Netzentstörung: richtige Anwendung und Plazierung von Klappferriten / Nanokernen

Antworten
SolidCore
Aktiver Hersteller
Beiträge: 1886
Registriert: 12.12.2014, 10:38
Wohnort: NRW / Moers

Netzentstörung: richtige Anwendung und Plazierung von Klappferriten / Nanokernen

Beitrag von SolidCore »

Hallo zusammen

Da ich davon noch nirgends gelesen habe, berichte ich einfach mal.
Aktuell experimentiere ich ein wenig dick mit Ferrit gefüllten 6 mm² Eupen-Kabel als Netzkabel.
Da ich schon länger der festen Meinung bin, Augen auf beim Ferrit-kauf, sollte man
verschiedene Ferrit-Sorten sinnvoll kombinieren, um den Dämpfungsverlauf breitbandiger zu machen.
Das hört man auch sofort heraus.

Hier mal die Dämpfung eines Nanocrystal-Kerns, man beachte die Frequenzangabe, rot markiert.
(https://www.mouser.de/ProductDetail/710-782163151300)

Bild

Und hier der Verlauf der Standart Eupen-Ferritkabel:

Bild

Man sieht also, sie ergänzen sich.
(Übrigens gibt es von Hitachi ein Material namens Finemet, das breitbandiger als Ferrit wirkt)

Was mir jedoch früher nie aufgefallen ist:

Nun habe ich erst mal einen Nanocrystal Kern auf das geschirmte Ferrit-Stromkabel gezogen. Bei dieser Version
liegt der Schirm nur Schuko-seitig auf, nicht über einen Kondi am KG-Stecker (evtl ist das wichtig).
Er sitzt sehr gut, lässt sich aber auch auf dem Kabel verschieben.

Bild

Aber jetzt kommts:
Schiebe ich den Kern zum Schuko hin, "klingt" das Kabel weiträumiger, mit mehr Tiefe.
Schiebe ich ihn zum KG-Stecker, wird die Bühne kleiner, enger, Musik wirkt zurückhaltender.

Wichtiger Hinweis: Man hört den zusätzlichen Kern in allen Fällen, was seine Sinnhaftigkeit belegt.


Netzentstörung soll kein Equalizer werden, das sollte klar sein. Aber welche Position ist nun
Dämpfungs-technisch die Richtige ? Da man Unterschiede hört, scheint es nicht egal zu sein.

Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur raten, habe mir aber jetzt doch endlich mal einen Spektrum Analyzer
und zusätzlich einen Meß-Adapter bestellt, womit ich dann endlich auch mal direkt ins Netz innerhalb der
Anlage messen kann. Dieses herumraten nervt einfach.

Herleitung (Aktuell noch Ratespiel):

- Der einseitig aufgelegte Schirm wirkt als "Antenne". Dann wäre Schukoseitig sinnig, um die eingefangene
Störung nicht ins Netz zu leiten (vergleichbar einem Mantelwellenfilter)
- Der Kern entstört möglichst nah am Gerät, so das auf dem Weg dorthin nichts mehr einstreuen kann
- was auch immer

Somit erstmal nur die Aussage: Man sollte mit der Positionierung experimentieren.



Gruß
Stephan
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9151
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Stephan,
da machst du aber auch ein Fass auf...
Wegen der absoluten Nähe wirkt ein Ferritring besonders auf den Schirm, weniger auf die Innenleiter, die größeren Abstand haben, denn mit zunehmendem Radius (=Abstand zum Leiterzentrum) schwächt sich das Magnetfeld ab.
Auf der anderen Seite ist der Schirm ein Gegenpol zum Phaseleiter, der schon den PE und MP in seiner Nähe hat. Ein "schwimmender" Schirm wie bei JSSG kan das elektrische Feld drumherum harmonisiseren und die Leitungselektronen gleichmäßiger auf der Zuleitung verteilen.
Es wäre gewiss interessant, ob du das Verschieben an einem reinen Analoggerätbewertet hast oder an einem Gerät, von dem aufgrund seiner digitalen Arbeitsweise selbst Störungen ausgehen.
Und dann gäbe es noch Analognetzteil gegen Schaltnetzteil mit all seinen Tücken.
Möglicherweise haben die unterschiedliche Optimalabstände.

Einen Verschiebeeffekt von Ferritringen kann man auch bei Lautsprecherkabeln bei Passiv-LS beobachten, je nachdem, wie weit sie vom LS entfernt bleiben.

Wer forschen möchte, findet hier noch viele Ansatzpunkte - aber nur wenig Hinweise in Fachliteratur...
Auf jeden Fall lädt dein Hinweis zum individuellen Feintuning ein, die zusätzlichen Kosten bleiben ja überschaubar.
Ob die Ergebnisse bei verschiedenen Geräten dieselben Präferenzen nachweisen, bleibt abzuwarten, ich bleibe da skeptisch.

Was die Abbildung betrifft, freue ich mich, wenn der Sänger einen Schritt auf mich zu macht und den Abstand zur Begleitung vergrößert. Wenn alles mehr nach hinten rutscht, ist das für mich dagegen ein Indiz für mehr Noise, Diffusion.
Grüße
Hans-Martin
Bild
SolidCore
Aktiver Hersteller
Beiträge: 1886
Registriert: 12.12.2014, 10:38
Wohnort: NRW / Moers

Ferrit

Beitrag von SolidCore »

Hallo Hans-Martin

Vielen Dank.
Vorrangig ging es mir um den Hinweis: Plazierung nicht egal. (Und Art des Kerns auch nicht egal)

Wenn also jemand nur Kaltgeräteseitig alles vollknallt, und sich wundert: Was ist das fürn Mumpf, könnte man sagen:
Tja, falsche Kabelseite. Oder auch anders herum. Oder Anwendung-optimiert, siehe weiter unten.

Um deine Beschreibung zur Platzierung zu nennen:

wenn der Sänger einen Schritt auf mich zu macht und den Abstand zur Begleitung vergrößert..
Das wäre Nanocrystalliner Kern Schuko-seitig.

Wenn alles mehr nach hinten rutscht...
wäre KG-seitig.

Im nachhinein fiel mir dann auch ein, Moment, wir haben immer an linearen Netzteilen getestet. Einmal Vorstufe, sprich analog,
vor der sogar ein Plixir Symmetriertrafo sitzt, und zum Netz hin noch zusätzlich ein Puritan Filterverteiler, jede Dose 2-stufig für sich gefiltert,
und nochmal 2-stufig zum Netz hin.
Und einmal an einem CD-Spieler, diese Anlage hatte keine Netzfilterung. Und dennoch gleiche Höreindrücke.
So wäre der nächste Versuch entweder Geräte mit internen Schaltnetzteilen, und/oder die "Rückstreuer" wie Switch und Router.

Gruß
Stephan
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9151
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Stephan,
bei den Stecker-Schaltnetzteilen breibt ja nur das Kabel zum Gerät, und der geräteseitige Stecker lädt dazu ein, das Kabel mehrfach durch den Ferritring zu stecken, um seine Wirkung zu potenzieren, dann wird das Verschieben allerdings erschwert.
Unabhängig davon kann ich nur beipflichtigen, die Position des Ferrits spielt eine Rolle für das klangliche Ergebnis.
Grüße
Hans-Martin
Bild
Antworten