Lang Lang: wirklich 20 Jahre Beschäftigung mit den Goldberg-Variationen?

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
alcedo
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Lang Lang: wirklich 20 Jahre Beschäftigung mit den Goldberg-Variationen?

Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen,

komischer Titel, nicht wahr?
https://www.qobuz.com/de-de/album/bach- ... dlwrfhfdvc

Aber nachdem ich die derzeit so gehypte Aufnahme mit den Goldberg-Variationen von Lang Lang gehört habe (und das gleich 2*, weil auf der Deluxe-Ausgabe auch noch ein Live-Auftritt in der Thomaskirche in Leipzig verewigt wurde), bin ich mir nicht sicher, ob das nur ein Marketing-Gag ist.

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Achtung: das ist nicht das Original-Cover (sondern aus dem Booklet) - hätte es aber sehr gut sein können

Nichts gegen alternative Herangehensweisen, aber weitgehendes Ignorieren der Noten gehörte meines Wissens bislang nicht dazu - und permanentens Rubato "irritiert" mich ebenfalls. Man muss sich ja nicht immer nur die Heroen dieses Meisterwerkes wie Tureck, Gavrilov, Gould, Xiao-Mei, Perahia, Sokolov, Muller, Koroliov u.a. anhören. Und sicher wird es auch ganz andere Meinungen zu dieser Interpretation geben.

Meines Erachtens kann man das so spielen. Muss man aber nicht.
Das kann man sich anhören. Muss man aber nicht.

Viele Grüße
Jörg
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grobian.gans
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Beitrag von grobian.gans »

Hallo Jörg,

ich habe es mir verkniffen, die Aufnahme anzuhören :oops: , weil ich genau so etwas befürchtet hatte. Besten Dank für Deinen Bericht.

Grüße

Hartmut
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo Jörg, Hartmut;

Live war es tatsächlich ganz okay - zumal als letztes Konzert 'vor Corona'. Als ich von der geplanten Veröffentlichung des Mitschnittes hörte, war ich (kein passionierter Klassikhörer) dennoch ein wenig überrascht.

Grüße,
Thomas
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grobian.gans
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Beitrag von grobian.gans »

Hallo Thomas,

das ist vermutlich auch der Zauber eines Live-Konzertes. Ich persönlich könnte mir die Goldberg-Variationen live nicht „antun“. Das höre ich am liebsten ganz alleine (und dann am besten eine der Einspielungen von Glenn Gould)

Grüße

Hartmut
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Thomas86
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Beitrag von Thomas86 »

alcedo hat geschrieben: 09.09.2020, 17:21
...
Nichts gegen alternative Herangehensweisen, aber weitgehendes Ignorieren der Noten gehörte meines Wissens bislang nicht dazu...
Meines Erachtens kann man das so spielen. Muss man aber nicht.
Das kann man sich anhören. Muss man aber nicht.

Viele Grüße
Jörg
Hallo Jörg,

erstmal danke fürs (mit-)teilen deines Beitrags und deiner Meinung über Lang Langs Interpretation.

Was meinst du mit deiner Aussage (siehe oben) genau?
Ich kann mir darunter nichts vorstellen.
Der Interpret wird wohl kaum aus einem d ein dis machen?

viele Grüße
Thomas
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Thomas,

andere Töne zu spielen kommt viel häufiger vor als man gemeinhin denken mag. Teilweise unabsichtlich im Eifer des "Gefechts", oft aber auch ganz bewusst. Und nicht wenige Künstler fühlen sich dazu berufen, auch umfassender in eine Partitur einzugreifen und diese zu verändern. Das ist nicht erst seit Mahler geübte Praxis. So haben schon einige Künstler massiv in den Notentext eingegriffen und diesen "verbessert!" - sei es , dass Wiederholungen komplett ausgelassen werden, sei es, dass Rezitative oder ganze Arien komplett gestrichen werden oder Ouvertüren aus anderen Stücken mitten in die Oper eingefügt werden usw.
Ad hoc fällt mir da die Nigel Kennedy-Aufnahme von Vivaldis "VierJahreszeiten" vom Ende der 80er (?) Jahre mit dem ECO ein - damals hochgelobt und heute eher gemieden ob ihrer massiven Eingriffe und manierierten Spielweise.

Das meinte ich aber gar nicht. Es geht mir viel mehr um die Wirkung dieser Spielweise, um die Abbildung der doch sehr polyphonen Struktur der Goldbergvariationen - die mir in dieser Interpretation weitgehend verloren geht. Andere mögen das anders sehen ...
Extremes In-die-Länge-ziehen, Tempoverschleifungen, unsägliche Verzierungen, Phrasierungskunststückchen, überdimensionale Baßläufe ... aber wozu?
Man höre sich nur mal die Eingangs-Arie oder die Variationen 15, 17 oder 25 an.

Um es noch einmal klar auszudrücken: das hier ist meine persönliche Meinung zur Interpretation, nicht zum Künstler.
Ich hatte mich sehr auf diese Veröffentlichung gefreut. Hatte man doch gehört, dasss Lang Lang nun seine 3 Jahre dauernde Sehnenscheidenentzündung überwunden habe und solch ein schweres Stück (auswendig) aufführen wolle. Und nach seinem (in meinen Ohren) unsäglichen "Piano Book" (die andererseits - so stand irgendwo zu lesen - zum Mega-Bestseller aufstieg) erhoffte ich mir hier von diesem technisch extrem versierten Künstler "nach 20 Jahren Beschäftigung mit dem Werk" (so der Pressetext) eine entsprechende Interpretation.
Xiao-Mei beispielweise beschäftigt sich ebenfalls seit Jahrzehnten damit und brachte nach 20 Jahren Praxis (= öffentliches Spielen und Hinterfragen ihrer Interpretationen) ihre neuen Erkenntnisse/ Einsichten in ihre nächste Aufnahme mit ein. Das war in sich schlüssig.

Vielleicht liegt hier aber auch ein falscher Ansatz von mir vor. Ich habe in meinem Kopf eine Idealvorstellung der Goldberg-Variationen, da auch ich mich mit diesem Werk seit 30 Jahren befasse (es gehört zu meinen absoluten Lieblingswerken) - es aber nicht mal im Ansatz so spielen könnte. Ich bin von dieser Aufnahme sehr enttäuscht. Aber ist Lang Lang daran Schuld? Sicher nicht. Es ist meine eigene. Insofern hat es ja auch etwas Gutes: nun bin ich ent-täuscht, also einer (Selbst-)Täuschung entledigt.

Was maße ich mir also an, dass ich dann einen Künstler so kritisiere wie ich es hier getan habe? Ich sollte bei meinem alten Vorsatz bleiben und nur positive Kritiken schreiben und die anderen einfach weglassen. Hier habe ich das leider nicht getan - was ich bedaure.
Mehr Demut wäre angebracht - fällt mir nicht immer leicht.

Insofern: Danke für deine mich nachdenklich stimmenden Worte, Thomas.

PS: wenn die Administratoren diesen Thread für unangemessen erachten, kann er auch gelöscht werden.

Nachdenkliche Grüße
Jörg
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grobian.gans
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Beitrag von grobian.gans »

Hallo Jörg,

ich denke, es steht einem zu, auch mal eine Interpretation zu kritisieren. Und wenn sie zehnmal von einem Shooting-Star aufgeführt wird. Die eigene Rezeption darf hier ruhig als Maßstab gelten. Zumal, wenn man über eine breite Vergleichsbasis verfügt.

Es gibt viele Interpretationen von Lang Lang, die, wie ich finde, exzellent sind. Andere wiederum sind einfach, wie ich finde - sagen wir mal - unpassend :wink:

Grüße

Hartmut
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Jörg,

danke für diese Anregung!

Was die Goldberg-Variationen selbst betrifft, bin ich persönlich bin „sozialisiert“ über die Gould-Einspielungen und war immer inspiriert von diesem Stück. Gould ist Kult. Stilisiert zu (s)einem Lebenswerk. Das macht es mir schwierig, mich anderen Interpretationen zu nähern.

Dennoch, ich habe mir heute mit großem Genuss die Studio-Variante und auch Teile des Live-Mitschnitts dieser Lang-Lang Einspielung angehört. Ich bin mir persönlich nicht sicher, ob man Bach auf diese Weise auf einem Steinway spielen und aufnehmen sollte, aber wenn man diese Frage positiv beantwortet, dann ist die Einspielung m.E. eine Bereicherung. Definitiv.

Lang-Lang scheint mir recht nah am Notentext zu bleiben. Er beherrscht das Instrument (ohne Frage) und bringt viele neue Interpretationsaspekte.

Inspirierte Grüße
Harald
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

nihil.sine.causa hat geschrieben: 10.09.2020, 20:47 Ich bin mir persönlich nicht sicher, ob man Bach auf diese Weise auf einem Steinway spielen und aufnehmen sollte, aber wenn man diese Frage positiv beantwortet, dann ist die Einspielung m.E. eine Bereicherung.tt5
Hallo Harald, hallo Jörg,

meine Meinung dazu ist ein klares, sowohl als auch.

Gerade weil ich der Alten Musik sehr zugetan bin und daher auch insbesondere liebe, wenn sie auf historischen Instrumenten musiziert wird, wäre es eine mir unverständliche Einengung, dies ausschließlich so tun zu "dürfen". Während man sich vor mehr als 50 Jahren, also bevor die historische Musizierpraxis seine ersten zarten Anfänge zeitigte, darüber keine Gedanken gemacht hat, verwischen die Grenzen heute wieder, also weg vom entweder/oder. Eine nicht mehr unbedeutende Fraktion an Interpreten dirigiert bzw. spielt Werke der Barockzeit auf den gleichen Instrumenten, wie Beethoven, Schumann, Dvorak, Brahms, Debussy, Strawinsky, Copland, Shostakovitch, Rihm, Lachenmann. Eine Kunst dabei ist, die beabsichtigten Affekte und Effekte des Barockkomponisten mit aktuellen (Orchester)Instrumenten in angemessener Qualität zu erreichen. Das mag nicht immer gelingen und nicht immer gefallen, setzt auch hohes musikalischen Verständnis, Kenntnis der historischen Aufführungspraxis und Kreativität voraus, macht aber (mich) neugierig. Noch nicht einmal absolute Werktreue ist mein wichtigstes Kriterium, sondern ob es dem Interpreten in (bei) mir gelingt, etwas anzuregen, zu begeistern, auf das Werk aufmerksam zu machen oder einen neuen Blick auf das Werk aufzuzeigen. Das Thema erinnert mich übrigens an einen Faden (insbesondere, aber auch hier) in einem anderen (Musik)Forum über Patricia Kopatchinskaja.

Ein weiteres, (nicht nur mir :wink: ) mir ganz wesentliches Kriterium von Musik ist der Klang. Und hiermit mache ich die Rolle rückwärts. Ich gestehe zunächst, dass ich a) kein Kenner der Goldberg Variationen bin und b) weder das, was ich von Glenn Gould, noch das, was ich von Lang-Lang kenne, sie zu meinen Favoritenpianisten zählen lässt. Aber ein Vivaldi Fagottkonzert auf einem Barockfagott von einem Könner gespielt, geht mir stärker unter die Haut als auf einem modernen Heckel, weil es so viel wärmer, soviel mehr nach HOLZblasinstrument klingt. Dass das Barockfagott sehr viel schwieriger zu spielen und zu intonieren ist, steht auf einem anderen Blatt.

Jörg, Dein Ansinnen, diesen Thread in den Orkus zu verweisen bzw. Deine Kritik an Lang-Lang zurück zu halten, wäre für mich und wohl andere schmerzlich bzw. ein Verlust gewesen. Hier bist Du richtig! Um Harald (nihil sine cause) Referenz zu erweisen: Hic Rhodos hic salta!

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Jörg,
alcedo hat geschrieben: 10.09.2020, 16:41 Das meinte ich aber gar nicht. Es geht mir viel mehr um die Wirkung dieser Spielweise, um die Abbildung der doch sehr polyphonen Struktur der Goldbergvariationen - die mir in dieser Interpretation weitgehend verloren geht. Andere mögen das anders sehen ...
Extremes In-die-Länge-ziehen, Tempoverschleifungen, unsägliche Verzierungen, Phrasierungskunststückchen, überdimensionale Baßläufe ... aber wozu?
Man höre sich nur mal die Eingangs-Arie oder die Variationen 15, 17 oder 25 an.
das habe ich gestern Abend ebenfalls gemacht, und zwar sowohl in der Studio- wie in der Liveversion. Ich mach's kurz, ich find's unerträglich.
alcedo hat geschrieben: 10.09.2020, 16:41 Um es noch einmal klar auszudrücken: das hier ist meine persönliche Meinung zur Interpretation, nicht zum Künstler.
Ja klar, und Deine persönliche Meinung interessiert uns, nicht eine geschliffene Kritik, die niemandem wehtun möchte. Lang Lang wird hier kaum mitlesen, und wenn doch, muss er da durch.
alcedo hat geschrieben: 10.09.2020, 16:41 Vielleicht liegt hier aber auch ein falscher Ansatz von mir vor. Ich habe in meinem Kopf eine Idealvorstellung der Goldberg-Variationen, da auch ich mich mit diesem Werk seit 30 Jahren befasse (es gehört zu meinen absoluten Lieblingswerken) - es aber nicht mal im Ansatz so spielen könnte. Ich bin von dieser Aufnahme sehr enttäuscht. Aber ist Lang Lang daran Schuld? Sicher nicht. Es ist meine eigene. Insofern hat es ja auch etwas Gutes: nun bin ich ent-täuscht, also einer (Selbst-)Täuschung entledigt.
Auch ich kann das technisch nicht so spielen wie die Profis, sonst wäre ich nicht Ingenieur, sondern Pianist geworden. Ich habe aber ein paar der Variationen gespielt und natürlich die Aria, die die Basis für diese Variationen darstellt. Und zwar das erste Mal vor 40 Jahren mit Anfang 20. Tatsächlich war für mich die 80er-Aufnahme von Glenn Gould ein Schlüsselerlebnis und der Auslöser dafür, mich für die Goldbergvariationen zu interessieren.
alcedo hat geschrieben: 10.09.2020, 16:41 Was maße ich mir also an, dass ich dann einen Künstler so kritisiere wie ich es hier getan habe? Ich sollte bei meinem alten Vorsatz bleiben und nur positive Kritiken schreiben und die anderen einfach weglassen. Hier habe ich das leider nicht getan - was ich bedaure.
Mehr Demut wäre angebracht - fällt mir nicht immer leicht.
Ach das wäre doch langweilig. Die Effekthascherei und Manieriertheit, mit der er bereits die Aria spielt, zeigt einen von Deinem Charakter komplett gegensätzlichen bei Lang Lang, jegliche Demut vermissen lassend. Für mich lebt diese Aria von einer schwebenden Ruhe, der eine sehr einfache Harmoniestruktur zugrunde liegt. Diese Ruhe wird durch die vielen unnötigen Tempoverschleppungen und vor allem die Unart des Nachschlagens (Linke und Rechte nicht genau gleichzeitig) massiv gestört. Im B-Teil dann ist der entscheidende Schlüssel für mich, wenn die Rechte anfängt, ab Takt 27 in Sechzehnteln zu laufen. Das zieht einen Bogen bis zum Schluss, und wenn der fehlt, hat man für mein (natürlich mindestens ebenso subjektives) Verständnis etwas Entscheidendes hier nicht begriffen. Lang Lang verpasst diesen Bogen komplett vor lauter Verkünstelungen.

So, nun habe ich mich auch noch ein bisschen aus dem Fenster gelehnt, damit Du nicht so allein an der frischen Luft bist.


Hallo Harald,

gerade erst sehe ich Deinen Beitrag: Ja, Du hast das viel vornehmer ausgedrückt als ich:
nihil.sine.causa hat geschrieben: 10.09.2020, 20:47 Ich bin mir persönlich nicht sicher, ob man Bach auf diese Weise auf einem Steinway spielen und aufnehmen sollte, aber wenn man diese Frage positiv beantwortet, dann ist die Einspielung m.E. eine Bereicherung. Definitiv.
nihil.sine.causa hat geschrieben: 10.09.2020, 20:47 Lang-Lang scheint mir recht nah am Notentext zu bleiben.
Es fehlen keine Noten und es kommen nur wenige dazu, aber Timing ist eben auch ein wichtiger Aspekt der Musik, und Lang Lang hat mir zu viel Jitter :) .
nihil.sine.causa hat geschrieben: 10.09.2020, 20:47 Er beherrscht das Instrument (ohne Frage) und bringt viele neue Interpretationsaspekte.
Er ist technisch perfekt, keine Frage. Und Immerhin bringt er uns dazu, hier über die Goldbergvariationen zu diskutieren.

Viele Grüße
Gert
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Vielen Dank für eure Kommentare (und die PNs)!
Fortepianus hat geschrieben: 11.09.2020, 11:56 Und Immerhin bringt er uns dazu, hier über die Goldbergvariationen zu diskutieren.
Das gefällt mir besonders :cheers:

Offenbar waren/sind viele von uns "Älteren" von den Glenn Gould-Aufnahmen fasziniert - so war es auch bei mir, wobei ich immer wieder zwischen der jüngeren und der älteren Aufnahme hin und herschwankte. Danach hörte ich vermehrte Rosalyn Tureck, bei der Gould studiert haben soll (zumindest stark von ihr beeinflusst wurde) - beide spielen sehr gradlinig und verzichten weitgehend auf Rubato. Tureck beschäftigte sich die letzten Jahrzehnte nur noch mit Bach und hat ganze Abhandlungen über Bach und die Aufführungspraxis seiner (Tasteninstrumenten-)Werke sowie adäquater Fingertechnik geschrieben. Dies hat sie auch auf der Bühne gezeigt und beispielweise einmal in einem Konzert nacheinander Bach auf einem Cembalo, einem modernen, einem historischen Flügel und auf dem „Moog Synthesizer“ gespielt. Da wäre ich gerne dabei gewesen.

Viele Grüße
Jörg
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Hironimus_23
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12.09.2020 3SAT Lang Langs Goldberg-Variationen

Beitrag von Hironimus_23 »

Weil es gerade thematisch passt:

Heute, den 12.09.2020 um 22:35 Uhr wird auf 3SAT eine Dokumentation zu Lang Langs Goldberg-Variationen gesendet.

"Starpianist Lang Lang begibt sich 2020 auf eine besondere Reise: Er erkundet Bachs filigrane Goldberg-Variationen von 1741. An seiner Interpretation lässt er seine erste Klavierlehrerin und seinen Entdecker Christoph Eschenbach teilhaben."

Gruß,
Hironimus
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo an alle,

Im Rahmen der aktuell beinah allgegenwärtigen Promotion für dieses Werk hat Claas Relo....- äh, Takis Würger ein Interview für den Spiegel geführt, mit Lang Lang:

https://www.spiegel.de/kultur/musik/lan ... 0172993255

Viele Grüße,
Thomas
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alcedo
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Variationen der Variationen

Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen,

wer die Goldberg-Variationen noch nicht kennt, kennt vielleicht die ein oder andere Bearbeitung davon.

Die bekannteste dürfte (zumindest für Jazz-Fans) die vom Jacques Loussier Trio in ihrer "Play Bach"-Serie sein.

Von einem Mitforenten bekam ich kürzlich den Hinweis, dass es auch welche für 2 Klaviere gibt. So auch die von 1880-85 durch Josef Rheinberger entstandene Bearbeitung, bei der stellenweise massiv in den Notentext eingegriffen wird, um die Goldberg-Variationen als „Schatz der Hausmusik“ anbieten zu können.1913 revidierte Max Reger diese Bearbeitung und ergänzte sie durch Angaben zu Dynamik, Artikulation und Tempo.

Ich habe sie mir in den letzten Tagen in verschiedenen Interpretationen (es existieren leider nicht viele) angehört:
am interessantesten (und auch klangtechnisch sehr ansprechend) empfand ich die Aufnahme mit Nina Schumann und Luis Magalhaes aus 2013.

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Obwohl ich mich erst an die Veränderungen gewöhnen (oder: meine Hör-Gewohnheit ändern) musste, machte mir diese Entdeckung sehr viel Freude.

Alternativ kann ich die Aufnahmen aus 2016 von Jihye Lee/ Peter von Wienhardt (oder auch Tal/ Groethuysen, 2009) empfehlen, die ein eher engeres, intimeres Klangbild bevorzugt:

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Beste Grüße
Jörg
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo an alle,
alcedo hat geschrieben: 14.09.2020, 16:56 Wer die Goldberg-Variationen noch nicht kennt...
...der kann sich gern auch ein eigenes Bild bei den Open-Goldberg-Variations machen. Die durchaus ansprechende und einwandfrei aufgenommene Interpretation von Kimiko Ishizaka kann kostenlos (oder gegen eine geringe Spende) als verlustfreier Download auf Bandcamp bezogen werden.

https://opengoldbergvariations.org/

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Grüße,
Thomas
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