AcourateConvolver und der virtuelle Hochtöner

matia100
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Beitrag von matia100 »

Halo Uli,

bis zur vorherigen Version gabs im Bereich rechts unten das Feld "invertiert", jetzt findet sich oben eines mit "Inverse". Ist das der Ersatz oder etwas (für mich) neues?

Wobei im Acourate-Kontext die Bezeichnung "Inverse" doch für eine inverse Kurve, steht?

Grüße
Matthias
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Matthias,

in der früheren Version gab es den Button "invertiert" bzw. mit Umschaltung auf englische Sprache (Flaggensymbol links unten) "inverted"
Je nach Zustand dann auch "nicht invertiert" bzw. "non-inverted"

Ok, nun siehst Du "INVERSE" (in Großbuchstaben passend zu den anderen Buttons) und zwar weil Du die englische Oberfläche aktiv hast. In deutsch ist es "INVERS". Der Zustand des Buttons wird durch Farbgebung, wie die anderen Buttons gezeigt. Ziel ist ja auch eine gewisse Konsistenz bei den Buttons.

In Acourate bedeutet inverse ebenfalls dieselbe Invertierung bzw. Polaritätsänderung. Im Convolver könnte man anstelle der Vorzeichenänderung der Ausgabe-Samples auch das Filter invertieren = inverse Kurve.

"INVERS" passt noch prima in den Button, "NEGATIVE POLARITÄT" o.ä. eher weniger.

Es ist manchmal herausfordernd, die passenden Begriffe bei Benutzeroberflächen zu finden. Graphische Symbole lösen das vermeintlich, erschliessen sich aber auch nicht unbedingt auf den ersten Blick.

Viele Grüsse
Uli
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matia100
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Beitrag von matia100 »

Danke, alles klar.
Jetzt habe ich auch gelernt, daß man die Oberfläche auf Deutsch umschalten kann...
Grüße
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bvk
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Invers?

Beitrag von bvk »

Ihr wisst aber schon dass man heute auch einen „Divers“ Button braucht ?
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

bvk hat geschrieben: 05.12.2020, 09:47 Ihr wisst aber schon dass man heute auch einen „Divers“ Button braucht ?
Warum: soll der AcourateConvolver tauchen gehen? Soweit ich weiss ist das Programm kein Aquarium-Bildschirmschoner

Grüsse
Uli
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tinnitus
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Beitrag von tinnitus »

:lol:
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bvk
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Beitrag von bvk »

oh, mein Beitrag war völlig blah.., aber man muss ja bei solchen Sachen woke sein.
So, schluss mit dem Quatsch, denn ich lese das Thema mit großem Interesse und bedanke mich für die interessanten Beiträge.
Grüße, Bernd
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen

ich habe mir in den lezten Tagen immer wieder mal in Ruhe die neue AcourateConvolver- Funktion AIR zur Gemüte geführt. Anfangs war es zum Verzweifeln: war die Einstellung nach längerem Ausprobieren halbwegs okay, hörte sich die Musik bei längerem Hören damit fürchterlich an (Bässe weg, Höhen viel zu hoch).
So langsam lernte ich aber die Funktion immer besser kennen (man braucht schon Geduld!) - oder besser gesagt und von Uli schon selbst gepostet: "man lernt den Nachhall hören." Und dann fängt es an, Spaß zu machen. Wenn man es übertreibt, wird es schnell gruselig :mrgreen:

Zur Zeit höre ich mit folgenden Einstellungen:
Verstärkung:     -30dB
Hochpass:          2.000 Hz
Tiefpass:          15.000 Hz
RT60:                 500ms
Zeitlücke:           6ms
Rauschen:           weiss

Wenn man es dezenter mag, dann muss man nur die Verstärkung reduzieren.
Im Moment höre ich recht gerne damit. So z.B. die neue Currentzis-Aufnahme mit Ausschnitten von "La Traviata" [in Qobuz als "Fragment -Part I" bezeichnet - keine Ahnung, was damit gemeint sein soll]. Mittels der Air-Funktion wird tatsächlich die Bühne viel luftiger - quasi zur Freilichtbühne.
Besten Dank für das neue Spielzeug, Uli :cheers:

Viele Grüße
Jörg
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Jörg,

danke.
Ich finde -30 dB noch zu hoch. Insofern - Geduld vorausgesetzt - macht es Sinn weiter zu reduzieren. Einfach eine Zeitlang damit hören und dann AIR abschalten. Wenn man den Unterschied mehr fühlt als deutlich hört ist es m.E. richtig.
So wie beim neuen Rechner. Eigentlich ist der nicht viel schneller. Bloss wenn man sich nach 2 Wochen mal wieder an die alte Kiste setzt ....

Grüsse
Uli
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Ich finde auch -30dB zu hoch, Uli :lol:
Aber im Moment mag ich es so. Hab vorher auch mit -35 und -40 gehört. Vielleicht hab ich ja was an den Ohren 8)
Trotzdem Danke und beste Grüße
Jörg
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Klanghans
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Beitrag von Klanghans »

Hallo Zusammen,

der Button „AIR“ im AcourateConvolver machte mich neugierig, ob in Assoziation mit einem rückwärtig integrierten Hochtöner (Einsatz-Frequenz ab 10 kHz), ebenfalls zusätzlich positive Akzente in der Raumabstrahlung zu erwarten wären.

Die Default-Einstellungen und das Verschieben von Parametern, erwies sich als nicht zielführend, da der Hör-Eindruck entstand, dass dies annähernd künstlich klang. Nach vielen Parameter-Setups, waren die Ohren derart gesättigt und es konnten kaum mehr Differenzierungen festgestellt werden.

Nach gewissenhafter Überprüfung der Einzel-Setup-Parameter habe ich am nächsten Tag den Meterstab hervorgeholt.

Fragestellung:
Welche Zeitachse in der Abstrahlung benötigt der hintere Hochtöner von der Boxenrückwand zur Wand und Reflektion bis zur horizontalen Achse des vorderen Hochtöners.
Mathematisch:
Aufgerundet 3 ms für die Zeitlücke (2-Wege-Box mit wandnaher Aufstellung).

Da war schon ein positiverer Klangeffekt wahrnehmbar.

Weiterhin sollten auch keine zusätzlichen Effekte, dem hinteren Hochtöner beigemischt werden.

Somit ergab sich folgende Konstellation der eruierten Parameter (via Gehör):
-39 dB Verstärkung
2500 Hz Hochpass
9000 Hz Tiefbass
325 ms RT60
3 ms Zeitlücke
rosa Rauschen

Die Bühne ist insgesamt breiter und gefächerter aufgestellt. Diese leichte Prise ist für mein Hörempfinden, eine wohltemperierte Zugabe, ohne den Effekt eines pseudoähnlichen Attributs.

Daraus leite ich eine Quintessenz ab, dass der Button „AIR“ mit entsprechendem Parameter-Setup, durchwegs mit rückwärtigem Hochtöner eingesetzt werden kann. Sicherlich sind Klang-Attribute stets individuell zu betrachten.

Viele Grüße
Robert
Diskus_GL
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Beitrag von Diskus_GL »

uli.brueggemann hat geschrieben: 20.11.2020, 12:20
Es hat also etwas gedauert bis ich das Konzept soweit stehen hatte. In der neuen Version des AcurateConvolvers ist dies Funktion nun integriert. Es lassen sich folgende Parameter justieren:
- rosa oder weiss (mit Rauschen als Basis, man denke an "der Wald rauscht")
- Hochpass justierbar ab 500 Hz bis 5 kHz
- Tiefpass justierbar ab 15 kHz bis runter zu 5 kHz
- RT60 Nachhallzeit, definiertes exponentielles Abklingen 100ms bis 1 sek
- Zeitlücke justierbar mit 0 bis 50 ms zwischen Originalsignal und Einsatzen des Nachalls
- Verstärkung bzw. Abschwächung von -20 dB bis -60 dB.
Hallo,

ich habe zwar kein Accurate, betreibe aber aktive Boxen mit rückwärtigen Schallwandlern, die ebenfalls über einen eigenen DSP-Kanal einstellbar sind. Insofern ist es bei mir eher eine rückwärtige MT/HT-Abstrahlung (möglich wäre ab 350Hz bis 35kHz).
Ich betreibe die hinteren Schallwandler zur Zeit mit einem elektronischem Delay von 4ms, mit HP 12db/700Hz und einer leichten Hochtonanhebung ab 7kHz. Das Lautstärkeverhältnis der hinteren Schallwandler zu den vorderen kann ich per Lautstärkeregler jederzeit einstellen - bei leiser Musik ist es oft besser die hinteren etwas lauter einzustellen. Generell betreibe ich die hinteren im Bereich von ca. 2 bis 7db leiser als die vorderen.
Ich hab schon einiges an Parameter-Einstellungen ausprobiert und bin mittlerweile (u. a. nach einigen Literaturrecherchen - vor Allem Linkwitz AES123 und Blauerts "Räumliches Hören") bei den beschriebenen Werten gelandet. Das bringt tatsächlich eine Menge und es entspricht recht gut den in AES123 geschilderten Klangveränderungen - ich möchte das nicht mehr missen.
Insofern kann gut verstehen einen rückwärtigen Hochtöner über die vordere Schallabstrahlung virtuell zu realisieren...

In der Accurate "Air"-Parameterbeschreibung verstehe ich allerdings die Funktion des Rosa- oder Weissem Rauschen nicht so ganz. Was hat es damit auf sich? Wofür wird das benötigt?

Viele Grüße
Joachim
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Diskus_GL hat geschrieben: 13.01.2021, 19:27 In der Accurate "Air"-Parameterbeschreibung verstehe ich allerdings die Funktion des Rosa- oder Weissem Rauschen nicht so ganz. Was hat es damit auf sich? Wofür wird das benötigt?
Hallo Joachim,
ich spekuliere: als Ersatz für die Diffusität eines Nachhalls
Grüße
Hans-Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Joachim,

stell Dir vor Dein Hochtöner würde stark beamen und der Hörraum wäre ein Spiegelsaal. Dann würdest Du möglicherweise am Hörplatz den Schall des rückseitigen Hochtöners als Reflexionen erleben. Ein erstes Echo käme dann z.B. bei einem Abstand von 1 m zur Vorderwand nach 10 ms = Schallaufzeit zur Wand + zurück plus 4 ms DSP Delay.
Ob das Ergebnis dann mehr Räumlichkeit vermittelt ist eher unwahrscheinlich, evtl. tritt eine Klangveränderung auf = Kammfiltereffekte.

Der Raum könnte aber auch stark zerklüftet sein und einen diffusen Nachhall erzeugen. Das Ergebnis gilt dann für Deinen Raum, für den nächsten schon nicht mehr, weil der anders ist.
Die Frage ist also, wie denn ein möglichst neutraler Nachhall ausschauen täte.

Es gibt ganze Bibliotheken von Nachhallimpulsen. Hört man da mal rein findet man viele auch nette Beispiele aber irgendwie eben auch immer gefärbt. Es gibt aber auch eine Klasse von Impulsen die neutraler sind und zwar solche die in einem Wald aufgenommen wurden. Von da aus kommt es eben unregelmässig und diffus zurück.
Insofern haben sich auch andere schon Gedanken gemacht und z.B. einen entsprechenden Hallgenerator erzeugt.

Und was ist nun das am meisten diffuse Signal und dazu auch noch neutral? Weisses Rauschen. Ergo realisiert der virtuelle Hochtöner beim AcourateConvolver eine Impulsantwort die die Merkmale eines Nachhallimpulses aufweist, z.B. Abklingverlauf etc. und auf Rauschen basiert.
Nun könte noch jemand anmerken, dass ein natürliches Rauschen ein rosa Verhalten aufweist. Insofern kann man eben auch selbiges wählen. Fertig. Ist doch einfach oder?

Grüsse
Uli
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Diskus_GL
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Beitrag von Diskus_GL »

Hallo Uli,

Danke für die ausführliche Antwort.
Demnach ist das Weisse oder Rosa Rauschen also nur dazu da, um die - sagen wir mal - "Charakteristik" des Schalls zu definieren, der dann zusätzlich zum Originalsignal über die vorderen Chassis abgestrahlt wird (quasi beigemischt wird).
Es ist also in jedem Fall ein verändertes Originalschallsignal der Aufnahme (leiser, verzögert, Frequenzverändert etc.) das dem Originalsignal der Aufnahme beigemischt wird.
...als wenn eben das Originalsignal der Aufnahme von einem rückwärtigen Hochtöner über Reflexionen von Wänden des Raumes zum Hörplatz käme.

Grüße Joachim
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