischer wie in der Eingangskarte von Kanal 7+8 alle OPs rausgelötet habe (geht am besten mit einer speziellen SMD-Lötzange, OP packen, kurz warten, bis das Zinn schmilzt und rausholen):
So und damit bin ich dann in den Hörraum. Zunächst den Kanal 7+8 nochmal penibel eingepegelt, dann Kanal 5+6 ebenso.
Kanal 7+8: Ich bin begeistert, das Muffige, Mumpfige und Lahme der Aufnahme, bei der der Mischer vor der Aufnahme eingespeist war, ist komplett weg. Ok, ein bisschen was fehlt noch zum direkten Original ohne Tapeschleife, aber ein paar Prozent fehlen da ja schon, wenn man nur die XLR-Kabel ohne Mischer zusammensteckt. Und jetzt vielleicht noch 5% mehr. Aber wir arbeiten ja immer noch mit dem Schaltnetzteil, auch wenn das jetzt doch deutlich gepimpt ist.
Ich gehe auf die Kanäle 5+6. Oh das ist aber viel schlechter. Der LM358a da vorne ist ein derartiger Flaschenhals. Es ist klar besser als vor der Überarbeitung von Netzteil, Mischer und Ausgangsstufen, aber man bleibt damit auf halber Strecke stecken.
Ich habe dann nach dem Erfolg erstmal die Kiste wieder zerlegt und die restlichen sechs Kanäle genauso überarbeitet wie Kanal 7+8. Das funktioniert jetzt alles prächtig, aber ich bin noch nicht am Ende. Harald will ja Akkuversorgungen machen, und ich habe mich aus dem Fenster gelehnt, dass ich dafür noch Supercap-Schaltungen reinkriege auf dem verbleibenden Plätzchen links vom Schaltnetzteil. Das wird dann die Kür. Akkus profitieren nochmal enorm von Supercaps dahinter, haben Harald und ich in der Vergangenheit schon wiederholt festgestellt.
Dafür muss ich jetzt aber erstmal eine Platine machen, und noch vorher mich in die Tiefen meines Simulationsprogramms versenken. Ich werde berichten.
Viele Grüße
Gert