Hallo Eric,
in meiner Frage ging es um eine Messung des Phasenrauschens in dBc/Hz in einer Darstellung als Funktion der Frequenz bzw. genauer gesagt Frequenzabweichnung.
Wichtig für Digital Audio Anwendungen sind insbesondere niedrige Werte @1Hz und @10Hz, also der Residual Pegel 1 Hz sowie 10 Hz über und unter der Clockfrequenz.
Ich habe diese Messfunktion im Datenblatt deines Oszilloskops nicht gefunden. Hast du einen Screenshot von so einer Messung von deinem Oszi?
Die sollte ungefähr so ausschauen wie der Plot hier auf der technischen Seite der REF10.
https://www.mutec-net.com/product_ref_1 ... ng=de#data
Die REF 10 hat sehr gute ≤ -145 10 Hz neben der Hauptfrequenz. Das heißt der Pegel der Clock ist bei 10.000.010 Hz bereits um 145dB reduziert, was einer extrem steilen Glockenkurve entspricht. Ob der Noise Floor z.B. 10KHz neben der Hauptfrequenz dann bei -160dB oder -170dB ist, ist hingegen für Audioanwendungen relativ uninteressant.
Auch wenn ihr von nur der Bewertung einer
relativen Abweichung zu einem anderen Gerät sprecht, dürfte das eine andere Dimension sein.
Weitere Hinweise auf die Schwierigkeit einer Messung mit erschwinglichen Messequipment ist der abgeleitete Jitterwert von nur 22 Femtosekunden. 22fs = 0,022ps = 0,000022ns Wie gesagt eine andere Dimension.
Warum setzen wir in hochwertigster Audioelektronik am liebsten OCXOs ein?
Nicht wegen der Clockpräzision als Abweichung in ppm von der Sollfrequenz. Da schon gar nicht wegen der besseren thermischen Frequenzstabilität. Wen interessiert, ob die Clock ein wenig im Laufe des Hörabends wegläuft. Diese ist insbesondere in Messgeräten wichtig, da es um die Time Base Präzision als Funktion der Zeit geht. Nach dem obligatorischen Warmlauf des Messgerätes muss es egal sein, ob ich eine Messung am Vormittag mache oder am Abend wenn das Messgerät einige Stunden durchgelaufen ist.
Die OCXOs kommen nur wegen der geringen Phase Noise Werte zum Einsatz. Wie gesagt gucke ich immer auf den Wert @10Hz.
Das Messgerät muss wie wir wissen bezüglich Phasenrauschen um einiges besser sein als das zu messende Gerät, um das Thema Messabweichung sicher ausklammern zu können. Ich gebe euch recht, dass insbesondere der relative Wert und nicht der absolute Messwert für uns wichtig ist. Aber auch der relative Messwert muss noch sicher zu bestimmen sein. Ich glaube nicht, dass der
klanglich sicher wahrnehmbare Unterschied von zwei Switches, von denen einer mit einem üblichen TCXO und der andere mit einem hochwertigen Ultra low Phase Noise OCXO ausgestattet ist, mittels der euch zur Verfügung stehenden Messtechnik nachweisbar ist.
Ihr unterhaltet euch über Jitter in der Größenordnung 400ps bei Switches. Das sind 400.000fs !! und bereits ein Unterschied zwischen einem RMS Jitter von 22fs zu einem Gerät mit 100fs ist bei Clocks als Klangunterschied wahrnehmbar.
Diesbezüglich gebe ich also Stanislaw recht mit seinem Satz "was soll ich mit dem Zentimetermaß, wenn ich Millimetermaß brauche?"
Das ist sogar noch untertrieben.
Es braucht für die Bestimmung des Phasenrauschens einer Clock ein spezielles, sehr teures Messgerät.
Beliebt für diese Anforderung ist z.B. das Agilent E5052A
https://www.ebay.com/p/1634459739
Man sollte vorsichtig sein bei einer Vergleichsmessung von zwei Switches, die mit qualitativ sehr unterschiedlichen Netzteilen betrieben werden, das Thema Jitter als Klangunterschied abzuhaken, nur weil der gemessene Wert bei beiden identische 400ps beträgt.
Das ist wie wenn der Arzt im Labor für eine Leukozyten Bestimmung eine Handlupe statt einem hochauflösenden Mikroskop einsetzen würde.
Ich hoffe ich konnte euch einigermaßen für das messtechnisch anspruchsvolle Thema sensibilisieren.
Viele Grüße,
Horst