Angekommen, und nach einem genüßlichen Cappuccino erst mal innerlich etwas aufgewärmt, wollte ich schnurstracks sein Tonstudio betreten - da fiel mein Blick im Flur auf eine großflächige Bilderwand, und mein Auge verweilte eine zeitlang auf einem Poster:
![Bild](http://img64.imageshack.us/img64/9194/s10507740.jpg)
woraufhin ich lachend meinte, das sei wie geschaffen für einen Alkohltest. Den müsse eigentlich jeder erst bestehen, indem er die Überschrift flüssig lebar von den Lippen kommen läßt, der das Studio betreten wolle. Ein wahrer Zungenbrecher, ich brauchte 3 Anläufe, um das korrekt aussprechen zu können. Winfried sprudelte natürlich gleich locker flüssig die entsprechenden Worte mit der richtigen Intonation heraus. "Das kann ja heiter werden", dachte ich, ging einen kurzen Schritt weiter - und flugs ereilte mich der nächste Schlag:
![Bild](http://img225.imageshack.us/img225/4056/s1050773.jpg)
Also, da prangte an der Tür doch gleich ein nicht zu übersehendes Schil mit einem durchgestrichenen Computer und gemahnte mich daran, daß ich vor kurzer Zeit doch tatsächlich den Frevel begangen hatte, mir meine Musik per Dateien über ein PC-Netzwerk an das geneigte Ohr kommen zu lassen und das auch noch gut zu finden. Man muß dazu wissen, daß Winfried als ein analoges Fossil gelten darf, wenngleich er auch der digitalen Technik seinen Platz einräumt. Aber dem Mann ist mit PC-Technik bei audio-Wiedergabe nicht zu kommen, Missionierungsversuche sind zum Scheitern verurteilt. Er will nicht mit - und ich kann es sogar verstehen und respektiere dies. Wie man weiß, verstehen wir uns trotzdem gut.
Was beim Eintritt in's Tonstudio sofort auffällt, ist der Umstand, daß durch die umfangreichen Akustikmaßnahmen die Nachhallzeit signifikant kurz ausfällt. So "trocken" habe ich noch keinen Raum wahrgenommen. Die genauen Werte kann Winfried gerne nachliefern, er ist jedenfalls noch "trockener" als mein sehr gut bedämpfter Kellerraum. Nachdem ich mich etwas umgeschaut hatte und mir von Winfried die diversen Änderungsmaßnahmen zeigen und erklären ließ, hieß es, hinsetzen, richtige Position einnehmen und der Musik lauschen, die Winfried mittels DAT-Bänder und Platte vorführte. Dabei konnte ich die Höreindrücke vom letzten Mal bestätigen, verändert hatte sich hauptsächlich der Bassbereich. Hier fand ich den größten Zugewinn gegenüber meines damaligen Eindruckes vor. Die optimierte Stromversorgung wird in erster Linie der Grund dafür sein. Fehlte mir damals noch etwas am Bassfundament, so bot die Manger mir nun genau das an, da fehlte mir nun nichts mehr. Geblieben war diese phänomenale Durchzeichnung, die Lokalisierbarkeit, Fokussierung von feinsten Details und die gefühlte "Schnelligkeit" in der Bearbeitung von Impulsen. Ich mag so eine Darbietung, die diese Aspekte auf hohem Niveau aufzeigen kann. Die räumliche Darstellung, speziell die Staffelung in die Tiefe, gerät weniger prägnant wie ich sie von meiner Anlage her gewohnt bin, aber da sind die Manger-Monitore in guter Gesellschaft, denn so wie bei mir nehme ich das in dieser Disziplin sonst auch nirgends wahr.
Also summa summarum die besten Voraussetzungen für ein Hörerlebnis der besonderen Art. Nur wenige werden wohl solche Voraussetzungen überhaupt haben. Und so wurden die Hörbeispiele auch samt und sonders zu einem wirklichen Vergnügen für mich. Egal, ob digital oder analog, beides machte einfach nur Spaß. Dabei fiel mir bei der vorgeführten Manger-LP etwas auf: Beim track der "O-Zone Percussion Group" wurde ohrenfällig nicht dasselbe master verwendet wie auf der CD. Manche Passagen waren gar anders gestaltet, die Dynamik wirkte auf mich auch signifikant anders. So ging die Zeit dahin, Winfried gab den DJ, und ich durfte mich am Mischpült wie ein kleiner Junge in der Pilotenkanzel fühlen, der staunend auf all die Lichter schauen konnte. Ist schon imposant, so eine Studio-Ausrüstung, wie ich überhaupt sagen möchte, daß die dort zu bewundernden Gerätschaften allesamt als Dinosaurier der seligen Zeit angesehen werden können.
Anbei ein paar Fotos, auf denen diese alte Schätzchen betrachtet werden können.
![Bild](http://img697.imageshack.us/img697/8481/s1050768.jpg)
Das Profi-Mischpult von Sony
![Bild](http://img121.imageshack.us/img121/7834/s1050771.jpg)
Schallplattenwiedergabemaschine EMT 930
Winfried, ich darf sagen, daß ich beeindruckt bin. Nicht nur von all diesen tollen Gerätschaften, deren solide Verarbeitung man regelrecht ansieht, sondern vor allem auch von dir als Mensch. Es war mir ein Vergnügen, deinen kundigen, stets mit lustigen Anektoden angereicherten Erklärungen, lauschen zu dürfen. Man bekommt dabei ein Gespür und eine Ahnung von deiner großen Erfahrung, deiner Leidenschaft zum Hobby - in deinem Fall würde ich eher von Arbeit sprechen wollen - und zu deiner wirklich großen Liebe zur Musik, insbesondere zur lateinamerikanischen Musik. Das alles hat mich damals schon tief beeindruckt und tut es heute umso mehr. Unseren harmonisch verlaufenen Tag ließen wir dann beim Chinesischen mit einem leckeren Mahl ausklingen. Ich habe allen Grund, mich bei dir, Winfried, für diese Einladung nochmals zu bedanken. Habe wieder einiges an Eindrücken mitnehmen können und werde nicht scheuen, dich nochmal heimsuchen zu wollen, wenn mir der Sinn danach steht. Wir wohnen ja zum Glück sozusagen in der Nachbarschaft.
Gruß
Franz
PS. Weiter Bilder folgen.