SolidCore hat geschrieben:Das Thema ist weitaus komplexer, als man meint.
Hallo Stephan,
das ist wohl wahr
Angefangen bei Schaltnetzteilen. Die ohne Schutzerde streuen gerne zurück ins Netz. Die "bessere" Version leitet Störungen an Schutzerde ab. Es gibt mittlerweile auch Audio-Schaltnetzteile, die eben nicht die typischen Nachteile haben, dafür aber preislich deutlich höher liegen. Und auch Schaltnetzteile reagieren auf "bessere" Stromkabel.
Die Induktivitäten und Kondensatoren im Eingang sowie der strombegrenzende NTC addieren sich zu den Kabelparametern wie Kabelinduktivität und Kabelkapazität, und das quantitativ nicht im bedeutungslosen Bereich.
Weiter gehts zu der Austauschfrage. Ich würde ein Schaltnetzteil immer einfach mal gegen ein Linearnetzteil austauschen, mit Standartstromkabel wie beim Schaltnetzteil. Höre ich für mein Empfinden eine Verbesserung, kann es bleiben. Dies variiert bei verschiedenen Geräten sehr stark. So wirkt z.B beim RME DAC ein Linearnetzteil vergleichweise klein in der Verbesserung, eine Fritzbox ebenso, hat man allerdings ein DDC. oder irgendwas mit Clocks, kann der Tausch offene Münder erzeugen.
Die Frage nach dem besserem Stromkabel kann man also in beiden Varianten mit Ja beantworten.
Zum erwähntem anderen Steckertyp: Auch für die kleinen C8 (Rasierapparatstecker) gibt es sehr gute Stecker.
Die müssen nach meinem Verständnis von VDE angespritzt werden.
Hat man SNT und Linearnetzteile gleichzeitig, wäre es ratsam, die SNT auf rückwirkende Störungen zu prüfen. Wie beim Forentreffen demonstriert wurde. Ist so eins dabei, austauschen gegen ein unbedenkliches.
Der
AudioPrism Noise Sniffer verstummt sofort, sobald in der Nachbarschaft ein (Netz-)Gerät mit X-Kondensator eingesteckt wird.
Zusätzlich sollte man auch mal verschiedene "gute" Stromkabel ausprobieren. Um mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wieviel man damit erreichen kann. Aber auch erfährt, wie stark sie eine ausgewogene Wiedergabe herbeifördern, aber auch abrutschen lassen können. Das gleiche für viele andere Aspekte ebenfalls.
Nichts leichteres als das, aber viele können sich nicht vorstellen, dass sich mit dieser Veränderung der Versorgung ein hörbarer Unterschied resultiert.
HM Strassner hat mit dem Leader GridDipper aufgezeigt, dass die Gerätegehäuse mit ihrer Kapazität untereinander und der Netzkabel-Induktivität zum Verbindungspunkt an der Netzleiste sich als Parallelschwingkreis verstehen lassen, der sich von außen anfachen lässt. Deshalb setzt er Ferrite über Netzleitungen ein, um den Bereich jenseits 4MHz zu dämpfen. Mal abgesehen davon, dass viele Netzfilter oberhalb 8MHz nicht mehr so deutlich wirken, scheint hier eher der Schutzleiter gemeint zu sein. Wir hatte da schon einen ausführlichen
Netzkabel Thread und einen
weiteren.
In den Anfangszeiten von anderen Netzkabeln machte man gerne den Kardinalsfehler. Man hörte nur ein Lapp Ölflex gegen sein normales. Fand dabei heraus, es lohnt sich nicht wirklich.
Ich habe Lapp Ölflex in beiden Laufrichtungen, mit und ohne Aderendhülsen, mit gleichbleibenden nickelfreien anderweitig bewährten Steckern versehen. Die Ergebnisse blieben weit hinter meinen durch den allgemeinen Hype geschürten Erwartungen zurück. Mit PVC-Ummantelung kann man wohl bestenfalls nur durchschnittliche Ergebnisse erzielen, eingesteckt, angehört, abgewunken, eine Zeit lang eingespielt, wieder gehört, kein Fokus in der Abbildung, der Funke will nicht überspringen, Begeisterung fühlt sich völlig anders an, Stecker für Besseres wieder abgenommen ...
Bis man mal andere Hersteller ausprobiert, und erkennt, es lag am Lapp. Weil man klar und bedeutend mehr Unterschiede wahrnimmt, je besser ein Kabel wird.
Zuletzt noch die Netzleiste. In meinen Versuchen fand ich heraus, Baumarktleiste mit gutem Netzkabel bringt 30%, gute Leiste mit Beipackkabel 30%, beides zusammen aber 100%. So lohnt also nur die Konsequenz des Kettengedanken! Dieser beginnt bereits mit der Wandsteckdose.
Eine Sternverkabelung ohne Dosen/Stecker, also eine Netzspinne bringt einen nochmal weiter nach vorn.
Kürzere Schelkel ab dem Knotenpunkt reduzieren die verbindende Induktivität, verlagern die Resonanzfrequenz (lt. HMS) weiter nach oben, wo HF-Dämpfung wieder einfacher wird. Statt stapeln bietet es sich auch an, Geräte nebeneinander aufzustellen, zur Verringerung der Kapazität der Gehäuse.
Und zu guter "Allerletzt" noch ein Schmankerl. Netzfilter. Generell bringt nur probieren Erkenntnis. Aber manchmal kompensieren sie nur Fehler schlechter Netzkabel und Dosen. Es kann tatsächlich passieren, das mit Standartkabeln ein Netzfilter klangliche Vorteile hat, tauscht man nur die Kabel, könnte er auch Nachteile erzeugen.
Das erinnert mich an den kreuzweise Tausch zweier Oyaide-Netzkabeln an 2 Geräten, CD-Player und Rohrenverstärker, das habe ich in
diesem Beitrag beschrieben.
Ein weit verstreutes Betrachtungsgebiet, in dem man sich schnell selbst austrickst, und über das Fachbuch hinaus denken erfordert.
Gibt es ein Fachbuch zu diesem Thema, abgesehen von der EMV-Literatur?
Grüße
Hans-Martin