Hallo,
heute kommen die Künstler aus Ungarn, es sind zwei der bekanntesten Pianisten aus dem Heimatland Franz Liszts.
So wurde ich über die h-Moll Sonate neugierig, wie das wohl bei Schubert klingt.
Zuerst hören wir Martin Urteil:
Deszö Ranki:
Eine trockene Aufnahme ohne Raumklang.
Das Klavier ist sehr hell aufgenommen. Der Anschlag hat eine eigentümliche Farbe. Im Diskant klingt es fast fiepsig. Auch im Forte eher unangenehm anzuhören.
Im ersten Satz bin ich mir nicht sicher, ob der Interpret sich immer über über die Länge der Töne bewusst war. Manchal macht er zuviel Tenuto für meinen Geschmack, dadurch klingt es stellenweise breiig. Aber insgesamt ist der erste Satz sehr spannend und mit Tiefgang gespielt.
Im zweiten Satz spielt O bei der Steigerung in Takt 9-12 wie auch bei den ähnlichen Steigerungen später den 8 tel Auftakt zur nächsten Eins permanent zu früh, er kann die Spannung des 3/4 Taktes einfach nicht halten. Das ist nicht nur unrhytmisch, sondern raubt der Musik auch die Spannung.
Man vergleiche dazu einmal, wann ein gewisser Alfred B. diese 8tel spielt.
Andras Schiff:
Der Raum ist schön eingefangen, aber das Klavier klingt in den Mitten und dem Diskant recht eng. Im Forte fällt das weniger auf.
Die Rubati finde ich zu gross geraten. Das wirkt übermusikalisch- aufgesetzt. Die linke Hand ist bisweilen etwas undeutlich.
Im 2. Satz wird das Auftakt- 32tel zum 2ten 4 tel des 3/4 tel Taktes in der bohrenden Bedeutung nicht erkannt und zu flüchtig gespielt. Es wirkt dadurch oberflächlich.
Man vergleiche dazu einmal, wie ein gewisser Alfred B. diese 32 tel spielt.
Ab Takt 14 ist die eins immer zu spät, dadurch erstarrt der Musikfluss. Ob das Absicht ist?
Im 3. Satz fällt der nasale Klang besonders auf. Der Satz ist aber schön weich und flüssig gespielt.
Mit der gemütlichen, leierkastenartigen Kaffeehausmusik im 4. Satz kann ich garnichts anfangen.
Mein Eindruck:
Deszö Ranki läßt uns einen waschechten Schubert hören. Noten und Kompositionsvorgaben sind das Eine, Musik und Ausdruckswille das Andere.
Wir hören die Komposition eines 31 jährigen Junggesellen, der zwischen Melancholie, Zweifel, aber auch Lebensfreude und Neugierde auf das Unbekannte seine Musik niedergeschrieben hat. Und das bringt Ranki in all seine Facetten ganz großartig rüber.
Ein Werk, das dem Pianisten einiges mehr als pure Technik und Disziplin abverlangt, ein Werk, das ein Verständnis für die Lebenssituation des Komponisten einfordert.
Bei Andras Schiff gefällt mir sein Geschmack bei der Auswahl des Klaviers. Nicht der allseits eingesetze Steinway, sondern der Bösendorfer Imperial wird hier bespielt, etwas weniger Nüchternheit, etwas mehr weicher Klang.
Das hat was in manchen Passagen des Werkes, insgesamt aber nicht mehr als eine lohnenswerte Alternative zum üblichen Vortrag.
Schiff spielt sehr gut, aber er spielt mehr Klavier als Schuberts Musik.
Es grüßt
Bernd Peter
PS: Schiffs Appassionata sollte man kennen.