Studio-Monitore vs. HiFi-Lautsprecher

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Tesla,
wenn ich einen Raum betrete, erlebe ich den Nachhall meiner Schritte, und vom Blinde-Kuh-Spiel weiß ich, wie gut man Badezimmer vom Flur vom Schlafzimmer unterscheiden kann. Auch ein Räuspern und Straßengeräusche, die durch die Fenster dringen verursachen Nachhall, dessen Verlauf einen raumbezogenen Charakter hat.
Wenn ein LS einen linearen FG auf Achse hat, wird in Abhängigkeit der Chassis-Polardiagramme das Diffusfeld angeregt.
Der Trittschall allein wird in den Halbraum abgegeben, ein LS hingegen verhält sich schon komplex anders.

Die zitierte Harman-Kurve weicht aus mehreren Gründen von einer linearen ab:
1. Gemessen wird am Hörplatz. Die Höhen fallen dort bereits ab, Reflexionen, Nachhall löschen bei jeder Wandreflexion -Stichwort Kammfilter- viele (ungeradzahlige Vielfache) Frequenzen aus, aber auch werden einige Frequenzen (geradzahlige Vielfache) bis +3dB angehoben. Das Diffusfeld ist ehre höhenärmer.
2. Wenn man die typischen Raumresonanzen durch entsprechende Filterung im Pegel an die anderen Frequenzen angleicht, wird der subjektive Eindruch als zu bassschwach empfunden. Beim Mastering sind
Die Harmankurve berücksichtig beides.
Wir haben einen ausführlichen Thread zum Thema Zielkurve.
Einen linear gemessenen Frequenzgang am Hörplatz will ich nicht hören müssen. Sowas habe ich als schockierendes Erlebnis bei meinen ersten Erfahrungen mit digitaler Raumkorrektur in Erinnerung, es war der Beginn einer steilen Lernkurve.
Floyd E. Toole hat hergeleitet, wieso sich ein linearer FG auf Achse in einem Raum mit dessen Reflexionen zu einem deutlich abweichenden Ergebnis zusammenmischt. Auch dazu gibt es in diesem Forum viele Links.
Grüße
Hans-Martin
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Hallo
Also ATC stimmt Studio und Home Lautsprecher exakt gleich ab, einziger Unterschied ist die Berücksichtigung der Abdeckung bei der Homeversion.
Im Vergleich zu z.B. einer KH 420 würde ich ATCs aber schon als Schönfärber bezeichnen. Das sezierende einer KH 420 geht ihnen ab, diese wiederum erlaubt bei perfekt abgemischten Alben einen ganz tiefen Blick in die Aufnahme, den ich so lediglich noch bei den DSP Aktivhörnern von Hans Schiffer bzw Mike Thomas erlebt habe. Überlegen sind die ATCs dafür beim Timing/Rhythmus und bei der Natürlichkeit der Stimmwiedergabe. Alles rein subjektive Empfindungen von mir.
Gruß Rüdiger
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo,
wenn es um Stimmwiedergabe und deren Natürlichkeit geht, ist das gewiss einen eigenen Thread wert. Wir sind es gewohnt, eine Stimme aus einem Mund, also gewissermaßen einem Punkt zu hören.
Bei einem Mikrofon des/der Solisten in der Stereomitte und der nachfolgenden Bearbeitung und Stereo-Wiedergabekette wird diese Stimme aufgesplittet und aus gänzlich anderen Winkeln den Ohren zugeführt.
Wer ein Surroundsystem mit Center-LS oder ein Trinaural-System betreibt, kann für den zentralen LS mit dem Mono-Anteil ganz anders urteilen, ob dieser LS die Stimme natürlich wiedergibt.
Nach der Aufsplittung auf beide LS, die dann unter etwa 30° auf die Ohren treffen, kommen nocht die HRTF zum Tragen.
Eine Beurteilung menschlicher Stimmen ist m.E. kein verwertbares Kriterium für die Beurteilung von LS.
Eher ein Urteil, dass dem Hersteller des LS ein Kompromiss gelungen ist. Aber dann bleibt die Frage offen, mit welchen Nebeneffekten dieser erkauft wurde.
Das sollte aber nicht Aufgabe vom Monitoren sein.
Grüße
Hans-Martin
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atmos
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Stimmenwiedergabe

Beitrag von atmos »

Hans-Martin hat geschrieben: 25.05.2024, 23:00 ......... Wir sind es gewohnt, eine Stimme aus einem Mund, also gewissermaßen einem Punkt zu hören.
............
Wer ein Surroundsystem mit Center-LS...... betreibt, kann für den zentralen LS mit dem Mono-Anteil ganz anders urteilen, ob dieser LS die Stimme natürlich wiedergibt.
.......... sein.
Grüße
Hans-Martin
Hi, Hans-Martin,
bei einem "normalen" Surround-System läuft alles über die Phantomschallquelle, und damit auch der Center. Da kommt keine Stimme punktuell.

Bei Dolby Atmos ist dieser punktuelle Effekt gegeben.
MAD Max Fury Road:
Mehrere Stimmen kommen vorn aus dem Center, genau passend zum Bildausschnitt in Breite und Höhe gestaffelt, wirklichkeitsnah und punktuell.

Die Szene hat bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und zeigte auf, welche klanglichen Möglichkeiten in Dolby Atmos stecken.

Gruß
Günther
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