Eusebius hat geschrieben:Meine 901k waren völlig linear abgestimmt. (Den Auslieferungsschrieb habe ich noch.) Ich habe sie mir auf einen durchgehend zu den Höhen hin abfallenden FG eingestellt und bin davon (wie andere Besucher auch) völlig begeistert.
Hallo Rainer,
dem würde ich sofort zustimmen, würde dennoch gern wissen, unter welchen Bedingungen der Auslieferungsschrieb zustandekam. Ich vermute: im reflexionsfreien Raum gemessen oder die frühen Reflexionen wurden für die Messung ausgeblendet.
Aber was nützt der lineare Frequenzgang (auch ich bevorzuge am Hörplatz eine zu den Höhen abgesenkte Zielkurve, neben den sich üblicherweise auch bei linearen LS durch Raumeinflüsse abfallenden Höhen, ich vermisse im Konzertsaal nicht die Höhen wie im HiFi-Sound typisch), wenn wir nicht Mono sondern Stereo hören - und die Phantommitte, wo sich meist der Solist aufhält, eine prinzipbedingte Verfälschung erfährt, weil das, was wir vor der Nase haben, nun von beiden Seiten bekommen. Eberhard Sengpiel hat das
hier kommentiert. Es wird erkennbar, dass man nicht zugleich mit Equalizer die seitlich spielenden Instrumente unbehandelt lassen kann, und die Mitte voll zu entzerren. Außerdem wissen wir nicht, mit welchen Mitteln die Aufnahme im Mastering behandelt wurde. Da haben die Ohren unter den üblichen 30° der Boxenplatzierung eine ganz andere Aufnahme als bei einem von einem von vorn kommenden Signal. Ein mit 2 LS unlösbarer Konflikt, der sich prinzipiell durch Trinaural beheben ließe.
Da man tiefe Töne durch Laufzeit/Phasenunterschiede ortet, im Konzertsaal die seitlich spielenden Bässe und Pauken dessen Quermoden anregen, würde ich niemals die Tieftöner in der Raummitte, sondern weit auseinander platzieren. David Griesinger rät sogar, die Phase im Bass zwischen den Kanälen um 90° zu drehen, um mehr "Envelopment", also Umhüllung des Hörers zu erreichen (ich vermute, er bezieht sich auf die vielen Aufnahmen, die von Einzelmikrofonen oder Pickups per PanPot ins Stereo gebracht wurden, also keine Laufzeitunterschiede haben, Phasenunterschiede kommen vielleicht von den Halleffektgeräten).
Egal, wie gut die Boxen allein sind, Klangneutralität, die man aus dem gemessenen FG ableiten möchte, scheitert in der Praxis am Prinzip Stereo mit 2 LS. Ein Ohr zuhalten macht es nicht besser, einen LS abschalten vielleicht, bleibt aber unbefriedigend. Versucht man nun, beide Boxen gleichzeitig spielend zu messen, mit einem Mikrofon auf der Stereoachse, muss man sich klar machen, dass nur 1 Ohr diese Position einnehmen kann. Wir haben aber 2, die räumlich getrennt sind.
Es ist demnach klar, dass wir uns entweder mit dem zufriedengeben müssen, was wir uns eingerichtet haben, oder wir legen qualitativ nach, die letzten 30 Jahre haben uns dazu viele Erkenntnisse beschert.
Man könnte auch ausweichen und auf andere Aspekte setzen, z.B. Temperament, kraftvolle schnelle Musikwiedergabe, die unter die Haut geht und nicht nach akademischer Verfärbungsarmut fragt, dafür mitreisst.
Grüße
Hans-Martin