Hallo Emanuel,
einst hatte Herr Böde (STEREO) einen begeisterten Bericht über das Frühlingserwachte geschrieben, mit einer 1/3 Seite Werbung dieser Firma in unmittelbarer Nachbarschaft. Da wurden 3 Hersteller beworben, ohne den Hinweis, dass diese Hersteller gerade Produktion und Vertrieb eingestellt hatten. Ob ich nun per EMail oder Telefonat mit Böde das Thema erörterte, habe ich vergessen, es dämpfte jedenfalls erkennbar (zurückgemeldet) seine Begeisterung.
Mir sind auch mehrere (!) Vorfälle bekannt, wo vorher geprüfte, also einwandfrei funktionierende Ware von besagter Firma als mängelbehaftet zurückgemeldet wurde, um im Nachherein den vorab zugesagten attraktiven Preis massiv zu reduzieren. Nachdem das nach wie vor einwandfreie Produkt zu einem maximal erzielbaren Preis im Markt landete, war jede Chance vergeben, es zurückzubekommen.
Eigentlich müsste man einen Notar finden, der für kleines Geld die einwandfreie Funktion bestätigt und ebenso die sichere Versandverpackung.
Auch kenne ich zumindest einen Fall, wor die angeblich geprüfte Ware einen technischen Mangel im Betrieb aufzeigte, die Ware wurde zurückgenommen, einmal Versandkosten ans Bein gebunden. Zu zuverlässig ist also die technische Überprüfung dieser Gesellschaft einzuschätzen...
Vor mehr als 1 Jahr sah ich einen TV-Bericht über eine Ankaufplatform für Bücher (und CDs?), wo das TV-Team u.a. Neuware mit einem Bleistiftpunkt auf einer speziellen Seite markierte, einsandte und das Produkt als unverkäuflich deklariert wurde, ein Minimalpreis angeboten wurde, eine kostspieligere Rücksendung möglich gemacht wurde. Offenbar mit dem Ziel, das der Besitzer sein Eigentum aufgibt.
Dasselbe Buch tauchte dann zu einem hohen Preis im Markt auf, wurde vom Team auf gut Glück gekauft und konnte denselben Markierungspunkt auf der bekannten Seite wiederfinden. Damit war klar, das "unverkäufliche" Ware doch wieder zu realisierbaren Preisen dem Konzerngewinn beitrug.
Zwischen
beitrug und Betrug war der Schritt nicht groß.
Ich nenne sowas Geschäftsmodelle mit einer gewissen kriminellen Energie im Hintergrund, während die Fassade/Werbung dem naiven Verbraucher Seriosizität vorgaukelt.
Andere Bücher, die von Buchhändlern als einwandfrei bescheinigt wurden, wurden bei dem Portal als beschädigt deklariert, um den Ankaufspreis zu drücken. Dasselbe Thema in Variation...
Es gibt dann noch das Thema Mehrwertsteuer und Gewährleistung.
Ein Gewerbetreibender muss die Differenz zwischen Einkauf und Verkauf mit MWSt belegen, die der Verbraucher / Abnehmer bezahlen muss. Also, nachdem beim erstkauf der Verbraucher die Mehrwertsteuer im Kaufpreis entrichtet hat, gibt er das Produkt zu einem der Abnutzung gemäßen niedrigeren Preis ab. Der Ankäufer zahlt den Preis und verkauft mit Aufschlag. Der Staat kassiert auf diesen Aufschlag erneut MWSt. (in diesem Fall MWSt = Minderwertsteuer

)
Ein Händler gilt als sachkundig. Er ist verpflichtet, dem Käufer eine Gewährleistung für das Produkt zu geben, nennen wir es Käuferschutz. Beim Ankauf kann es aber versteckte Mängel gegeben haben, die übersehen wurden. Für das Risiko zwischen Ankauf und Folgekosten nach dem Verkauf muss der Händler eine Risikopauschale neben dem Kostendeckungsbeitrag des Betriebs (Lagerhaltung, Personal- und weitere Kosten wie Steuerberater und Geschäftsfahrzeug) zum Risiko aufschlagen, das Produkt nicht mit Gewiss verkaufen zu können.
Beim Privatverkauf kommt es deshalb zur Win-Win-Situation, speziell, wenn das Vermittlungsportal ein Bewertungsschema hat, bei dem man unseriöse Partner erkennen kann.
Bei etablierten Firmen scheint das schwieriger.
Zu CAMTECH: Eigentlich Audiolab in Huntingdon, der Produktname durfte in D nur nicht benutzt werden, weil Audiolabor ein eingetragenes Warenzeichen hatte. Also hat Helmut Püllmanns in Köln als Importeur die Produkte auf der Front und Rückseite mit CAMTECH labeln lassen und übersetzte Bedienungsanleitungen in umfangreichen Heften mit Spiralbindung dazugeliefert.
In Huntingdon waren an einer Straße Mission /Cyrus auf der einen Seite, gegenüber Meridian und Audiolab. Man kannte sich gut, traf sich vermutlich in denselben Kneipen nach Feierabend. Stan Curtis (Gründer und damaliger Inhaber von Cambridge Audio) entwickelte anfang der 1980er für Mission einen Vorverstärker mit Batteriebetrieb und eine Endstufe, dann auch den Vorgänger des Cyrus I/II im "Schuhkartondesign", Stan Curtis´ Entwicker Stuart McGregor wurde nach dem Niedergang von Cambridge Audio Entwicklungsleiter bei Mission-Cyrus. Mission-Mitarbeiter beobachteten, dass bei Audiolab im Sommer keine Lieferfahrzeuge das Werksgelände verließen, TAG-McLaren übernahm die Marke, zugleich das Ende des CAMTECH-Produktnamens des Püllmann-Vertriebs. Dass Dr. Udo Zucker nach vollmundigen Versprechen das Produkt aufgab und IAG (die chinesische International Audio Group) das Produkt und den alten Namen Audiolab übernahm, folgte. Auch Mission wurde von IAG übernommen.
Zu H. Püllmanns gehört eine Vertriebsgeschichte für die Produktnamen Spendor (auch Sonderversionen aktiver LS für Studios), Schoeps (Mikrofone), Ferrograph (Magnetbandgeräte) und Camtech (ursprünglich Audiolab), schließlich noch eine Kooperation mit Spencer Hughes, unter dem Namen Cicable konnte man in D überarbeitete (Passiv-)Frequenzweichen zu alten Spendor-LS kaufen, die allerdings den ursprünglichen Preis der jeweiligen LS deutlich überstiegen.
Ob man bei Püllmans für Camtech Produkte noch Support oder Service bekonnt, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe allerdings vor 20 Jahren bei einer Spendor 3-Wege Aktivelektronik die Elkos getauscht, zu einem Bruchteil des Preises, was es in Köln gekostet hätte. Köln hat offenbar seinen Preis.
Aus den Nachlass eines Freundes habe ich nicht nur tausende LPs, sondern auch einen Camtech Phonovorverstärker bekommen. Vor einer Woche habe ich bei Audiolab über deren Webportal nach einer Bedienungsanleitung gefragt, da ich dachte, dass man mehr Auswahl als MM/MC und RIAA / IEC hätte. Die XLR-Ausgänge waren offenbar vorbereitet für nachrüstbare Studioübertrager, sonst kam da nichts.
Es kam bisher auch nichts von Audiolab. Noch nicht einmal eine Antwort, dass man meine Anfrage zur Kenntnis genommen hat, aber eine Antwort wegen der vergangenen 30 Jahre schuldig bliebe.
Glücklicherweise hatte sich die deutsche Bedienungsanleitung doch noch angefunden.
Emanuel, da du selbst erklärtermaßen nicht löten wirst, solltest du jemand finden, der eine einwandfreie Löststelle hinbekommt, Plus und Minus beim Elko auseinanderhalten kann, einen Elko nicht durch ein Exemplar mit geringerer Nennspannung ersetzen würde. Dann kannst du fast bedenkenlos den Camtech Vorverstärker von Privat kaufen.
Die Camtech-Geräte hatten einen zur Klarkeit tendierenden Klang, räumlich offen, präzise. In England gebaut mit erstklassigen Bauteilen. Auch nach 30 Jahren funktionieren sie noch gut. Wegen RoHS lassen sich viele Bauteile nicht mehr als Original kaufen, falls sie ersetzt werden sollen. Wenn erforderlich, dann würde ich zuerst die Elkos in der Nachbarschaft der Spannungsregler erneuern, speziell die Werte nahe 10uF haben eine kürzere Lebensdauer (als die 100-10000uF) und sie sollen verhindern, dass die Regler oszillieren, sie gehören somit zu den kritischeren Bauteilen, kosten aber fast nichts.
Um zu hören, wieweit du dich mit einem anderen Vorverstärker verbesserst oder verschlechterst, hilft nur der AB-Vergleich bei manuell eingestellter identischer Lautstärke.
Grüße
Hans-Martin