HQPlayer NAA, Roon RAAT und UPnP - Unterschiede und Gemeinsamkeiten

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StreamFidelity
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HQPlayer NAA, Roon RAAT und UPnP - Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Beitrag von StreamFidelity »

Hallo zusammen,

in letzter Zeit häufen sich Beschwerden über Euphony V4, dass UPnP nicht richtig funktioniert. Aus einer Playlist wird ein Song gespielt und hört dann auf. Bei manchen wird die Verbindung getrennt, was einen Neustart erforderlich macht. Bei einem Kunden mit einem eRED-DOCK network audio interface (UPnP AV 2.0) im DAC erlebte ich das Gleiche. Mit Audirvana funktionierte es.

Mich fing an zu interessieren, wie UPnP funktioniert und was die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den von mir genutzten Formaten NAA und RAAT sind. Ich habe auch Kontakt zu Jussi Laako (HQPLayer/NAA) aufgenommen, dessen Antworten ich mit eingearbeitet habe. Wer die Antworten im Original lesen möchte, kann es hier tun.

UPnP (Universal Plug and Play)

Frei nach Wikipedia dient UPnP zur herstellerübergreifenden Ansteuerung von Geräten (Audio-Geräte, Router, Drucker, Haussteuerungen) über ein IP-basiertes Netzwerk. Ursprünglich von Microsoft eingeführt wird es seit 2016 von der Open Connectivity Foundation (OCF) weiter entwickelt. UPnP AV enthält drei Entitäten:

1. Ein Kontrollpunkt, der steuert, was und wo gespielt wird.
2. Ein Medienserver, der den Medieninhalt enthält.
3. Und ein Renderer, der den Inhalt tatsächlich vom Medienserver abspielt. Der UPnP Renderer hat eine Art Endpunkt dahinter, der in der UPnP-Architektur an sich nicht sichtbar ist. Der HQPlayer Embedded kann ebenfalls als UPnP-Renderer fungieren. Die Aufgabe des UPnP-Renderers ist es, den Inhalt zu dekodieren und abzuspielen und dem Kontrollpunkt Feedback zu Positions- und anderen Wiedergabeanzeigen zu geben. Und eine begrenzte Menge an Metadaten.

UPnP ist flexibel und komplex, geht aber nicht viel auf Details von Medienformaten und dergleichen ein. Dann wurde DLNA (Digital Living Network Alliance etwas später erstellt, um eine gemeinsame Teilmenge von Formaten zu definieren, die alle kompatiblen Geräte unterstützen würden, so dass sie tatsächlich überhaupt zusammenarbeiten können. Zum Beispiel kann ein Media Server von Firma X nur WAV und WMA ausgeben. Der Media Renderer von Firma Y unterstützt aber nur AIFF und AAC. Diese beiden Geräte wären nicht in der Lage etwas zusammen zu spielen. Daher definiert DLNA weiter, dass zum Beispiel 128 kbps CBR MP3-Unterstützung obligatorisch ist (WMA ist ebenfalls enthalten). Und dieser Server muss in der Lage sein, jedes andere Format, das er unterstützt, in diese MP3 zu transkodieren. Keiner der Standards sagt ein Wort über DSD. Aufgrund möglicher Inkompatibilitäten können Störungen und eine Verschlechterung der Sound Qualität (SQ) die Folgen sein.

Es sind in der Vergangenheit Sicherheitslücken aufgetreten, welche DDoS-Angriffe ermöglichte.

HQPlayer NAA (Network Audio Adapter)

Signalyst (Jussi Laako) hat NAA entwickelt, welches den HQPlayer-Anforderungen entspricht. UPnP ist nicht für die HQPlayer-Ausgabe geeignet, da es nicht das tut, was der HQPlayer benötigt. Zum Beispiel eine DSD Unterstützung bis DSD1024.

Die Verarbeitung wird von der Player-Anwendung durchgeführt und die verarbeiteten Daten werden asynchron über das Netzwerk zu einem leichten Netzwerk-Audioadapter gestreamt, der mit dem DAC als Endpunkt verbunden ist. Asynchrones FIFO bietet maximale Isolation zwischen Verarbeitung und Audiowiedergabe.

Bild
Quelle: https://www.signalyst.com/consumer.html

Der Endpunkt mit NAA wird häufig über kleine Computer wie z. B. Raspberry Pi realisiert. Der Vorteil liegt im geringen Stromverbrauch mit reduziertem Electrical Noise, welches dem Klang zugute kommt. Dafür stellt Signalyst kostenfreie Linux Images zur Verfügung. Mittlerweile gibt es viele Geräte, welche NAA bereits eingebaut haben:

* Aqua LinQ
* iFi ZEN Stream und NEO Stream
* exaSound s88 Streaming DAC
* Gustard R26 und A26
* HoloAudio Rot US / EU
* Sonore microRendu und ultraRendu
* SOtM sMS-200, sMS-200ultra und sMS-1000SQ
* StackAudio Link II
* T+A SD 3100 HV, SDV 3100 HV und PSD 3100 HV
* totaldac d1-Streamer
* exaSound PlayPointDM, Sigma Streamer, Gamma Server und Delta Server

Roon RAAT (Roon Advanced Audio Transport)

Roon war ebenfalls nicht glücklich mit UPnP, welches hier nachgelesen werden kann:

What’s wrong with UPnP?
Roon / RAAT Architecture and protocol VS DLNA / UPnP AV

RAAT funktioniert ähnlich schlank wie NAA als Endpunkt für den DAC und stellt keine großen Ansprüche an die Hardware. Es ermöglicht stabiles Streaming über Ethernet- und WiFi-Netzwerke und unterstützt alle „relevanten“ Audioformate inklusive DSD (bis DSD512). Stolz ist man auf die Wiedergabesynchronisation für Multiroom-Hören.

RAAT ist an Roons Signalweg-Funktion gebunden. Allerdings gibt es Lösungen wie zum Beispiel rooUPnP: Finally a Roon Extension for UPnP Streamers. Freilich handelt man sich im Zweifel wieder die UPnP-Probleme ein und bekommt im Fehlerfall statt Musik vielleicht ein statisches Rauschen.

Roon ermöglicht das Streamen an den HQPlayer.

Meine Meinung

Um mit den Gemeinsamkeiten anzufangen: Über das Netzwerk wird Musik abgespielt. Ich teile die Einschätzung von Brian Luczkiewicz (Roon Labs: CTO), dass UPnP ein alter und inkonsistent implementierter Standard ist. Oder wie Jussi es formuliert: UPnP gehört zu den verbreitesten NON-Standard-Standards. Der Vorteil von UPnP ist zwar die universelle Verbreitung und Verwendung, aber was nützt es, wenn man sich Probleme bei der Musikwiedergabe einfängt? Weil zum Beispiel die in Verbindung stehenden Geräte nicht aufeinander abgestimmt sind. Einfach Einstecken (Plug) und Abspielen (Play) ist nämlich oft nicht.

Ich will natürlich nicht generell in Abrede stellen, dass UPnP bei vielen gut funktioniert. Aber gerade im Netzwerk kann man sich so manche Überraschung einhandeln. Ich bevorzuge daher eine Transportprotokoll, welches zu den nutzenden Geräten exakt passt.

Grüße Gabriel
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Gabriel,

vielleicht lohnt es zu erwähnen, dass es neben UPnP auch noch OpenHome gibt. Linn hat den UPnP Standard aufgebohrt um einige "Probleme" zu lösen und diese offengelegt. Neben Linn und Lumin nutzen auch andere diesen Standard. Auralic war damit mal gestartet, ist aber leider auf einen proprietären Weg abgebogen.

Grüsse Jürgen
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Markush
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Beitrag von Markush »

Hallo Gabriel,

feine Zusammenstellung.
Was ziemlich seltsam anmuten mag - es berichten einige von klanglichen Vorteilen zB statt RAAT den Weg über squeeze2upnp zu gehen in ROON. Kann ich mir selbst noch nicht erklären aber spannend allemal.

Liebe Grüße
Markus
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Dual01
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Beitrag von Dual01 »

Ich will natürlich nicht generell in Abrede stellen, dass UPnP bei vielen gut funktioniert. Aber gerade im Netzwerk kann man sich so manche Überraschung einhandeln. Ich bevorzuge daher eine Transportprotokoll, welches zu den nutzenden Geräten exakt passt.
UPnP hat ferner den großen Nachteil, dass die Playlist auf dem Steuergerät (iPad, Android-Gerät etc.) gespeichert wird und nicht auf dem eigentlichen Streamer, was dann Probleme mit der gapless-Wiedergabe mit sich bringt und bedingt, dass das Steuergerät (iPad etc.) immer an sein muss, damit die Playlist abgespielt werden kann. Wie Jürgen schon erwähnt hat, hat LINN das UPnP-Protokoll weiter entwickelt und das Openhome-Protokoll etabliert, welches auch einige Hersteller nutzen und welches für das Streamen optimiert wurde. Beispielsweise wird hier die Playlist im Streamer angelegt. Mit Openhome-Geräten habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, das funktioniert ähnlich gut wie das Logitech-Protokoll (Logitech Media-Server, Squeezelite). Das Openhome-Protokoll ist meiner Ansicht nach das Protokoll der Wahl wenn man keinen Server bzw. Rechner mit Player-Anwendung installieren möchte und ausschließlich mit Qobuz oder Tidal streamt.
Klangliche Vergleiche habe ich nur zwischen Openhome und dem Logitech-Protokoll gemacht und konnte keine signifikanten Unterschiede feststellen.
Beste Grüße
Dieter
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Milhouse
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Beitrag von Milhouse »

Hallo zusammen,

da ich selbst mal UPnP Anwendungen entwickelt habe, hier ein Hinweis:
In UPnP ist sehr wohl ein Handling von Streaming-Playlists auf dem Renderer (Streamer) spezifiziert, sodass es auf jeden Fall diesbezüglich keinen Bedarf an einer Erweiterung gibt - jedoch ist dies nur optional und nicht bei allen Geräten automatisch sichergestellt.
Nachzulesen hier: http://www.upnp.org/specs/av/UPnP-av-AV ... 101231.pdf
Actions: SetAVTransportURI() und SetStreamingPlaylist()

Beste Grüsse,
Eric
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Dual01
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Beitrag von Dual01 »

Hallo Eric,
ah, wusste ich nicht, dass das auch im UPnP-Protokoll enthalten ist, scheint aber meiner Erfahrung nach standardmäßig nur in Openhome dahingehend genutzt zu werden, dass die Playlist im Streamer gespeichert wird.
Danke für den Hinweis.
Beste Grüße
Dieter
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AndiK
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Beitrag von AndiK »

Hallo miteinander,

Eine ergänzende Frage (hoffentlich nicht zu banal, ich glaube aber, dass sie zum Kontext hier passt): ich bin sehr begeistert von Roon, würde aber auch gerne andere Dienste als Tidal oder Quobuz nutzen können - z.B. Amazon HD Music oder Deezer Hifi.

Hires Audio - oder auch gestreamte CD Qualität - kann man komfortabel ja eigentlich nur mit einer Architektur benutzen, wie sie hier beschrieben ist - also einem Server, der die Musik über das bestmögliche Protokoll zum Endpoint schickt und einer Anwendung auf Smartphone, Tablet, Laptop etc. mit der man vom Sofa das Ganze steuert. Streaming per Airplay, Bluetooth oder (zumindest bei mir) per Sonos klingen bei mir leider so schlecht, dass ich darauf ganz verzichten möchte. Roon hingegen klingt toll und ist super komfortabel vom Sofa aus nutzbar - sogar bei komplett drahtloser Übertragung (z.B. nutze ich einen Argon Solo als einen Endpoint).

Mein Problem: Wie kann man andere Hires-Dienste - wie z.B. Amazon HD Music oder Deezer Hifi - in einer genauso guten Qualität und genauso komfortabel abspielen wie es bei Quobuz mit Roon geht. Für eine gute klangliche Qualität fällt mir bisher nur ein, meinen Mac Mini direkt an den DAC anzuschließen und dort die Amazon Music oder die Deezer App laufen zu lassen - das klingt gut, aber da kann ich die Musik nicht komfortabel vom Sofa auswählen. Auch Sonos scheint mir keine Lösung - denn mein mehr als 10 Jahre alter Sonos Connect, den ich per Toslink an meinen DAC angeschlossen habe, klingt leider miserabel im Vergleich zum Streaming per Roon oder im Vergleich zu meinem an den DAC angeschlossenen Mac, den ich mit Audirvana Remote nutze. Zudem unterstützt Sonos kein "richtiges" Highres.

Ich habe nun verstanden, dass das ganze eigentlich ein offener Standard ist - gibt es denn gute Alternativen zu Roon, mit denen man auch andere Streaming Anbieter nutzen könnte? Amazon HD Music unterstützt BluOS --- ist das sowas wie Roon? Aber das gibt es n.m.V. nur auf NAD Geräten, und ich möchte nicht auf einen proprietären Standard setzen, der nur von ganz wenigen Geräteherstellern genutzt wird.

Gruß
Andreas
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Takler
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Beitrag von Takler »

Hallo Andreas,

BlueOS ist von Bluesound. Die sind quasi eine Mischung aus Sonos und Roon. Haben also auch Streaming-Lautsprecher und Streamer wie zB. ein Sonos Connect.

https://bluesound-deutschland.de/


Gruß
Andreas
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AndiK
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Beitrag von AndiK »

Takler hat geschrieben: 23.01.2023, 11:06 BlueOS ist von Bluesound. Die sind quasi eine Mischung aus Sonos und Roon. Haben also auch Streaming-Lautsprecher und Streamer wie zB. ein Sonos Connect.
Danke, das muss ich mir wohl mal ansehen - bin nur gerade extrem begeistert von Roon in Verbindung mit Quobuz (und dem Argon Audio Solo als Endpoint) und muss erstmal ausgiebig meine Musik neu hören, bevor ich Neues ansehe :cheers:

Grüße
Andreas
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bastelixx
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Beitrag von bastelixx »

AndiK hat geschrieben: 23.01.2023, 00:26 ... ich möchte nicht auf einen proprietären Standard setzen, der nur von ganz wenigen Geräteherstellern genutzt wird.
Hallo Andreas,

dafür gibt es nur eine universelle Lösung => PC

Grüße
Stanislaw
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