Hallo zusammen,
lese hier schon eine Weile mit und muß es nun doch mal loswerden:
Mich irritiert schon sehr, das hier nicht auf das Dirigat Soltis, die musikalische Dramaturgie und die generelle Aufführung dieses Werkes gerüttelt wird.
Einzig die mehr oder weniger vorhandene audiophile Qualität wird hervorgehoben.
Die gesamte Einspielung entsprach einem wohl eher für die Schallplatte und die DECCA typischen Klangideal. Sie ist nach heutigen Maßstäben jedoch völlig aus der Zeit gefallen.
Zumal diese Einspielung wohl die Absicht hatte mit dem von Jochen festgestellten "fetten" DECCA-Sound etwas einmalig profitables in die Welt zu setzen dem sich Solti auch noch ergebenst Untertan machte.
Mit Wagners Aufführungspraxis und angestrebten Orchesterklang hat dies nichts zu tun weshalb die Aufnahme heute nur noch ein Relikt aus der Vergangenheit ist. Heute möchte man keine Oper, schon gar keinen Wagner so hören müssen. Sänger, die wie hier vom Orchester erschlagen werden und sonst nur für Ihren Auftritt hervorgehoben werden, gewaltige Orchestertutti über jedes Maß hinaus und fehlende Sensibilität gegenüber Binnenstrukturen hinterlassen den Wagnerfreund ratlos. Und mehr als nur einmal klingen die Wiener eben wie an der schönen blauen Donau. Gewiss gehörten einige Sänger zu den besten, und das ist vielleicht das schönste an der Aufnahme.
Melomane hat geschrieben:Der Wagner würde es wohl auch begrüßen, wollte er doch immer den Belcantogesang.
Nein, nein, nein. Wo hast Du das her? Wagner wollte zuerst deklamatorisch, dann schauspielerisch und ganz zuletzt sängerisch aufgeführt wissen. Dies macht es auch vielen internationalen Sängern sehr schwer Wagner zu verstehen und zu singen. Die aktuelle Wagnerforschung ist längst nicht mehr auf der Belcanto-Linie (s.a. Kent Naganos Neuaufführung Rheingold).
alcedo hat geschrieben:Stimmen besser, körperlicher rüber kommen, ist deutlich wahrnehmbar. Auch der Orchesterpart ist präsenter. Ein Effekt als ob man 5-6 Stuhlreihen im Konzerthaus nach vorne gerutscht sei
Schon mal im Festspielhaus gesessen? Auf verschiedenen Plätzen? So etwas habe ich noch nie erlebt, auch nicht in anderen Opernhäusern oder bei konzertanten Aufführungen, mir scheint das eine high-fidele Vorstellung zu sein.
Es ist auch egal ob die Sänger im audiophilen Sinne "deutlicher heraus zu hören" sind wenn sie eben nicht sauber artikulieren (Text mitlesen). Man fragt sich warum ein Korrepetitor nicht eingeschritten ist oder ob dieser vom DECCA-Produzenten zuvor erschlagen wurde.
Gleichwohl preist die Plattenfirma die "Jahrhundertaufnahme" als "Größte Aufnahme aller Zeiten". Gut ist eben wenn es sich verkauft.
Herrje - Hört doch mal genau hin, der Kaiser ist nackt !
Viele Grüße
Matthias