Wie misst man den Wellenwiderstand von Kabeln?

Fortepianus
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Wie misst man den Wellenwiderstand von Kabeln?

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Messtechnikfreaks,

angeregt durch diesen Beitrag von Hans-Martin mache ich zum Thema Wellenwiderstand von Kabeln einen neuen Thread auf, weil sonst die Gefahr besteht, Haralds Vorstellungsthread unnötig zu beladen.
Hans-Martin hat geschrieben:mit einem LCR-Messgerät kann man die Kabelinduktivität (geschlossene Schleife) messen, ebenso die Kabelkapazität (mit offenem Ende). Vereinfacht ergibt sich Z = Wurzel aus (L geteilt durch C).
Das klingt in der Theorie so verblüffend einfach, ist es in der Praxis aber leider nicht. Ich möchte mal an einem Beispiel mit einfachen Messgeräten zeigen, warum nicht:

Ich nehme ein Koaxkabel mit 1m Länge, von dem ich weiß, dass es ziemlich genau 75Ohm Wellenwiderstand hat. Es ist ein Lutzifer mit Cinchsteckern:

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Mal schauen, was ich an LCR-Messgeräten in der Werkstatt finde:

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Es zeigt schon ohne angeschlossenen Prüfling 13pF an, mit dem Kabel dann 92pF. Also bleiben 79pF für das Kabel. Kurzschlussstecker drauf und auf L umgeschaltet: es zeigt 0,010mH an. Mal rechnen: Das ergibt einen Wellenwiderstand von 355Ohm. Das ist fast Faktor 5 daneben. Nächstes Messgerät, ein uraltes von Voltcraft (Conrad):

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Immerhin ist es im Kapazitätsmessbereich auf Null abgleichbar, was ich mache. Es zeigt 88pF für das Kabel an, kann aber gar keine Induktivitäten messen. Dann eine Kuriosität aus China:

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Das Ding ist super, es stellt nämlich fest, ob ein R, L, C, Transistor, Diode oder was auch immer drinsteckt und zeigt die Werte an. Kabel mit offenem Ende:

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69pF also. Jetzt haben wir bisher drei verschiedene Messgeräte verwendet und drei verschiedene Meinungen zu den Kapazitätswerten erhalten, 69pF, 79pF und 88pF. Das Ende des Kabels kurzgeschlossen ergibt allerdings keinen Induktivitätswert, sondern die Anzeige R=0.00 Ohm. Damit sind wir auch nicht schlauer.

Aber da habe ich doch noch einen Spezialisten für das Thema:

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Offenes Kabel dran und abgelesen: 75,7pF. Naja, das liegt innerhalb des bisher Gemessenen und suggeriert durch die Nachkommastelle ein gewisses Vertrauen. Kabel kurzgeschlossen: Anzeige 0,00µH. Manchmal kommt kurz eine Anzeige, mal 16µH, mal 100µH, meistens 0,00. Das heißt: Die Kapazität eines Kabels zu messen ist offensichtlich einfacher als dessen Induktivität. Rechnen wir mal aus, was bei 78pF (ist der Mittelwert aus unseren vier Messungen) die korrekte Induktivität wäre bei 75 Ohm Wellenwiderstand: ca. 0,44µH. Das Kabel selbst verhagelt aber die Wechselspannungsmessung durch die Messgeräte, vermutlich durch die Reflexionen am Ende des Kabels. Aber selbst, wenn man die Induktivität sauber gemessen hätte: Allein die Toleranz bei der Kapazitätsmessung macht die Genauigkeit dieser Methode ziemlich unbrauchbar. Man müsste also schon in sehr hochwertige LCR-Messgeräte investieren, wenn man damit den Wellenwiderstand bestimmen wollte. Oder sehr lange Kabel nehmen, damit die gemessenen Werte entsprechend größer werden.

So einfach wie in der Theorie ist das also nicht in der Praxis.

Schauen wir uns mal die zweite Messmethode an, die im oben genannten Beitrag verlinkt war: Rechteck auf Kabel geben und Reflexion auf Null abgleichen. Dabei werden zwei Dinge verschwiegen: Erstens, dass die verwendete Generator-Oszi-Kombi das Budget mit knapp 5k€ belastet, zweitens, dass das eigentlich nur dann sauber funktioniert, wenn die Kabel eine ordentliche Länge haben, so dass die Reflexion nicht in die eigene Flanke reinhaut und drittens, dass dort überall vom Generator über den Oszieingang bis zum Kabelende 50Ohm-Messkabel verwendet werden. Ist dagegen ein unbekanntes Kabel angeschlossen, gibt es an der Schnittstelle zwischen 50Ohm-Kabel am Oszi und unbekanntem Kabel weitere Reflexionen. Schauen wir uns das mal in einem Versuch an, wieder mit preiswerter Ausrüstung:

Ich nehme einen Rechteckgenerator, den es für unter 350€ gibt, und stelle ihn auf die Werte ein, die im Video angegeben sind, Rechteck mit 1Vpp und 1MHz:

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Damit gehe ich über ein RG58-Messkabel mit 50 Ohm auf einen 100MHz-USB-Oszi, mit 410€ ebenfalls sehr günstig:

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Nun stelle ich den Versuch nach, hänge aber kein RG58 Messkabel mit 50 Ohm dran wie im Video, sondern ein 2,5m langes Kabel mit 75 Ohm (ein längeres Kabel macht die Sache einfacher). Den Abschlusswiderstand, ein 20Gang-Präzisionstrimmer mit 100 Ohm, stelle ich zunächst auf 50 Ohm ein, um die Fehlanpassung zu sehen:

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Das Ergebnis erstaunt auf den ersten Blick. Bei einem zu niedrigen Abschlusswiderstand würde man keinen Überschwinger erwarten, sondern ein stufenweises Ansteigen der Rechteckflanke. Was man statt dessen hauptsächlich sieht, ist die Fehlanpassung vom Messkabel (50 Ohm) auf das Testkabel (75 Ohm). Der nachfolgende kleine Unterschwinger ist dann die Fehlanpassung hinten am Testkabel. Durch die relativ langsame Anstiegszeit des Rechtecks (20ns) und die relativ kurzen Kabel schmilzt das aber alles zusammen. Dann versuche ich, mit dem Poti auf ein optimales Rechtecksignal abzugleichen, wie im Video gezeigt:

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Die Messung des abgeglichenen Abschluss-Widerstandes ergibt rund 87 Ohm:

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Das ist doch deutlich von den tatsächlichen 75 Ohm entfernt. Ich stelle zum Test den Widerstand auf 75 Ohm:

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Das ist kein perfektes Rechtecksignal mehr, sondern zeigt einen deutlichen Überschwinger. Warum? Weil man wieder die Reflexion vom Übergang des Messkabels vom Generator zum Oszi auf das Testkabel sieht.

Diese Messmethode ist also ebenfalls nicht geeignet, um den Wellenwiderstand eines unbekannten Kabels zu bestimmen. Aber woher will ich denn eigentlich wissen, dass das verwendete Testkabel überhaupt 75 Ohm hat und nicht vielleicht doch die 87 Ohm, die bei diesem Versuch rauskamen? Weil ich es gemessen habe. Wie, zeige ich gerne demnächst.

Viele Grüße
Gert
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Martin
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Beitrag von Martin »

Hallo Gert,
ich bin schon gespannt wie ein Flitzbogen, wann geht es weiter?

Viele Grüße
Martin
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Martin,
Martin hat geschrieben:ich bin schon gespannt wie ein Flitzbogen, wann geht es weiter?
freut mich, dass Du an meinen Messtechnikausflügen teilnimmst. Im Grunde habe ich die Methode schon einmal hier grob skizziert bei der Impedanzmessung von Digitaleingängen. Übertragen auf Digitalkabel geht das dann so:

Man braucht dazu einen möglichst steilflankigen und kurzen Puls. Rauf und gleich wieder runter, und das alles am besten innerhalb einer Nanosekunde. Den schon oben erwähnten Rechteckgenerator stelle ich auf 100kHz und triggere damit einen kleinen, aber feinen selbstgebauten Generator:

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Der sitzt so dicht wie möglich am Oszi und wird von irgendeinem 5V-Labornetzteil versorgt:

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Am Pulsgenerator sieht man zwei 75Ohm-BNC-Buchsen vorne. Die linke ist der relativ hochohmige Ausgang, da steckt im Bild ein BNC-Abschlusswiderstand mit 75Ohm. Hochohmig deshalb, damit am Kabelende entstehende Reflexionen nicht verschwinden, sondern man den zurücklaufenden Impuls im Oszikanal 1 sehen kann. An der rechten vorderen Buchse kann man bei Bedarf das Kabelende anschließen und rechts am Gehäuse einen Abschlusswiderstand. Das geht dann auf Kanal 2 und man kriegt damit noch ein paar mehr Informationen, dazu später mehr. Wenn man also direkt diesen 75Ohm-Abschluss in den Ausgang steckt, sieht der Puls auf Kanal 1 so aus:

Bild

Sehr steil rauf und genauso steil wieder runter, dabei sehr kurz, und das im Rhythmus von 100kHz, also alle 10µs ein Nädelchen mit einer knappen ns Dauer. Der 100MHz-Oszi kann dem Spiel nur mit Mühe folgen und macht da eben entsprechend der Anstiegs- und Abfallzeit in seinem Eingangsverstärker eine Nadel mit ca. 3ns Breite in der Amplitudenhälfte draus. Man sieht ein gewisses Nachklingeln, das durchaus auch im Pulserzeuger selbst entstanden sein kann zwischen Pulsausgang und Oszieingang. Nun stecke ich ein nur 1m langes Testkabel rein:

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Abgeschlossen ist es mit dem ebenfalls schon oben vorgestellten Poti. Nun gleiche ich das so ab, dass der Impuls möglichst dem Bild gleicht bei direktem Abschluss des Ausgangs:

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Das Kabel hat also ziemlich genau 75Ohm. Man kriegt mit etwas Übung und Gefühl für's Potieinstellen Genauigkeiten von unter 1Ohm hin. Ich zeige mal, wie der Impuls bei Fehlanpassung aussieht:

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Das ist beim Abschluss mit 65Ohm. Jetzt mit 85Ohm:

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Wenn das Kabel länger ist, wird's natürlich auch hier einfacher, weil dann das Nachklingeln des Messimpulses schon stärker abgeklungen ist. Ich stecke zum Vergleich das 2,5m-Kabel dran und mache eine Fehlanpassung mit nur 50Ohm:

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Man sieht die invertierte Reflexion nach 26,8ns, das ist also nach der Laufzeit hin zu den 50Ohm und wieder zurück zum Generator. Weitere 26,8ns später kommt dann die zweite Reflexion wieder nach oben. Daraus kann man übrigens die Dielektrizitätskonstante des verwendeten Dielektrikums berechnen. Das Signal braucht für 5m Strecke 26,8ns, das ist 0,62 davon, was das Signal im Vakuum brauchen würde. Kehrwert gebildet und quadriert gibt Epsilon-r, hier 2,6 (µ-r geht zwar ebenfalls ein in die Rechnung, aber das kann man getrost auf 1 setzen bei den Digitalkabeln). Man kann damit schon sicher sagen, dass es kein Teflon ist - das hat 2,0.

Mit der Methode kann ich mit relativ einfachen Messmitteln den Wellenwiderstand von Kabeln ziemlich genau bestimmen. Harald (saabcoupe) bringt ja immer wieder, wenn er mir etwas zum Umbauen vorbeibringt, einen Karton voller selbstgebauter oder gekaufter Digitalkabel mit, die ich alle auf diese Weise durchgemessen habe. Da waren Koaxkabel mit ca. 60 bis über 100 Ohm dabei, die eigentlich alle 75 Ohm haben sollten. Bei manchen Kabeln kann man mit dem Poti gar nicht auf Reflexionsfreiheit abgleichen und sieht dann auch schon frühere Reflexionen, als es nach der Kabellänge zu erwarten wäre. Dann weiß man, dass der Wellenwiderstand nicht konstant über der Länge ist. Solche Kabel kann man dann gleich aussortieren, denn die reflektieren Teile des Signals schon in sich, bevor das Kabelende erreicht ist.

Mit dem zweiten Oszieingang kann man dann, wenn dort mit einem Widerstand in Höhe des Kabelwellenwiderstandes abgeschlossen wurde, auch die Amplitude messen nach der Kabelstrecke und so sehen, wieviel Dämpfung das Kabel beisteuert. Bei manchen Kabeln kann man auch eine Verbreiterung des Pulses sehen - dann sieht man direkt, wie das Kabel die Flanken verschleift.

Viele Grüße
Gert
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Gert,

faszinierend und lehrreich zugleich. Vielen Dank für die tieferen Einblicke in Deine Messungen des Wellenwiderstands.

Angesichts der Tatsache, dass es in der letzten Zeit einige Beiträge im Forum gab, die dem neunen Linn G-Hub einen besseren Klang über AES-Ausgang attestieren, taucht bei mir die Frage auf, wie denn die Messung des SPDIF-Signals über AES/EBU zu bewerkstelligen ist. Gehe recht in der Annahme, dass analog zu dem von Dir beschriebenen Prozedere jeder der beiden Innenleiter eines XLR-Kabels jeweils gegen Masse auf 110 Ohm gemessen wird? Ich vermute ja, dass schon allein wegen des Kabelaufbaus die Einhaltung von 110 Ohm hier noch weniger funktioniert, als die 75 Ohm bei den RCA-/BNC-Kabeln. Aber wer weiß...

Grüße
Fujak
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Fujak,

das dürften eher jeweils 55 Ohm sein, da 110 Ohm die Abschlussimpedanz zwischen den beiden gegenphasigen Signalleitern ist.

@ Gert: Toller Bericht, sehr schlüssig, nachvollziehbar und zugleich sehr anschaulich!

Grüße
Hans-Martin
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HaraldP
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Beitrag von HaraldP »

Hallo Gert,
Fortepianus hat geschrieben:freut mich, dass Du an meinen Messtechnikausflügen teilnimmst.
vielen Dank für diesen sehr interessanten Beitrag. Ich kann die Messungen zwar auch mangels Equipment nicht nachvollziehen, bin aber mit großem Interesse dabei. Ich finde es ganz toll, dass du dir die Zeit nimmst und uns diese Nachhilfe gibst.

Viele Grüße
Harald
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Hallo zusammen,

zwecks Messung des Wellenwiderstands von Kabeln nehme ich ein TDR (Time Domain Reflectometer). Das beste mir bekannte ist das Mohr CT100B. Leider auch das teuerste.

http://www.mohr-engineering.com/tdr-cab ... CT100B.php

Privat verwende ich ein altes Kathrein Impulsreflektometer, welches mir hervorragend die kleinsten Buckel und Senken im Wellenwiderstandsverlauf eines Kabels oder auch Kabelverbinder, sowie auch minimal falsch angepasste Geräteeingänge usw. aufzeigt. Mit diesem messe ich direkt den Wellenwiderstand und nicht die weiter oben im Thread beschriebende Methode per Minimierung des Impuls-Ringing.

Für eine genaue Bestimmung des Wellenwiderstands (falls erforderlich) an einem bestimmten Punkt eines Kabels schließe ich auch das Kabel mit einem aufsteckbaren Regler ab und stelle den Widerstandswert auf die gleiche vertikale Höhe wie der gemessene Wellenwiderstand (=Höhe des vertikalen Linienverlaufs auf dem Messgerätedisplays). Somit lässt sich auch nachweisen, dass ein Oyaide SPDIF Kabel nur 72 Ohm statt 75 Ohm hat. Das ist aber in diesem Fall nicht klangschädlich.

75 Ohm Kabelreferenzen habe ich zur Genüge, da wir in der Firma 75 Ohm Leitungen kilometerweise fertigen lassen mit einer Toleranz von +- 1%. Mein Vergleichskabel darf also zwischen 74,25 - 75,75 Ohm variieren. Diese Kabel lassen sich mit exakt 75 Ohm messen.

Der Wellenwiderstand ist nicht alles. Ich kenne Kabel die mit exakt 75 Ohm viel schlechter klingen als ein 70 Ohm Kabel, das mit hochwertigen Materialien aufgebaut ist. Nach meiner Erfahrung erzeugen aber Kabel die eine sehr starke Fehlanpassung produzieren sehr viel Return Loss (Reflektionen) was somit in einer digitalen Domain ein Hinzufügen von Jitter bedeutet. Solche Kabel klingen dann lebendiger/anspringender. Das kann insbesondere unerfahrene Hörer anfangs überzeugen. Für mich ist das kein klanglicher Zugewinn sondern nur digitales Sounding was auf Dauer in ansonsten gut abgestimmten Anlagen nervt.

Ich hatte mal vor einiger Zeit ein von den Materialien sehr hochwertiges Kabel zum Testen bekommen. Der Hörtest in meiner Kette ergab überzogene scharfe Mitten und Höhen. Die anschließende Messung lieferte aufgrund falscher Kabelquerschnitts- und Abstandsparameter mit 39 Ohm Wellenwidestand den Grund dafür ...

Der einzig richtige Weg ist ein Kabel mit sehr guten Materialien (Kupfer oder Silber) sowie einem hochwertigen Dielektrikum und einem einigermaßen bis perfekt passenden Wellenwiderstand.

Viele Grüße,
Horst
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Horst,
Trinnov hat geschrieben:Somit lässt sich auch nachweisen dass ein Oyaide SPDIF Kabel nur 72 Ohm statt 75 Ohm hat.
ja, bei meinem Oyaide habe ich 71 Ohm gemessen.
Trinnov hat geschrieben:Der Wellenwiderstand ist nicht alles. Ich kenne Kabel die mit exakt 75 Ohm viel schlechter klingen als ein 70 Ohm Kabel, das mit hochwertigen Materialien aufgebaut ist.
Das deckt sich mit meiner Erfahrung. So klingt es mit dem Oyaide erheblich besser als mit einem RG59, das genaue 75 Ohm mitbringt. Aber, wie Du sagst, wenn das Kabel schon beim Wellenwiderstand völlig daneben liegt, wird das nix.

Hallo Fujak,
Fujak hat geschrieben:Angesichts der Tatsache, dass es in der letzten Zeit einige Beiträge im Forum gab, die dem neunen Linn G-Hub einen besseren Klang über AES-Ausgang attestieren, taucht bei mir die Frage auf, wie denn die Messung des SPDIF-Signals über AES/EBU zu bewerkstelligen ist.
dafür habe ich mir gerade etwas Material bestellt, um die passenden Adapter zu bauen. Ich erzähl dann.

Viele Grüße
Gert
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saabcoupe
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Beitrag von saabcoupe »

Hallo Horst,

deinen Ausführungen kann ich im vollen Umfang zustimmen.
Ich habe im letzten halben Jahr viele VERSCHIEDENE Digital Kabel gebaut aber immer mit den reinsten 6N Leiter Materialien.
Darunter waren auch 2 Kabel die ausschließlich aus Silberdraht, Teflon, Luft und dem Kupfergeflecht als Schirm bestanden. Diese hatten hervorragende Meßwerte aus denen man ablesen konnte das Teflon und Luft verwendet wurde, klangen aber sehr bescheiden, viel zu dumpf.

Jetzt nehme ich nur noch Teflon Röhrchen für die Leiter Isolierung, zur Bestimmung des Abstands zwischen Leiter und Schirm verschieden dicke Schrumpfschläuche, schrumpfe sie und schiebe sie ineinander. Das ist meine einzige Möglichkeit den Leiter über die gesamte Kabel Länge auf nehezu gleichem Abstand zum Schirm zu halten was eines der wichtigsten Kriterien ist. Ein anderes Kriterium ist der Leiter Durchmesser im Verhältnis zum Schirm, auch da bin fündig geworden.

Es gibt allerdings zwei großen Unterschiede zwischen den Kabeln mit genau 75 Ohm und denen mit annähern 75 Ohm, die 75 Ohm Kabel haben einen blanken Leiter unter dem Schirmgeflecht der allein mit Masse verbunden ist und sie haben Wbt Nextgen Stecker und Bullet Plugs. Die anderen Kabel haben Vollmetall Stecker und direkten Kontakt mit dem Schirm Geflecht als Masse, ohne den einzelnen Leiter.

Jetzt bin ich gerade dabei und baue AES/EBU Kabel deren Leiter gefochten oder verdrillt sind, mit Schirm und ohne.

Der Markt gibt nun gar keine Hinweise für den richtigen Aufbau her, da macht jeder sein eigenes Ding und gibt immer den Wert von 110 Ohm an.
Wenn man sich die Kabel so anschaut haben sie einfach nur alle 3 Leiter verdrillt und den Mantel drüber, so auch das Apogee White Eye.

Inakustik treibt es mit dem Air noch weiter. Deren Kabel haben alle den selben Aufbau mit den Abstand Haltern, bezeichnen sie aber als 75 Ohm Koax und auch 110 Ohm Variante. Irgend etwas kann da nicht stimmen.

Wenn Gert, wiedermal Tausend Dank für deine Hilfe, sich etwas ausgedacht und fertig gestellt hat werden wir uns den XLR Kabeln widmen.

Gruß Harald
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

saabcoupe hat geschrieben:Diese hatten hervorragende Meßwerte aus denen man ablesen konnte das Teflon und Luft verwendet wurde, klangen aber sehr bescheiden, viel zu dumpf.
Wenn die Messwerte hervorragend sind, insbesonders der Wellenwiderstand, sollte doch die digitale Übertragung, z.B. Reflektionsverhalten, perfekt sein. Da den digitalen Daten selbst ja keine Eigenschaft wie dumpf, hell, harsch etc. innewohnt, frage ich mich, was denn da nun das Dumpfe ausmacht. Fehlt da vielleicht was an HF-Einstreuung?
saabcoupe hat geschrieben:werden wir uns den XLR Kabeln widmen.
Mir ist bisher noch kein XLR-Stecker mit einem definierten Wellenwiderstand von 110 Ohm in irgendeinem Datenblatt begegnet.

Grüsse
Uli
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saabcoupe
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Beitrag von saabcoupe »

Hallo Uli,

der Wellenwiderstand war bei dem Teflon Kabel nicht perfekt, nur irgend etwas in den 60 Ohm wenn ich mich recht erinnere. Der super Messwert bezieht sich auf den Wert der Dämpfung, hab die Bezeichnung vergessen, da es zu diesem Zeitpunkt darum ging welche Materialien für den Aufbau ich benutze, mehr Schrumpfschlauch oder mehr Teflon Röhrchen.

Andererseits hatte ich aber auch Kabel mit Silber Leitern und Schrumpfschlauch die ebenfalls keinen besonders guten Wellenwiderstand hatten aber trotzdem besser klangen als das Teflon Kabel.

Fehlende HF Einstreuung? Das zu klären überlasse ich denen die etwas davon verstehen, halte es aber aus den schon berichteten für möglich.

Die Stecker spielen bei dem Bau der AES/EBU erstmal keine Rolle, es gibt ja noch nicht mal einen festen Kabel Aufbau der die 110 Ohm garantiert. Da verschiedene Kabel Durchmesser zu erwarten sind werde ich die Neutrik bis 7mm, Furutech 701/702 bis 9mm und Oyaide von 9 bis 12mm verwenden.

Gruß Harald
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Meine erste Wahl bei AES-Kabeln ist der XLR-Stecker Oyaide Focus 1.
Den Unterschied zu Neutrik kann man in einem hochwertigen Setup gut raushören.
Über Ebay als Import einigermaßen erschwinglich.

Viele Grüße,
Horst
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Horst,
Gert hat kürzlich vorgerechnet, dass die kurze Strecke eines Übergangs praktisch bedeutungslos sein sollte.
Und doch wird zwischen BNC 50 Ohm und BNC 75 Ohm unterschieden, außen identisch, in der Ummantelung des Buchseninnenkontakts jedoch sichtlich verschieden.

Bei den XLR-Verbindungen haben wir feste Steckerpins und lockere Kupplungshülsen, bei den Einbausteckern feste Pins und bei den Einbaubuchsen Printmontage die mechanische Kopplung an die Leiterplatte, bei der Kupplung ist da mehr Spiel (= Luft, ein nahezu perfektes Dielektrikum).
Irgendwie muss doch der Toleranzbereich bei den Steckern zur Gegenseite aufnehmbar sein, die Pins unnachbiebig, die Buchsen sich dem mit Federkraft nachgiebig anpassend.
Für mich ist unübersehbar, dass im Zweifelsfall bei der Buchse das Isoliermaterial mit seiner Dielektrizitätszahl den Wellenwiderstand der gesamten Steckverbindung mehr bestimmen könnte als die Betrachtung des Steckers allein.
Nun hat ein AES/EBU-Kabel sowohl Stecker wie Kupplung und man ist auf die Gegenseite mt angewiesen.
Bei Kabeln macht sich erfahrungsgemäß die Empfängerseite stärker bemerkbar, was Reflexionen betrifft (die wird von der Buchse mehr bestimmt als vom Stecker des Kabels, wie es bei SPDIF-RCA auch der Fall ist), aber wie Gert oben schön nachwies, ist auch die Quelleseite sichtlich zur Anpassung verpflichtet.
Es scheint mir also sinnvoll, auf der Empfängerseite zu dem Oyaide Stecker des Kabels auch eine Oyaide Buchse zu installieren, in der Erwartung, dass diese Kombination die bestmögliche Homogenität besitzt, dann im nächsten Schritt auch auf der Quelleseite den entsprechenden Einbaustecker vom selben Hersteller.
Das Thema bleibt spannend...
Grüße
Hans-Martin
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Hallo Hans-Martin
Hans-Martin hat geschrieben:Und doch wird zwischen BNC 50 Ohm und BNC 75 Ohm unterschieden, außen identisch, in der Ummantelung des Buchseninnenkontakts jedoch sichtlich verschieden.
Hoffentlich wird da ein Unterschied gemacht ! Bei den Frequenzen, für welche diese Stecker ursprünglich konzipiert wurden, spielt das eben schon eine Rolle. Bei den "lahmen" Audiosignalen eher nicht.

Ich habe mir schon die Ueberlegung gemacht, ob ein möglichst Verlustloses Kabel mit teuren Dielektrika und Innenleitern (von welchen HF Signale definitiv profitieren) nicht vielleicht sogar kontraproduktiv ist. Zwar ist ein höherer Signalpegel auf der Empfängerseite besser bezüglich Jitter aber eine höhere Kabeldämpfung führt zu weniger ausgeprägten Reflektionen was auch wieder besser ist bezüglich Jitter. Vielleicht gibt es ja für jede Gerätekombination einen "Sweet Spot" bezüglich Kabeldämpfung wenn Pegel und Reflektionen gegeneinander abgewogen werden.

Gruss

Charles
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Horst,
Trinnov hat geschrieben:Meine erste Wahl bei AES-Kabeln ist der XLR-Stecker Oyaide Focus 1.
Den Unterschied zu Neutrik kann man in einem hochwertigen Setup gut raushören.
Über Ebay als Import einigermaßen erschwinglich.
ja, die sind gut. Sicher kein Zufall, dass man sie auch im NF-Bereich an den besseren Kabeln findet. Ich habe sie für ungefähr die Hälfte des bei uns aufgerufenen Preises in Japan gekauft. Dauert aber dann ein bisschen, bis sie da sind.

Gibt es da eigentlich auch
Hans-Martin hat geschrieben:Es scheint mir also sinnvoll, auf der Empfängerseite zu dem Oyaide Stecker des Kabels auch eine Oyaide Buchse zu installieren
passende Einbaubuchsen und -stecker dazu?

Viele Grüße
Gert
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