Hallo Gert,
treble trouble hat geschrieben: ↑30.01.2023, 13:56
Wir Etechniker bezeichnen Spannungen mit U, und wenn man die Amplitude meint, malt man so ein Dach obendrauf. Und das griechische große Delta vor der Zeit t bezeichnet die Differenz zweier Zeiten, also die Dauer zwischen zwei Zeitpunkten.
=> Sendung mit der Maus Style. Der war für mich, oder?
Hallo Markus,
Markush hat geschrieben: ↑30.01.2023, 21:04
...Und natürlich umso erfreulich dass sich AES/EBU vom Problemkind damit plötzlich zum Spitzenkandidaten macht.
gut, aber nicht der Spitzenkanditat. Dazu später mehr.
Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben: ↑30.01.2023, 22:58
das war ja wieder mal ein sehr respektabler Beitrag von dir, mit einer überraschenden Feststellung, dass der Klangeindruck auch mit der SPDIF-Ausgangsspannung variiert.
merci.
Hans-Martin hat geschrieben: ↑30.01.2023, 22:58
Mit einem Step-Up Übertrager (Wicklungsverhältnis 1 : Wurzel aus (110/75)) habe ich von SPDIF zu AES/EBU übersetzen können, das hat immer störungsfrei funktioniert. Galvanische Trennung vs Verschleifen der Impulsflanken, klanglich so unterschiedlich, wie Kabel nun mal auch sind.
Bei mir auch. Fast immer. Bis auf den Digitaleingang bei Backes & Müller, der will mindestens 2,5V sehen, sonst bleibt das Gerät still. Und das war ja eigentlich der Ausgangspunkt dieser Story - ich habe einen Streamer für meinen Freund gesucht, der einen AES/EBU-Ausgang mit ausreichend Spannung und eine digitale Lautstärkeregelung hat.
Hans-Martin hat geschrieben: ↑30.01.2023, 22:58
Deshalb meine ich, dass man eigentlich Messungen unmittelbar am Eingang des Empfängerchips machen sollte, nach den vorgeschalteten Peripheriebauteilen wie Kondensatoren, ggf. Übertrager, Abschlusswiderstand.
Nun ja, dann strickt man sich aber eine Quelle für genau einen DAC zusammen.
Hans-Martin hat geschrieben: ↑30.01.2023, 22:58
Ich hatte bisher den Eindruck, dass zu viel Overshoot und Ripple den Klang beeinträchtigen. Oberwellen als Störfaktor betrachtet, wohl wissend, dass steile Flanken gewünscht, aber nicht ohne ungeradzahlige Oberwellen existieren können.
Jetzt kommen wir zu einem interessanten Punkt. Nach der reinen Theorie ist eigentlich klar, dass alles, was sich oberhalb der Schwelle für die 1 und unterhalb derer für die 0 abspielt, irrelevant ist. Eigentlich. In der Praxis spielen da aber so viele Übersprech- und Dreckeffekte mit rein, dass das eben doch nicht stimmt. Unter anderem zu dem Thema hatte ich gestern am frühen Abend ein längeres Gespräch mit René von Refine, der hier auch interessiert mitliest. Sei auch von hier gegrüßt, René. Ich fasse ganz kurz hier die Diskussion zum Zusammenhang Messung und Klang bei Digitalsignalen zusammen:
1. Cinch zeigt fast immer einen Überschwinger und einher geht etwas im Klang, das da nicht hingehört.
2. XLR zeigt zwar oft zunächst eine steile Flanke, aber dann einen etwas behäbigeren Übergang zum stationären Zustand. Daraus resultiert ein weicherer, etwas beschönigender Klangeindruck, der nicht ganz echt ist.
3. BNC zeigt die Überschwinger von 1. nicht und der erzielbare Klang ist hier der beste.
Fortepianus hat geschrieben: ↑30.01.2023, 13:23
Kurz, ich lasse die Ausgänge jetzt so.
Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Ich habe gestern bis weit nach Mitternacht noch ein den Ausgängen rumgemacht. Zunächst aber musste ich die Messtechnik weiter schärfen, um an den Kern der Sache zu kommen. Das Problem ist zunächst, dass man mit einem Kabel aus dem Digitalausgang rausgehen muss und irgendwie in den Oszillographen rein. Die naheliegendste Variante, nimm gar kein Kabel, sondern schließ den Ausgang direkt mit einem passenden Stecker ab, der den richtigen Abschlusswiderstand drin hat, geht schief. Man braucht ja trotzdem ein Kabel zum Oszi, und Teilertastkopf mit 100MHz hin oder her, die dann gemessene Signalform hat nicht mehr viel mit der Wahrheit zu tun. Also nimmt man z. B. bei einem Cinchausgang ein mit Cinch konfektioniertes Kabel, das möglichst genau 75Ohm Wellenwiderstand hat und schließt das am Oszi, der einen hochohmigen BNC-Eingang hat, mit allerlei passenden Adaptern mit 75Ohm ab und geht in den Eingang. Da lauert eine Falle. Schauen wir und das mal an:
Rechts im Bild eine perfekte Lösung, ein Durchganngswiderstand mit BNC-Eingang und -Ausgang. Einfach dazwischenstecken, behält den Wellenwiderstand bei und gut ist es. Nur, das gibt's nur für die in der Messtechnik üblichen 50Ohm. In 75Ohm ist das kaum zu finden und wenn doch, dann zu einem Preis, der nicht gerechtfertigt ist. Also muss man sich da mit einer Lösung wie in der Mitte gezeigt behelfen. Ein BNC-Zwischenstecker, an dessen Ausgang der Oszi kommt und an die beiden Eingänge kommt einmal ein 75Ohm-Stecker und dann ein Cinch-BNC-Adapter, an dem das Kabel endet. Nun, dass das für ordentlich Reflexionen sorgt, ist klar. Ich löte deshalb selbst einen solchen Durchgangswiderstand, gleich mit Cinch am Eingang zusammen, der 75Ohm hat (links im Bild). Der so gemessene Übergang von Flanke zum Dach beim Cinchausgang nochmal im Detail:
Der Überschwinger ist zu sehen zu Beginn, nachdem die Flanke hochgerauscht ist, aber dann kommt 7ns später so eine Delle nach unten und dann weitere 7ns später wieder nach oben. Das ist also eine Reflexion am Oszi, die zurückläuft zum Lumin, dort erneut reflektiert wird und dann wieder zum Oszi gelangt. Licht braucht für einen Meter 3ns, das Kabel ist ein bisschen kürzer als 1m und aufgrund des Dielktrikums ist die Signalgeschwindigkeit etwas langsamer als im Vakuum, 7ns hin und zurück passt also. Ich nehme zum Test ein längeres Kabel, und siehe da, die Dellen verschieben sich nach hinten. Wieso eigentlich kommt das dann nochmal und nochmal wieder am Oszi an? Wenn der Digitalausgang genau 75Ohm hätte, würde er das doch wegschlucken. Hat er aber offensichtlich nicht.
Das Schaltbild des Ausgangs:
V1 ganz links ist symbolisch für den Ausgang des Treiberbausteins, der den Innenwiderstand Ri besitzt, dann kommt nach C1 zur Gleichspannungsabtrennung mit R1 und R2 der besagte Spannungsteiler, danach der Übertrager T1 und über Kondensator C2 geht's an die Ausgangsbuchse. Das ist bei Cinch und XLR bis auf die im Original unterschiedlich dimensionierten Spannungsteiler genau gleich. Nun ist in dem Gerät Ri, R1 und R2 genau so berechnet, das rückwärts in Schaltung von rechts reingeschaut 75Ohm zusammenkommen. So habe ich das auch gemacht, als ich den Spannungsteiler umgestrickt habe. Aber offensichtlich ist der Übertrager nicht verlustfrei (das wäre auch erstaunlich) und erhöht den Innenwiderstand der Schaltung. Das wurde offensichtlich nicht berücksichtigt. Jedenfalls habe ich dann gestern Abend lange an dem Ausgang rumgemacht. Mit einem passend eingemessenen Widerstand R3 direkt an der Ausgangsbuchse kriegt man die Delle fast ganz weg:
C3 ist ein winziger Kondensator im Bereich weniger pF, der den Überschwinger noch ein bisschen wegschleift. Durch R3 erniedrigt sich aber wieder die Ausgangsspannung, also muss R1/R2 neu dimensioniert werde, damit das wieder passt:
Der Überschwinger ist fast weg, ganz kriegt man ihn nicht weg ohne die Anstiegszeit des Signals massiv zu verlangsamen. Aber das sieht jetzt doch viel besser aus! Nun kommt genau der gleiche zeitraubende Aufwand an den anderen beiden Digitalausgängen.
Viele Grüße
Gert