von Fujak » 05.08.2017, 08:12
Hallo Noel,
als jemand, der Acourate seit fast 10 Jahren verwendet, habe ich einige Lautsprecher an meiner Anlage gehört, die in Bezug auf Frequenzgang, Phasenverlauf / Gruppenlaufzeiten korrigiert waren. Spontan fallen mir Isophon Europa (passiv), Abacus-APC, Adam A5X, Dynaudio XD600, Adam Tensor Epsilon ein, um mal 4 wirklich grundverschiedene Lautsprecher zu nennen. Auf die will ich es mal der Übersichtlichkeit wegen bei meiner nachfolgenden Antwort begrenzt lassen.
Meine Antwort auf Deine Fragestellung muss ich in verschiedene Disziplinen aufteilen, die trotz Acourate unterschiedlich bleiben:
Tonalität:
Trotz Frequenzgang-Korrektur bleiben große tonale Unterschiede.
Im Bassbereich hat dies in erster Linie mit der Membranfläche zu tun. Bei allen o.g. Lautsprechern war es möglich, bis 30Hz linear zu entzerren (dann Roll-off). Bei gleichem Pegel wiesen die Lautsprecher eine sehr unterschiedliche Bassdynamik auf. Man kann sagen, dass je kleiner die Membrnfläche ist, desto geringer fällt der Bassanteil aus.
Bei der mittlerweile in Forumskreisen gut bekannten Misa Criolla mit Mercedes Sosa hört sich die große Trommel (Grundfrequenz 30Hz) bei einer Adam A5-X eher wie ein "Tock" an, bei der Adam Tensor Epsilon wie ein "Tuck", bei einer Abacus APC (B-Generation) wie auch einer Dynaudio XD600 wie ein "Bumm", doch erst bei einem mit Acourate eingebundenen großen Subwoofer (2x30cm Membran) auf 30Hz nach unten begrenzt, kommt die ganze tiefe Resonanz der Trommel rüber, die auch körperlich spürbar ist. Zudem wirkt dann der Bass wesentlich sauberer durchhörbar.
Ähnliche Beispiele sind Orgelmusik, Technobeats, Jazz-Kontrabass (z.B. Ray Brown Trio). Solche Aufnahmen hören sich nur mit Lautsprechern realistisch an, die rein physikalisch entsprechenden Hubraum zur Verfügung stellen.
Im Hoch und Mitteltonbereich, in dem man rein aus Gründen der Membranfläche geringere Unterschiede vermuten würde, sind auch dort eigene Charakteristika deutlich hörbar. Von den oben genannten Lautsprechern haben Adam Tensor Epsilon und die Dynaudio XD600 den natürlichsten Hochton: Seidig weich und dennoch strahlend. Die anderen genannten Lautsprecher hörten sich dagegen eher bedeckt an (am deutlichsten die Isophon Europa, gefolgt von Adam A-5X. Letztere klingt trotz moderater Pegel regelrecht komprimiert gegen die beiden erstgenannten.
Detailauflösung:
In puncto Detailauflösung verliert die Isophon Europa deutlich hinter der Adam A-5X. Spitzenreiter war die Dynaudio 600XD, die auch bei komplexesten Musikpassagen das Klangbild sehr durchhörbar auffächern konnte, dahinter Adam Tensor Epsilon und dann die Abacus APC.
Raumabbildung:
Bei der Raumabbildung ergibt sich diese Rangfolge: Spitzenreiter ist die Dynaudio 600XD gewesen, gefolgt von Adam Tensor Epsilon, dann Adam A5X, dann Abacus APC, dann Isophon Europa.
Für mich bleibt das Fazit, dass Acourate / Trinnov zwar einiges ausbügeln können, die unterschiedliche Abbildungsqualität dennoch hörbar bleibt, selbst wenn man das Ganze alleine auf den Frequenzgang reduziert. Es lohnt sich also, trotz elektronischer Korrekturmaßnahmen, in gute Lautsprecher-Hardware zu investieren. Auf unserem diesjährigen Forumstreffen im November wird ja ein Schwerpunkt ein Vergleich diverser Monitore sein, der das sicher erfahrbar machen wird (die Lautsprecher werden dort natürlich ohne Korrekturmaßnahmen spielen). Ich hoffe, dass möglichst viele Teilnehmer an dem Treffen ihre Monitore mitbringen, damit es eine große Bandbreite an aktuellen Modellen gibt.
Grüße
Fujak
