Mit dem Namen Roger Cicero verband ich einen samtigen "Crooner" im Stile Michel Bublés, der exakt die Nöte unserer lieben Frauen (einschließlich deren Ehemänner) versteht. Und in der Tat wurden wir nicht enttäuscht: Unter Begleitung einer hervorragenden Bigband groovte ein bestens gelaunter Roger Cicero fast 2,5 Stunden (netto!) durch die Köln-Arena und ließ mich mehr als einmal über seine treffenden Texte schmunzeln. Höhepunkt war ein Duett mit einer Laiensängerin, bei dem sich die beiden an den Kopf warfen, wer was nach einer Trennung erhält:
Nimm den Hund mit, behalt das Haus
du kriegst das Grundstück und den Benz, ich geb auf!
Nimm das Kaffeeservice, die Kreditkarten auch,
denn alles was ein Mann wirklich braucht
ist seine Ruhe!
Aber auch die Musik war klasse, ganz im Stile des Bläser-Funksoul der frühen 80er Jahre. Passend zum Konzert kann ich die CD Artgerecht daher nur wärmstens empfehlen:
Bewusst für einen Zeitpunkt nach dem Konzert habe ich mir seine CD Good Morning Midnight mit dem Julia Hülsmann Trio aufgehoben, die ich als audiophile Bescherung unterm Weihnachtsbaum vorgefunden hatte. Hier zeigt Roger Cicero, wessen Geistes Kind er ist: nämlich das seines Vaters Eugen Cicero, dessen Jazz-Gene Roger ganz offensichtlich geerbt hat.
Eine Kritik auf amazon.de:
Viele Grüßeamazon.de hat geschrieben:Julia Hülsmann komponiert unglaublich raffiniert und spielt so überlegt und zurückhaltend Klavier, dass es manchmal an Klassik erinnert. Die linke Hand fast nicht zu hören, die Rechte arbeitet sich durch faszinierende Variationen und Auflösungen der musikalischen Themen. Nur das entspannte und konzentrierte Spiel ihrer langjährigen Begleiter an b und dr sorgen dafür, dass diese zum Teil musikalisch sehr anspruchsvollen Stücke nicht in reine Kammermusik abgleiten. So aber wird es spannender Jazz, teilweise sogar richtig groovy. Vor allem am E-Piano verliert das Spiel von Julia Hülsmann die fast körperlose Leichtigkeit und Zurückhaltung und wird kraftvoll und dynamisch. Da bekommt das kleine Trio dann die Wucht und den Drive einer "großen" Band.
Cicero mit seiner geschulten und glatten Stimme gibt den Crooner überhaupt. Was ihm hier an technischen und musikalischen Schwierigkeiten zugemutet wird, ist schon fast mörderisch. Jedoch bleibt seine Interpretation immer entspannt und bringt die sehr vertrackten Melodien locker zur Geltung - ein ideales Zusammenspiel.
Ein Album mit hohem Langzeitwert für Liebhaber anspruchsvoller Jazzmusik. Und hört sich einfach schön an.
Rudolf