Hallo Charly,
OpenEnd hat geschrieben: ↑22.02.2021, 13:50
kann deine Einschätzung gut nachvollziehen.
Der ADEL scheint ja ein ELANTEC Derivat zu sein. Meinen Preamp hatte ich mal mit ELANTEC EL2004 als Ausgangsbuffer aufgebaut. Das hat mich nicht so wirklich begeistert. Da war für mich die Version mit BUF634 besser.
So weit ich in Erinnerung habe, geht deine Ausgangsschaltung noch über BUF634 hinaus.
Das ist der richtige Weg.
ja, gut möglich. Aber zunächst wollte ich noch eine andere Baustelle anschauen, nämlich die Spannungsversorgung. Dazu gleich mehr.
Hallo Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben: ↑22.02.2021, 12:42
darf ich zu diesem Thema ein doch nettes Bild (aus ASR) einstellen? So ein bisschen scheint es mir doch hierhin zu passen
sehr nette Bildgeschichte
. Ja, wenn's ums Hören zur Optimierung geht, trifft's das. Aber wenn's dann läuft, höre ich manchmal auch Bachs Engelchen.
uli.brueggemann hat geschrieben: ↑22.02.2021, 12:42
Viel Erfolg mit der Optimierung !
Danke!
Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben: ↑22.02.2021, 00:59
ich wünsche dir viel Erfolg, der bei der Konstruktion des ML32 wohl abhandengegangenen musikalischen Seele ein neues Leben einzuhauchen!
merci, dann will ich mal schnell berichten, was weiter passiert ist.
Zunächst habe ich mir überlegt, dass es vielleicht schlauer wäre, mir erstmal die Spannungsversorgung der ML32 anzuschauen, bevor ich die Keule mit der komplett neuen Ausgangsstufe raushole.
Es hat relativ wenige Elkos mit recht wenig Kapazität auf der VV-Platine, das ist auffällig. Vom Steuergerät mit Netzteil kommen schon recht saubere +-17V rein, und die werden lokal auf dem Bord auf +-15V runtergeregelt. Das ist sehr fein gemacht: Alles diskret bis auf einen symmetrischen SSM2275, der als Regelverstärker dient. Es gibt nur genau einen Massebezugspunkt, und der ist an diesem Regler, um die Spannungen symmetrisch zur Masse zu ziehen. Alles andere ist komplett symmetrisch versorgt, entweder aus den +-17V oder (wie der SSM) aus den geregelten +-15V. Auf der Masse fließt praktisch kein Strom. Vor dem Regler aber hat es zwei Elkos von Nichicon mit 330µF/25V nach Masse.
Ich messe den Restripple zwischen +15V und -15V, da finde ich 80µV. Nicht schlecht, geht aber besser. Ich löte beherzt ein paar mF direkt hinter dem Regler rein, aber das schmeckt dem gar nicht: Der Ripple steigt auf das Doppelte, und vor allem kommen jetzt -16 anstelle -15V raus. Also wieder weg damit.
Die alten Nichicon-Elkos ersetze ich durch Panasonc FR. Hinter den Reglern hat es lokal an den OPs alte Sanyo OS-CONs, das waren sozusagen die Vorläufer der Polymer-Elkos, damals ziemlich teuer. Überhaupt sieht man dem Board und den verwendeten Bauteilen an, dass die Entwickler keine gesetzte Budgetgrenze hatten, also aus dem Vollen schöpfen durften.
Ich löte das erste Pärchen der alten OS-CON-Elkos mit 68µF und 20V raus und messe sie durch. Klarer Fall, die sind hinüber: Vloss 3% (das ist der Spannungsverlust nach Beaufschlagung mit einem Spannungspuls), das sollte max. 1% sein. Und der ESR (Ersatz-Serien-Widerstand) liegt bei 320mOhm. Ziemlich viel. Nach der Erfahrung mit den reingebutterten mF vorne am Regler ersetze ich erstmal nur dieses eine Pärchen Elkos - es ist immer ein Pärchen, weil der eine +15V und der andere -15V puffert. Ich nehme dafür zwei moderne Polymerelkos mit 560µF/16V. Die haben die gleiche Baugröße wie die OS-CONs, aber die 8fache Kapazität und einen um Faktor 40 niedrigeren ESR bei Vloss=0,2%. Um das auf Funktion testen zu können, muss man erstmal alles wieder provisorisch zusammenschrauben. Es läuft, die Spannung ist immer noch bei +-15V. Jetzt ersetze ich alle 11 OS-CONs des linken Boards:
Oben im Bild die alten Elkos, links die beiden Nichicons, rechts daneben in typischem Lila die OS-CONs, unten die neuen Elkos. Das läuft immer noch. Jetzt werden alle Elkos des rechten Boards ebenfalls ersetzt:
So, alles wieder zusammenschrauben. Das sind beim VV-Teil der ML32 immerhin 79 Schrauben. Und alles wieder im Hörraum aufbauen.
Hörtest. Bei den ersten Tönen von Bachs Musikalischem Opfer wird sofort klar: Hier hat sich ganz grundlegend etwas geändert. Die Streicher haben ihren Klangkörper zurück und die Schärfe verloren. Der große, aufgezoomte Raum ist geblieben, aber eine ungeheure Klarheit ist da jetzt. Ich switche zu meinem geliebten Tord Gustavsen - das Klavier hat wieder seine Wärme, das Schlagzeug besticht durch ungeheure Präzision und der Raum ist tief und groß. Wow. Ich stecke zurück, direkt auf den G-ADS3, ohne Vorverstärker dazwischen. Ähnliche Körperhaftigkeit, ähnliche Präzision, aber mit etwas mehr Finesse. Es wirkt ein bisschen intimer, positiv ausgedrückt, aber wenn ich ehrlich bin, auch kleiner.
Jetzt dürfen sich die neuen Elkos erstmal ein bisschen einspielen und ich werde in Anlehnung an Ulis Bildgeschichte heute Abend versuchen, Bachs Engel zu hören. Aber vielleicht schleichen sich danach beim Einschlafen doch wieder Schaltpläne für eine neue Ausgangsstufe in die Träume...
Viele Grüße
Gert