Hallo zusammen,
bevor es an die G-Optimierung geht, brauchen wir so etwas wie eine Messlatte, um im Lauf der Optimierung zu überprüfen, wie stark der Mischer verbessert wurde. In der Aufnahmetechnik hat man dabei einen großen Vorteil, von dem wir bei Wiedergabeketten nur träumen können: Es gibt eine Audioquelle, die besser ist als jede Tonkonserve: das sind Mikrofonsignale.
Der Mischer APB 1U8M selbst besitzt acht Mikrofonverstärker und je Kanal die Option, diesen auf die Stereo-Summe zu mischen. Um den Mischer zu testen, kann man also Mikrofone anschließen und das Ausgangssignal anschließend aufzeichnen. Um einen Vergleich zu haben, habe ich das gleiche Mikrofon-Setup zweimal aufgebaut und parallel in meine Digital-Aufnahmekette eingespeist. Hierdurch entstehen zwei Digital-Aufnahmen von ein und derselben musikalischen Darbietung, die man gut vergleichen kann. Meine Idee ist nun, euch das Setup etwas zu beschreiben und euch dann eine dieser Vergleichsaufnahmen Analog-Mischer vs. Digital zur Verfügung zu stellen. Wer von euch daran interessiert ist, kann sich selbst ein Bild vom qualitativen Unterschied machen und davon, wie hoch die Latte für den Analog-Mischer liegt.
Um von einer musikalischen Darbietung mehrere Aufnahmen parallel zu machen, habe ich mehrere gleichartige Mikrofone vor der Flügelbucht positioniert. Das sieht ungefähr so aus:
Zwei MS-Hauptsysteme bestehend jeweils aus einem Josephson C617 Druckempfänger („Kugel“) und zwei um 180° gegeneinander stehenden Neumann KM184 Nieren, die zusammengeschaltet auf L und R dasselbe Polardiagramm erzeugen wie eine „Acht“.
Da ich keine zwei gleichartigen Achter-Mikrofone besitze, wohl aber vier gleichartige Nieren, habe ich für das S-Signal jeweils zwei Druckgradientenempfänger mit Nierencharakteristik verwendet. Wie man hier bei
Sengpiel nachlesen kann, liefern zwei Nieren, die um 180° gegeneinander montiert sind und deren Signale zusammengemischt werden – zumindest in der Theorie – dieselbe Mikrofongleichung wie ein Mikrofon mit Achter-Charakteristik. Das macht das Setup etwas unübersichtlich und schwer zu montieren, aber ich habe eine Kompromisslösung gefunden, wie ihr auf dem Bild sehen könnt.
Auf diese Weise habe ich also zwei MS-Stereo-Systeme aufgebaut. Um weitere Signale zu haben, die man gut dazumischen kann, habe ich einen guten Meter dahinter noch zwei übereinander-getapte AB-61 Systeme dazugestellt. Das sind parallel ausgerichtete Druckempfänger, aufgebaut aus Neumann KM183. Im Ergebnis haben wir voneinander unabhängige Stereo-Systeme, die wir zusammenmischen können. MS liefert Pegeldifferenz-stereofone Signale mit besonderer Lokalisationsschärfe, AB liefert Laufzeitdifferenz-stereofone Signale mit besonderer Räumlichkeit. MS plus AB zusammengemischt liefert ein kohärentes Stereosignal, in dem beide Arten der Stereofonie vertreten sind, sowohl Pegeldifferenz- als auch Laufzeitdifferenz-Stereofonie. Diese Mischung MS plus AB ist komplex genug, um dem Mischer eine ordentlich hohe Herausforderung zu geben, an der er sich jetzt messen lassen soll.
MicVV-ADC von Acousence mit 16 Kanälen mit selbst gebauter Akkustrom-Versorgung
Grundsätzlich vergleichen möchte ich den Analog-Mischer mit meiner „Standard“ Digital-Aufnahmekette. Durch die Optimierung sollte er auf ein ähnliches Niveau kommen wie diese. Dabei verwende ich meinen MicVV-ADC auf von Acousence, der 16 Kanäle besitzt und mit Akkustrom versorgt wird. An den Ausgängen des ADC stehen Toslink-Signale an, die per Lichtwellenleiter zum Aufnahme-PC geleitet werden. „Lichtwellenleiter?“, werdet ihr vielleicht fragen, „geht das nicht besser?“. Nun, bei der Aufnahmekette geht es lediglich darum, das digitale Signal bit-identisch zu übertragen und sicher auf Festplatte abzuspeichern. Dazu „reicht“ Toslink. Es hat den Vorteil, dass keine galvanische Verbindung zwischen der hochempfindlichen Analogtechnik, insbs. MicVV, und dem Audio-PC notwendig ist.
Analog-Mischer APB 1U8M im Betrieb bei der Testaufnahme
Nun beschreibe ich euch noch, wie die einzelnen Signale geführt wurden bei der Testaufnahme. Jeder Unterpunkt beschreibt dabei eine Station, die das jeweilige Signal durchläuft. Ich fasse die Kanalnummern zusammen, sonst wird es zu unübersichtlich.
„Digital“
- 5 Mikrofone, drei für MS und zwei für AB verbunden mit Standard-Mikrofonkabeln
- 5 Eingänge in den MicVV-ADC, MicVV entsprechend eingepegelt, so dass am Ende eine einigermaßen gute Mischung entsteht ohne weitere Pegeländerungen
„Analog-Mischer“
- 5 Mikrofone, drei für MS und zwei für AB verbunden mit Standard-Mikrofonkabeln
- Stereo-Ausgang des Mischers verbunden an zwei separaten Eingängen des MicVV-ADC als „Line“ Input, dabei Verwendung von Refine XLR Kabel
- Mischer so eingepegelt, dass er in etwa die gleiche Pegelverteilung liefert wie die 5 Eingänge bei der „Digital“ Kette
Für „Digital“ wie „Analog-Mischer“ gleich
- Gleichzeitige Digitalisierung der 5 Kanäle der „Digital“ Kette sowie der zwei Kanäle aus dem „Analog-Mischer“ mit 24 Bit 192 kHz
- Übertragung der Digitalsignale je Kanal per Toslink in den Audio-PC unter Verwendung eines RME Digiface
- Abspeichern der resultierenden wav-Streams mit RME DIGICheck Global Record
Nachbearbeitung (Digitale Mischung und Mastern)
- Zusammenmischen der fünf Kanäle aus der „Digital“ Aufnahme mit Harrison Mixbus 10 ohne Änderung des Pegels
- Angleichung der Lautheit sowohl der resultierenden „Digital“ Aufnahme als auch der „Analog-Mischer“ Aufnahme mit WaveLab Pro
- Dithern und Taggen
Aufgenommen habe ich ein kleines Stück aus Beethovens Klaviersonate Nr. 28, op. 101, in A, das meine Frau gerade einübt. Resultat sind die beiden folgenden Dateien:
Audio-Datei "Analog-Mischer"
Audio-Datei "Digital"
Wer von euch Interesse hat, sich selbst ein Bild zu machen, kann diese Dateien gerne herunterladen und selbst vergleichen. Ist „Analog-Mischer“ so gut wie „Digital“ und falls nein, inwiefern unterscheiden sie sich?
Viele Grüße
Harald