Video: Tom Evans Mastergroove SR mkIII Vorverstärker Reparatur

selbst ist der Mann / die Frau
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koslowj
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Video: Tom Evans Mastergroove SR mkIII Vorverstärker Reparatur

Beitrag von koslowj »

Liebe DIY'er,

Bin durch Zufall auf folgendes englischsprachige Reparatur-Video gestoßen:
https://www.youtube.com/watch?v=-RJbpFSFziI
Ohne jedwede praktische Erfahrung beim "Radiobasteln" war ich recht beeindruckt.
Die Kommentare waren auch sehr positiv. Was meint Ihr?

Viel Spaß,

-- Jürgen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Jürgen,
mich hat der Einsatz einer Wärmebildkamera am meisten beeindruckt.
Bei der gezeigten massiven Ansammlung von Tantalkondensatoren hätte ich anhand negativer Erfahrungen ("abgeraucht" trotz Betrieb deutlich unter Nominalspannung) gleich alle getauscht, die aus derselben Charge stammen.
Dass Wärmebildkameras nicht zum Werkzeugpark einer Reparaturwerkstatt gehören, hat aber nichts mit deren Preis zu tun, sondern weil überhitzte Bauteile oft von defekten Bauteilen angesteuert werden, wobei das auslösende defekte Bauteil nur auf Raumtemperatur bleibt, weil ein interner Kurzschluss Wärmeleistung verhindert.

In Eugen Okers Buch über Spiele ist ein Beispiel genannt:
3 Enten watscheln "im Gänsemarsch" quer über einen Hof. Die erste Ente sagt: "hinter mir gehen 2 Enten". Die zweite Ente sagt: "vor mir geht eine Ente, hinter mir geht 2 Ente". Die dritte Ente sagt: "hinter mir gehen 2 Enten".
Frage: Wie ist das möglich??*
Das ist die Situation bei der Reparatur eines defekten Gerätes. Irgendetwas stimmt nicht. Nur was?? Das kranke Bauteil verrät sich nicht unbedingt von selbst.
Dass man zum Mastergroove SR mkIII sogar eine Serviceschaltbildsammlung erhält, ist eher selten im High-End. Dass dort Standardspannungsregler eingesetzt sind, wundert mich (Aspekt Rauschen). Wenn zu dem gezeigten Preis weniger als 10 Stück pro Jahr verkauft werden, wundert mich das nicht. Egal, auch ein solches Gerät scheitert an einem Bauteil für weniger als 50 ct..,
Grüße
Hans-Martin

P.S.:
* Auflösung: die dritte Ente lügt.
Bei der Reparatur steht nahezu jedes Bauteil unter Verdacht, sich entgegen Lehrbuch (Herstellerspezifikationen) zu verhalten
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin hat geschrieben: 16.11.2024, 00:19 * Auflösung: die dritte Ente lügt.
Eugen Oker lügt.
Die Enten watscheln nicht quer über den Hof sondern im Gänsemarsch im Kreis. :mrgreen:

Grüsse
Uli
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

... oder die dritte Ente ist blind.
:cheers:

Grüße,
Jörg
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koslowj
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Beitrag von koslowj »

Ich hätte auch auf Enten im Kreis getippt ;-) Aber zurück zum Video: Meines Erachtens hat Mark, der Reparateur, das Service-Manual selber erstellt,
das stammte nicht vom Hersteller! Der hatte ja sogar die Typenbezeichnungen von diversen Bauteilen abgefeilt (daher nur 10 Exemplare pro Jahr ;-))

-- Jürgen
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musikgeniesser
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Die kochen alle nur mit Wasser

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Jürgen,
moin Forenten,

danke für den Tipp: sehr unterhaltsames und dabei erhellendes Video: gerade High-End-Schmieden kochen auch nur mit Wasser, weil sie umfangreiche Forschung gar nicht finanzieren könnten. Besonders gefallen haben mir die High-End-Führungen der Seitenwände, die sich als Pappstreifen entpuppten. Auch der alte B&O-Plattenspieler mit seiner automatischen Betriebsweise, die immer noch einwandfrei funktionierte, weckt angenehme Erinnerungen, auch wenn es nur meine Tante war, die dafür aber gleich zwei B&O-Anlagen hatte und Plattenspieler selbstverständlich dazugehörten.

Danke und Gruß

Peter
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hans-Martin hat geschrieben: 16.11.2024, 00:193 Enten watscheln "im Gänsemarsch" quer über einen Hof.
Hallo Jürgen, Uli,
quer schließt "im Kreis" aus.
Und wenn es doch im Kreis wäre, dürfte jede Ente eine vor und eine hinter sich haben. Und da man die hinter sich nicht vorrangig sieht, wäre die Aussage über 2 Enten nicht nur von der 3. Ente zu erwarten.
Bei der Reparatur muss man mit dem Unerwarteten rechnen, irgendein Bauteil verhält sich anders als die Herstellerspezifikationen versprechen. Wenn ein Bauteil "spinnt", versagt die traditionelle Logik meist.
Louis Pasteur stellte einst fest: "dass der Zufall nur den vorbereiteten Geist begünstigt".
Ich habe gern dieses Spiel gespielt: .
Durch gezieltes Einsetzen eines bekannten Fehlers kann man das richtige Ergebnis schneller finden.

Eine Alternative könnte die Annahme sein, die 3. Ente geht rückwärts den anderen hinterher, gehen die anderen beiden Enten perspektivisch hinter ihr. Aber bezogen auf die Laufrichtung sind die beiden dann doch voraus.
koslowj hat geschrieben: 16.11.2024, 15:03 Ich hätte auch auf Enten im Kreis getippt ;-) Aber zurück zum Video: Meines Erachtens hat Mark, der Reparateur, das Service-Manual selber erstellt
ja, ab 10:30 kann man sehen, dass unten links auf jeder Schaltplanseite nicht der Hersteller seinen Namen hinterlassen hat, sondern der Reparateur als Urheber offenbar ein gründliches Reverse-engineering vorausgehen ließ.

Um den Rauschabstand im LowLevelBereich zu verbessern, gab es in den 1970er Jahren PrePres für MC-Systeme, die universeller sein sollten als die an die spezielle Systemimpedanz angepassten MC-Übertrager. Da wurden 7 rauscharme Transistoren parallel geschaltet (Ortofon,auch Zeitschrift Elektor). Der Mastergroove SR folgt derselben Idee, durch Parallelschalten identischer Baugruppen deren Grundrauschen gegeneinander auszuspielen, hingegen das identisch verstärkte Nutzsignal vorteilhaft aufzuaddieren. Das Grundrauschen nimmt natürlich auch zu, aber in einem geringeren Maß als das phasengleiche Nutzsignal. Ein großer Aufwand für einen kleinen Vorteil.
Offenbar werden hier aber 78xx/79xx Spannungsregler eingesetzt, die nicht die Ultima Ratio im Rauschen der Versorgungsspannung darstellen.
Und was den Aufbau mit dem einen Kanal mechanisch gestapelt über dem anderen, der kurzbeinig auf der Bodenplatte mehr Stabilität findet, außerdem durch die oberen mehr abgeschirmt wird, würde ich auch als verbesserungswürdig einstufen, wenn man von Symmetrie der Kanäle (einschließlich der Reaktion der Elektronik auf externe Störungen) als oberste Stereoregel ausgeht.

Da es hier ursprünglich um die Reparaturmethodik ging, frage ich mich, wozu der Aufwand einer Schaltbild-Erstellung, wenn man beim Ausfall eines Kanals nicht gleich damit anfängt, erstmal dessen separate Versorgungsspannung(en) zu überprüfen.
Und bei der 78xx/79xx-Familie gibt es ein Foldback bei Überstrom oder Übertemperatur, letztere habe ich schon mit einem Infrarotthermometer erfassen können, bekommt man wahrscheinlich inzwischen unter 20€. Manchmal reicht aber schon die Nase, die über die Bauteile schwenkt, um Abnormitäten (Temperatur, Geruchsbildung) aufzuspüren.
Grüße
Hans-Martin

P.S.:
Noch ein Rätsel, dessen Lösung man auch bei der Reparaturpraxis kennen sollte:
Ein Mann hinterließ seinen Söhnen seinen Reichtum, eine Pferdeherde. Der Älteste sollte davon die Hälfte erben, der Mittlere ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel. Nur zählten die Söhne und stellten fest, es sind 17 Pferde. Primzahl...
Dann kam ein kluger Mann vorbei und brachte die Lösung mit. Die Geschichte ging dann mit einem Aha-Erlebnis zu einem guten Ende.
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musikgeniesser
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Gott würfelt nicht

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Hans-Martin,
moin Forenten,
Hans-Martin hat geschrieben: 23.11.2024, 23:43 Noch ein Rätsel, dessen Lösung man auch bei der Reparaturpraxis kennen sollte:
Ein Mann hinterließ seinen Söhnen seinen Reichtum, eine Pferdeherde. Der Älteste sollte davon die Hälfte erben, der Mittlere ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel. Nur zählten die Söhne und stellten fest, es sind 17 Pferde. Primzahl...
Dann kam ein kluger Mann vorbei und brachte die Lösung mit. Die Geschichte ging dann mit einem Aha-Erlebnis zu einem guten Ende.
ich erinnere mich: schöne Geschichte, aber die Lösung habe ich nicht mehr im Kopf. Andererseits sieht man doch sofort, dass 1/3 + 1/9 nicht 1/2 ist, womit der Einstieg schon gelungen ist.
  • 1/2 + 1/3 + 1/9 schickt einen zunächst auf die Reise nach dem kgV. Das beträgt hier 18, wie unschwer zu erkennen ist. Erweitern wir also:
  • 9/18 + 6/18 + 2/18 = 17/18
  • Nachtigall, ick hör dir trapsen: 17 habe ich irgendwo schon mal gelesen, das könnte der Schlüssel sein
  • und tatsächlich:
    • der älsteste bekommt 9 Pferde, die Hälfte von 18
    • der mittlere bekommt 6 Pferde, ein drittel von 18
    • der jüngste bekommt 2 Pferde, ein Neuntel von 18
    • der Vater hat das verbleibende 18. Pferd wohl mitgenommen, jedenfalls sein Erbe ger nicht vollständig verteilt. Nur darum geht es auf. Eben nur scheinbar, und hier wirklich nur scheinbar und nicht anscheinend.
Auch über diese Geschichte lässt sich trefflich noch etwas Honig gießen, indem man den klugen Mann nicht mit 18, sondern natürlich mit 17 rechnnen lässt, das ist ja gerade der Trick, nicht offenzulegen, dass es gar nicht aufgeht, sondern jedesmal großzügig aufrunden lässt, sodass sich am Ende alle drei Söhne sogar noch bevorzugt behandelt vorkommen. Einstein meinte, Gott würfelte nicht. Dass er aber nicht einmal rechnet, bleibt doch hinter den Erwartungen zurück. Vielleicht wird die Kirche tatsächlich überschätzt.

Also kein Rätsel, sondern nur eine Rechenaufgabe. Aber immerhin.

Danke und Gruß

Peter
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin hat geschrieben: 23.11.2024, 23:43 quer schließt "im Kreis" aus.
Und wenn es doch im Kreis wäre, dürfte jede Ente eine vor und eine hinter sich haben. Und da man die hinter sich nicht vorrangig sieht, wäre die Aussage über 2 Enten nicht nur von der 3. Ente zu erwarten.
Hans-Martin,

Unerwartetes kommt ja gerne trotzdem vor ;)
Ich hatte das quer in Deiner Formulierung schon gesehen. Ein kreiselnder Wirbelwind, z.B. Tornado, zieht insofern auch schon mal gern quer über den Atlantik.
Geht doch. Und jede Ente kann dann sagen was sie will, es wäre richtig.

Unerwartetes auch bei den Pferden: nachdem der kluge Mann sein Pferd dazustellte, die Teilung vornahm und sein Pferd wieder mitnahm klagte der dritte Sohn beim Nachlassgericht, dieses stellte eine Benachteiligung fest und die Söhne bekamen die Aufgabe das Erbe so zu teilen, dass jeder mindestens seinen Pflichtteil erhält. Nun wird es spannend ... :mrgreen:

Grüsse
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

musikgeniesser hat geschrieben: 24.11.2024, 04:49
Hans-Martin hat geschrieben: 23.11.2024, 23:43 Dann kam ein kluger Mann vorbei und brachte die Lösung mit.
Auch über diese Geschichte lässt sich trefflich noch etwas Honig gießen, indem man den klugen Mann nicht mit 18, sondern natürlich mit 17 rechnnen lässt, das ist ja gerade der Trick, nicht offenzulegen, dass es gar nicht aufgeht, sondern jedesmal großzügig aufrunden lässt, sodass sich am Ende alle drei Söhne sogar noch bevorzugt behandelt vorkommen.
Moin Peter,
Der "kluge Mann" brachte .. sein Pferd mit und stellte es zu den 17. Nachdem ordentlich geteilt wurde, nahm er sein nun überschüssiges Pferd wieder zurück und ritt davon.
Bei der Reparatur also ein Teil hinzufügen, Veränderung beobachten und Lösung finden, Teil ggf. wieder entfernen.
Grüße
Hans-Martin
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