DIY Forum-LAN-Kabel für Audio und Streaming

xenius
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Beitrag von xenius »

Moin Thomas,

aus Versehen etwas genau richtig zu machen, ist natürlich immer sehr gut ;-)

Nun, Profi bin ich auch nicht, beschäftige mich aber schon recht intensiv mit diesen Themen, zumindest so gut es ohne Ausbildung oder Studium im elektronischen Bereich geht, da fehlen mir einfach schon ziemlich viele Grundlagen, aber ich versuche immer wieder dazu zu lernen.
Hast Du Dir den Link angesehen, den ich Dir mitgeschickt habe ?
Da geht um die Geometrie und Aufbau von Kabeln und der sich daraus ergebenden Impedanz, die für alle Digital Verbindungen ziemlich genau einzuhalten ist.
Inwieweit das jetzt für ein TAE Kabel zwischen Router und TAE Dose gilt, weiß ich nicht, aber beispielsweise für zwischen Switch und Streamer ist das schon von Bedeutung.
In dem Link wirst Du sehen, daß es sowohl Koaxialkabel als auch Twisted Pair Kabel geht.
Entscheidend für die Impedanz sind sowohl Durchmesser der einzelnen Leiter, deren genauer Abstand und das Dielektrikum. Jedes Material als Isolation hat eine andere Dielekrizitätskonstante, wobei Luft dafür am besten geeignet ist und eine Dielekrizitätskonstante von 1 hat.
Baumwoll-Gewebeschlauch liegt bei etwa 1,2 bis 1,5, je nach genauer Beschaffenheit.
Teflon liegt bei ca 2,2 bis 2,6 glaube ich, üsstest Du evtl mal im Netz nachschauen.
Welchen Wert Silikon dabei hat, weiß ich nicht, aber Silikon ist m.W.n. nicht so gut geeignet für High-End Hi-Fi Kabel, weder Digital noch Analog.
Da Du offensichtlich zuerst Silikon Schlauch um den Draht hast, gilt dessen Dielekrizitätskonstante.
Der Baumwoll-Gewebeschlauch dient dabei nur dazu, etwas mehr Abstand zwischen die einzelnen Leiter zu bekommen und hat dabei kaum bis gar keinen Einfluss auf die Dielekrizitätskonstante mehr.

Das erst einmal zum technischen Teil !
Stephan (SolidCore) wird Dir dazu sicher mehr sagen können, und er ist meiner Meinung nach auch ziemlich kompetent und auch erfahren in unserem Bereich.

Was Deine klanglichen Veränderungen angeht, kann ich natürlich nichts dazu sagen, da ich weder Deine Kette noch Deine Raumakustik kenne und somit überhaupt nicht beurteilen kann.
Eine grundlegende Frage zu Deinem LAN Kabel habe ich aber :
Ist das 4-adrig für zwischen Switch und Streamer oder 2-adrig für zwischen Router und TAE Dose ?
Ein 2-adriges für zwischen Router und TAE Dose habe ich auch aus 0,8mm Durchmesser Kupfer mit Teflon als Dielektrikum nach Stephans Vorgaben gebaut und bin sehr zufrieden damit.
Für zwischen Switch und Streamer habe ich mir ein 4-adriges Rein-Silber-LAN-Kabel aus 0,5mm Durchmesser und Teflon-Schlauch als Dielektrikum gebaut. Dabei habe ich so gut es eben geht, versucht die 100 Ohm Impedanz zu erreichen,
Da dieses Kabel von Hand gefertigt ist, wird immer eine gewisse Ungenauigkeit bleiben, die auch Einfluss auf die Impedanz hat. Von Hand geht es einfach nicht so perfekt gleichmäßig zu fertigen wie maschinell.
Kleine Abweichungen sind aber offensichtlich nicht so tragisch und haben weniger Auswirkungen.
Prinzipiell sollte das aber nicht sein, und jedes Kabel sollte eigentlich sehr gleichmäßig konstruiert sein.
Wie ich schon gestern schrieb, hat eine nicht zumindest annähernd genau zur Verbindungs-Art passende Impedanz starke Einflüsse auf den Klang, Thema Langzeit-Hörgenuss, wie bereits als Beispiel mit dem Kimber AGDL thematisiert.

Das Supra CAT8 kenne ich nicht, und ich kaufe auch in meinen Augen als überteuert angesehen, keine so genannten High-End Kabel, wobei es Ausnahmen gibt, die diese Regel bestätigen aber ausschließlich Digital Kabel betreffen, deren Soll-Impedanz für mich bisher zum Selbstbau nicht so einfach zu erreichen ist. Irgendwie müssen Leitermaterial, Dielektrikum und Abstand der Leiter ja genau passen, was je nach Windstärke eines Dielektrikums die Sache verkompliziert oder zumindest aufwändiger macht.
Analog Kabel baue ich seit vielen Jahren immer selbst, da ich mir keines für einen 4-stelligen Euro Betrag kaufen würde, um die klanglichen Eigenschaften meiner eigenen Kabel auch nur zu erreichen, deutlich hörbar "in den Schatten" zu stellen liegen solche schon sehr weit außerhalb meines Budgets.
Dabei habe ich bisher kein Kabel in meinem Portfolio, was 500 Euro erreicht, viele liegen sogar bei knapp unter und knapp über 200 Euro im Stereo Meter.
Wenn ich aber wahrscheinlich im kommenden Winter mal etwas mehr Zeit habe, werde ich mich daran begeben, S-PDIF und AES/EBU Kabel zu fertigen, deren Impedanzen auch den technischen Vorgaben entsprechen.


Beste Grüße Fred
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SolidCore
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DiY LAN

Beitrag von SolidCore »

Hallo zusammen

Fred hat es eigentlich schon richtig genannt, ich zitiere:
Entscheidend für die Impedanz sind sowohl Durchmesser der einzelnen Leiter, deren genauer Abstand und das Dielektrikum

Gleichzeitig aber auch die die Frage gestellt:
Ich frage mich, wie Du bei 0,7mm Durchmesser Draht die Impedanz von 100 Ohm Sollwert hinbekommen hast

Ziel wäre ein Wellenwiderstand von 100 Ohm, der sich aus den 3 Parametern ergibt. Ändere ich nur einen davon, ändert sich auch der Wellenwiderstand. So kann man auch, rein theoretisch, mit einen 2mm Draht 100 Ohm erreichen.

Ein Beispiel: Meine Anleitung in Beitrag 1 hat um ein Adern-Paar einen Baumwollschlauch. Würde man nun den gleichen Baumwollschlauch um die ! Einzelader! machen, und danach erst zum Pärchen verdrillen, ginge der Wellenwiderstand um vielleicht 10-20 Ohm nach oben. Was zeigt, ich kann ihn auch damit verändern. Das gleiche mit Teflonröhrchen. Die gibt es für 150V, 300V, 600V. Der Unterschied besteht in der Wand-Dicke der Röhrchen. Dicker = höherer Wellenwiderstand. Oder ich nehme für einen AWG 20 (0,8mm Draht) ein AWG 19 oder AWG 18 Teflonröhrchen.

Deshalb hatte ich auch 2 fertig isolierte Einzeladern vorgeschlagen, mit denen es ungefähr passt. Ungefähr, weil auch die Gleichmäßigkeit des verdrillens von Hand sich etwas mit einmischt. Je linearer, umso weniger Spiegelungen im Kabel.

Den Wellenwiderstand selbst zu messen ist schwieriger als man denkt. Gert Volk hat hier im Forum mal einen interessanten Artikel dazu eingestellt.
Wer so etwas vor hat, sollte immer erst ein Industrie-Kabel von der Stange messen, ob er damit auch den richtigen Wert ermitteln kann.
Dazu reicht z.B auch ein 75 Ohm SPDiF, ein 110 Ohm AES, oder Antennenkabel. Misst man bei einem SPDiF schon meinetwegen 85 Ohm, sollte man
bei seiner DiY LAN Kabel-Messung ebenso eine (selbst verschuldete) 10% Abweichung mit einplanen.

Gruß
Stephan
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Toni
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Beitrag von Toni »

OK -- herzlichen Dank an Fred und Stephan für die ausführlichen Anmerkungen. Da ich heute abend noch Termine habe, kann ich mich nicht intensiv mit euren Antworten beschäftigen und auch nicht in der von mir gewünschte Tiefe darauf antworten. Ich bitte um ein wenig Geduld.

Thomas

Die Antworten habe ich hierhin verschoben. Jürgen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Thomas,
was ist aus deinem Nachmessen geworden?
Grüße
Hans-Martin
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