Frequenzspektrum von Aufnahmen

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Luxman4Ever
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Frequenzspektrum von Aufnahmen

Beitrag von Luxman4Ever »

Aufgrund meiner Raumresonanz im Bereich 30 bis 40Hz hab ich angefangen mit Software einige der nervigsten Titel mal mit einem EQ zu bearbeiten nur um zu sehen wie es sich auswirkt.
Tatsaechlich wird es deutlich besser sobald ich ab 30Hz abschneide oder absenke.

Dabei war ich entsetzt welcher "Dreck" sich selbst unter 20Hz noch auf fast allen Aufnahmen tummelt.
Ist das normal?

Das muesste doch auch die Endstufe letztlich belasten auch wenn man es nicht mehr hoert.

Beste Gruesse Bernd


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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Bernd,
ich meine spontan: weder, noch.
Schaust du dir die Welligkeit unter 20Hz an, und teilst du 44100/65536 kommt irgendwas bei 0,672... heraus. Du siehst bei allen ungeradzahligen Vielfachen einen Dip, bei geradzahligen Vielfachen einen Peak, das ist typisches Kammfilterverhalten.
Änderst du die Filterrate, z.b. von 65536 auf "nur" 4096, sieht das Spektrum untenrum schon anders aus.

Ich habe viele Analysen mit Audacity gemacht, da kann man auch auf Hamming, Blackmann-Harris, diverse Gauss etc. umschalten. Von derselben Musikdatei bekommt man jeweils unterschiedliche Grafiken.

Üblicherweise haben Verstärker einen Eingangskondensator, der Gleichspannung ausblendet, weil die Endstufe aus gutem Grund eine hohe Gleichspannungsverstärkung hat. Ein Analogausgang hat idR auch einen solchen Kondensator. Man legt diese Teile häufig auf 10Hz aus, damit 20Hz voll "da" sind.

Ich habe eine Live-Aufnahme mit gekreuzten Bändchenmikrofonen (Blumlein-Verfahren (Mahlers 5. Symphonie, St. Petersburg, Label:Waterlily), wo die Spektralanalyse links und rechts 2 unterschiedliche Resonanzfrequenzen der Bändchen zwischen 2-3Hz aufzeigte. Die aufsteigende Luft regte sie offenbar an.
Gerade habe ich von der Beilage der Audio 9/2002 die Missa Solemnis (Beethoven, Hänssler/SWR Media) gerippt. Da ist unter 20Hz alles weg.
Offenbar hängt vieles vom Aufnahmeequipment, vom Mastering und schließlich auch von der Wiedergabekette ab.
Meine Kette geht lückenlos bis zum Ende digital durch, die Endstufe hat zwar eine Gleichspannungs-Fehlerprüfroutine und geht sofort auf Protection, aber die hat bei mir noch nie angesprochen.
(IIRC hatte Marantz beim CD84 mit TDA1541 eine Mute Funktion, sobald die Aufnahme einen DC-Offset hatte).
In der Erwartung, mittels Filterung den unteren Spektralbereich zu bereinigen und zu entlasten, konnte ich gehörmäßig Null Unterschied feststellen, obwohl ich bei größeren Pegeln tiefster Frequenzen bei ausgesuchten Aufnahmen (Grandmas Hands von L.Taylor, Chesky, um 14 Hz) ein "Flappen" der Tieftönermembranen hören konnte.

Man könnte die Frage stellen, ob tiefstfrequente Komponenten, die real zur Aufnahme gehören, und keine technischen Artefakte sind (!), einen Beitrag zur räumlichen Abbildung leisten. Schließlich wird mit Subwoofern der Aufnahmeraum glaubwürdiger erlebbar, sofern der Raum nicht zum Dröhnen angeregt wird.

Eine unbeantwortete Frage lautet: wird eine tieffrequente Signalüberlagerung den Tieftöner aus seiner Ruheposition "losbrechen" und damit eine präzise Wiedergabe bei kleiner (Zimmer-) Lautstärke sogar unterstützen?

Das Thema hat viele Facetten...
Grüße
Hans-Martin
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atmos
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Tiefe Frequenzen als Startsignal

Beitrag von atmos »

Hi, es gibt Musiker/Produzenten, die programmieren ein Sample und nutzen als Startsignal dafür eine unhörbare Frequenz.

Gruß
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Schrecklich, auf was für Ideen manche Leute kommen.

Eine Begründung für Monitoring Systeme mit einem extrem ausgedehnten Tieftonfrequenzgang ist nämlich, dass man damit feststellen können sollte, was unter dem Hörbereich auch an Ungewolltem passiert. Ich habe zum Beispiel einen Sampler mit Barbara Hendricks, wo einem bei einer Stelle fast die Woofer Membranen um die Ohren fliegen, ich glaube, dass das bei der Produktion übersehen wurde. Kann aber gut sein, dass das der ansonsten beste Take war und man den aus diesem Grund veröffentlicht hat.


Wenn von der Quelle her nicht allzu viel Dreck kommt, sollte idealerweise nur ein Kondensator im Signalweg sein, zum BLockieren von DC. Man darf nicht vergessen, dass DC Offsets alterungsbedingt driften können. Meiner Meinung nach kann die Grenzfrequenz dieses einzelnen Hochpasses ruhig bei 1 Hz liegen.
Jeder Hochpass, der im Signalweg liegt, erhöht die Gruppenlaufzeitverzerrungen im Bassbereich.

Gruss

Charles
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Luxman4Ever
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Beitrag von Luxman4Ever »

Hans-Martin hat geschrieben: 08.10.2020, 19:11 Hallo Bernd,
ich meine spontan: weder, noch.
Schaust du dir die Welligkeit unter 20Hz an, und teilst du 44100/65536 kommt irgendwas bei 0,672... heraus. Du siehst bei allen ungeradzahligen Vielfachen einen Dip, bei geradzahligen Vielfachen einen Peak, das ist typisches Kammfilterverhalten.
Änderst du die Filterrate, z.b. von 65536 auf "nur" 4096, sieht das Spektrum untenrum schon anders aus.

Ich habe viele Analysen mit Audacity gemacht, da kann man auch auf Hamming, Blackmann-Harris, diverse Gauss etc. umschalten. Von derselben Musikdatei bekommt man jeweils unterschiedliche Grafiken.


Das Thema hat viele Facetten...
Grüße
Hans-Martin
Hallo Hans-Martin,

Besten Dank fuer die Erklaerung! :D

Ganz ehrlich - noch - sind das alles boehmische Doerfer fuer mich.

Hab gestern erstmal eine Freeware gefunden die auf dem MAC das kann - und die ich bedienen kann - und die alle Formate einliest.

Ich hab den Teiler deswegen so hoch gesetzt damit ich im hoerbaren Bassbereich besser sehe was da passiert.
Welche Einstellung ist denn deiner Meinung nach die "richtige" fuer die Anzeige?

Leider muss ich sagen ist die Loesung die Dateien unten zu beschneiden nicht das Wahre.
Der Nachhall und die Flatterigkeit im Bereich der Mode bleibt - es sei denn man schneidet noch staerker aber dann ist der Bass auch weg.
Ich spekuliere ueber eine Transmission Line im Selbstbau nachdem der Raum ausgemessen ist um wenigstens die Hauptmode zu daempfen.

Bin fuer jeden Hinweis oder Link dazu dankbar.

Beste Gruesse Bernd
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