Abschlusswiderstand für "offenes" SPDIF-Coax-Kabel?

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ony
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Abschlusswiderstand für "offenes" SPDIF-Coax-Kabel?

Beitrag von ony »

Hallo zusammen,

ich hätte mal eine Frage:

Der ADI 2 Pro bietet als Kabelverbindung für digitale Ein,- Ausgänge nur Anschlüsse per Kabelpeitsche.

Deshalb habe ich mir für meinen ADI 2 Pro mit zwei OYAIDE FTVS510 Kabel ein Adapterkabel 9 pol. Sub D ( SPDIF in + SPDIF out) auf BNC gelötet und damit den ADI 2 mit meinem MUTEC MC 3 USB ( SPDIF in + SPDIF out) verbunden.

Der CD-Player muss mittels optischen SPDIF angeschlossen werden, da der MUTEC nur einen SPDIF-Coax-Eingang hat.

Da ich aber den SPDIF out am ADI 2 nur selten zum "Aufnehmen" benötige, könnte ich das Kabel abstecken und dafür den CD-Player verbinden.
In diesem Fall liegt allerdings das SPDIF out Kabel vom ADI 2 "offen", also ohne Abschluss und könnte als "Antenne" wirken, was sich ggf. ungünstig auswirken könnte.

Sollte ich das abgesteckte Kabel ggf. mit einem BNC-Stecker und Abschlusswiderstand versehen? Wenn ja, welcher Wert wäre hier angebracht?

Gruß & Dank, Roland
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Roland,
die einfachste Herangehensweise wäre, alle offenen koaxialen Kabel mit 75 Ohm abzuschließen und auf Klangveränderungen zu achten.
Liegen Letztgenannte unter deiner Wahrnehmungsschwelle, kannst du die Abschlussstecker entfernen, aber da du sie schon mal hast, kannst du sie auch stecken lassen.
Um 1990 war der Mission PCMII der erste mir bekannte CD-Player mit dem 75 Ohm Abschlussstecker, worauf auch dessen interner DAC klanglich reagierte. Viele High-End-CD-Player wurden damit am Digitalausgang abgeschlossen, aber die Methode funktioniert(e) auch bei anderen Digitalgeräten, die Digitalausgänge haben. Wo RCA-/BNC-SPDIF neben AES/EBU zur Wahl steht, lohnt es sich, den offenen Ausgang abzuschließen (AES/EBU mit 110 Ohm).

Die Vorstellung, dass ein offenes (abgeschirmtes!!) Kabel wie eine Antenne wirkt, darf man vergleichen mit dem Fall, dass dort ein Gerät angeschlossen wird, dessen Netzteil ein Störsignal auf die Signalmasse weitergibt (was die Regel ist (s.a."Ausphasen" - oder bei Versorgung durch Schaltnetzteil ohne Verbindung zur Schutzerde (PE)).

Angenommen, ein ungeschirmter Draht wird an den Ausgang angeschlossen und wirkt als Antenne. Dann bleibt die Frage, ob er mehr sendet (2,8MHz Rechteck mit vielen Oberwellen, Amplitude 500mV) oder mehr empfängt (Radios haben eine 1000-fach feinere Empfindlichkeit).

Ein fettes Kabel (z.B. LS-Kabel mit 4qmm) an den Massekragen der SPDIF-Buchse macht weniger als wenn an den Audioausgang dasselbe Kabel konnektiert wird.
Denn ein ordentlich-traditioneller SPDIF-Ausgang kommt von einem Übertrager, und wo viele Ausgänge von einem Gerät ausgehen, erwarte ich für jeden Ausgang eine Übertragerlösung zur galvanischen Trennung. Die ist aber nicht zwangsläufig der Fall, schließlich haben Hersteller im Wettbewerb gelernt, an bestimmten Stellen den Rotstift anzusetzen.
Vor einigen Jahren habe ich bei Neutrik nachgefragt, welchen Wellenwiderstand deren XLR-Steckverbinder haben, die alle Welt für AES/EBU einsetzt. Ob diese für 110 Ohm ausgelegt sind, wie BNC für 50 Ohm (und in ähnlicher aber doch anderer Bauform für 75 Ohm), ich bekam keine Antwort im Gespräch, man wusste es nicht, Datenblätter gaben es nicht her. Nur ein hilfloser Verweis auf den besonderen HF-geschirmten Steckertyp...
Ob ein DB9 bei gegenüberliegenden oder benachbarten Steckerpins irgendwie in die Nähe der geforderten 75 Ohm Impedanz kommt, hängt stark vom Isolationsmaterial (seiner Dielektrizitätszahl) ab.
Während bei AES/EBU sowohl für den Ausgang wie für den Eingang Übertrager vorgeschrieben sind, werden SPDIF-Eingänge weit überwiegend ohne Übertrager mit 75 Ohm abgeschlossen. Bei den Ausgängen mit Übertrager wird die ansonsten isolierte Buchse mit Kondensator (im unteren nF-Bereich) auf Signalmasse verbunden.
Ob die Peitsche geräteintern zu einer gemeinsamen Masse verbindet oder jeder Ausgang galvanisch getrennt ist, kann man mit einem Ohmmeter leicht prüfen (ob bei den Koaxialkabeln die Stecker am Ende DC-niederohmig miteinander vebunden sind.

Japan kennt im Stromnetz keine PE /Schutzerde. Anders als deutsches Studioequipment...
Digitale Verbindungen sind ein Thema, zu dem schon viel gesagt wurde, aber noch nicht genug...
Grüße
Hans-Martin
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ony
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Beitrag von ony »

Hallo Hans-Martin,
vielen Dank für deine Ausführungen!
Mir war nicht klar, das man in so einem Fall 75Ohm Wellenwiderstand mit einem gleichgroßen ohmschen Widerstand gleichsetzen kann.

Gruß & Dank, Roland
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Roland,
kleine Zusammenfassung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Reflexion ... _Leitungen
Auf der Empfängerseite wird die 75 Ohm Leitung (Wellenwiderstand) mit 75 Ohm Widerstand abgeschlossen, auf der Senderseite mit einem Quellwiderstand 75 Ohm angepasst (Innenwiderstand Verstärker plus Anpasswiderstand, sodass die Leitung rückwärts ebenfalls 75 Ohm "sieht", komplizierter bei Verwendung von Spannungsteilern, um von den 5V der Digitaltechnik auf die 0,5V SPDIF herunterzukommen).
Nachteil: Die Spannung wird halbiert. Vorteil: Die Leitung ist nahezuverlustfrei.
Bei den Eigenbauten sollte man bedenken, dass die Leitungslänge bei Digitaltechnik nur sehr wenige cm betragen darf, wenn keine Anpassung vorgesehen wird.
Und es kommt bei fast allen Steckverbindern zu Reflexionen, dann kommen die Laufzeiten im Kabel hinzu, und will man eine unbeschädigte Flanke am Eingang erhalten, sollte das Kabel mindestens 75cm lang sein (Teflonkabel 1m).
75 Ohm , 1/8 Watt reicht, ob Metallfilm oder Kohleschicht ist egal. Der Wert 75 Ohm gehört in die nicht so verbreitete E24 Reihe, 2 Stück 150 Ohm Widerstände aus der E12 Reihe kommen parallelgelötet auch auf 75 Ohm, sowas hat der Elektronikbastler schon eher in der Schublade. Kauft man heute eine Tüte mit 100 Stück, ist die Streuung oft gering, die meisten liegen innerhalb 1%, wenige erreichen 3%, auch wenn nominell 10%-Ringe (silber) aufgedruckt sind. Vor 40 Jahren war die Situation noch anders, da war die Streuung deutlich höher. Das zu berücksichtigen (individuell ausmessen) wäre in einem Empänger wohl wichtiger als beim reinen Kabelabschluss, wie du es vorhast
Grüße
Hans-Martin
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ony
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Beitrag von ony »

Hallo Hans-Martin,
vielen Dank für die weiterführende Info!
2 Stck. R150 hab ich. :wink:
Gruß & Dank, Roland
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SolidCore
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RME Adapter

Beitrag von SolidCore »

Hallo Roland

Derlei Adapter habe ich mir auch gelötet. Einfach weil mir die Peitsche ab Werk "klanglich" nicht ausreichte.
Einmal SPDiF iN, und einen XLR AES Out + iN.

Wenn du Cinch-Stecker verwendest, sehe ich das Problem bei einem ungenutzten eher oder auch im offen liegendem Plus-Pin.
Berührt man diesen, kann es eine Brummschleife geben. Das würde eine isolierte Buchse mit 75 Ohm Widerstand abstellen.

Die Signalmassen sind an meinem RME ADi 2 Pro, alte Version mit AKM Wandlern, alle durchverbunden.
Beide Kabel sind geschirmt, dieser liegt an GND.

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Gruß
Stephan
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ony
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Beitrag von ony »

Hallo Stephan,
das war auch meine Motivation, die "einfache" Kabelpeitsche mit zusätzlichen Steckverbindungen durch ein hochwertiges Adapterkabel zu ersetzen.
Ich habe allerdings SPDIF in und out belegt, da ich vom ADI 2 Pro auch den "Aufnahmezweig" nutze.
Gruß, Roland
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